Rotes Meer - Åke Edwardson

  • Originaltitel: Vänaste land (2006)
    Ullstein, 2008, 362 S.


    Bd. 8 der Serie um den Kriminalkommissar Erik Winter aus Göteborg


    Inhalt:
    Gegen halb vier am Morgen kamen die Mörder. Sie töteten Jimmy Foro, den Besitzer eines kleinen, rund um die Uhr geöffneten Ladens, und zwei seiner kurdischen Mitarbeiter. Als Erik Winter wenig später an den Tatort gerufen wird, steht er vor einer ungeheuren Blutlache. Wofür sind diese Männer bestraft worden? Und wo ist der kleine Junge, der angeblich alles gesehen hat? Winter kommt nur schwer voran mit den Ermittlungen in einem Milieu, in dem der Kampf ums Überleben zusammenschweißt. Als er zu verstehen beginnt, was es heißt, am Rande des Abgrunds und ohne Heimat zu leben, geschieht ein weiterer Mord. Winter muss unbedingt den Jungen finden.


    Über den Autor:
    Åke Edwardson, Jahrgang 1953, lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete, arbeitete er als Journalist u.a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und unterrichtete an der Universität von Göteborg Creative Writing.


    Die Übersetzerin:
    Seit dem 3. Band der Serie liegt die Übersetzung glücklicherweise bei der Jugend- und Kinderbuchautorin Angelika Kutsch, die auch schon andere schwedische Autoren wie Thomas Kanger erfolgreich ins Deutsche übersetzt hat.


    Meine Meinung:
    Ein leiser, sehr sorgfältig konstruierter und psychologisch ausgefeilter Krimi, der ganz von der Erzählkunst des Autors lebt.
    Edwardson lässt seine Figuren ohne große Gefühlswallungen agieren. Ein Krimi ohne überflüssige Brutalitäten, ohne Action, ohne reisserische Szenen. Außer den Schüssen aus einer Schrotflinte gibt es kein lautes Geräusch in diesem Roman. Erneut greift der Autor ein gesellschaftspolitisches Thema, diesmal die Einwanderungsproblematik Schwedens, auf und geht hiermit sehr einfühlsam um.
    Kommissar Winter ist nach einer Auszeit von einem halben Jahr gerade mit seiner Familie aus Spanien zurückgekehrt, als in Göteborg ein Dreifachmord passiert. Schnell fügt er sich wieder in das sympathische Ermittlungsteam ein. Sehr angenehm finde ich, dass die Ermittler in intakten Familienverhältnissen leben. Winter, früher ein Snob im Designer-Anzug, hat sich zum Familienmenschen gewandelt. Er führt eine harmonische Ehe mit seiner verständnisvollen Ehefrau, mit der er zwei kleine Töchter hat.
    Dieses Team tappt lange im Dunkeln und mit ihm der Leser, bis es durch viele Gespräche und Verhöre langsam gelingt, etwas Licht in die Sache zu bringen. Dies geschieht behutsam und gänzlich unspektakulär. Denn keine der Personen sagt die Wahrheit, alle haben Angst oder etwas zu verbergen und schweigen lieber. Winter sagt an einer Stelle zu einem Kollegen: „Hast du jemals eine Ermittlung durchgeführt, bei der es so still war?“ In diesem Buch wird viel gedacht. Viel mehr gedacht als gehandelt.
    So muß sich Winter oftmals ganz auf sein Gespür verlassen. Der Leser hat ihm gegenüber keinen Informationsvorsprung. Das hält die Spannung auf gleich hohem Niveau bis zum Ende. Denn erst ganz zum Schluss werden die tatsächlichen Zusammenhänge klar.


    Obwohl Teil einer Serie, lässt sich dieses Buch auch sehr gut ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen. Ich hatte vor langer Zeit den 1. Teil gelesen, die Serie dann aber irgendwie aus den Augen verloren. Ich werde die fehlenden Bände jetzt nachholen. Das Buch erhält 9 von zehn Punkten.


    Ach ja: Sehr angenehm, dass die Buchcover dieser Reihe mal keine roten Holzhäuser zieren.


    Hier geht es zur Serie

  • Danke für die Rezi Jane. Ich habe schon 2 Bände dieser Serie liegen, allerdings noch ungelesen. Gehört nicht auch Zimmer Nr. 10 zu dieser Reihe? Das hat, glaube ich, nicht so gut abgeschnitten, deshalb habe ich diesee Reihe auch noch nicht weitergekauft.

  • Nach "Segel aus Stein" hatte ich ja eigenlich beschlossen, kein Buch von Edwardson mehr zu lesen, doch nach dieser Rezi könnte ich noch einmal schwach werden. Ich schau mal in der Bücherei nach, kaufen werde ich es mir sicher nicht.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Danke für die Rezi, JaneDoe.


    Ich habe bisher alle Bände dieser Serie gelesen. Nun war ich von "Zimmer Nr. 10" recht enttäuscht (empfand es als langatmig, ohne rechte Spannung und Winter war ständig hin und her gerissen, ob er nun diese Auszeit nimmt oder nicht). Und ich hatte mir vorgenommen, kein weiteres Buch dieser Serie zu lesen.


    Und nun bin ich wieder am :gruebel.


    Schade, dass Du "Zimmer Nr. 10" nicht gelesen hast, dann hättest Du einen direkten Vergleich.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Sigrid mir ging es genau so. Zimmer Nr. 10 war mein erstes Ake Buch und wohl auch mein letztes.


    Die Rezi hört sich recht interessant an, aber ich bin mir nicht so sicher, ob der Stil der Autors sich in diesem Buch so geändert hat. :gruebel


    Vielleicht sagt ja irgendwann mal eine Eule etwas zu dem Buch, die auch Zimmer Nr. 10 gelesen hat.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Sigrid mir ging es genau so. Zimmer Nr. 10 war mein erstes Ake Buch und wohl auch mein letztes.


    Die Rezi hört sich recht interessant an, aber ich bin mir nicht so sicher, ob der Stil der Autors sich in diesem Buch so geändert hat. :gruebel


    Vielleicht sagt ja irgendwann mal eine Eule etwas zu dem Buch, die auch Zimmer Nr. 10 gelesen hat.


    Darauf spekuliere ich jetzt auch mal, hestia ;-).
    Ich habe da nämlich auch etwas bedenken, wo ich jetzt doch eher "blutrünstige" Thriller und eklige "Nicht-Horror"-Bücher lese. Da wird mir ein ruhiger Krimi wohl zu langweilig werden :lache.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Sehr treffende Rezi, vielen Dank!


    Da ich im Allgemeinen keine Krimis lese, war "Rotes Meer" das erste Buch von Åke Edwardson, was ich mir vorgenommen habe. Das phantastische Sommerwetter :yikes der letzten Tage zwang mich schließlich mit diesem Buch auf die Couch und, siehe da, ich hatte es ruck zuck durchgelesen.


    Der Schreibstil von Åke Edwardson gefällt mir ausnehmend gut, ebenso die Handlung des Buches, die ohne aufsehenerregende Brutalität auskommt. Sehr gut! Aber der totale Krimi-Fan werde ich wohl nie sein.


    Herzliche Grüße


    Sender :wave