Buchverfilmungen

  • Zitat

    Original von Sansonnet
    Mein subjektives Paradebeispiel für eine Filmumsetzung, die ich absolut gelungen finde und mir wesentlich besser gefallen hat, als das Buch ist ja ->


    "Der Club Dumas" (Arturo Perez-Reverte) [Buch]
    vs. "Die neun Pforten" von Roman Polanski [Verfilmung]


    Energischer Widerspruch.... Aber ich finde hierbei beide grandios!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • für mich gehören zu den besten verfilmungen die BBC verfilmung von "stolz und vorurteil" mit jennifer ehle und "der liebhaber" nach dem buch von margarite duras


    zu die schlechtesten buchverfilmungen gehören für mich die miss marple filme mit margaret rutherford. hier wird sich so herrlich gar nicht an die buchvorlage von agatha christie gehalten. trotzdem liebe ich die filme :lache

  • Verfilmungen von Büchern sind im Grund unvermeidbar und bestehen seit es den Film gibt. Es liegt einfach nahe, etwas Geschriebenes in Bilder umzusetzen. Bereits viel früher wurden Sagen oder tatsächliche Ereignisse zu Theaterstücken verarbeitet und diese zum Teil sogar noch in Opern (z.B. La Traviata alias Die Kameliendame).


    Bücher bieten einfach großartige Ideenvorlagen für Filme (sie waren ja als Medium auch zuerst da).
    Dass die Umsetzung meist hinter der Vorlage zurückbleibt, liegt meiner Meinung vor allem daran, dass sich in die geschriebene Fassung einer Geschichte soviel mehr Details unterbringen lassen als in einem Film. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Formen der Darstellung.
    Meist gelingen Verfilmungen dann, wenn die Buchvorlage von der Erzählung her klar ist, das heißt ohne zahlreiche Nebenhandlungen und - figuren auskommt, und das Setting nicht zu aufwendig ist. Ich denke, deswegen lassen sich klassische Krimis (z.B. von Agatha Christie, Conan Doyle etc.) ganz gut verfilmen. Darin kommt es weniger auf die Darstellung tiefgründiger Emotionen und einer bestimmten Szenerie an, sondern vor allem auf die Spannung, die den Kern dieses Genres ausmacht.

    Ansonsten ist es wohl auch sehr viel Geschmackssache, ob eine Verfilmung gefällt oder nicht und natürlich, ob man das Buch zuvor kannte. Wenn das der Fall ist, ist es sicher wahrscheinlicher, dass eine Verfilmung hinter den Erwartungen zurück bleibt.


    Meines Erachtens gehören zu den gelungenen Verfilmungen: :anbet


    "Menschen im Hotel" (Roman von Vicki Baum) verfilmt 1932
    "Tess d' Urbeville" (Roman von Thomas Hardy) verfilmt von Roman Polanski
    "Peyton Place" (Roman von Grace Metalious) verfilmt mit Lana Turner


    Absolut unerträgliche Buchverfilmungen sind dagegen für mich: :stop


    "Angélique I - V" (1964-1967 mit Michèle Mercier in der Hauptrolle)
    "Dracula" (1957 mit Christopher Lee)
    "Scarlett" (1992: Das Buch ist schon grottenschlecht, aber die Miniserie hat es geschafft, das noch zu überbieten).


    Im Endeffekt sollten wir jedoch froh sein, dass Bücher so fleißig verfilmt werden, weil sie uns eine mögliche Interpretation des Stoffes zeigen, an der wir aber nicht notwendigerweise die eigene Phantasie festmachen müssen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, dass das Buch nicht vergessen wird und animieren manchen Zuschauer überhaupt erst, das Buch zu lesen.


    So geht es mir sehr oft. Und wenn eine Verfilmung schon sonst nichts über die Buchvorlage aussagt, dann zumindest, dass diese eine Verfilmung wert gewesen ist.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich finde bei "Herr der Ringe" den Film besser. Bitte macht mich nicht gleich nieder, aber ich fand das Buch viel zu ausführlich. Also manchmal ist es auch von Vorteil, dass für einen Film die Geschichte gekürzt werden muss :-)


    Aber ganz oft (Stephen King z. B.) ist es ungeheuer schwer ein Buch auf die Leinwand zu kriegen. Ich hab noch keinen Film von King gesehen, der mir besser als da Buch gefallen hätte.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • @ CathrineBlake


    Filme, die besser sind als die Buchvorlage, gibt es natürlich auch.


