Buchverfilmungen

  • Hallo ihr Lieben!!! :-)


    Ich stehe kurz vor dem Abschluss meiner Buchhändler-Lehre und noch kürzer vor dem Abgabetermin meiner Abschlussarbeit.
    Als Thema hab ich Literaturverfilmungen gewählt.


    Weil mir hier aufm Board immer so nett geholfen wurde, dachte ich, ich wende mich wieder an euch. Ich wollt einfach mal eure Meinungen zu solchen Verfilmungen hören; schaffen diese überhaupt, dem Buch gerecht zu werden? Was ist euch am wichtigsten an der Adaption eines Romans/einer Geschichte? Welches ist eurer Meinung nach die beste/die schlechteste Buchverfilmung?.....


    Ich hoffe auf angeregte Diskussionen und viel Spass. :lesend


    (und schon mal viiiiiiiiiiiiiiiielen Dank fürs Mitmachen ;-) )

    In tiefen, kalten, hohlen Räumen
    Wo Schatten sich mit Schatten paaren
    Wo alle Bücher Träume träumen
    Von Zeiten, als sie Bäume waren.......
    Dort ist's, wo jener Geist regiert
    Den man Schattenkönig nennt

  • Ich bin der Meinung dass Filme es nur sehr selten schaffen, den Büchern gerecht zu werden. Aber das liegt daran, dass dort oft aus praktischen Gründen Dinge verändert oder gekürzt werden (müssen) und eben auch daran, dass jeder sich ein eigenes Bild von den Charakteren usw. macht. Ich hab aus genau dem Grund recht schnell aufgehört, Verfilmungen von Büchern zu gucken. Aber welche mir am besten gefallen hat kann ich ganz gut sagen: Ronja Räubertochter (Astrid Lindgren)

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Ich gebe bei solchen Fragen häufig zu Gehör, was Tad Williams dazu sagte, als ihn jemand fragte, was er von Verfilmungen seiner Bücher halten würde.


    Seine ziemlich pragmatische Meinung war: Nun, jeder hat ein anderes Bild von dem Buch im Kopf, und wenn ich akzeptiere, daß der Regisseur ein anders Bild von meinem Buch im Kopf hat, als ich, dann können das tolle Filme werden.


    Inzwischen kann ich das voll und ganz unterschreiben, wobei es immer noch Filme gibt, die ich nicht sehen will und sehen werde, einfach, um mir mein "Kopfkino" nicht kaputt zu machen. Manche Figuren sehen eben nicht aus wie der Schauspieler XY, der da drauf besetzt wurde.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Mir gefallen am besten Literaturverfilmungen von Regiesseuren wie Volker Schlöndorff, die den Stoff mit filmischen Mitteln ausdrücken.
    Gut finde ich auch Viscontis Literaturverfilmungen: Der Leopard und Tod in Venedig.
    Dann noch die E.M.Forster-Verfilmung Zimmer mit Aussicht.
    Kazuo Ishigurus Was vom Tage übrig blieb ist genial.


    Ich mag auch die typischen BBC-Literaturverfilmungen, da z.B. Jane Austens Ironie sich so gut eignet durch gute Schauspieler transportiert zu werden.


    Für mich ist wichtig, dass mit dem Stoff und dem Thema des Romans gearbeitet wird, eine blosse 1:1-Verfilmung ist oft überflüssig.


    Die Serienverfilmungen wie z.B. Rosamunde Pilcher-Filme, die nichts mit den Vorlagen zu tun haben, und was sich da noch so tummelt, finde ich eher witzlos.

  • Zitat

    Original von Caia
    Ich gebe bei solchen Fragen häufig zu Gehör, was Tad Williams dazu sagte, als ihn jemand fragte, was er von Verfilmungen seiner Bücher halten würde.


    Seine ziemlich pragmatische Meinung war: Nun, jeder hat ein anderes Bild von dem Buch im Kopf, und wenn ich akzeptiere, daß der Regisseur ein anders Bild von meinem Buch im Kopf hat, als ich, dann können das tolle Filme werden.


