Hier könnt ihr euch über historische Zusatzinformationen austauschen.
Historische Anmerkungen
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Falls etwas bekannt vorkommt, teilweise, vor allem bei den Personen, zitiere ich mich selbst aus den früheren Historischen Anmerkungen zu den anderen Büchern.
Liber I
Prolog
Gosset
Der Mann ist ja theoretisch historisch, zumindest als Fußnote, da einer gleichen Namens den echten Rubruk teilweise auf seiner Reise zu den Mongolen begleitet hat. Bei Berling war es Crean unter seinem Namen, während Gosset eine Karriere als Zuhälter in Konstantinopel gestartet hat. Nun ist er bei Roc und Yeza gelandet. Für mich war er, wegen des Rollentauschs, so was wie ein Crean-Ersatz, natürlich ein schwacher, aber immerhin.Quéribus
Der ist in der Zwischenzeit eine Ruine, aber eine sehr malerische, wie ich selbst erkunden konnte.
Zu seinen Füßen liegt das Dorf Cucugnan. Ich vermute mal, dass dort die Taverne ist, in der Jordi singt.Miguel Cortes’ Ballade „Kinder des Gral“
Was für ein faszinierender Zufall, dass Berlings Berater in Sachen Musik der Troubadoure ausgerechnet ein gewisser Dr. Michael Korth (siehe Danksagungen) ist. Ich schätze mal, dass der diese Ballade für Berling erdichtet hat. Und finde das schlicht und ergreifend wunderbar. Ich liebe dieses Versteckspiel. -
Weiß jetzt nicht, was da zu Kapitel 1 oder 2 gehört, ist aber im Prinzip egal.
Kapitel 1
Rennes-le-Château
Da hat mich das „hist. nicht nachzuweisende Templerniederlassung“ im Anhang schockiert. Seit wann gibt er denn sowas zu?So wie RlC, speziell die Kirche, hier beschrieben wird, klingt es eher so wie die moderne, die von Abbé Bérenger Saunière eingerichtet wurde, mit noch einer Menge Schnickschnack. Ich muß sehr bezweifeln, dass das auch schon 1257 so ausgesehen hat. Oder jemals.
Zu RlC und Saunière empfehle ich erneut eine (vorsichtige) Internetsuche.
Gavin Montbard de Bethune
Nicht historisch, aber seine illustren Verwandten sind es. Mütterlicherseits stammt er von der Familie de Bethune, deren prominentestes Mitglied Conon de Bethune (ca. 1150-1220) war. Dieser war nicht nur ein Troubadour, sondern auch wichtiger Teilnehmer am 4. Kreuzzug (1202-1204).Väterlicherseits stammt er aus der Familie de Montbard, besonders für einen Templer ein extrem klangvoller Name, da Andrè de Montbard eines der neun überlieferten Gründungsmitglieder des Ordens war und dessen 5. Großmeister (1153-1156).
Etwas, was man nur im später geschriebenen Prequel "Die Ketzerin" über Gavin erfährt:
Eigentlich ist Gavin kein de Montbard. Tatsächlich ist sein Vater Roger II de Trencavel und Ramon-Roger II, den Gavin zumindest laut Berling unfreiwillig ins Verderben geführt hat, war sein Halbbruder. Der Verlobte seiner Mutter (eine Bethune) aus der Familie Montbard hat sie aber dennoch geheiratet und ihn als Sohn anerkannt. Gavin weiß das, Berling wußte es aber wohl noch nicht, als er „Kinder des Gral“ - oder dieses Buch - geschrieben hat.Die Geschichte, daß er bzw. ein Templer der Parlamentär war, der Trencavel vor Carcassonne den falschen freien Zugang gewährt hat, entspricht wohl Berlings Phantasie, da ich das bislang nirgendwo gefunden habe. Selbst Rahn (Kreuzzug gegen den Gral) spricht nur einem „Kreuzritter“.
Templer in Amerika
Man soll es nicht für möglich haben, aber sogar das habe ich schon mal irgendwo gelesen, und zwar bei Louis Charpentier, „Geheimnisse der Kathedrale von Chartres“.
