Andreas Brandhorst - Diamant

  • "Diamant" von Andreas Brandhorst
    Kantaki-Reihe, Band 1


    Klappentext:


    Tausende von Jahren in der Zukunft haben die Menschen zahllose Sonnensysteme kolonisiert. Das war nur mit Hilfe zweier Alien-Völker möglich - der Kantaki und der Horgh - , die verschiedene Techniken für die überlichtschnelle Raumfahrt entwickelt und der Menschheit zur Verfügung gestellt haben. Zwei riesige Wirtschaftskonglomerate haben sich gebildet, die nun erbittert um die Vorherrschaft kämpfen. Doch Valdorian, der künftige Anführer eines dieser Konglomerate, hat ein ganz anderes Ziel: Er ist auf der Suche nach einer Frau, die unter dem Namen "Diamant" eines der gigantischen Kantaki-Schiffe steuert. Um sie zu finden, ist ihm jedes Mittel recht - und dabei ahnt er nicht, dass das Schicksal der gesamten Galaxis in seinen Händen liegt...


    Meine Meinung:


    Der Magnat Rungard Valdorian ist 147 Jahre alt und erfährt, dass er noch ein-zwei Jahre zu leben hat. Für einen Mann, der gewohnt ist, zu bekommen, was immer er haben will, völlig unakzeptabel. Eine weitere verjüngende Behandlung würde er nicht überstehen, deshalb sucht er nach anderen Möglichkeiten. Da erinnert er sich an seine Geliebte Lidia, die er vor etwa 120 Jahren an die Kantaki verlor, als sie sich entschied, in die Dienste der Aliens zu treten und Pilotin zu werden. Da die Kantaki die Möglichkeit haben, die Zeit in gewisser Weise aufzuhalten, glaubt Valdorian, dass Lidia ihm diesen Gefallen tun wird, um der alten Zeiten willen.


    Das war eines meiner Lesehighlights 2007. Ich traue mich gar nicht, dem Buch die volle Punktzahl zu geben, denn nach allem, was ich gehört habe, sollen die beiden Fortsetzungen noch besser sein.
    Ein Tipp für alle, die den Roman lesen wollen: Lest euch zuerst die Chronologie am Ende des Buches durch, dadurch versteht man später vieles besser. Die Chronologie endet dort, wo die eigentliche Geschichte um Diamant beginnt, es besteht also keine Spoiler-Gefahr.


    Im Mittelpunkt des Romans steht Valdorian, ein arrogantes und rücksichtsloses Ekel, der bereit ist, ganze Planeten zu zerstören, um an sein Ziel zu kommen - das Ziel heißt längeres Leben. Nur sehr selten blitzt bei ihm etwas Menschliches durch, er ist ein Unsympath wie er im Buche steht. Eine absolut faszinierende Figur!


    Es gibt so vieles, das mir in diesem Buch gefallen hat, dass meine Rezi wohl endlos werden würde, daher erwähne ich nur ein paar Dinge:
    1. die Kantaki - insektoide Aliens
    2. die Kantaki-Schiffe - sie bewegen sich außerhalb des Zeitstroms
    3. die Temporalen - Wesen von außerhalb der Zeit, die die Galaxis (wieder) erobern wollen
    und und und


    Gelesen habe ich "Diamant" in einer Leserunde mit Autor und freue mich schon sehr auf die beiden Folgebände.


    Ein toller SF-Roman, der süchtig macht.


    ***
    Aeria

  • Warum finde ich bei Büchern, die ich gut finde, so wenige Reaktionen in der Büchereule? Die Erfahrung mache ich hier nicht zum ersten Mal ...


    Mir hat dieses Buch jedenfalls auch gut gefallen. Man glaubt gar nicht, dass es von einem deutschen Autor ist, kommt daher wie das Werk eines großen US-Autors, finde ich.


    Für mich stand die angenehm untypische "Liebesgeschichte" von Großunternehmer Valdorian und der Kantaki-Pilotin Lidia im Vordergrund. Die Figur Lidia ist auf eine "natürliche", ruhige Weise darauf bedacht, ihrem eigenen Lebensziel nachzugehen statt Valdorians Ehefrau zu werden (obwohl sie ihn durchaus liebt). So gar nicht die klischeehaft überdrehte Emanze und auch nicht die übertriebene Technik-Frau. Dafür, dass ein männlicher Autor dieses Buch geschrieben hab, war ich von Lidia sehr positiv überrascht.


    Valdorian ist natürlich die arrogante Klischee-Unternehmer, aber das macht nichts, da man merkt, die Figur ist da, um durch Lidia konstratiert zu werden. Besonders clever fand ich auch die Antwort von Valdorians Vater, wer sie beide auf dem Schachbrett wären - zuerst belehrt der Vater den Sohn und zum Schluss bereut er selbst, dass er sich geirrt hat ; - )


    Im Hintergrund des Buches stand ebenso vieles Interessante rumd um die Kantaki und den Zeitkrieg: Die Idee von durch den Krieg gestörten Raum-Zeit-Feldern, die die Kantaki wiederherstellen wollen, die lineare und die nichtlineare Zeit, das Universum der vielen theoretischen Möglichkeiten - wo Lidia aber nicht nur eine klischeehaft idyllische Zukunft a la "glückliche Ehefrau von Valdorian" sieht, sondern auch schlechtere Ehevarianten. Der Autor denkt an ziemlich vieles.

  • Zitat

    Original von Annorra
    Warum finde ich bei Büchern, die ich gut finde, so wenige Reaktionen in der Büchereule? Die Erfahrung mache ich hier nicht zum ersten Mal ...


    Sf ist halt wenig behandelt bei den Eulen. Ich hatte das Buch mal als Leserunde vorgeschlagen, bin aber auf zu wenig Reaktionen gestossen...
    Ich werde es nun allein lesen, denn dies ist die nächste positive Rezi, die mich daran erinnert. :knuddel1

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Merrit
    Ich würde sagen, die Action überwiegt ganz klar. Es gibt auch ruhige Momente, aber hauptsächlich geht es um den Machtkampf eines alten Ekels, der für seine Ziele über Leichen geht (wie auch seine Gegner).


    Übrigens, bei Audible.de gibt es das Hörbuch :wave . Ich denke mal, sobald ich mit sämtlichen dort verfügbaren Werken von Dan Simmons durch bin, ist Brandhorst dran.


    ***
    Aeria

  • @ Aeria: Danke, dann kann ich es mir ja mal kaufen, denn wenn so viel Politik und persönliches Geschwafel im Vordergrund steht, dann verliere ich schnell das Interesse.
    Danke nochmal.


    Lg Merrit

  • Zitat von Merrit:

    Zitat

    Frage mal ganz offen: ist es Actionreicher, oder geht es mehr um die Erzählung einer Lebensgeschichte?


    Als actionreich würde ich es nicht bezeichnen und solchen Lesern eigentlich nicht empfehlen. Allerdings nimmt aus meiner Sicht auch nicht die Beziehungsentwicklung so viel Platz ein. Viel Platz ging nach meinem Empfinden für dieses Physisch-Philosophische Raum-Zeit-Raumschiff-Zeug drauf, was auch mehrmals wiederholt wird, so dass sich diese Infos festigen.