Der Page und die Herzogin - von Georgette Heyer

  • Von ihrem Bruder wird Léonie jahrelang gezwungen, sich als Junge auszugeben, weil der eine verruchte Kneipe in Paris gekauft hat, in der ein junges Mädchen nichts zu suchen hat. In dieser Verkleidung, läuft sie eines Tages Justin, dem Herzog von Avon, in die Arme, der sie dem geldgierigen Bruder kurzerhand abkauft. Nun ist es nicht so, als sei Léonie, die sich als Léon ausgibt, schockiert - im Gegenteil. Heilfroh dem Bruder und dessen bösartiger Frau entfliehen zu können, krallt sie sich an die Rockschösse des Herzogs, und gibt einen passablen Pagen für ihn ab. Doch der Herzog hat Pläne mit Léon, denn der kleine Rotschopf erinnert ihn verteufelt an einen Widersacher, den Grafen de Saint-Vire, mit dem er noch eine Rechnung offen hat. So beschliesst Justin seinen neuen Pagen überall mithin zu nehmen, ihn regelrecht vorzuführen, bis ihn schliesslich auch Saint-Vire entdeckt. Ein Katz- und Mausspiel beginnt, von dem man am Ende nicht mehr weiss, wer eigentlich die Katze ist und wer die Maus.


    Das ist, glaube ich, der herzerfrischendeste Roman, den ich seit einer Ewigkeit gelesen habe. Georgette Heyer schreibt mit so viel Esprit, Wortwitz und spritzigen Dialogen - und dabei zeigt sie einen herrlichen Humor, der mich während des Lesens zu einem Dauerlächeln veranlasst hat. Der Plot am Ende des Romans war so gelungen, das ich ihn gleich zweimal lesen musste. Ich will mich ja nicht anhören, wie meine Oma, aber am Ende habe ich mich gefragt, wer heute eigentlich noch so schön schreibt. Eine runde Geschichte, liebevoll erzählt mit charakterstarken Persönlichkeiten, die lebensnah wie farbenfroh beschrieben werden, ein gelungener Erzählstil, witzig, spritzig und charmant geschrieben und spannend bis zum Schluss mit einem packenden Plot, bei dem kein Auge trocken bleibt.


    Es hat einfach Spass gemacht, diesen Roman zu lesen, der mir sehr viel Freude und viele schöne Stunden bereitet hat. Das war mein erster Georgette Heyer Roman in Sachen Romantik, aber bestimmt nicht mein letzter.
    Ein dickes Dankeschön an die Autorin, die leider viel zu früh gestorben ist.


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  • Das hört sich wirklich sehr interessant an. Danke für die schöne Rezi :wave


    Zu welcher Zeit spielt der Roman denn?? Für mich hört es sich eher nach einem historischen Roman an. Oder irre ich mich?

  • Zitat

    Original von ximox04
    Zu welcher Zeit spielt der Roman denn?? Für mich hört es sich eher nach einem historischen Roman an. Oder irre ich mich?


    Das Problem ist, dass es keine Zeitangaben gibt. Ich schätze den Roman zeitlich auf Neuzeit bzw. Aufklärung ein. Da der Roman keinen historischen Bezug nimmt, habe ich ihn hier einsortiert.
    Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen, so etwas Schönes habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

  • Ich bin immer wieder erstaunt und begeistert, daß Heyer auch heute noch Leserinnen mitreißt.
    Dieses Buch ist immerhin 1926 zum erstenmal erschienen. Ich habe es sicher Dutzende Male gelesen, es hat nichts von seiner Frische verloren.


    Es ist ein ganz wundervoller Mantel-und-Degen-Roman.
    Zeitlich ist die Handlung so gegen Ende der 1750er Jahre angesiedelt, Kutschen, Reifröcke, gepuderte Perücken und natürlich Degen.
    Es spielt hauptsächlich in Paris und auf einem Landgut in England.


    Intrigen, Entführungen, Verkleidungen, Familienverquickungen, hach!
    Und dieser wunderbar böse Herzog von Avon mit dem Spitznamen 'Satanas'. Hui!


    Ironisch, witzig, spannend und genau im richtigen Maß romantisch.


    Beste Unterhaltung!
    Ein Klassiker.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • :anbet


    Wunderschönes Buch. Bitte nicht allzu ernst nehmen - ich könnte mir die Handlung eher auf einer Westend-Komödienbühne vorstellen als im echten England des 18. Jahrhunderts. Obwohl mir das Lachen gegen Schluss doch ein bisschen im Hals stecken blieb. :wow


    Am Anfang bin ich irgendwie nicht reingekommen und habe für die ersten paar Seiten tatsächlich mehrere Anläufe gebraucht. Jetzt beim letzten Versuch hat es aber auf Anhieb geklappt. Ich glaube, dieses englisch/französische Setting hat mich irritiert, und der "urchin" namens Léon auch.


    Schade eigentlich, dass der Klappentext diese erste Auflösung schon vorwegnimmt. Solange ich ihn noch nicht richtig gelesen hatte und nicht wusste, dass

    bin ich nämlich doch anders an die ersten paar Seiten rangegangen.


    Mein Lieblings-Heyer wird dies nicht, weil mir die Handlung doch ein bisschen zu unrealistisch ist. Aber das Lesevergnügen war dadurch völlig ungetrübt, Léonie ist wirklich zu zauberhaft und die übrigen Figuren ebenfalls, angefangen von Fanny über Rupert bis, natürlich, zu "Satanas".


    Jetzt muss ich gucken, wie es mit dieser Mini-Serie weitergeht. Wenn ich das richtig notiert habe, wäre "Devil's Cub"/"Eskapaden" die Fortsetzung hierzu.


    Fragt sich, wer das "devil's cub" ist -


    Erst aber noch eine andere Frage: Was heißt "These old shades"??

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)