Zitat ich selbst aus meinen Aufzeichnungen:
Charpentier ist der Ansicht, die Templer hätten in Mexiko (!) Silber geschürft. Also haben sie doch Amerika entdeckt ... Was das mexikanische Silber betrifft, so „gibt es Hinweise, die fast Beweiskraft haben“. Die Betonung liegt wohl auf fast. Er erwähnt die legendäre Templerflotte, deren Verschwinden allerdings eigenartig ist. „Bei der Auflösung ... fanden die spanischen Templer scharenweise im Orden von Calatrava Aufnahme; später hat Christopher Columbus im Kloster von Calatrava die Elemente für seine Versicherung gefunden, Indien sei auf dem Wege über das Westmeer zu erreichen.“ Außerdem erwähnt er die portugiesischen Seefahrer, die bei der Entdeckung der Ozeane „... so aussahen, als wüßten sie genau, wohin sie gingen ...“ Natürlich waren sie Mitglieder des Christus-Ordens. Schließlich noch meint er, daß die Silbermenge im mittelalterlichen Europa plötzlich ziemlich angewachsen ist, wofür es keine Erklärung geben soll. Naja, eine interessante, aber doch auch absurde Hypothese ist es. Aber, ich denke, das alles geht zu weit. Dummerweise kann Charpentier überhaupt keine Beweise liefern, für keine seiner Behauptungen.Und noch mal habe ich so was gefunden, bei Staehle, „Johanniter und Templer“:
Zu den Gerüchten, die Templer hätten (Süd-)Amerika entdeckt und in Peru Silber geschürft meint er, daß dies „bisher nicht bestätigt“ wurde. Hums? Ist es etwa doch wahrscheinlich? Er erwähnt ein potentielles Beweismittel, ein Ordenssiegel mit einem „Indio mit gefiedertem Kopfputz“ und der Inschrift „Secretum Templi“, „Das Geheimnis des Tempels“. Es könnte sich bei der abgebildeten Gestalt allerdings auch um den „aus der Spätantike bekannten ‘Abraxas’ handeln. Dieser war ein in der griechisch-orientalischen Gnosis verwendetes Symbol für den ‘Herren der Zeiten’, Weltschöpfer und Erlöser. Sympathien für die Gnosis hegten aber die Templer, da sie ein Versuch war, das Christentum zu einer Mysterien-Religion umzubilden und in die Religionsmischung hineinzuziehen. Die Gnosis war daher die schwerste Bedrohung der christlichen Kirche.“Klassischer Fall von „OK“. Immerhin, ganz an den Haaren herbeigezogen hat Berling es nicht. Es gehört offenbar zum Repertoire, der den Templern angehängten Geheimnisse.
(Und der Streit darüber, wie absurd oder nicht das ist, hat mir einen guten Freund beschert, den ich kennengelernt habe, als wir über Berling die Klingen gekreuzt haben. Aber, das ist eine andere Geschichte.)Die drei Chaoten
Pons de Levis, Mas de Morency und Raoul de Belgrave
Halte ich für zutiefst unhistorisch. Aber ihre Familien sind interessant.Guy de Levis, Großvater von Pons, bekam die Grafschaft Mirepoix, die unserem Freund Pierre-Roger aus KdG abgenommen wurde, als Belohnung seiner Treue zu Montfort. Nach kurzfristigem Verlust erneut nach dem Vertrag von Meaux 1229, mit dem sich Raymond VII von Toulouse endgültig unterwerfen musste. Da ich einige Levis-Mirepoix in späteren Jahrhunderten gefunden habe, scheint sich die Linie erhalten zu haben. Aber sicher nicht über Pons. (Besonders, wenn man erfährt, wen er später heiratet …)
Sein Vater ist Jourdain, Graf von Mirepoix. Bei Wikipedia wird ein Jean als Erbe von Guy genannt, wird aber wohl der gleiche Mann sein.
Irgendwann später im Buch heißt es, Pierre-Roger wäre ein Verwandter der de Levis, was ich für ein Gerücht halte. Genauso weiß ich bis heute nicht wirklich, was aus Pierre-Roger wurde, obwohl es hier heißt, er würde in einem Kerker in Carcassonne verrotten. Gut, besser weiß ich beides aber auch nicht.Mas de Morency ist ein Name, der Berling zu gefallen sein. In „Das Kreuz der Kinder“, das eigentlich überhaupt keinen Bezug zu den Grals-Büchern hat, trägt eine recht wichtige Figur den Namen Pons de Morency und hat einen Vater namens – Überraschung – Mas. Da das Buch, Kinderkreuzzüge, ca. 40 Jahre vor dem vorliegenden spielt, könnte unser Mas hier ein Verwandter, wenn schon nicht unbedingt Nachkomme vom dortigen Pons sein. Oder schlicht Namensrecycling.