    Inzwischen kann ich das voll und ganz unterschreiben, wobei es immer noch Filme gibt, die ich nicht sehen will und sehen werde, einfach, um mir mein "Kopfkino" nicht kaputt zu machen. Manche Figuren sehen eben nicht aus wie der Schauspieler XY, der da drauf besetzt wurde.


    :fingerhoch bin selber Meinung. Für mich sind die Bücher besser als die Verfilmung. Z.b. Harry Potter. Zwar die Filme gesehen, aber dennoch sind die Bücher besser. Da habe ich andere "Bilder im Kopf". Da kann ich Phantasie freien lauf lassen. :licht

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Es gibt eine Menge Bücher von denen ich beim Lesen denke, das die bestimmt einen tollen Film abgeben würden. Dann denke ich aber wieder, vielleicht lieber doch nicht, denn nur selten gelingt das wirklich gut. Auf Anhieb fallen mir ein paar Bücher ein, wo ich sowohl das Buch gelesen habe und auch den Film gesehen habe und der Meinung bin: Jawoll! Das passt!


    1. Der Zweiteiler von Stephen Kings "ES".
    2. Ebenfalls als Zweiteiler neu verfilmt mit Rob Lowe: "Salem's Lot".
    3. "Bram Stoker's Dracula" von Francis Ford-Coppolla, der sich so dicht an das Buch hält, wie kaum eine andere Dracula-Verfilmung.
    4. Und noch eine Verfilmung von Stephen King fürs TV: "The Last Stand."
    5. "Das Kabinett des Magiers", verfilmt als "The Prestige", auch wenn Anfang und Ende des Buches fehlen und ein paar Dinge geändert wurden, funktioniert die Verfilmung.


    "Der Herr der Ringe" habe ich natürlich gesehen und ich liebe diese Filme. Aber da ich nie die Bücher gelesen habe, kann ich zur Umsetzung nichts sagen.


    Ansonsten ist es natürlich immer sehr schwierig ein Buch umzusetzen. Es gibt allerdings auch den umgekehrten Fall: Die britischen Verfilmungen von Elisabeth Georges Romanen mit Inspector Lynley und Sergeant Havers gefallen mit mittlerweile besser als die Bücher. :schuechtern

  • Mir ist es wichtig, dass der Regisseur eine Filmsprache erfindet, mit dem er den Verlust der literarischen Erzählweise des Originals kompensiert. Eine reine Konzentration auf den Plot mag für bestimmte Stoffe genügen, aber zu häufig wirkt es dann nur wie eine schale Kopie des Buches, die noch so perfekt und noch so originaltreu sein kann, aber am Ende einfach nur überflüssig ist.


    Ein positives Beispiel ist für mich das Buch/der Film CRASH von J.G. Ballard/David Cronenberg.

  • Ich persönlich sehe geplanten Verfilmungen erstmal immer skeptisch entgegen, da ich in der Regel von Verfilmungen enttäuscht wurde. Beim Lesen baut sich in der Phantasie etwas ganz anderes auf, als in einem Film umgesetzt wird. Dies führt häufig zu nicht erfüllbaren Erwartungen, was den Film letztendlich als schlechte Kopie des Buches darstellt und unbewusst auch das Buch in einen schlechten Schatten rückt. Wichtig ist, dass die Atmosphäre des Buches zumindest ansatzweise mit in den Film eingebaut wird. Desweiteren muss es eine Besetzung geben, die keine extremen Widersprüche zu den Charakterisierungen des Buches darstellt.

  • Seh es auch so wie viele hier, dass die Bücher besser sind als die Verfilmungen, bis auf ein paar Ausnahmen, wo der Film gleich gut oder besser ist.
    Es ist schwer, die ganzen Gefühle von den Büchern wirklich in einem Film auszudrücken. Es ist wichtig, dass der Regisseur den Kern der Geschichte trifft, und nicht jedes Detail wiedergibt. Aber trotzdem sollten so grundsätzliche Sachen wie Ort und Namen der Personen nicht verändert werden :-)

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Also mir gefallen die Bücher auch vieeel besser als die Verfilmungen. Ich liebe mein eigenes Kopfkino.


