Jon Ewermann lebt als beliebter Lehrer am Wilhelm-Busch-Gymnasium in Hamburg und mit seiner reichen Ehefrau Charlotte seit Jahrzehnten ein scheinbar gesättigtes Leben. Doch die Tatsache, dass er seine Frau nicht mehr liebt, treibt ihn häufig in die Arme anderer Frauen und sie in die Alkoholsucht. Seine Affären sind immer oberflächlich bis eine neue Kollegin den Lehrkörper erweitert: Julie.
Seit er sie kennt, fühlt er sich wieder jung und mutig. Bis über beide Ohren verliebt, setzt er alles aufs Spiel und beschließt, sich endgültig aus seiner unglücklichen Ehe zu lösen. Doch seine tobende Frau erleidet nach einem Wutausbruch einen tödlichen Unfall und erspart ihm lästige Scheidungsverhandlungen und er erbt sogar das ganze Vermögen.
Nur zwei Personen äußern leise Zweifel an dem Unfall…
Dies ist der Auftakt zu einer leidenschaftlichen wahnsinnigen Kriminalgeschichte, die sich stark verdichtet und unvorhersehbare Konsequenzen für Jons ruhiges Leben haben.
Ich war sehr schnell von dem Roman gefesselt und gespannt, was sich entwickelt. Innerhalb zweier Tage hatte ich die 377 Seiten verschlungen. Nach „Kleine Schwester“ und „Katzenzungen“ hatte ich hohe Erwartungen, die nicht enttäuscht wurden. Der gradlinige Erzählstil wirkte auf mich nach einem Monat mit schwerer Kost erfrischend. Der Kriminalteil, wird aus Sicht des Betroffenen berichtet und spielt sich hauptsächlich auf psychologischer Ebene ab. Wer Ermittlungen erwartet, wird enttäuscht.
Das Beziehungsgeflecht ist aufgrund der beschränkten Personenzahl übersichtlich und eindringlich. Als neutraler Beobachter (als Leser) erkennt man mehr als Jon und ist ihm ein Stück voraus. Andererseits kann man sich gut in seine Gefühlswelt versetzen und erlebt seine Handlungen ängstlich und fasziniert mit.
Für mich war es feine Unterhaltungsliteratur! Mehr davon! Ich könnte mir vorstellen, dass Fans von Ingrid Noll hier voll auf ihre Kosten kommen!