Und beim Namen Raoul de Belgrave sollte es heftigst klingeln. Von ihm heißt es später, er wäre ein Enkel von Lionel de Belgrave, der mit Simon de Montfort ins Land gekommen ist. Aber das müsste ja Laurence’ Vater sein. Bei dem war nie die Rede von einem legitimen oder sonstigen Sohn, was allerdings nichts heißen muß. Oder es war ein Neffe. Auf jeden Fall müsste Raoul damit ein Verwandter Hamos sein. Oder es ist auch eine zufällige Namensgleichheit.
Guillem de Gisors
Guillem de Gisors und seine Familie gehören zu denen, die ich einfach nicht einordnen kann. Die einzigen, wo ich die drei bisher gefunden habe, sind ausgerechnet Lincoln/Baigent/Leigh „Der heilige Gral und seine Erben“, und ich scheue mich, die als ernstzunehmende Quelle zu betrachten. Bei ihnen ist Guillem allerdings Enkel, nicht Sohn von Jean de Gisors.
In den Inquistionsprotokollen der Templervernichtung heißt es – allerdings auch von LBL zitiert! – daß ein gewisser Wilhelm von Gisors 1308 gemeinsam mit zwei Kollegen den Auftrag hatte, den Temple zu Paris nach Skulpturen zu untersuchen. Er soll derjenige gewesen sein, der einen berühmten Frauenkopf gefunden und der Inquisition vorgelegt haben soll.
Auffallend: Erstens, der Mann, wenn es „unser“ Guillem gewesen sein soll, muß steinalt gewesen sein. Zweitens, Wilhelm ist nicht gerade ein seltener Name und de Gisors' wird es wohl auch mehr gegeben haben.Zu Gisors empfehle ich Interessierten eine – vorsichtige – Suche im Internet. Denn auch das ist ein klingender Name für Verschwörungsfans.
Auf jeden Fall war Gisors ein wichtiger Zankapfel im Konflikt zwischen englischem und französischem Königshaus, speziell im 12. Jahrhundert. -
Grisel,
schon mal an dieser Stelle innigsten Dank für die historischen Anmerkungen, die ich mir mit Genuß morgen zu Gemüte führen werde!!!
Danke
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Ist mir nach wie vor ein Volksfest, denn es macht mir eine Menge Freude.
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Kapitel 2
Yves, der Bretone
Eine doppelte historische Fußnote. Joinville erwähnt in seiner Chronik einen Kleriker, der zwei (drei?) Diener des Königs erschlug und später auf dem Kreuzzug einen arabisch sprechenden Dometscher in den Diensten von Charles d’Anjou. Daraus wurde Yves, eine der für mich faszinierendsten Schöpfungen dieser Romane.Oliver de Termes
Ist auch immer noch sehr historisch. Französischsprachigen sei Wikipedia empfohlen:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Olivier_de_Termes(Allen anderen leider nicht die automatische Übersetzung der Seite, obwohl es doch sehr interessant war zu erfahren:
« Ab 1257 arbeitete Olivier ist vom hallo seiner Seele und beschließt, sich in den Dienst Gottes. » Automatische Übersetzungen sind doch stets ein Quell des Amüsements!)Es wird dort auch erwähnt, daß er die Übergabe des Quéribus erwirkte.
Eigentlich starb er 1274 im Heiligen Land.Es gibt eine Biographie über ihn, die ich leidenschaftlich gern lesen würde, wenn ich mich mit meinem eingerosteten Französisch mal drübertrauen würde, oder - noch besser - sie mal übersetzt würde.
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Kapitel 3
Manfred von Sizilien
Das mit dem « blendenden und fähigen Herrscher » muß ich immer noch ein bißchen in Zweifel ziehen. Nichts gegen Manfred, aber wirkliche Stärke hat er für mich nur in der Anfangszeit gezeigt, als er das Königreich zunächst (mehr oder weniger) gemeinsam mit seinem Halbbruder Konrad IV gegen päpstliche Übergriffe verteidigt hat und nach dessen Tod, als er es Innozenz IV tatsächlich blendend aus der Hand gerissen hat.Daß er sich danach – wie im vorliegenden Buch später geschildert – unter Umgehung der legitimen Ansprüche seines Neffen Konradin zum König hat krönen lassen, ist eine andere Geschichte. Legal war es nicht. Moralisch ? Vielleicht kommen wir später noch zu der Frage, denn dies alles spielt hier eine Rolle.
