James Sheehan
Der Todeskandidat
OT: The Mayor of Lexington Avenue (2005)
Der Autor
James Sheehan wurde 1950 geboren und ist Rechtsanwalt. Er vertrat die Eltern der Komapatientin Terri Schiavo in dem Aufsehen erregenden Prozess um Sterbehilfe und lebt in St. Petersburg (Florida).
Inhalt
Bass Creek, Florida, ist tiefste Provinz: Korrupte Lokalgrößen schieben dem geistig zurückgebliebenen Rudy den Mord an einer jungen Prostituierten in die Schuhe - er wird zum Tode verurteilt. Erst als Rudy schon in der Todeszelle sitzt, bekommt Jack Tobin, ein New Yorker Staranwalt, Wind von der Sache. Rudys Vater und er sind in ihrer Jugend durch dick und dünn gegangen, und Jack setzt alle Hebel in Bewegung, um den Sohn seines früheren besten Freundes aus seiner verzweifelten Lage zu befreien. Kann er die Mühlen der Justiz aufhalten und die wahren Schuldigen entlarven?
Meine Meinung
Hört sich ja wirklich 0815mässig an. Solche Justizthriller gibt es ja wie Sand am Meer, dachte ich mir. Aber ich wollte mal wieder einen davon lesen. Und bin wirklich positiv überrascht worden.
Wie unschwer zu erraten, dreht sich das Buch um die Todesstrafe. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern weiß man hier von Beginn an, dass Rudy, der vermeintliche Täter, vollkommen unschuldig ist. Das mag vielleicht ein klein wenig Spannung nehmen, ist aber mal eine Abwechslung.
Bis ca. zur Hälfte des Buches wechseln die Kapitel ständig zwischen vor 10 Jahren und den 60er Jahren. Anfangs wusste ich nicht, was der Autor mit den Rückblenden bewirken will. In dem Buch spielt Freundschaft eine nicht kleine Rolle, und es wird dann im zweiten Teil des Buches auch klar, für was die Rückblenden gedacht sind. Jack Tobin, der Anwalt, tritt erst in der zweiten Hälfte des Buches, welches in der Gegenwart spielt, in Aktion. In den Rückblenden lernt man den jugendlichen Jack 'Johnny' Tobin kennen.
Die Mitte des Buches war für mich ziemlich überraschend, da ich mir keinen Reim darauf machen konnte, was auf den nächsten paar hundert Seiten denn nun alles passieren soll. Mehr will ich dazu gar nicht sagen, sonst wäre der Ausgang klar. Nur soviel, als dass dies keine der x Stories ist, in denen auf der letzten Seite, 2 Minuten vor der geplanten Hinrichtung des Unschuldigen, das Telefon läutet und der Gouverneur den Verurteilten begnadigt. Trotzdem, auf der letzten Seite hatte ich mit den Tränen zu kämpfen.
Damit hier auch etwas negatives steht... die Liebesbeziehungen entstanden mir etwas zu schnell. An seiner romantischen Ader muss Sheehan noch etwas arbeiten. Die waren so rein gar nicht überzeugend. Und Jack ist vielleicht etwas zu gut um wahr zu sein. Ein paar charakterliche Fehler hätte ich mir schon gewünscht. Aber über diese Kleinigkeiten habe ich gerne hinweg gelesen.
Mein Fazit: Spannend, unterhaltsam, kurzweilig. Und ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Für mich war es ein tolles Lesevergnüngen. Freue mich schon auf weitere Bücher des Autors.
Der Verlag hätte mal besser daran getan, den Originaltitel wortwörtlich zu übersetzen. 'Der Bürgermeister der Lexington Avenue' wäre sehr viel passender, versteht man aber auch erst, wenn man das Buch gelesen hat.
Gibt es hier Leute die die Gerichtsthriller von Grisham mögen? Denen kann ich das Buch nur empfehlen. Wobei ich vielleicht noch erwähnen sollte, dass sich ein Großteil der Story nicht direkt im Gerichtssaal abspielt.