Bericht zur Lesung "Vom Geist der Gesetze" von Georg M. Oswald am 24.01.08 im Literaturhaus Nürnberg

  • Bei den Lesungen im Nürnberger Literaturhaus finde ich schon die Atmosphäre immer sehr angenehm. Ich schätze es sehr, dass die Veranstaltungen im Café stattfinden und es daher auch die Möglichkeit gibt, vorher eine Kleinigkeit zu essen und auch in der Pause nochmals Getränke zu ordern :-)
    Soviel zu den leiblichen Genüssen - aber auch die literarischen kamen nicht zu kurz!
    Ich fand die Lesung und vor allem auch das anschließende Gespräch sehr unterhaltsam und informativ.
    Die Moderatorin sprach Georg M. Oswald darauf an, dass es ihrer Meinung nach ungewöhnlich viele schreibende Juristen gäbe (Oswald ist Rechtsanwalt), und woran das wohl liegen könnte.
    Oswald meinte, es gäbe durchaus Parallelen zwischen der Justiz und dem literarischen Schreiben, z. B. die Bedeutsamkeit der einzelnen Wörter (es ist nicht egal, ob man etwas so oder so ausdrückt). "Bei der Justiz lernt man genaues Lesen, Wort für Wort. In der juristischen Ausbildung lernt man, mit dem Mittel der Sprache Sinnzusammenhänge herzustellen, die man Geschichten nennen könnte. Ein guter Schriftsatz, ein gut geschriebenes Urteil erzählt eine Geschichte."
    Auf die Frage ob er ein Plädoyer für seinen Protagonisten Schellenbaum halten könnte, antwortete Oswald, dabei würde er zuviel lügen müssen... ;-) (Über seinen Beruf als Rechtsanwalt äußerte er, die Tatsache, dass man jemand engagieren kann, der gegen Bezahlung die eigenen Interessen vertritt, hätte doch etwas den Geschmack von Käuflichkeit...)
    Natürlich wurde im Gespräch auch kurz das Urteil zum Roman "Esra" von M. Biller gestreift. Oswald meinte, dass dieses Urteil sehr weitgehende Bedingungen für das Verbot eines Romans voraussetze, eine bloße Erkennbarkeit der Figuren reiche dafür nicht aus.
    Beim Signieren hat Georg M. Oswald nochmals nachgefragt, ob die Lesung nicht doch zu lang gewesen sei, ich meinte, es wäre eher noch zu kurz gewesen. :-) (Es gab dann nach der Gesprächsrunde auf Wunsch der Moderatorin auch noch eine kleine Zugabe aus dem Roman "Im Himmel")