Als Herrscher hat er in erster Linie das Vorbild seines kaiserlichen Vaters fortgesetzt, was ich jetzt nicht als so blendend betrachte. Und fähige Herrscher pflegen ihre Königreiche nicht zu verlieren, weil sie die Verteidigung vernachlässigen und ihnen die halbe Mannschaft auf dem Schlachtfeld davonrennt.
Aber gut, eine alte Streitfrage zwischen Berling und mir. Er ist offensichtlich Manfred-Fan, ich Konrad-Fan.Antioch
Ich weiß nicht, warum sich das so hartnäckig in den Büchern hält, denn Berling muß es besser wissen.Tankred von Hauteville hatte mangels Kindern keine Linie, die aussterben konnte, aber vielleicht ist nur der Strichpunkt irreführend gesetzt und es bezieht sich ohnehin auf Bohemund I. Allerdings starb auch dessen Linie nicht wirklich aus, nur im Mannesstamm bereits mit seinem Sohn Bohemund II, da der nur seine Tochter, Konstanze, hinterlassen hat. Durch deren Ehe mit Raymond von Poitou (dem berühmten Onkel der Eleonore von A.) begründet sich die neue Linie Poitou-Antiochia.
(Durch Einheiratung einer Lusignan - Isabella von Zypern und Heinrich von Antiochia - entstand dann auch die Nebenlinie der Antiochia-Lusignans, die die späteren Könige von Zypern stellte. Das nur nebenbei.)
Auf jeden Fall waren sämtliche Fürsten Antiochias Nachkommen Bohemunds I, daher ist die Linie nur im Mannesstamm unterbrochen worden.
Und es fiel niemals an die Tolosaner von Tripolis, sondern genau umgekehrt.Tripolis
Blieb eben nicht « durch Neuankömmlinge aus dem Hause Okzitanien stets in tolosanischem Besitz ». Der letzte Neuankömmling aus der Familie St. Giles war Bertrand, Sohn Raymonds IV von Toulouse, dessen Linie (der hatte eine!) erst mit Raymond III von Tripolis, der eben keine hatte, ausstarb und dann an Antiochia fiel.Ich sehe gerade, das hatte ich schon in BdK angekreidet, wo es fast wortwörtlich genauso falsch stand. Eigenartig.
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Kapitel 4
Der nicht wirklich letzte Trencavel
Roc’s Vater, Ramon III, ist immer noch nicht 1241 gestorben.
Aber, siehe Olivier de Termes und die unromantische, realistischere Sicht. Auch Ramon(-Roger) III hat letzten Endes, eben statt romantisch zu fallen, nach Zeugung Roc's, sich Ludwig IX unterworfen. Mag unromantischer sein, für ihn aber zweifellos befriedigender.
Für unsere Geschichte hier aber ist es wichtig, daß er als letzter legitimer Trencavel gefallen ist.Kapitel 5
Miserabiliter infectus
Innozenz III soll dies wirklich in einem Brief als Todesursache des auch nicht wirklich vorletzten Trencavel, Roc’s Opa Roger-Ramon II, geschrieben haben. Auch das mit dem etwas zu frühen Datum habe ich schon mal gelesen.Mongolen in Bagdad
Ich finde es immer wieder faszinierend, daß vor allem die westlichen Historiker und Autoren kein Ende darin finden können, sich an die Brust zu schlagen und der islamischen, speziell arabischen Welt ein bis heute andauerndes aus den Kreuzzügen resultierendes « Frankentrauma » zuzuschreiben, weil die ja so viel gemeiner waren, als sie selbst und alle anderen. Ich finde, die Mongolen waren auch nicht netter, doch fehlt mir die Erwähnung eines « Mongolentraumas ».
Ein Politikum ? Auf jeden Fall eine Simplifizierung eines IMO weit komplizierteren Problems.Kapitel 6
Lautrec
Gaston de Lautrec könnte hochstehende Verwandte haben, denn von Graf Raymonds VI Bruder Balduin, verheiratet mit Alix de Lautrec, stammt die Linie der Toulouse-Lautrec.Kapitel 7
Johannes von Procida
Interessant, daß er zu diesem Zeitpunkt bereits als eine Art Geheimagent Manfreds tätig ist, denn man sagt ihm nach, stark dazu beigetragen zu haben, daß Pedro III von Aragon nach der Sizilianischen Vesper 1282 (falls Procida diese nicht mitinitiert hat) nach der Insel Sizilien gegriffen und sie erobert hat. Immerhin hatte Pedro III als Ehemann von Manfreds Tochter Konstanze gewisse Ansprüche auf Sizilien. -
Sehr stauferlastig. Hoffe, das ist nicht zuviel des Guten? Aber, da kann ich so richtig schön plappern.