    Nun ja die einzige Ausnahme sind die Verfilmungen von Herr der Ringe, da war es genau umgekehrt. ;-)

  • Tut mir Leid, sollte ich jetzt irgendwie ausfallend klingen, aber ->
    mir geht dieses notorische "Bücher sind immer viel besser als die Filme dazu" - Gezeter total auf den Senkel. :lache Klar kommt das vor, aber umgekehrt tut es das genauso.


    Ich finde, man sollte den Film als eigenständiges Werk sehen.


    Mein subjektives Paradebeispiel für eine Filmumsetzung, die ich absolut gelungen finde und mir wesentlich besser gefallen hat, als das Buch ist ja ->


    "Der Club Dumas" (Arturo Perez-Reverte) [Buch]
    vs. "Die neun Pforten" von Roman Polanski [Verfilmung]

  • Zitat

    Ich mag auch die typischen BBC-Literaturverfilmungen, da z.B. Jane Austens Ironie sich so gut eignet durch gute Schauspieler transportiert zu werden.


    :write


    Grundsätzlich kann man sagen, dass BBC-Verfilmungen plus darin mitwirkenden Schauspielern, die eine Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Art genossen haben, fast ein Garant für eine gelungene Umsetzung sind.


    Was mich bei aller künstlerisch-filmischen Freiheit stört ist der Einsatz von Schauspielern, die für eine Rolle zu alt sind. Bestes Beispiel ist Hilary Swank in P.S. I love you. Sorry, Frau Swank, so jung sie auch aussehen mag, aber die 30 Lenze nimmt ihr niemand mehr ab.


    Die Verfilmung dieser Wilde-Vorlage fand ich ebenfalls gelungen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Was mich bei aller künstlerisch-filmischen Freiheit stört ist der Einsatz von Schauspielern, die für eine Rolle zu alt sind.


    Stimmt in der Regel. Ausnahme:
    Emma Thompson in der Rolle der 19jährigen Elinor in Sinn und Sinnlichkeit.
    Sie war viel zu alt und hat der Rolle doch etwas wesentliches gegeben.
    Außerdem war sie natürlich noch in einer weiteren Funktion wichtig: Drehbuch.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Eine hervorragende Literaturverfilmung, an der es sich abzuarbeiten gelohnt hätte, ist Effi Briest in der DEFA-Verfilmung mit Angelica Domröse. Leider nicht mehr im Handel zu erhalten.


    Bestimmt ein Unterschied zu der Version von Fassbinder.
    Wobei der mit Berlin Alexanderplatz von Döblin auch noch eine gute Literaturverfilmung zu bieten hatte.

  • Die Version Fassbinders kenne ich nicht, vermute allerdings, dass sie streitbarer ist als die Luderer-Verfilmung. Angelica Domröse überzeugt als zarte Effi, was ich mir bei Hanna Schygulla schwer vorstellen kann und die mir bekannte Verfilmung setzt auf wirkungsvolle Stimmungsbilder. Besonders in Erinnerung sind mir die Bilder in Hinterpommern geblieben.

  • Die Fassbinder-Version ist sehr spröde. Passt irgendwie auch.
    Aber beide Versionen haben etwas für sich.


    Zitat

    Original von Salonlöwin
    Die Verfilmung dieser Wilde-Vorlage fand ich ebenfalls gelungen.


    Ein perfekter Ehemann ist eine ganz hervorragende Verfilmung, allerdings habe ich die Vorlage nie gelesen.
    "Ernst sein ist alles" ist ebenfalls nicht schlecht, kommt aber nicht ganz an Ein perfekter Ehemann heran, denke ich.

  • Eigentlich sollte man den Thread nicht missbrauchen, aber da ich so in Schwung bin und jede Wette darauf eingegangen wäre, dass Gosford Park eine literarische Vorlage hat. Laut Wikipedia gibt es hierzu "nur" ein Drehbuch.



    Zitat

    Ein perfekter Ehemann ist eine ganz hervorragende Verfilmung, allerdings habe ich die Vorlage nie gelesen."Ernst sein ist alles" ist ebenfalls nicht schlecht, kommt aber nicht ganz an Ein perfekter Ehemann heran, denke ich.


    :write