Hab ich nur Deine Liebe - von Ralph C. Martin

  • Hab ich nur Deine Liebe - Die Geschichte der Herzogin von Windsor


    Der Autor Ralph C. Martin trifft die schon betagte Wallis, Herzogin von Windsor, nach dem Tode ihre Mannes. Und sie, für die ein König seinen Thron aufgab, beeindruckt auch noch ihn. Ein höchst lebendiges Bild der jungen Wallis entsteht. Mädchen aus bester Gesellschaft - man muss zum Cotillion um dazu zu gehören - doch die Mutter war nicht reich. Also wurden Kleider selbst gemacht (auch um "anders" zu sein) und schon damals fiel Wallis auf. Eine frühe Ehe, die nicht gut verläuft, einige Liebschaften, eine zweite Ehe, die am König scheitert. Dennoch liebevoller Respekt der Ehemänner ein Leben lang. Die warmherzige, witzige, spritzige Wallis wird in den Vordergrund gerückt, nicht die kühle, perfekte Person, die so oft in den Medien war. Und mit ihr natürlich David, der abgedankte König Edward, so abhänig von ihr, so unglücklich darüber, dass England ihn nicht mehr braucht, so traurig über die Feindseligkeit seiner Frau gegenüber. Deutschfreundlich zu falscher Zeit seien sie gewesen, wird ihnen vorgeworfen - amateurhaft politisch meint der Autor. Der sich sicherlich nicht ausschließlich auf die Erzählungen der Herzogin verlassen hat. Denn wie sagt er am Schluss, sie habe die unangenehmeren Dinge verdrängt und erinnere sich an die schönen Seiten.
    Ich habe erst gedacht: was für ein blöder Titel -- mehr für einen Groschenroman. Finde ihn auch jetzt noch überaus albern. Aber der Inhalt hat mich so fasziniert, dass die 400 Seiten in zwei Tagen ausgelesen waren. Über den Herzog und die Herzogin hatte ich mal hier, mal da gelesen - meist nichts besonders nettes. Was ich nun verstehen kann. Denn das britische Establishment (und besonders Queen-Mum) kamen dem abgedanken König und der dafür ausschlaggebenden Dame mit unfairer Behandlung, Kälte und Feindschaft entgegen.
    Ob dieses positive Bild nun stimmt, oder das negative kann ich weiterhin nicht beurteilen (das muss eh jeder für sich selbst entscheiden) aber so viele Zeitzeugen, die sich in Gegenwart der Herzogin gut unterhalten und wohl gefühlt haben, können auch nicht irren.

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

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  • Oh danke Deutschebea....ich wusste tatsächlich nicht, dass es eine Biografie gibt über die Wallis, Herzogin von Windsor.


    Auch ich bin in meinen Biografien schon manchesmal über dieses eigenartige Paar gestolpert :grin


    Ich habe das Buch bereits bestellt ....für EUR. 5.80 (ungelesenes Exemplar) Heute scheint ein Glückstag zu sein in Sachen Bücher suchen und finden zu einem guten Preis.


    Nun freue ich mich und bin gespannt, was der Ralph C. Martin alles über die Windsors zu berichten weiss :grin


    Grüessli Joan :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Eine schöne Rezi. Mir gehts da wie dir: ich habe bisher auch nur hier und da etwas über sie gelesen, allerdings meist positives. Das kann dann wohl auch schlecht englischer Herkunft gewesen sein. Sie muss schon eine starke Persönlichkeit gewesen sein.

  • Hallo Igdie, hallo Joan
    danke schön (*ich werd ja ganz rot*)


    Ja, sie war eine starke Persönlichkeit. Das musste sie auch sein, um dem Herzog den Rücken zu stärken. Und das geht aus dieser Bio ganz klar hervor.
    Und Joan: ich bin auf dein Urteil gespannt.
    bea

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  • Dann hätten wir ja fast schon eine Leserunde beisammen :lache

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  • Zitat

    Original von Nell
    Die Rezi klingt wirklich interessant, das Buch kommt auf jeden Fall mal auf meine "Vormerkliste" :-)


    Bei mir auch! Ich weiß nämlich gar nichts über Wallis, außer eben, dass wegen ihr auf den Königsthron verzichtet wurde.
    @ Deutschebea: Ergänzt du hier auch noch den Autorennamen im Titel? Danke! :wave

  • Zitat

    Original von milla


    @ Deutschebea: Ergänzt du hier auch noch den Autorennamen im Titel? Danke! :wave


    Erledigt.


    Ich lerns schon noch milla!
    bea

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  • Meins ist noch nicht da....ich bin immer noch in Erwartung :grin



    Edit: Sodele .....meins ist heute auch angekommen. Ich freue mich schon auf die Lektüre.
    Nur schade, dass es, ausser auf dem Cover, kein Bildmaterial gibt.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Wow.... :wow


    Ich such glaubs besser grad nach einem Doppelpack: diesen Bildband und dann zusätzlich noch gratis dazu einen Dictionary Engslich - Deutsch :lache

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  • Hallo Joan,
    in meinem Band sind aber in der Mitte ein paar Fotos zu finden.
    Hast du ne andre Ausgabe?
    bea

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  • Hallo Deutschebea


    ich habe die TB-Ausgabe vom Kelter-Verlag....Cover königsblau mit einem ovalen, goldumrandeten Bild des herzoglichen Paares.


    :wave

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  • Ich habe das Buch ausgelesen und es hat mich sehr berührt. Der Autor hat sich mit einer eigenen Wertung angenehm zurückgehalten, was ich gut finde. Er schildert sie nicht immer in einem nur positiven Licht, sondern erwähnt auch, dass sie auf manche Menschen einen kalten, herrischen Eindruck machte, aber er wertet es nicht.


    Ich glaube, mein Bild der Herzogin von Windsor ist das einer sehr starken Frau, die für ihre Generation viel zu selbständig war, um gemocht zu werden. Vor allem vom feudalen britischen Adel, der für sowas eine viel zu konservative Ausprägung hatte.


    Das Herzogpaar stand seit dem Tag ihrer Eheschließung zeitlebens unter dem enormen Druck, als Paar zu versagen und so den "Hab-ichs-doch-gleich-gesagt"-Orakeln zu entsprechen. Hinzu kam, dass sie sich erst sehr spät ein Heim schaffen konnten, das ein zuhause werden konnte.


    Mein Bild von Wallis ist nach diesem Buch positiv, auch, wenn ich ihre Lebensgeschichte nicht verifizieren kann. Sehr traurig fand ich das Ende des Buches. Es lässt die Herzogin allein und einsam zurück und endet irgendwie im Nichts.


    Wen es interessiert: Die Herzogin stirbt 1986 nach längerer Krankheit, ihr Vermögen geht an das Institut Pasteur, einige Einrichtungsgegenstände vermacht sie dem französischen Staat. Die englische Königsfamilie wird nicht bedacht. Erst nach ihrem Tod duldet man sie an der Seite ihres Mannes und begräbt sie neben ihm in England.


    Was bleibt ist eine wirklich sehr außergewöhnliche und gegen alle Widerstände und Unterstellungen wohl doch sehr innige Liebesgeschichte. Wie hätte sie sonst bei diesen Bedingungen 35 Jahre überdauern können.

  • Zitat

    Original von Deutschebea
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    Ich habe erst gedacht: was für ein blöder Titel -- mehr für einen Groschenroman. Finde ihn auch jetzt noch überaus albern.


    Ich glaube, das ist ein Operettentitel.
    Danke für die schöne Rezension, ich werde mir das Buch besorgen.