Liber II
Kapitel 2
Manfred, die Zweite
Bedenkenlosigkeit, Trägheit und Unbekümmertheit, das trifft schon eher das Manfred-Bild, wie ich es kenne. Was nicht unbedingt negativ gemeint ist, denn ich mag Manfred durchaus. Ohne päpstlichen Haß auf seine Familie und ohne d’Anjou hätte aus ihm durchaus ein interessanter König werden können. Mal ganz abgesehen von Konradins Ansprüchen.
Wer weiß, vielleicht hätten sich die Päpste sogar mit ihm arrangieren können, wenn es ab Urban IV nicht Franzosen gewesen wären und vor allem, wenn er nicht angefangen hätte, sich auch in norditalienische Angelegenheiten einzumischen.
Und dann war da eben auch noch Konradin. Apropos.Konradin
Als Sohn von Konrad IV und letzter legitimer Staufer hat er noch im Kindbett mit dem Tod seines Vaters zwei Kronen und ein Herzogtum "geerbt" (zumindest das Herzogtum war ja eigentlich nicht vererbbbar, nur die Kronen, auch wenn manche das anders sahen), Sizilien, Jerusalem und Schwaben. In Besitz nehmen konnte er dank o.a. päpstlichen Hasses, der sein Haupterbe war, keines davon. Während Manfreds Thronraub war er noch zu jung, um aktiv irgendetwas unternehmen zu können und seine wittelsbachischen Onkel zu machtlos.Zwei Jahre nach Manfreds Tod wurde er von unzufriedenen sizilischen Adligen (teilweise den gleichen, die Manfred für d’Anjou verraten hatten) nach Sizilien eingeladen, um sich sein Königreich zu erobern. Es war ein netter Versuch, der aber katastrophal gescheitert ist. Konradin wurde 1268 mit 16 Jahren hingerichtet, was wohl der Hauptgrund ist, warum noch heute von ihm gesprochen wird.
Für mich persönlich interessant ist auch, daß an seiner Seite Friedrich von Baden gestorben ist, als Sohn Gertruds mütterlicherseits ein Babenberger und quasi der letzte, da er durchaus Anspruch auf Österreich gehabt hätte.
So wie die Staufer und Babenberger über ihre gemeinsame Stammmutter des zweiten Anlaufs, die Salierin Agnes und ihre beiden Ehen gemeinsam aufgestiegen sind, sind sie hier gemeinsam untergegangen. Schon faszinierend, wie die Geschichte solche Geschichten schrieb.Berthold von Hohenburg
Wir erinnern uns, in „Die Krone der Welt“ war Hohenburg noch eine Art Gesandter Manfreds bei der Prieuré. In der Zwischenzeit, da Manfred bemerkt, dass er die Kronjuwelen vor ihm in Sicherheit gebracht habe, hat er die Seiten gewechselt.Berthold von Hohenburg war eine ziemlich schillernde Gestalt. Ursprünglich ein enger Vertrauter Manfreds und durch Heirat mit einer Lancia, Manfreds mütterliche Familie, auch mit ihm verwandt. Er hat während der Regierungszeit Konrads IV hinter dessen Rücken für Manfred mit Papst Innozenz IV verhandelt.
Danach aber wechselte er die Fronten und schloß sich Konrad an, was sich kurzfristig auch für ihn gelohnt hat, denn der hat ihn 1254 auf dem Totenbett zum Regenten für seinen Sohn Konradin in Sizilien ernannt, anstelle von Manfred.
Danach ist Hohenburg noch zwischen Papst und Manfred hin- und hergewechselt, bis es zweiterem offenbar zu bunt wurde und er ihn und seinen Bruder Otto blenden und einkerkern ließ, im Castel del Monte, wo dann auch seine Söhne geendet sind.Trou’ des tipli’es
Von einem Ort dieses Namens habe ich noch nie gehört, was nichts heißen muß. Nach der Legende aber haben die Templer in Okzitanien geheime Grabungen durchgeführt. Auch die deutschsprechenden Arbeiter gehören dazu. Sie sollen ausgewählt worden sein, damit sie sich nicht mit der Bevölkerung verständigen können.
Was die Berling’schen Templer dort tun erfährt man, wenn ich mich nicht sehr täusche, in Band 4, „Der Schwarze Kelch“.Sag ich doch!
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Kapitel 3
Kaiserliche Lieblingssöhne
Ein Thema, über das sich die Biographen immer gern den Kopf zerbrechen. Wie hier im Text schön wiedergespiegelt, sind Enzio und Manfred immer die heißesten Kandidaten, da sie dem kaiserlichen Vater am ähnlichsten gewesen sein sollen.
Ist aber auch generell logisch, denn die Mütter seiner Bastarde hat sich Friedrich selber ausgesucht und, obwohl auch sie wie alle seine Kinder früh in die Pflicht genommen wurden, durften sie zumindest in seinem Dunstkreis aufwachsen, im Gegensatz zu den beiden ersten legitimen, Heinrich (VII) und Konrad IV, die als Kinder fortgeschickt wurden.Galvano Lancia
Vermutlich ein Onkel Manfreds, aber auf jeden Fall ein Verwandter seiner Mutter Bianca Lancia. Da Konrad IV während seiner kurzen Zeit als Herrscher in Sizilien gewaltiges Mißtrauen gegen die Lancia-Sippe hatte, hat er sie verbannt. Galvano ging zu Johannes Vatatzes nach Nikäa, dem Ehemann von Manfreds Schwester, seiner vermutlichen Nichte. Zu Manfreds Zeit war er dann einer seiner engsten Vertrauten.Und nach dessen Tod war er einer von denen, die Konradin nach Sizilien holten. Ironie der Geschichte, nachdem dessen Vater ihnen so gar nicht wohlgesonnen war. Hätte er sich wohl nicht träumen lassen, daß ausgerechnet ein Lancia seinen Sohn unterstützen und mit ihm sterben würde.
Templer und Manfred
Das Verhältnis zwischen Templern und Staufern ist schwer genug zu erforschen, bei Manfred habe ich zumindest einen Hinweis, daß das Verhältnis nicht komplett negativ war, auch wenn das gern so verallgemeinert wird, da vor allem Friedrich II ihnen naturgemäß nicht wirklich grün war, und vice versa.Bei Bulst-Thiele (Sacrea domus etc.) habe ich folgendes entdeckt:
„1262 war ein Verwandter Manfreds frater Albertus de Canellis Templermeister in Sizilien gewesen.“ „Manfred gebot ... allen Herren und Beamten in Sizilien, seinen Blutsverwandten, den Templermeister frater Albertus de Canella, und die Brüder und Häuser des Ordens nicht zu belästigen, sondern ihnen beizustehen ...“ In den letzten beiden Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts waren „Angehörige der Familie de Canellis, Verwandte König Manfreds und damit auch der Königin Konstanze von Aragón ... als Komture in Sizilien, der Lombardei und Ungarn und ... am päpstlichen Hof“ tätig.Bei Bergmann (König Manfred von Sizilien) heißt es, daß er den Ordensleuten in Sizilien von Anfang an nicht feindselig gegenübergestanden ist. „Daß ein Orden sich auch ganz und gar unzugänglich zeigen konnte für die Wünsche der Kurie, ja für ihre Befehle, davon mochte ihn der schwere Konflikt überzeugen, der unter dem Pontifikate Urbans IV zwischen der Kurie und den Templern zum Ausbruch gekommen war. ... als der Ordensmarschall Stephan von Sissy, gerade in dem Augenblicke, als die Kurie den Kreuzzug gegen Manfred vorbereitete, im Einverständnis mit seinem Orden ‘dem Papsttum den Gehorsam verweigerte und dabei weder mit Mannschaften noch mit Geld Hilfe leisten wollte.’“
Was eigentlich nichts mit Fragen der Sympathie oder Antipathie zu tun haben sollte, da den Ritterorden eigentlich der Kampf gegen Christen und die Einmischung in interne Angelegenheiten verboten war. Was sie allerdings selten gehindert hat.
Dennoch denke ich, daß der Orden später durchaus eher mit d'Anjou sympathisierte, obwohl ich jetzt nicht sagen kann, ob sie ihn aktiv unterstützt haben. -
Kapitel 4
Manfreds Verwandte auf der männlichen Seite
Zunächst, Konradin ist definitiv nicht sein kleiner Bruder, sondern sein Neffe. Da irrt sich Procida.Aber, es stimmt, viele sind da wirklich nicht mehr vorhanden, trotz der kaiserlichen Zeugungsfreudigkeit. Konradin eben, an den Manfred so gar nicht gern denkt, aus nahe liegenden Gründen, nicht zuletzt weil sich vor der Krönung zufälligerweise das Gerücht verbreitet hatte, er wäre tot, obwohl er quietschlebendig war. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Dann noch Enzio, den aus Bologna zu befreien Manfred wenig überraschend nie eingefallen ist. Allerdings spielt das hier auch noch eine Rolle.
