Jaan Kross - Der Verrückte des Zaren

  • Titel: Der Verrückte des Zaren
    Originaltitel: Keisri hull
    Autor: Jaan Kross
    Verlag: Süddeutsche Zeitung Bibliothek Band 78
    Erschienen: Oktober 2007
    Seitenzahl: 365
    ISBN-10: 386615528X
    ISBN-13: 978-3866155282
    Preis: 5.90 EUR


    Jakob Mättik erzählt in seinem Tagebuch die dramatische Geschichte seines Schwagers Timotheus von Bock. Von Bock hatte sich im Jahre 1812 im Krieg gegen Napoleon ausgezeichnet und das Vertrauen und die Freundschaft von Zar Alexander I. erworben. Der Zar nimmt ihm das Versprechen ab, ihm (dem Zar) unter allen Umständen immer die Wahrheit zu sagen. Als Timotheus dem Zar mit aller Deutlichkeit auf die Missstände im Zarenreich aufmerksam macht, fällt von Bock in Ungnade. Man verhaftet ihn und er wir eingekerkert. Seine schwangere Frau Eeva bleibt zurück. Nach neun Jahren kommt von Bock frei aber er muss ausschließlich auf seinem Gut leben. Er beginnt das Leben eines Sonderlings zu führen.


    Jaan Kross wurde 1920 in Estland geboren und ist Ende 2007 gestorben. Er ist der bekannteste estländische Romancier und wurde bereits mehrere Male für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.


    Ein sehr intensives Buch das den Leser sehr schnell in seinen Bann zieht. Jaan Kross versteht es meisterhaft die Zeit von vor fast zweihundert Jahren lebendig werden zu lassen und uns das Handeln begreiflich werden zu lassen. Er misst nicht mit den heutigen Maßstäben, vielmehr stehen die handelnden Personen voll in ihrer Zeit und aus dieser Zeit erwachsen eben auch ihre Taten, ihre Einstellungen und ihr Handeln.


    Kross erwartet von seinen Lesern eigenständiges Denken, nichts kaut er ihnen vor damit sie dann nur noch irgendwelchen Gedankenbrei runterschlucken müssen. Er schreibt und beschreibt nicht distanzlos, er lässt seinen Figuren die notwendige Luft zum Atmen und auch den Lesern wird dieses Privileg zu Teil.


    Ein sehr lesenswertes Buch auch wenn die Schrift leider sehr klein und nicht unbedingt augenfreundlich ist – aber man kann nicht immer alles haben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.