Der Hype um "Cloverfield" sucht seinesgleichen. Als damals vor einem Blockbuster im Kino ein kurzer und sehr minimalistischer Trailer gezeigt wurde, der dem verblüfften Zuschauer nichts weiter als eine gigantische Zerstörungswelle in New York zeigte, waren die Spekulationen kaum mehr zu bremsen. Ein Monster? Ein Terroranschlag? Die Apokalypse? Oder wie oder was?
Ersteres erschien wahrscheinlich, denn was sonst beißt der Freiheitsstatue den Kopf ab und kullert denselben anschließend angewidert durch Manhattan?
Geschickt gestreute Andeutungen, ohne irgendetwas aufzuklären, verursachten einen wilden Hype unter den Filmfans. Nun, dies kann man eine sehr geschickte Marketingmasche nennen. Und sie wirkte. Scharenweise kamen die Zuschauer in die Kinos (zumindest als wir da waren), gespannt wie Flitzebögen und ratlos wie Brot.
Aber was erwartet einen nun, wenn man sich "Cloverfield" anschaut?
Erstens: Es ist ein Film voller unerfahrener Schauspieler-Anfänger. Doch die erledigen ihre Aufgabe besser und authentischer als die meisten ihrer großen Kollegen. Panik, Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit werden so glaubwürdig dargestellt, dass man unwillkürlich mitleidet und sich streckenweise dabei erwischt, das Ganze für real zu halten.
Zweitens: Wie auch bei "Blair Witch Project" wird während des gesamten Films per Handkamera gefilmt. Das verursacht bei manchen Kopfweh, Spiralen in den Augen und Übelkeit, ist jedoch meiner Meinung nach erträglich. Die ersten 20 Minuten kann man getrost vergessen. Sie gehören ignoriert. Wer dann den Kinosaal noch nicht torkelnd verlassen hat, wird mit einer atemlosen Monster-Hatz durch New Yorks Schluchten belohnt. Und diese wird derart realistisch dargestellt, dass man sich mühsam schluckend immer wieder einreden muss, dass dies nur ein Film ist. Trotz verdammt echt wirkender Bilder und Emotionen. Und spätestens wenn man durch die Augen des Filmers, eingeschlossen in einem zerstörten Hochhaus, das gigantische Monster auf sich zuwalzen sieht, stellt sich eine mentale Übelkeit ein.
Das Untier selbst ist anfangs nur sehr vage zu sehen, jedoch umso deutlicher zu hören. Wie wirkungsvoll tief dröhende und donnernde Geräusche sein können, weiß man seit Krieg der Welten.
Zum Ende hin entfaltet das Ungeheuer jedoch seine ganze Pracht und walzt sich riesenhaft durch die Straßen. Das Militär ist überfordert - und als das Monster auch noch spinnenartige Parasiten ablässt (angesichts der Größe des Untiers könnten das durchaus seine Krätzmilben sein), sieht es schlecht für die Bevölkerung aus. Wie das Militär schon sagt: "Was immer es ist, es gewinnt!"
Wilde Fluchten und Hetzjagden folgen. Wie in Monsterfilmen üblich, nerven auch hier die Protagonisten streckenweise durch ihre Doofheit. Da steckt man im Tunnel, es herrscht Düsternis, man hört bizarre Geräusche und hat nichts Besseres zu tun, als starr stehenzubleiben und sich gegenseitig zu fragen, "ob da etwas wäre". Oder "Hast du das auch gehört?" oder "Ich glaube da kommt was!"
Ja, es kommt auch was. Potzblitz! Solche Idioten sollten stets einen Salz- und Pfefferstreuer dabei haben, um sich vor ihrem "Hast du das auch gehört!" schonmal das Zeug unter die Achseln zu streuen.
Einen Fehler im Film gibt es natürlich: Dass sich das Militär in Realität wohl kaum die Mühe machen würde, bis zur letzten Sekunde Zivilisten auszufliegen, dürfte wohl klar sein. Genauso klar - und hier ist der Film wieder realistisch - wie die Tatsache, dass eben jenes Militär nicht zögern würde, ganze Landstriche mit einer Atombombe plattzumachen, nur um das böse Monster auszulöschen. Und wahr ist auch, dass die Amerikaner angesichts eines godzillaartigen Untiers zu Hamsterkäufen neigen.
Positiv: Es hat keine Frau angesichts des Schreckens ein Baby bekommen!
Fazit: Ein atemloses, äußerst realistisches Spektakel, das geschickt mit menschlichen Urängsten spielt. Es gibt allerdings keine Aufklärung über das Was? und Woher?, was im "Ernstfall" wohl auch so sein würde - außer bei der BILD. (Killerklumpen frisst Erde auf)