Nachdem ich "Verdammnis" beendet habe, habe jetzt bewusst zwei Tage gewartet bevor ich dazu etwas schreibe. Eine vernünftige Rezi sofort nach Beendigung des Buches zu schreiben wäre unmöglich gewesen da ich komplett in die Geschichte versunken bin und das Ende wirklich dramatisch ist.
Im Gegensatz zum ersten Buch "Verblendung" das eine in sich abgeschlossene Geschichte ist, endet "Verdammnis" mit einem Cliffhanger das den Leser dazu animieren soll auch das dritte Buch "Vergebung" zu kaufen und zu lesen. Wer die Trilogie nicht gelesen hat, dem sei empfohlen die Reihenfolge der Bücher (Verblendung, Verdammnis, Vergebung) einzuhalten da sonst Informationen zu Personen und deren Lebensart und Handlungen fehlen. Es handelt sich hier wie gesagt um den zweiten Teil einer Trilogie. Diese Mittelteile sind immer sehr schwierig, erstens sollen sie den meist tollen ersten Teil noch besser fortsetzen und zugleich Lust auf den fulminanten letzen Teil machen. Meiner Meinung nach ist dies Stieg Larsson hier sehr gut gelungen.
Die Geschichte beginnt recht ruhig und auf den ersten 250 Seiten passiert nicht wirklich allzuviel. In diesem ersten Drittel des Buches geht es hauptsächlich darum dem Leser die überaus faszinierende Person Lisbeth Salander näher zu bringen. Es geht um ihre spezielle Lebenseinstellung, ihre eigenwillige Art die Dinge zu betrachten und anzupacken und ganz allgemein weshalb sie so ist wie sie eben ist. Da ich eher Belletristik/Zeitgenössische Bücher lese und nur zur Abwechslung Krimis/Thriller empfand ich diesen Abschnitt nicht als zu lang oder gar eintönig sondern als informativ und interessant. Ich kann mir aber vorstellen das der "hartgesottene" Thrillerfans diese Einführung ins Buch als etwas langweilig ansieht. Dann wird natürlich auch der Kern der Handlung eingeführt: Mädchenhandel/Prostitution von Minderjährigen. Die Täter: teilweise Polizisten, Richter und ranghohe Regierungsbeamte. Der Journalist Mikael Blomkvist will darüber in seinem Magazin schreiben und zusätzlich ein Enthüllungsbuch veröffentlichen.
So ab Seite 250 nimmt die Geschichte dann Fahrt und Tempo auf und steigert sich kontinuierlich bis zum fulminanten Ende. Das heisst, dass der Informant von Blomkvist erschossen wird und auf der Tatwaffe Lisbeth Salanders Fingerabdrücke sind. Von da an ist die Polizei auf der Jagd nach Lisbeth. Allerdings nicht nur die Polizei sucht Lisbeth Salander sondern auch zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt... Weshalb dies so ist und weshalb Lisbeth irgendwie doch in die Sache verstrickt ist verrate ich nicht mehr...
Fazit: Ich bin von diesem Buch begeistert. Der Autor Stieg Larsson hat einen begnadeten Erzählstil und ist ein richtig guter Geschichtenerzähler. (Wobei hier auch die deutsche Übersetzung richtig gut gemacht wurde). Selbst der rund 250 seitige Einstieg ins Buch ist interessant erzählt und hat meiner Ansicht nach keine Längen. Die nächsten 500 Seiten bis zum Schluss sind dann wie erwartet sehr spannend wobei der Autor immer wieder ein kleines Stück "Storytelling" einbaut das dem Leser erlaubt kurz luftzuholen und durchzuatmen bevor es dann wieder ordentlich zur Sache geht. Meine einzige kleine Kritik ist die fast zu tolle Darstellung der Fähigkeiten von Lisbeth Salander. Sie ist schliesslich keine "Superwoman"Oder etwa doch? Ein grossartiger Krimi den ich in drei Tagen gelesen habe. Auf den letzten Teil der erst in einem Monat als TB erscheint warte ich sehnsüchtig. 10 von 10 Punkte.