Die indische Prinzessin von Javier Moro

  • Über das Buch


    Madrid, 1906. Ist es Schicksal, das den indischen Maharadscha von Kapurthala in den Kursaal führt, in dem die 16-jährige Anita die Zuschauer mit ihrem Flamencotanz verzaubert? Ein Blick in das schöne Gesicht Anitas und er verliebt sich unsterblich in die anmutige Andalusierin. Nach einigen Wochen gibt sie seinem Werben nach - die Sensation ist perfekt: Sie, ein mittelloses Mädchen aus Südspanien, heiratet den indischen König! Ihrer Märchenhochzeit in Indien folgt ein aufregendes Leben in unvorstellbarem Luxus, aber sie ist nur eine von fünf Frauen im Harem des Herrschers. Und als sich Anita in einen seiner Söhne verliebt, löst sie damit den Skandal im indischen Kolonialreich aus.


    Über den Autor:


    Javier Moro, 1955 in Madrid geboren, hat nach seinem Studium der Anthropologie lange Zeit als Drehbuchautor in den USA gelebt. Er ist Filmproduzent, Autor mehrerer Sachbücher und freier Journalist für El País und El Mundo. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Alicante.


    Meine Meinung:


    Javier Moro erzählt in seiner Biographie die wahre Lebensgeschichte der Anita Delgado, die als junge Europäerin mit der Hochzeit in eine völlig andere Welt eintaucht. Der Autor hat es wunderbar verstanden, den Lesern die fremde Welt des Indien zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezubringen, indem er nicht nur die Geschichte der Spanierin erzählt, sondern auch die des Maharadschas seit seiner frühesten Jugend. Anders, als in der Kurzbeschreibung erwähnt, ist Jagatjid Singh nicht der indische König, sondern einer von vielen indischen Fürsten, die von den Engländern eher geduldet und gegängelt werden, als respektiert. Er ist gleichzeitig tief in seiner Kultur verwurzelt, wie auch begeistert von der europäischen Lebensweise und vielleicht verliebt er sich deshalb in die kapriziöse junge Spanierin, die so ganz anders ist, als seine bisherigen vier indischen Frauen. Er ist ein fortschrittlicher Mann, der alles versucht, um aus seinem Fürstentum einen modernen Staat zu machen. Trotzdem gelingt ihm der Spagat nicht so ganz, ist er doch in beiden Welten gleichermaßen zuhause und trifft so auch auf unüberbrückbare Gegensätze, gerade auch in seiner Ehe.


    Anita, die anfangs nichts von ihrem 18 Jahre älteren Verehrer wissen will, lässt sich - jung, wie sie ist, doch von diesem eleganten und so unvorstellbar reichen Gentleman blenden und schließlich auch heiraten. Sie hat da nicht allzuviel mitzureden.


    Die Hochzeit findet noch in Europa (Paris) statt und Anita wird innerhalb eines Jahres auf ihre Rolle einer indischen Fürstin vorbereitet. Dann reist sie nach Indien und ihr Leben ändert sich grundlegend. Von den anderen Frauen des Maharadschahs wird sie nicht akzeptiert und auch die versnobten Engländer behandeln sie wie Luft. Sie akzeptieren nur die indischen Gemahlinnen, nicht jedoch die Tatsache, dass eine Europäerin freiwillig in einer polygamen Gesellschaft lebt.


    Wie ihr Leben weiter verläuft, verrate ich an dieser Stelle nicht, nur so viel: Es ist alles andere als märchenhaft, trotz des Reichtums, der sie umgibt.


    Dem Autor ist es trotz einiger Längen gelungen, das Leben dieser Frau sehr anschaulich zu schildern. Das ist auch der einzige Wermutstropfen, den ich habe: meiner Meinung nach hätte dem Buch an einigen Stellen eine Straffung ganz sicher nicht geschadet.


    Sehr schön fand ich die Gestaltung und den Aufbau des Buches: Meine Bertelsmannausgabe endet mit einer Zusammenfassung, was aus den einzelnen Personen geworden ist und einer Fotosammlung mit Bildern Anitas und ihres Fürsten. In einem Nachwort erwähnt der Autor eine interessante Begegnung, mit einer Verwandten Anitas nach Erscheinen der Erstauflage.


    edit: Autor nachgetragen :wave

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Hach, wie schön, wenn eine Rezi zu einem Buch, das mich interessieren würde, kommt, und ich es weder auf die Wunschliste setzen noch kaufen muß ... weil ich es schon habe (auch in der Bertelsmann-Club Ausgabe). :-) Muß ich es nur noch lesen, irgendwann.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich muss gestehen, ich bin einem Irrtum aufgesessen, als ich zu dem Buch gegriffen hab. Das hat man davon, wenn man den Klappentext nicht richtig liest – ich dachte nämlich, hier würde es sich um ein fiktionales Buch handeln im Stil von Laila El Omari oder Nicole Vosseler. Aber falsch gedacht, viel mehr handelt es sich um die Biographie der Anita Delgado, die, gerade siebzehnjährig, einen indischen Fürsten heiratet und zu einer der schillerndsten Frauengestalten des 20. Jahrhunderts wird, vergleichbar mit Soraya oder Lady Diana.


    Das Buch beginnt mit der Reise der zukünftigen Prinzessin nach Indien – unterwegs ist sie immer wieder unsicher und grübelt ob sie wohl den richtigen Schritt getan hat. Dabei blickt sie zurück, wie sie aufgewachsen ist, wie sie den Fürsten kennen gelernt hat und wie sie schließlich seinem Werben nachgegeben hat – ein bisschen durch ihre Mutter bedrängt, die mit der Brautgabe ihre Familie aus der Armut gerettet sieht. Zu Beginn ist natürlich alles wie im Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Aber – und das ist bei solch einem Buch auch nicht anders zu erwarten – hält dieses Märchen nicht lange an…


    Das Buch lässt sich durchaus gut lesen, es ist in eher einfacher Sprache geschrieben. Manchmal wirkt die Sprache (der Übersetzung) etwas unpassend, wenn da zB Wörter wie „krass“ verwendet werden. Ich muss zudem gestehen, dass mich anfangs sehr irritiert hat, dass der Autor im Präsenz schreibt. Damit habe ich bei einer Biographie irgendwie immer ein Problem und frage mich, woher der Autor wohl wissen mag, wie das Wetter an einem bestimmten Tag gewesen ist oder was Anita gerade gedacht haben mag. Daher brauchte es etwas länger, eh ich mich für das Buch begeistern konnte – aber einmal drin, macht es Spaß und ich wollte wissen, wie es wohl weitergeht. Weglegen viel dann schwer!


    Aufgrund dieser kleinen Mängel gebe ich dem Buch freundliche 7 Punkte und empfehle allen Interessierten, auf die Taschenbuchausgabe zu warten, die demnächst erscheinen soll.