Driver - James Sallis

  • "Driver" von James Sallis
    Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel Drive im Verlag Poisoned Pen Press, Scottsdale, Arizona.
    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger


    Klappentext:
    Driver ist kein Verbrecher. Jedenfalls nicht im engeren Sinne. Er ist nur der beste Stuntfahrer, den man in Hollywood kriegen kann. Und manchmal fährt er bei Raubüberffällen den Fluchtwagen, obwohl ihn das gar nicht so richtig interessiert. Genauso wenig wie die Hollywoodfilme. Eigentlich will er nur fahren. Aber dann läuft einer dieser Überfälle schief, und Driver findet sich in einem schäbigen Motel in Arizona wieder, mit mehreren Leichen im Zimmer und einer Tasche voller Geldscheine. Eigentlich sollte auch er tot sein, denn der Raubüberfall war eine abgekartete Sache...
    "Driver" von James Sallis ist ein literarischer Glücksfall: ein fesselnder, atmosphärisch dichter und zugleich virtuos erzählter Kriminalroman, eine Hommage an den klassischen Roman noir, die fast beiläufig zu großer Literatur wird.


    Zum Autor (laut Klappentext):
    James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kinheit. Er studierte Literaturwissenschaft in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.


    Mein Fazit:
    Ich lese relativ selten Krimis. Aber da auf der Rückseite des Buches so viel Lobendes zitiert wurde,
    ["Humorvol, poetisch und brutal. Ein sagenhaftes Buch!" Los Angeles Times
    "James Sallis hat den perfekten Kriminalroman geschrieben." New York Times
    "Dieser Roman weist dem Genre eine neue Richtung." Boston Globe]
    dachte ich, ich probiere es noch mal mit diesem Buch.


    Der Roman ist sicherlich gut geschrieben. Das mit 159 Seiten relativ dünne Buch besteht aus 34 Kapiteln, in denen abwechselnd aus der Gegenwart und der Vergangenheit von Driver erzählt wird. Ich fand das Buch allerdings einfach nur langweilig. Es hat mich überhaupt nicht interessiert, wie die Geschichte weitergeht. Ich bin enttäuscht. Es mag allerdings sein, dass echte Krimikenner den "Driver" anders beurteilen.


    Edit: Tippfehler korrigiert.
    .

  • Zitat

    Original von bertrande
    Ich meine auch, es ist sicher gut geschrieben, aber durch das ständige Springen in Vergangenheit und Gegenwart waaahnsinnig anstrengend zu lesen.
    Und ich habe immer noch nicht wirklich begriffen, was da genau ablief. :gruebel


    Soweit bin ich garnicht gekommen, ich habe es sehr schnell als zu langweilig und nichtssagend abgebrochen. :chen


    Irgendwie hatte ich immer den Walter-Hill-Film im Hinterkopf - und der schien mir wesentlich spannender zu sein als dieser Roman, der aber meines Wissens nach nichts mit dem Film zu tun hat.....


    .... aber trotzdem hatte ich den Eindruck der Autor habe ihn sich mehrmals angesehen.


    .... was ich dann auch getan habe!

  • Ich habe das Buch bzw. Büchlein gestern gelesen und bin jetzt ganz beruhigt nachdem ich eure Meinungen gelesen habe. Ich hab´s nämlich nicht so ganz kapiert und wollte eigentlich um Aufklärung bitten. Aber hat sich erledigt. :wave
    Und warum das Buch den Deutschen Krimipreis bekommen hat ist mir ehrlich gesagt auch schleierhaft. Aber ich muss ja nicht alles verstehen :-]

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • "Driver", so wird der Protagonist des Buches genannt. Eigentlich ist er Stuntman, ein grandioser Fahrer. Und eigentlich ist er kein Mörder.
    Trotzdem beginnt der Roman mit drei Leichen. Sie liegen in Drivers Motelzimmer.


    In Rückblenden erfährt man, wie es dazu gekommen ist. In meinen Augen ist Sallis mit Driver eine überaus interessante Romanfigur gelungen. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.


    Das Buch war spannend, hat durch seine sprachliche Klarheit eine große Kraft. Es las sich wie ein Hollywoodfilm, wirkte aber trotzdem intelligent.


    Es wundert mich also kein bisschen, dass das Buch verfilmt wurde. Es ist eine Steilvorlage für actionlastige Szenen, hat einen coolen Prota und kann optisch per Film richtig gepimpt werden. Gesehen habe ich den Film allerdings noch nicht. Und ich befürchte, dass viele Feinheiten, die Tiefe der Figur, im Film verloren geht.


    Von James Sallis werde ich ganz bestimmt noch mehr lesen. Sein Stil hat mir unglaublich gut gefallen: geradlinig, klar, unprätentiös.


    Als Krimi würde ich "Driver" nicht einordnen. Die klassische Ermittlerschiene fehlt hierzu. Thriller ist die passendere Bezeichnung.

  • Die Verfilmung fand ich richtig klasse. Da ja meist die Romanvorlagen noch besser sind habe ich diese jetzt gelesen und bin schwer enttäuscht :-(.


    Für mich ein total verworenes Buch, springt die ganze Zeit in der Zeit hin und her, Personen werden nur unzureichend beschrieben ... ?(
    Eindeutig ein Buch dem ein bißchen mehr Ausführlichkeit gut getan hätte. Selten war ich so oft am Rätseln wer wer ist oder wann die Szene spielt.


    Da muss ich wirklich den Drehbuchschreiber des Films loben, der daraus mit etlichen Abwandlungen eine geradlinige Geschichte gemacht hat :anbet

  • Schade neznarf, dass dir das Buch nicht gefallen hat. Ich fand es großartig. Gerade dass der Autor dem Leser nicht Wort für Wort vorkaut, sondern ihm auch das eigene Denken zutraut, hat mir an "Driver" unglaublich gut gefallen.


    Im Gegenzug dazu habe ich mich noch immer nicht an den Film getraut, weil ich einen typischen Hollywoodkracher befürchte, der mich im Vergleich zum Roman vermutlich enttäuschen würde.


    Dein letzter Satz drückt genau das aus. Vielleicht sollte man Buch und Film getrennt voneinander bewerten. Vergleiche werden immer unglücklich ausfallen.

  • Ist das der Film mit Ryan Gosling? Ich glaube der heißt "Drive" statt "Driver"? Der Film hat was, bildschön fotografiert, keine typischen Actionszenen, ein Hauch Tarantino, etwas Flair wie in einem Italowestern. Auf der anderen Seite sind das allerdings die Punkte, wo ich sage, ich hätte Probleme das Buch anzugehen.

  • Zitat

    Original von BelleMorte
    Ist das der Film mit Ryan Gosling? Ich glaube der heißt "Drive" statt "Driver"? Der Film hat was, bildschön fotografiert, keine typischen Actionszenen, ein Hauch Tarantino, etwas Flair wie in einem Italowestern...


    Genau der Film. Kann dir nur zustimmen. Kein typischer Hollywood-Actionfilm. Fans dieser werden wohl enttäuscht sein, da er relativ langsam beginnt, dafür aber einige recht blutige kurze Actionszenen enthält.


    Rosha
    Ich habe nichts gegen mitdenken beim Lesen (z.B. mag ich David Foster Wallace und die "Thursday Next"-Reihe), aber hier das war mir einfach zu kurz, irgendwie unfertig.


    Der Autor hat sich doch wahrscheinlich mehr Gedanken zu den Charakteren gemacht. Vielleicht habe ich es auch zu sehr mit dem stark abgeänderten Film verglichen.
    "Dunke Schuld" von Sallis habe ich besser in Erinnerung.

  • Ich habe das Buch gelesen, da es diesen Monat bei meinem Krimi-Treff besprochen wird. Ansonsten wäre ich da wohl nicht drauf gekommen, da mir bislang weder der Autor noch der Titel oder der Film ein Begriff waren.


    Es fällt mir schwer, ein eindeutiges Urteil über dieses Buch zu fällen. Insgesamt hat es mir eigentlich gut gefallen, ich mag die Schreibe des Autors, seinen minimalistischen Stil - das hat für mich gut zu dem Protagonisten gepasst, der mir auch kein Mann großer Worte zu sein scheint. Allerdings habe ich das Buch auch auf Englisch gelesen und ich glaube, das war gut so, denn ich könnte mir gut vorstellen, dass die Atmosphäre in der Übersetzung nicht mehr so gut rüberkommt.


    Ich kann mich den Vorschreibern anschließen, dass es phasenweise schon schwierig ist, die Zeitebenen auseinanderzuhalten, da sich die Kapitel einfach kommentarlos aneinanderreihen; es gibt weder Zeitangaben noch Überschriften oder Veränderungen im Druckbild. Auch werden manche Kapitel plötzlich aus der Sicht anderer Personen erzählt, sodass ich dann doch gestutzt habe, bis nach ca. einer Seite klar wurde, wer jetzt hier erzählt.


    Die Geschichte selbst hat mir aber gut gefallen, auch wenn sie für mich kein Krimi ist; auch "Thriller" passt nicht wirklich, dafür fehlt es mir an Spannung und Nervenkitzel. Es ist halt einfach die - gut erzählte - Geschichte des Drivers, der ja eigentlich nur Auto fährt und dann immer tiefer in den Schlamassel hineingezogen wird.
    Einige Fragen sind für mich jedoch offen geblieben, vermutlich müsste ich dafür das Buch noch ein 2. Mal lesen, aber vielleicht klärt sich ja auch das eine oder andere in der Diskussion im Krimi-Treff nächste Woche.


    Ich vergebe 6 Eulenpunkte! :-)


    LG, Bella