Spring, wenn du dich traust
neu erschienen unter dem Titel: Die Tage der Bluegrass-Liebe
von: Edward van de Vendel
aus dem Niederländischen von: Rolf Erdolf
OT: De dagen van de bluegrassliefde
ISBN: 3551580731
Altersempfehlung: 16+
Eulen-Geist ist schuld. Denn in den Neuerscheinungen habe ich das Buch "Die Tage der Bluegrass-Liebe" entdeckt und dann über die niederländische Autorenhomepage herausgefunden, dass es schon unter diesem Titel erschienen ist. (Komischerweise finde ich es in den Neuerscheinungen nicht wieder, vielleicht war es doch der Carlsen-Newsletter :gruebel)
Edward van de Vendel, *1964 Leerdam, ist ein niederländischer Kinder- und Jugendbuchautor sowie -dichter, der schon zahlreiche Bücher geschrieben hat, von denen allerdings nur ein Bruchteil übersetzt ist.
In diesem Buch geht es um Tycho aus den Niederlanden und Oliver aus Norwegen, beide etwa um die achtzehn Jahre alt, die sich in einem "Little World"-Feriencamp in den USA, wo sie als Junior Assistants die Ferien verbringen, zuerst befreunden und dann verlieben. Und wie immer, wenn sich jemand verliebt, geht es um Unsicherheit, die Angst, wie man es dem andern zeigen soll und schließlich um das Verliebtsein selbst. Durch die Homosexualität der beiden kommen jedoch zusätzliche Punkte hinzu - die Reaktionen der anderen Camp-Angestellten, von Freunden, kurzum die Intoleranz, mit der manche Leute Homosexualität begegnen. So müssen sie schließlich das Camp verlassen und verbringen den Rest ihrer freien Zeit gemeinsam.
»Als habe jemand plötzlich seinen Kopf zwischen zwei warmen Händen gefangen, so fühlte Tycho sich. Als habe man eine Dose Silberfarbe über ihm ausgekippt. Als wolle in seinem Inneren ein Kanonenschlag explodieren. Mist, dachte Tycho, Mist, verdammt.«
Das war das Zitat aus der Kurzbeschreibung, das mich dazu brachte, dieses Buch spontan zu bestellen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Insgesamt ist das Buch sehr bildhaft geschrieben, es finden sich sehr schöne Metaphern und Vergleiche, allerdings ist es auch recht schlicht und nicht sehr anspruchsvoll. Man merkt ihm den Jugendbuchcharakter an, auch in der Thematik.
Denn insgesamt ist der Blick der Jungen (man erfährt mehr über Tycho, aus dessen Sicht meistens geschildert wird) auf die Realität etwas naiv. Die Idee von Liebe, die einen unbesiegbar macht, manchmal ein wenig unbedachte Handlungen... Aber das macht gerade den Flair des Buches aus, es ist durchgängig ein wenig träumerisch und auf die kleine Welt der beiden Jungen bezogen, wodurch es ein wenig an Realismus verliert.
Dennoch ist es durchaus nicht an den Haaren herbeigezogen, es ist nur recht optimistisch.
Etwas störend empfand ich die englischen Ausdrücke und Sätze, die immer wieder eingeflochten werden, sie tragen zwar minimal zur Atmosphäre bei, sind allerdings meines Erachtens eher überflüssig. Aber das ist nur ein kleiner Krittelpunkt.
Das Buch beschäftigt sich mehr mit dem Verliebtsein und der Orientierung im Übergang zum Erwachsenenalter als mit Sexualität. Und so entsteht eine Geschichte über die erste große Liebe, über Selbstfindung und -verwirklichung, über zwei Jungen und deren kleine Welt, die ich gerne gelesen habe.
Mein Lieblingszitat:
»In seinem Kopf war ein Bild entstanden - dass Tage wie Zugvögel sind: Sie fliegen alle in dieselbe Richtung, aber manche verfolgen einen eigensinnigeren Kurs als andere und bestimmen so den Kurs der anderen mit.«
Fazit
Ein schönes Jugendbuch, das sprachlich nicht perfekt ist, und dessen Stärke in den Protagonisten und vielen Kleinigkeiten liegt.
9/10 Punkten
bartimaeus
[Edit: Rechtschreibfehler]