Philip Roth - Die Tatsachen

  • Autobiographie eines Schrifstellers.


    Kurzbeschreibung
    Philip Roth erzählt die Geschichte seiner Emanzipation als Mann und Amerikaner und zugleich die "Autobiographie eines Schriftstellers". Seine frühen Lebensjahre betrachtet er aus zwei Perspektiven: der Erinnerung und der Kritik an der Erinnerung. Er reflektiert über die Entstehung von Fiktion und fragt sich, wie das Leben in Literatur verwandelt wird und wie Literatur das Leben verwandelt. "Tatsachen" ist vielleicht Philip Roths wärmstes Buch" (Der Spiegel).


    Der Verlag über das Buch
    Die Tatsachen – das sind die faktischen Erlebnisse und Erfahrungen des Autors, aus denen die fiktiven Personen und Handlungen seiner Romane entstanden sind: die Jugend im jüdischen Kleinbürgermilieu, der erste Zusammenstoß mit dem Antisemitismus, die Katastrophe einer Ehe und Erschütterungen durch den Vietnamkrieg. Und mit Verblüffung erkennt der Leser, in welchem Maße die Welt im Roman von Philip Roth der Wirklichkeit entspricht. -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.


    Meine Meinung dazu:
    Mit Philip Roth kam ich das erste Mal vor ein paar Wochen - mit dem dünnen Büchlein "Die Prager Orgie" - in Kontakt. Und da mir diese wahrlich amüsante Erzählung gefallen hat, widmete ich mich seiner Autobiographie.


    Der "gewöhnlichen" Selbstbeschreibung stellt Roth einen Prolog voran. Darin schreibt er seinem Protagonisten aus vergangenen Erzählungen einen Brief, in dem er ihm das "Manuskript" der Biographie zuschickt und ihn bittet, Stellung zu nehmen. Im Epilog wird der Kreis geschlossen und der fiktive Protagonist antwortet auf diesen Brief.


    Als unbedarfter Roth-Leser ist der Prolog und der Epilog nicht gerade lesenswert - zu viele Querverweise auf alte Bücher werden da lang und breit strapaziert. Aber die Autobiographie selbst hat mich fasziniert, hat mich nicht losgelassen. Sie ist gut und spannend geschrieben, von einer hübschen Offenheit, aber zu kurz, zu schnell werden manche Themen abgehandelt. Manchmal würde ich gerne mehr erfahren. Vermutlich ist das dem unstillbaren Durst des lesenden Voyeurs zu verdanken.

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
    "Killing the buddha on the road means destroying the hope that anything outside of ourselves can be our master."

  • Ich bin ein großer Roth-Fan (oder war es; die Leidenschaft läßt langsam nach - "Exit Ghost" ist allerdings schon vorbestellt) und habe alles von ihm gelesen, auch weniger gute Bücher wie "Mein Leben als Sohn" und ähnliche, die (bereits) stark autobiographische Züge trugen. Um "Die Tatsachen" habe ich lange einen großen Bogen gemacht, es kam mir dann irgendwann zwischen "Sabbaths Theater" und "Mein Mann, der Kommunist" in die Finger. Aus Sicht eines Roth-Viellesers erfährt man eigentlich kaum Neues, aber es bleibt die wenig verblüffende Erkenntnis, daß hier ein Autor Fiktion und Biographie stark vermengt - stärker, als er selbst behauptet. Das Buch ist gut geschrieben, aber es hat meine Aversion gegen Autobiographien eher verfestigt. Zumal Roth in seinem Werk ohnehin eine riesige, mal distanziertere, dann wieder authentische Autobiographie abgeliefert hat. Es gibt wenige Autoren, die sich über ihr Schaffen hinweg derartig treu geblieben sind, von Ausreißern wie "Verschwörung gegen Amerika" und ähnlichen mal abgesehen.


    Ist aber schon eine Weile her. Kann sein, daß meine Erinnerung das ein bißchen verklärt. ;-)

  • Kann natürlich gut sein, dass es für einen Roth-Viel-Leser nichts Neues offenbart - aber da ich ja unbedarft bin, habe ich die Autobiographie interessant gefunden. Ich meine, welcher amerikanische (!) Autor getraut sich freimütig zu gestehen, dass er in den späten 1950ern, frühen 1960ern seine damaligen Freundinnen zum Abbruch der Schwangerschaft "überredet" hat? Ich finde es sehr mutig, dass er die "Hosen" runtergelassen hat.


    Ich werde mal in das eine oder andere Buch von ihm reinblättern - mal sehen, ob sie mir gefallen ...

    If You Meet the Buddha on the Road, Kill Him! by Sheldon Kopp
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