    "Lolita" und "Dr. Schiwago" gehören meiner Meinung nach dazu, denn da sind die Bücher zäher als alter Kaugummi.


    Und "Herr der Ringe" ist sicherlich ein Sonderfall. Die Bücher sind ja auch schon etwas älter und haben erst durch die Filme ein Revival erfahren. Das heißt, dass die meisten Leute wohl die hochgejubelten und in aller Munde gewesenen Filme gesehen haben und dann erst "auf das Buch gekommen" sind. Und das ist natürlich kein Popcorn-Fantasy-Spektakel, wie man vielleicht aufgrund der Filme erwarten möchte.


    Aber ehrlich gesagt - mir sind die Filme auch lieber ;-).

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Meines Erachtens gehören zu den gelungenen Verfilmungen: :anbet
    "Tess d' Urbeville" (Roman von Thomas Hardy) verfilmt von Roman Polanski


    Thomas Hardys spezielle, düstere Stimmungen eignen sich gut, filmisch ausgedrückt zu werden.
    Denn neben dem genialen Film Tess von Polanski gibt es mit Herzen in Aufruhr (= Jude the obscure) und Das Reich und die Herrlichkeit (=The Mayor of Casterbridge), beide von Michael Winterbottom, weitere sehr gelungene Verfilmungen.


    Wenn im Buch Atmosphäre und Stimmungen wichtig und tragend sind, können Regiesseure mit Bildern viel bewirken. In diesen beiden Filmen z.B. regnet es viel, die Schauspieler tragen leidende Mienen vor sich her. Also typsich Thomas Hardy! :lache

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Was mich bei aller künstlerisch-filmischen Freiheit stört ist der Einsatz von Schauspielern, die für eine Rolle zu alt sind. Bestes Beispiel ist Hilary Swank in P.S. I love you. Sorry, Frau Swank, so jung sie auch aussehen mag, aber die 30 Lenze nimmt ihr niemand mehr ab.


    Ich hab jetzt den Film nicht gesehen, aber meines Wissens war Frau Swank waehrend des Drehs gerade mal 32 Jahre "alt". Das ist nun nicht gerade tragisch.


    Ansonsten denk ich eher, dass man wirklich nicht gleich alle Verfilmungen von vornherein verteufeln sollte. Meine Lieblingsverfilmungen sind die, wo der Film sich auf seine Staerken besinnt und diese ausnutzt anstatt krampfhaft eine 1:1 Umsetzung anzustreben. Innere Dialoge moegen eine Staerke der Literatur sein, sind aber nur sehr schwer ins Bild umzusetzen. Dafuer sind z.B. einmalige Landschaften eine Staerke der Leinwand. Diese im Text zu beschreiben ist dagegen sehr viel schwieriger.


    Beispiele guter Verfilmungen:


    Nirgendwo in Afrika nach dem Buch von Stefanie Zweig. im Buch steht die Sprache der Afrikaner sehr deutlich im Vordergrund, eine Sprache, die vom Kind sofort verstanden und aufgenommen wird, den Erwachsenen aber immer fremd bleibt. Im Film stehen die Bilder der wunderschoenen Landschaften im Vordergrund, eine Kulisse, die voll ausgenutzt wird.


    Das Maedchen mit dem Perlenohrring nach Tracy Chevalier. Das Buch lebt von der Gedanken- und Gefuehlswelt der Hauptperson Griet. Die kommt im Film kaum rueber, was auch von einigen Lesern bemaengelt wird. Aber mal ehrlich: waeren nun lauter Voice-Overs fuer innere Dialoge wirklich so toll gewesen? Statt dessen besinnt sich der Film darauf, dass diese Gedanken im Hause eines Malers abspielen - Farben und Bilder sind nunmal die Staerken des Films. Und so schafft es der Film als Gemaelde rueberzukommen, was m.M. nach eine gelungene Umsetzung ist.


    Eines der groessten Probleme von Verfilmungen ist es natuerlich, dass viele Nebenhandlungen rausgekuerzt werden (muessen). Fuer den Drehbuchautor ist es eine ziemliche Kunst da richtig zu kuerzen.


