Knaur, 528 Seiten, 2008
Kurzbeschreibung
Talia kann Seelen sehen – eine besondere Gabe, die andere Druiden nur zu gerne nutzen würden. Im Haus des Stammesfürsten Caran sucht die junge Frau Zuflucht. Unerkannt – denn sie ist die Tochter, die er einst zu töten befahl ... Für ihren Vater empfindet Talia tiefen Hass – und trotzdem nimmt sie eine Anstellung bei ihm an. Schnell findet sie sich in seinem geschäftigen Haushalt in Alte-Stadt zurecht und wird von allen geschätzt, auch von Caran. Doch obwohl Talia es bald genießt, zu seiner wohlhabenden Sippe zu gehören, ist der germanische Söldner Atharic der Einzige, für den sie mehr empfindet. Lange weiß nur er um ihre besonderen Fähigkeiten. Bis die junge Druidin begreift, dass ihr Vater in Lebensgefahr schwebt. Talia muss sich entscheiden: Will sie ihre Rache – oder nutzt sie ihre Gabe, um ihn zu retten?
Über die Autorin:
Birgit Jaeckel, 1985 geboren, hat sich mit 15 Jahren zum ersten Mal an einen Roman gewagt. Nach ihrem Abitur hat sie Ethnologie studiert. Mittlerweile arbeitet sie für den Alternativen Nobelpreis. Birgit Jaeckel lebt in Erlangen. "Die Druidin" ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
Historischer Roman mit beigemengten Fantasyelementen ist eine interessante Variante. Hier kommt eine moderne Sprache hinzu, mit Stärken und mit Schwächen.
Birgit Jaeckel kann Emotionen ihrer Figuren ausdrücken und sorgt durch ihren atmosphärisch dichten Stil für Tempo und Dramatik in der Handlung. Trocken oder langweilig ist hier nichts. Die Handlung ist 120 vor Chr. im heutigen Oberbayern angesiedelt.
Spannend ist die Position in der sich die Protagonistin des Romans, die 19jährige Talia, am Anfang befindet. So zwischen den Stühlen, als unbekannte Tochter mit gemischten Gefühlen ihrem Vater Caran gegenüber. Sie hasst ihn und sehnt sich gleichzeitig nach Anerkennung. Sie lässt sich dazu überreden als Spionin gegen ihn zu fungieren. Von Daga, einem Intriganten Schurken, wird sie bedroht.
Die Figur Talia ist die Stärke des Buches. Die Geschehnisse drehen sich um sie und ihre Emotionen. Das ist genau und gründlich durchgearbeitet. Manchmal wird fast zu viel beschrieben.
Der Einsatz der magischen Fähigkeiten hat mich auch nicht so ganz überzeugt. Da hätte ich mir mehr traditionelle Druidenkünste gewünscht. Talia hat zwar Fähigkeiten, gehört aber ansonsten nicht dem Druidenstand an. Ich hätte den Roman nicht Die Druidin genannt.
Zweifel habe ich zum Teil bei den Dialogen, die aus kurzen, manchmal abgehackten Sätzen bestehen, z.B.Seite 35:
„Wenn ich jünger wäre …“
„Bist du aber nicht!“
„Würde ich …“
„Lass das!“
„Wieso?“
„Weil …“
Das ist nicht so ganz die Sprache nach der ich in der Literatur suche.
Viele Redewendungen sind zu sehr mit dem heutigen Sprachgebrauch behaftet als das ein Gefühl für die Vergangenheit aufkommt.
Das gilt aber nicht für das ganze Buch. Besonders ab dem zweiten Teil (ab 111 v.Chr.) gefällt mir die Sprache und Handlung besser. Die Entwicklung der reiferen, durchsetzungsfähigeren Talia, die jetzt Mutter einer Tochter ist und die Actionszenen haben einen besonderen Schwung.
Die Liebesgeschichte zwischen Talia und Atharic hat mich hingegen nicht restlos überzeugt.
Ich habe auch den Verdacht, dass das Buch bei einer jüngeren Generation durchaus gut ankommen kann.
Interessierten empfehle ich daher, auch einmal in die durchweg positiven Meinungen zu der Bertelsmann Club-Ausgabe zu sehen, die bereits letztes Jahr erschienen ist.