Außerdem gibt es noch einen Neffen, Konrad von Antiochia, Sohn von Friedrich von Antiochia (keine bestätigte Verwandtschaft mit der dortigen Herrscherfamilie, sonst ist Friedrich das Nebenprodukt der Hochzeitsnacht von Brindisi, statt seiner fiktiven Halbschwester) einem anderen Bastard Friedrichs II. Der hat dank kluger weiblicher Verwandter Konradins Debakel überlebt.
Ansonsten gibt es nur noch Schwestern. Margarete aus der Ehe mit Isabella von England, die mit dem Markgraf von Meißen verheiratet ist und Manfreds „Vollschwester“ Konstanze, verwitwet nach Johannes Vatatzes. Violante, Ehefrau von Richard von Caserta, war vermutlich auch eine Tochter von Bianca Lancia, weiß man aber nicht so genau. Jedenfalls lebte sie noch, allerdings nur noch bis 1264. Ob das etwas damit zu tun hatte, dass ihr Gatte 1266 dann zu denen gehörte, die Manfred für Charles d’Anjou im Stich gelassen hat, sei dahingestellt. -
Kapitel 5
Krönungsinsignien Siziliens
Ich habe keine Ahnung, womit Manfred da gekrönt wird. Sicher nicht gemeinsam mit dem Krönungsmantel seines Urgroßvaters Roger II oder den Handschuhen Friedrichs II, denn die fanden über die in Deutschland herrschenden Staufer ihren Weg dorthin und wurden zum Teil der Insignien der Deutschen Könige/Römischen Kaiser. Und über die Habsburger gemeinsam mit der Kaiserkrone kamen sie nach Wien, in die Schatzkammer. Was wohl der Grund ist, warum ich das überhaupt erwähne, mit dezentem „Besitzerstolz“.Krönungsmantel
http://de.wikipedia.org/wiki/B…he_Schatzkammer_Wienc.jpgHandschuhe
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Handschuh_Palermo.jpgOb es die Originale sind oder nicht, vor denen zu stehen, das war schon ein faszinierendes Gefühl.
Jacob Pantaleone
Jetzt noch Patriarch von Jerusalem, ab 1261 bis 1264 Papst Urban IV. Der vorletzte der für die Staufer so verhängnisvollen IV. Vollendet hat sich ihr Schicksal (Manfred und Konradin) durch Clemens IV.Henry III und das sizilianische Geschäft
Als Innozenz IV auf der Suche nach einem neuen, unstaufischen König für Sizilien war, hatte König Henry III von England Interesse, die Krone seinem jüngeren Sohn Edmund von Lancaster zu erkaufen und hat eine Menge Geld in dieses Unternehmen gesteckt, ohne dass jemals etwas daraus entstanden wäre.
Nun erfahren wir hier ganz nebenbei, dass dies seine Barone unter Anführung von Simon de Montfort (Sohn des gleichnamigen Herrn von den Albigenserkreuzzügen), gemeinsam mit anderen Problemen im Königreich, zur Rebellion getrieben hat. Das Ergebnis waren die sog. „Provisions of Oxford“, mit denen Henry III sich verpflichtete, alle wichtigen Entscheidungen nur mehr gemeinsam mit einem Gremium zu treffen. Tatsächlich wurde er später vom Papst davon entbunden. Das Ergebnis später war ein Bürgerkrieg und der Fall dieses Montfort und der Aufstieg des späteren Edward I. Aber das ist eine andere Geschichte. -
Kapitel 6
Konrad V alias Konradin
Diese Nr. V kommt zwar immer wieder vor, ist aber eigentlich falsch. Die IV von Konrad IV, seinem Vater, ist nämlich seine Ordnungszahl als (gewählter) deutscher König. Doch Konradin wurde nie auch nur gewählt, von in Deutschland herrschen ganz zu schweigen.
In Jerusalem wäre der Vater Konrad II und der Sohn Konrad III gewesen. Beim Herzogtum Schwaben aber gilt der Vater als III und der Sohn als IV.*********
Schade, irgendwie finde ich immer weniger zum hier Beplaudern. Ist für mich ja fast der Hauptreiz an dieser Sache hier.