    Bei Harry Potter koennte das den Verfilmungen der letzten Buecher zum Verhaengnis werden. Die Drehbuchautoren haben doch kuerzen muessen ohne zu wissen, wie die Geschichte ausgeht. Was vielleicht im 1. oder 2. Buch als eher unwichtige Nebenhandlung aussah, zeigt sich erst im 6. oder 7. Band als absolut unabdingbar - fehlt aber nun im Film und wird den Zuschauern eines 7. Films u.U. Probleme bereiten (oder das Drehbuch muss dann auf Rueckblenden oder sonstige kuenstliche Filmaktionen zurueckgreifen).


    Ich denke, daher haben gerade Mini-TV-Serien eine gute Chance zu den besten Literaturverfilmungen zu werden. Sie muessen nicht so viel kuerzen. Bestes Beispiel ist dafuer die BBC Verfilmung von Pride and Prejudice nach Jane Austen. Mit ueber 5 Stunden Laufzeit sind die Vorraussetzungen schon mal ganz andere als bei einem Kinofilm. Das allein reicht aber auch nicht. Ohne die hervorragenden Schauspieler haette auch das in die Hose gehen koennen.


    Noch ein Beispiel fuer eine Verfilmung, die besser als die Literaturvorlage ist: The Whale Rider. Das Buch von Witi Ihimaera ist nicht schlecht, aber auch nicht ueberragend. Der Film setzt einen etwas anderen Schwerpunkt, und schafft es damit den Zuschauer noch staerker mitzuziehen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Meine absolute Lieblingsverfilmung ist Krambambuli von Xaver Schwarzenberger mit Tobias Moretti.


    klick bitte für Film


    In einem bayerischen Dorf um 1900 treiben die Wilderer ihr Unwesen. Allen voran Wolf Pachler. Doch der neue Oberförster Georg Walch ist wild entschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen. Eines Tages kauft er dem völlig betrunkenen Pachler seinen Jagdhund Krambambuli ab. Er richtet ihn ab, um ihn schließlich gegen seinen Widersacher einzusetzen. Als der auch noch eine Affäre mit Walchs Frau beginnt, eskaliert die Rivalität der beiden Männer.


    Der Film hat mir hier sehr viel besser gefallen als das Werk von Marie von Ebner-Eschenbach. Bestimmte Dinge wurden zwar geändert und so manchen möge das stören, aber ich fand die Verfilmung wunderbar. :-)

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Noch ein Beispiel fuer eine Verfilmung, die besser als die Literaturvorlage ist: The Whale Rider. Das Buch von Witi Ihimaera ist nicht schlecht, aber auch nicht ueberragend. Der Film setzt einen etwas anderen Schwerpunkt, und schafft es damit den Zuschauer noch staerker mitzuziehen.


    Danke. Das entspricht auch meinem Emfpinden. Mit dem Buch hatte ich doch so einige Probleme, während der Film in sich stimmig und überzeugend ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Beatrix:


    Zitat

    Ich hab jetzt den Film nicht gesehen, aber meines Wissens war Frau Swank waehrend des Drehs gerade mal 32 Jahre "alt". Das ist nun nicht gerade tragisch.


    Oops. Unsere örtliche Zeitung schrieb etwas von 42 Jahren und die hätte ich der guten Frau Swank auch abgenommen. Hiermit nehme ich meinen obigen Beitrag zurück.

  • was ist euch denn bei solchen verfilmungen am wichtigsten? dass man sich ganz genau ans buch hält, oder dass die gefühle/gedanken richtig rüberkommen?

    In tiefen, kalten, hohlen Räumen
    Wo Schatten sich mit Schatten paaren
    Wo alle Bücher Träume träumen
    Von Zeiten, als sie Bäume waren.......
    Dort ist's, wo jener Geist regiert
    Den man Schattenkönig nennt

  • Mir ist es schon wichtig, daß der Regisseur bzw. Drehbuchschreiber sich an die Vorlage hält.


    Bei meinem Beispiel von den neun Pforten (Buchvorlage: Der Club Dumas) ist es zum Beispiel so, daß viele Dinge exakt dem Buch entsprechen, aber aufgrund der Länge ein kompletter Handlungsstrang aus dem Film ausgeklammert wurde - was ich persönlich nicht so schlimm finde, da die Stimmung und Atmosphäre im Buch sehr gut rübergebracht wird. Ein Polanski halt...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein