Inhalt:
Tagelang beobachtet Ron, ein selbständiger Handwerker, die 9jährige Rachel. Er hat schon vorher Mädchen auf Schulhöfen heimlich beobachtet, doch Rachel fasziniert ihn. Er entwickelt eine psychopathische Liebe zu ihr und bereitet heimlich in seinem Keller ein Zimmer für Rachel vor. Als bei einer seiner Beobachtungen ein Stromausfall die Gelegenheit bietet, greift er zu und entführt Rachel. Seine Lebensgefährtin Nancy weiht er ein und sie hilft ihm, auch um das Mädchen vor Ron und eventuellen sexuellen Angriffen zu schützen. Er hält sie gefangen im Keller, versucht das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen, was ihm nach Wochen auch gelingt, in dem er ihr Horrorgeschichten über die böse Welt draußen erzählt. Doch in ihm wächst der Wunsch, sich ihr körperlich zu nähern.
Als dieses Verlangen unüberwindbar wird, zieht er die Notbremse.
Dieser Roman beschreibt die Entführung aus Sicht des Täters, des Opfern, aus Sicht der Mutter, die geplagt ist von nagenden Selbstzweifeln und mit dem großen Medieninteresse konfrontiert wird, daß ihre Lebensweise in Frage stellt.
Meine Meinung:
Ron erfüllt nicht die Rolle des bösen Psychopathen - und da liegt gewissermaßen mein Problem mit diesem Buch. Er entführt ein Mädchen in eindeutiger Absicht - und dann schildert die Autorin den inneren Kampf dieses Mannes mit seinem Verlangen. Gewissermaßen macht sie ihn zu einem "Guten".
Auf mich wirkt das verstörend. Sicher beabsichtigt von der Autorin, die mit den Lesegewohnheiten brechen will. Sie gibt dem Täter ein menschliches Gesicht und zeigt: es gibt nicht nur schwarz und weiß. Auch nicht, wenn es um Kindesentführung geht.
Nun gehöre ich aber wohl zu den Leserinnen, die das nicht will. Für mich gibt es keinen "guten" Kindesentführer, für mich gibt es keine Graustufen bei einem so unmenschlichen Verbrechen, wie ein Kind in einen Keller zu sperren aus sexuellen Absichten heraus.
Gowdy hat in einem Interview gesagt, daß sie das Buch geschrieben hat, um zu verstehen, was im Kopf eines Menschen passiert, der der sexuellen Anziehungskraft eines kleinen Mädchens erliegt. Verständnis, Einfühlung, Empathie - das ist etwas, was ich für solcherlei Täter nicht aufbringen kann und nicht aufbringen will - und darum bleibt nicht viel Sympathie für dieses Buch bei mir übrig.