Rosengift - Mirjam Pressler

  • Diese Rezi schreibe ich nicht gerne, denn sie fällt leider weniger enthusiastisch aus, als ich gedacht hätte. :-(


    Mirjam Pressler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, und ich hatte mich auf ein Buch mit dem schönen Titel "Rosengift" sehr gefreut. Zumal es das erste richtige "Erwachsenenbuch" ist, das ich von ihr in Angriff genommen habe.


    Und es ist gut, ja. Es ist schön geschrieben, ja. Aber es hat mich nicht ganz überzeugt, es war nicht so stringent konstruiert, wie es bei dem Konzept hätte sein können/müssen, und warum es so ausgehen musste, habe ich nicht verstanden.


    Bei Amazon findet man dies über das Buch:


    Zitat

    Für einen Moment ist Lisa Bratt die Verkörperung des Gedankens, dass man zum Schreiben unbedingt unglücklich sein muss. Denn die erfolgreiche Kriminalautorin schreibt an einen neuen Buch und kommt einfach nicht weiter. Vielleicht ist ja der Grund hierfür, dass Lisa alles hat, was man so braucht zum Glücklich-Sein. Sogar ein Mister Perfect hat sich nach zwei gescheiterten Ehen vor Kurzem bei ihr eingefunden.


    Gut für Lisa - schlecht für ihr Buch. In dem soll sich nämlich die missmutige Protagonistin, eine passionierte Rosenzüchterin, mittels Gift von ihrem Ehemann befreien -- schwer zu beschreiben, wenn man mit seinem Dasein zufrieden ist. Zum Glück steht plötzlich eine junge fremde Frau vor Lisas Tür, die sie bei sich aufnimmt. Und nun nimmt auch ihr Leben -- dem Leser zur Freude -- eine ziemlich verbrecherische Wendung...


    Auch in Kinder- und Jugendbuchautorinnen lauert kriminelle Energie. So jedenfalls ist es bei der inzwischen 64-jährigen Darmstädter Autorin Mirjam Pressler, die nach einer Karriere als Schriftstellerin für die Kleinen nun eine für Krimifans angesteuert hat. Und, was soll man sagen: sie hat ihre Sache überaus gut gemacht. Denn ihr Buch Rosengift, das geschickt mit der Verschachtlungsidee vom Roman im Roman spielt, ist überaus raffiniert gestrickt und spannend geschrieben. Allerdings sollte man Rosengift vor Kindern gut geschützt im Giftschrank aufbewahren.


    Ich würde es eher so beschreiben:


    Krimiautorin Lisa, die bisher zufrieden allein gelebt hat, nimmt vorübergehend ein junges Mädchen namens Annabella bei sich auf und stellt fest, dass es zwar ihren persönlichen Freiraum einschränkt, auf einmal so etwas wie "Mutter" einer fast erwachsenen Tochter zu sein, ihr aber auch viel gibt, mit dem sie gar nicht gerechnet hätte.


    Lisa arbeitet an einem Krimi, in dem eine passionierte Rosenzüchterin den Mord an ihrem Ehemann plant. Je mehr Annabella sich jedoch in Lisas Leben breit macht, umso mehr verändert sich auch Lisas geplante Krimihandlung. Die Rosenzüchterin hat nun eine Tochter, Anastasia, die sich auf unerwartete Weise in die Krimihandlung drängt, bis es zu einem gänzlich ungeplanten Ende kommt.


    Lisa hat außerdem einen Freund, den wir lange Zeit gar nicht kennen lernen; wir ahnen nur, dass es ihn gibt, denn Lisa erzählt (in der Ich-Form) ihre Geschichte und spricht dabei immer wieder ein "Du" an.


    So schön Mirjam Pressler schreiben kann (sie ist Übersetzerin, und sprachliche Sorgfalt ist sicher eine ihrer Stärken), das Ansprechen dieses "Du" hat für mich nicht wirklich funktioniert. Denn natürlich muss Lisa, damit wir LeserInnen ihre Geschichte verstehen, die Begegnungen mit ihm erzählen - obwohl er ja selbst dabei war und das alles kennt. Lisa erklärt das damit, dass sie ihm ihre Sicht der Dinge schildern will, während er ja nur seine kennt; aber das überzeugt mich nicht an allen Stellen.


    Die Idee mit der sich verändernden Krimihandlung ist klasse. Lisa benutzt das Krimischreiben auch, um ihre eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Beschäftigt sie etwas, setzt sie sich an ihren Computer und überarbeitet die Geschichte ihrer Rosenzüchterin - fügt eine Figur hinzu, nimmt eine weg, ändert den Verlauf der Geschichte, und man merkt, dass hier ihre eigene Geschichte mit hineinfließt.


    Trotzdem hat mich die Krimihandlung, die Lisa spinnt, nicht genügend gefesselt, und die Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte waren mir nicht konsequent genug verfolgt. Es sei denn, jemand erklärt mir den Schluss besser:


    Mich würden andere Meinungen zu dem Buch interessieren. :gruebel


    Und ich werde auch weitere Bücher von Mirjam Pressler lesen. Wer sie als Autorin kennen lernen möchte, dem empfehle ich aber doch eher ihre Jugendbücher, die sich gar nicht so "jugendlich" geben: Malka Mai, Für Isabel war es Liebe und Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Nee, ist es auch nicht. Es gibt viele, viele schlechtere Bücher. Ich bin halt mit extrem hohen Erwartungen an das Buch rangegangen, das war wahrscheinlich mein Fehler.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich hatte mich eigentlich auch sehr drauf gefreut lange Zeit nach ihren Kinderbuechern nun auch als Erwachsene wieder ein Buch von Mirjam Pressler zu lesen. Und wurde leider sehr enttaeuscht.


    Es passiert einfach NICHTS. Es sei denn man versteht unter "Action", dass die Tuer aufgeht und sich der Gast an den Fruehstueckstisch setzt und tatsaechlich mal 2 Worte sagt. Das wird dann ueber mehrere Seiten beschrieben. :sleep


    Und die ausfuehrlichen Beschreibungen der Gedankenwelt der Protagonisten Lisa macht sie mir eigentlich zunehmend unsympathischer. Das mag von der Autorin so gewollt sein, reisst mich aber nicht wirklich mit.


    Nein, meine Enttaeuschung liegt nicht an zu hohen Erwartungen. Das Buch funktioniert einfach nicht fuer mich. Ich habe bis zur Haelfte gelesen und kann mich nicht durchringen weiter zu machen. Vielleicht, dass ich es noch quer lese, um zu sehen ob tatsaechlich noch was passiert, ein Krimi raus wird oder so .... aber ich hab eigentlich die Hoffnung dafuer nach nun ueber 100 Seiten aufgegeben.


    Fazit: leider nicht viel mehr als gaehnende Langeweile

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich