Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt - Haruki Murakami

  • Klappentext


    In Tokyo der fernen Gegenwart existieren zwei Welten: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt. Während in der einen welt ein unerbittlicher datenkrieg tobt und ein greiser Professor im unterirdischen Geheimlabor mit dem Unterbewusstsein experimentiert, herscht in der anderen Zeit- und Seelenlosigkeit ...


    Angaben über den Autor


    Haruki Murakami ist der Kultschriftsteller aus Japan. Geboren 1949 in Japan, lebt er heute wieder in seinem Heimatland.
    Näheres siehe auch in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Haruki_Murakami


    Das Buch erschien in Japan 1985, in Deutsch erstmalig 1990.


    Meine Meinung


    Ich muss es gleich zu Anfang sagen - ich bin ein Fan von Murakami und bin deswegen mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
    In den Büchern von Murakami herrscht immer ein unterschwellige tiefe Traurigkeit, der Ich - Erzähler der beiden Welten (er hat in keinen der beiden Welten einen Namen) möchte eigentlich unbehelligt leben , unauffällig und unabhängig und dennoch spürt man die Sehnsucht des Erzählers, das es ganz anders sein sollte - nur die Umstände lassen es nicht zu, oder es fehlt die Kraft des zu ändern.
    Murakami schafft es den Leser in seinen beiden Welten in den Bann zu ziehen - auch wenn die Story manchmal verwirrend und groteskt wirkt.


    Ich bin mir sicher, das ich manches in dem Buch nicht verstanden habe, deswegen überlege ich mir es noch ein zweites Mal zu lesen.


    Für alle Murakami - Fans ein Muss, für alle anderen etwas gewöhnungsbedürftig ...



    :wave

  • Ich bin generell Murakami-fan und habe mir das Buch vor ein paar Monaten Mal gekauft. Da ich allerdings zuerst noch "Mister Aufziehvogel" und "Naokos Lächeln" lesen möchte, muss dieses Buch wohl noch ein bisschen warten... oder ich ziehe es vor, mal überlegen XD
    Jedenfalls freue ich mich schon sehr darauf und hoffe, dass es mir genauso gut gefallen wird wie "Kafka am Strand", "Tanz mit dem Schafsmann" oder Murakamis Kurzgeschichtenbände.

  • Ein tolles Buch. Es war mein zweites von ihm nach "Kafka am Strand", und es gefällt mir auch besser. Die unterschwellige Traurigkeit, von der Anniku spricht, vor allem in dem "Ende der Welt"-Teil der Geschichte, war von Anfang an sehr stark zu spüren - durch das Sterben der Tiere zum Beispiel, den Verlust des Schattens...So ein permanentes Gefühl von Verlust, die ganze Zeit.

  • An diesem Roman haben mir vor allem die beiden Handlungsstränge gefallen, die anfangs klar voneinander abgegrenzt sind, nach und nach allerdings immer mehr Überschneidungen aufweisen. An manchen Stellen fand ich "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt" zwar langatmig, aber im großen und ganzen eine erfreuliche, weil melancholische, tiefsinnige Lektüre.

  • Mir hat Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt sehr gut gefallen. Die beiden Handlungsstränge scheinen anfangs überhaupt keinen Bezug zueinander zu haben, weisen aber mit der Zeit immer mehr Überschneidungen auf. Das Ende war dann toll.


    Murakamis Schreibstil gefällt mir wirklich sehr. Es sieht ganz danach aus, als wenn ich in Zukunft noch einige Bücher mehr von ihm Lesen werde.

  • Endlich, endlich kam ich in den Besitz dieses Buches, das mir schon mehrmals empfohlen wurde. Einige Zeit lang war das Buch aus mir unverständlichen Gründen vergriffen und wurde nicht neu verlegt... und dann war es mir nicht mehr so wichtig, weil mich 1Q84 so fasziniert hatte, dass ich nicht dachte, dass ein anderes Buch von Murakami dieses gewaltige Werk noch übertreffen könnte.
    Zum einen ist das Buch von gewohnter literarischer Qualität. Murakami ist eben ein Meister des Wortes und lässt viele andere hochgelobte Literaten blass aussehen. Auch, was die Phantasie angeht...
    Außerdem verstehe ich nun einige seiner anderen Romane noch besser wie zB Kafka am Strand oder eben 1Q84. Schade nur, dass ich Wonderland nicht früher in die Hände bekommen habe.


    Die Parallelhandlung verwirrt zwar, aber nur einige wenige Kapitel lang. Schon bald wird klar, dass der Protagonist in beiden Welten eine wichtige Rolle spielt. Dass einige lose Fäden bleiben und erst am Schluss verknüpft werden, ist nur gut und hält die Spannung aufrecht.
    Die Charaktere sind murakami-typisch fein gezeichnet, mit berechneter Distanz zum Leser, die Atmosphäre wechselt zwischen beklemmend, heiter und geheimnisvoll. Welche der beiden Welten nun die bessere oder lebens- und erstrebenswertere ist, mögen andere entscheiden, ich kann es nicht. Ich weiß nur, dass der Roman ein erstklassiger Lesegenuss ist :-)

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Mein erster Roman von Haruki Murakami – und sicher nicht mein letzter! Aus irgendwelchen, nicht nachvollziehbaren Gründen hatte ich ja Angst, dass ich wenig verstehen würde, aber dies war völlig unbegründet. Im Gegenteil: ich war sofort drin in dieser phantasievollen Parallelgeschichte aus zwei verschiedenen Erzählsträngen. Ohne große Einleitung oder Erklärungen, dafür aber mit einer sehr plastischen und bildreichen Sprache, so dass es mir leichtfiel, mir die Geschehnisse und das Umfeld vorzustellen.


    Nach und nach verzahnen sich diese beiden Geschichten und es ergibt sich die notwendige Verbindung. Die Handlungen spielen in einem fremden Tokyo und einer Phantasiewelt und in beiden Teilen der Geschichte sind sehr surreal. Zwar logisch aufgebaut und nachvollziehbar, aber eben „fiktiv“ und nicht real geschildert. Den sehr angenehmen Schreibstil folgte ich gerne, auch wenn die Geschehnisse oft eher bedrückend sind. Es ist eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss – dann wird man aber mit einem lesenswerten Buch belohnt.


    Für mich als Leserin bleibt sehr viel Raum, mir meinen eigenen Gedanken machen zu dürfen. Man kann in dem Buch viele Interpretationen und Metapher suchen, es lässt sich aber auch ohne diese Interpretationen ganz hervorragend lesen und verstehen. Delphin hat die Leserunde hier im Forum schon erwähnt, wobei sie 2020 nochmal neu aufgelegt wurde und wir ganz was anderes im Blick hatten als die Teilnehmer 2004.

    Das Buch wirft Fragen auf. Sehr wichtige philosophische Fragen, die großen Fragen der Menschheit nach Seele, Vergänglichkeit, Veränderungen, Tod und Leben. Es gibt auch Antworten, aber diese werden mir nicht aufgedrängt, sondern es steht mir frei, mir meine eigenen Antworten zu bilden. Das hat mir super gefallen, für mich sind Bücher, die Fragen stellen, enorm wichtig.


    Leider verpufft der Effekt dieses Buches aber sehr schnell. Schon ein paar Tage nach der Beendigung des Buches verschwimmen die Eindrücke – da halten die anderer Bücher weitaus länger vor. Auch gibt es einiges, was mir weniger gefallen hat, so sind außer den Ich-Erzählern die anderen Charaktere seltsam schablonenhaft, teilweise sogar unglaubwürdig. Der Plot des Buches ist für mich zu sehr an den Haaren herbeigezogen und viel zu schnell erzählt. Manche Szenen waren wie aus einem Actionfilm und haben für mich nicht in dieses Buch gepasst bzw. waren mir in der Länge und Häufigkeit zu viel.


    Fazit: Ich bin sehr froh, mich durch die Querbeeteulen-Leserunde an einen Haruki Murakami herangetraut zu haben! Es war auf alle Fälle eine sehr schöne Leseerfahrung. Bei den Punkten schwanke ich zwischen 8 (weil mir manches anders noch besser gefallen hätte) und 9 (weil es durchaus richtige und wichtige Fragen stellt). Ich entscheide mich für knappe 9 Eulenpunkte und eine ganz klare Leseempfehlung!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021