Falkenjagd - von Susanne Betz

  • Kurzbeschreibung


    Preußen 1729: Die vierzehnjährige Friederike, die Schwester Friedrichs des Großen, wird mit dem Markgrafen Charles von Ansbach verheiratet. Das intrigante und frivole Hofleben gerät der jungen, blitzgescheiten Markgräfin jedoch bald zum Gefängnis. Zudem hat der aufbrausende Charles eine Mätresse aus dem Volk und interessiert sich nur für die Falkenjagd. Dennoch gelingt es Friederike, dem höfischen Daueramüsement zu entgehen, indem sie Anatomie studiert und mit dem Anbau von Kartoffeln ihre Untertanen vor dem Hungertod rettet. Indem sie sich Stück für Stück von den überkommenen Konventionen befreit, öffnet sich die faszinierende Markgräfin schließlich auch für die Liebe ...



    kamelin meint


    Mit diesem Roman habe ich mich schwer getan. Den im Klappentext beschriebenen:
    "... farbenprächtigen historischen Roman um eine faszinierende Frau des deutschen Rokkoko ... Hinreißend erzählt: Susanne Betz erweckt das Zeitalter der Reifröcke, gepuderter Perücken und intriganter Hofzwerge zu prallem Leben!"
    konnte ich für mich bis zum Schluss nicht finden. Das lag vor allem daran, dass mir zum einen die Tiefe fehlte. Wer Friederike aus Sicht der Autorin wirklich war, habe ich bis zum Schluss nicht ergründen können, vor allem deswegen nicht, weil ich sie als Charakter und Persönlichkeit nicht fassen konnte. Die fehlende Tiefe zog sich für mich durch den ganzen Roman. Meist hatte ich beim Lesen den Eindruck durch ein Fernglas zu schauen, und die Handlung, wie die vorkommenden Personen, aus grosser Entfernung zu betrachten.


    Was mir zudem fehlte waren Beziehungen. Die habe ich ganz besonders vermisst. Die Heldin war für mich wie ein Blatt auf dem Wasser, ohne Halt ohne Freunde ohne Anker. Das änderte sich nur einmal, und das war für mich auch die mit Abstand schönste Szene, nämlich die mit ihrem Bruder Heinrich, ab Seite 262. Endlich fand hier so etwas wie Nähe statt, das war aber auch die einzige Szene, die mir beim Lesen wirklich Freude bereitet hat. Neben der Tiefe fehlten mir zudem der Ausdruck von Gefühl und Leidenschaft. Das alles kommt für mein Empfinden in diesem Roman nicht auf.


    Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, waren die kaum vorhandenen Dialoge. Die Autorin hält sich grösstenteils an Beschreibungen, der direkte Dialog findet jedoch (für meinen Geschmack) viel zu wenig statt. So werden die Dinge beschrieben, aber nicht ausgesprochen, denn mir fehte eine ausgewogene Gewichtung, zwischen Dialog und Beschreibung. Darunter hat meiner Ansicht nach auch das Tempo des Romans gelitten.
    Die Distanz und das fehlende Verständnis zu den Personen habe ich auch durch wiedersprüchliche Beschreibungen bekommen. Beispielhaft zeigt dies, wie Friederikes Vater einerseits beschrieben wird, ein Mann, der so arg auf seine Kinder einprügelt, dass seine Tochter am Ende sogar hinkt. Anderseits ERLEBT man als Leser den König vollkommen anders, nämlich als einen Mann, der seine Tochter liebvoll „Mein liebes Ickerle“ nennt. So steht die Beschreibung der Autorin, einer der spärlichen königlichen Dialogen entgegen, die es mir als Leser schwer macht, sich ein ungefähres Bild des Königs zu machen, sprich, der König wird als liebevoll erlebt, aber als ein brutaler Mann beschrieben (Prügelszene). Hätte ich ihn als einen ambivalenten Mann erlebt, wäre das wieder etwas anderes. Aber der Kontrast zwischen Dialog und Beschreibung schafft für mich Distanz zu der Figur.
    So passt dann auch der Schluss zum Roman, weil er genauso offen und unklar endet, wie Friederikes Geschichte sich durch den Roman zieht. Denn am Ende weiss ich noch immer nicht, wer sie war oder wo sie eigentlich hinwollte.


    Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein deutlich angezogenernen Tempo und einer klaren Linie des Themas, das ich während der Geschichte aus den Augen verloren habe. Auch hätten dem Roman meiner Ansicht nach mehr Beziehungsthemen gutgetan, wie die fast gegen Ende des Buches aufflackernde Bruder-Schwester Beziehung. Dies war eine superschöne Basis, die man für mein Empfinden hätte ausbauen können. Doch auch diese Beziehung versandet (wie alle anderen) irgendwann fruchtlos. Darüber hinaus hätte ich mir charakterstarke Persönlichkeiten gewünscht, an denen man sich hätte reiben können. So aber blieb die Geschichte für mich blass und farblos und war insgesamt anstrengend zu lesen.



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  • Ich wurde auf die Autorin aufmerksam, weil in unserer Tageszeitung ein Bericht über ihr neues Buch erschienen ist.


    Bei ama stieß ich dann auf ihr Erstlingswerk und da es hier in meiner Region und auch der der Autorin angesiedelt war, wollte ich damit beginnen.


    Die Örtlichkeiten waren für mich sehr gut wiedergegeben und ich konnte die Reisen und Fahrten etc. nachvollziehen.


    Die Hauptprotagonistin Friederike war für mich aber ohne Gefühle und vor allem war sie nach meinem Dafürhalten zu modern angelegt. Ich weiß nicht, ob sich Damen der Gesellschaft mit medizinischen und landwirtschaftlichen Fragen beschäftigt haben. Die Erwähnung des Robinson Crusoe als ihr Vorbild konnte ich auch schlecht nachvollziehen.


    Die Beziehung zu ihrem Bruder wurde erwähnt und ließ mich bei der Bettszene auch schmunzeln, aber ansonsten wurden Gefühle in dem Buch für mich einfach vermieden.


    Die Geliebte des Markgrafen war für mich liebevoller und auch sympathischer gezeichnet. Der Markgraf war hoch verschuldet und wurde nach den vorliegenden historischen Gegebenheiten geschildert, mehr nicht.


    Alles in allem eine leichte Lektüre, die mich nicht berührt hat. Der Titel des Buches ist für mich auch nicht unbedingt treffend. Es ging schließlich hauptsächlich um Friederike und die hatte mit der Falkenjagd so gar nichts am Hut. Charles und seine Leidenschaft zu den Falken wurde nur anfangs und dann am Schluß nochmals erwähnt .


    Auch der Schluß der Geschichte ist für mich unbefriedigend.


    Meiner Meinung nach gibt es in diesem Genre einfach anspruchsvollere Lektüre.


    Ich bin jetzt schwer am überlegen, ob ich das neue Buch der Autorin auf meine WL setzen werde.