Die Kreuze im Nebel
von: Rodney Bennett
OT: Abbot's Way
Aus dem Englischen von: Susanne Lenz
Freies Geistesleben (HC), ISBN: 3772511376
Beltz & Gelberg (TB), ISBN: 3407783434
Altersempfehlung: 12 laut Verlag
Tom und William, im Alter von 13 und 14 Jahren sind ein ungleiches Paar. Tom ist der Introvertierte, Insichverschlossene, musisch Begabte und William eine Abenteurernatur, die ganz wissenschaftlich alles Unerklärliche abstreitet.
Doch Unerklärliches passiert. Die beiden Jungen finden, als sie sich bei einer ihrer Touren im Moor verirren, schon längst zerstört geglaubte Kreuze, Wegmarkierungen des mysteriösen Abtweges Tom sieht plötzlich längst verstorbene Personen lebendig werden und erlebt Geschichte hautnah mit. Dies wird von William vorerst als Spinnerei abgetan. Aber auch er muss sich der Frage stellen: Was ist wahr, was ist vergangen, was ist übernatürlich? Und wie passt das alles zusammen?
Bei einer weiteren Expedition im Moor sind die Kreuze verschwunden und die Jungen vermuten eine logische Erklärung. Sie verdächtigen die Lamberts, Besitzer der Calder Farm.
Doch je mehr die Geschichte fortschreitet, desto klarer wird, dass nicht alles logisch erklärt werden kann - wie sonst wäre es möglich, dass Tom eins mit dem Novizen Peter wird?
William muss seinem Freund beistehen und vor allem herausfinden, was die Bewohner der Calder-Farm, Pfarrer Bathwick und sein Freund der Apotheker wissen...
Ein gelungenes Kinderbuch. Und das Tolle ist, dass es ohne richtigen Bösewicht sowie nahezu ohne Gewalt auskommt und trotzdem schön geheimnisvoll und spannend ist. Besonders die karge Moorlandschaft und das Erforschen derselben tragen zur etwas gruselig-mysteriösen Atmosphäre bei. Außerdem eignen die beiden Jungen sich wunderbar als Protagonisten, da sie beide auf ihre Art nicht perfekt, aber sehr liebenswert beschrieben werden.
Doch auch die Nebenfiguren sind gut gelungen. Die musizierenden Bibliothekare, der kricket-vernarrte Pfarrer und die seltsamen Leute von Calder Farm sind alle eigenständige Charaktere und lassen die Geschichte lebendig werden.
Was mir sehr gefallen hat, ist auch die Idee, die geschichtlichen Ereignisse direkt in die Gegenwart einwirken zu lassen. So hat das Ganze zusätzlich zur Spannungsebene auch noch leicht lehrreichen Charakter - man wird von den beiden Jungen richtig animiert selbst mitzuforschen. Gut gelungen, wirklich.
Ein kleines Manko ist der Stil, der mir doch nicht immer uneingeschränkt gefallen hat, das kann ich aber nicht genau festmachen. Dennoch trübt das den Lesegenuss nicht sooo stark. Ein schöner Roman, spannend, genau das Richtige für einen Sonntagvormittag auf dem Sofa.
Rodney Bennett (*1939, Devon), der Naturwissenschaften und Psychologie in Cambridge studierte und beim Fernsehen arbeitete, ist dieser Roman recht gut gelungen, mir gefiel er auch besser als "Die Abrechnung", das ich von ihm bereits gelesen hatte. Das mag aber auch an der Übersetzung liegen, die ich bei der Abrechnung nicht für sehr gelungen hielt...
Fazit
Ein nahezu gewaltloses mysteriös-spannendes Kinderbuch, das zwar etwas altmodisch ist, das ich aber gerade deswegen mag.
8/10 Punkten
bartimaeus