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Liber III
Kapitel 1
Enzio
Er, einer der Bastardsöhne Kaiser Friedrichs II, wird deswegen als „König von Sardinien“ bezeichnet, weil ihn der Vater mit einer Art Erbin von Teilen dieser Insel verheiratet hat, sehr zum Ärger von Papst Gregor IX, da dieser sie als päpstliches Lehen betrachtet hat. Die Insel, nicht die Erbin. Die Dame dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben sein, die Ehe wurde schon davor geschieden. Eheliche Kinder Enzios sind nicht überliefert, aber es heißt, einige Geschlechter Bolognas würden sich von ihm ableiten. Eh klar, irgendwas musste der Arme ja in seiner ewigen Gefangenschaft tun, außer dichten.
Ursprünglich, zu Lebzeiten seines Vaters (gefangen 1249), war er eine Art Versicherung gegen dessen Übergriffe, da Bologna sicher sein konnte, dass der nicht das Leben seines Sohnes riskieren würde. Später haben weder Konrad IV noch Manfred offenbar Anstalten gezeigt, ihn befreien zu wollen, warum auch. Er wäre nur ein weiterer Konkurrent um die Herrschaft gewesen und für Bologna war er eine Art „Maskottchen“ geworden. Mir ist auch nicht bekannt, ob Charles d’Anjou je versucht hat, ihn vorzeitig zu Tode befördern zu lassen. Als lebendig Begrabener war er wohl keine Gefahr mehr. Gestorben ist er (endlich, möchte man fast sagen) 1272.
Interessant finde ich an ihm noch, dass er, als der „italienischste“ der Söhne Friedrichs II vermutlich eine deutsche Mutter hatte, als Hauptverdächtige gilt eine Dame aus der Familie der schwäbischen Urslingen.Kapitel 2
Enzios Fass
Das mit der blonden Locke und dem Spundloch wird in der Legende so ähnlich überliefert. Allerdings ohne Yeza. -
Kapitel 7
Raymond von St. Gilles
Als Graf von Toulouse Raymond IV. Daß er ein Vorfahr Yezas gewesen sein soll, wie Jordi behauptet, glaube ich nicht. Allerdings kenne ich den Stammbaum der Pereilhas, der Familie ihrer Mutter nicht. Ein Vorfahr Roc’ aber ist er. Seine Urenkelin Adelaide war die Mutter von Ramon-Roger III Trencavel, Roc’ Großvater.Aleppo
Der Gouverneur Turanshah dürfte ein tapferer Mann gewesen sein, da er lange gegen die Mongolen aushielt und am Ende sogar gemeinsam mit seinem Gefolge geschont wurde. Und jetzt wissen wir, warum El Ashraf so froh darüber war, dass niemand Aleppo zu Hilfe kommen wollte. Da er sich den Mongolen bereits angedient hatte, wurde er zum neuen Herrn Aleppos, von mongolischen Gnaden.
Auch der Verrat der türkischen Offiziere wird bei Runciman geschildert. Da, wo Berling sich historisches zum Hintergrund nimmt, ist er also wie üblich ausgesprochen sattelfest. Wie stets ein Vergnügen, seine Version „in echt“ bei Runci nachzulesen und die Berling’schen Verwicklungen „herauszukürzen“.Mongolen in Syrien und vs. Mamelucken
So richtig wird das erst im fünften Buch, „Der Kelim der Prinzessin“ thematisiert, das relativ nahtlos hier anschließt.Aber es spiegelt sich hier schon sehr schön die zwiespältige, aber doch eher zu den Mamelucken tendierende Haltung der „Franken“ wieder, obwohl die Mongolen bei den eroberten syrischen Städten die Christen fast immer verschont hatten. Haben die Christen hier einen taktischen Fehler gemacht und eine Chance vertan? Denn mit der Vertreibung der Mongolen begann Baibars' Stern zu steigen. Und damit wurde das Ende der fränkisch-christlichen Königreiche eingeläutet.
Hätten sie sich den Mongolen unterworfen und gemeinsam mit ihnen gegen die Mamelucken gestanden, wer weiß. Aber, die Mongolen waren ihnen wohl zu unheimlich, denn der mongolische Angriff auf Europa (Schlacht bei Liegnitz 1241) war noch nicht so lange her. Die Mamelucken waren zumindest etwas bekanntes, vertrautes. Müßig ist wohl auch die Frage, ob die Christen ihr Ende hätten verhindern können, hätten sie die Mamelucken andererseits aktiv gegen die Mongolen unterstützt. Wohl nicht, wenn man Baibars kennt.
Und vielleicht war die Zeit der christlichen Fürstentümer in Outremer einfach abgelaufen.