Das Gläserne Tor - Seiten 278 - 409

  • Sag bloß Anschar ist im 2.Teil immer noch so aufmüpfig :grin
    Irgendwie macht sein Verhalten einen großen Teil der Handlung aus.


    Ich finde das Benehmen der Akteure sehr realistisch... mir gefällts :-]

  • Aqualady :

    Zitat

    Original von Aqualady:
    Aber meinst du nicht er hätte gewollt, dass Anschar und Grazia fliehen? Ihm lag doch mehr an den Leben der beiden als an seinem eigenen.


    Ganz im Gegenteil. Ich glaube, er hätte gesagt:"Seid ihr verrückt euer Leben durch eine Flucht aufs Spiel zu setzen für einen alten Zausel wie mich, der eh zu nichts mehr nutze ist?"


    Es tut mir leid, daß ich dir schon wieder widerspreche. Ich mache das nicht mit Absicht... aber interessant ist das schon. Wir lesen alle das gleiche Buch, aber da jeder von uns einen anderen Lesehintergrund und Erfahrungsschatz hat, interpretieren wir das Ganze vollkommen unterschiedlich. Das macht für mich mit den Reiz einer Leserunde aus- auch mal die Sichtweise von anderen Leuten zu hören.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Als ich gelesen habe, dass Anschar in die Papierfabrik muss, habe ich mich erst gefragt, was daran so schlimm ist. Wahrscheinlich, weil ich mir darunter nicht wirklich was vorstellen konnte. Jetzt, nachdem ich den Abschnitt gelesen habe, kann ich verstehen, was daran schlimm ist.


    Parrad meinte am Anfang zwar, dass er eine Flucht für sinnlos hält - aber wenn da plötzlich einer der Zehn auftaucht, Parrad sich mit ihm den Umständen entsprechend gut versteht, und der Hauch einer Chance zur erfolgreichen Flucht besteht - da ist es doch verständlich, dass er eine Flucht in seiner Verzweiflung versuchen will.


    Zitat

    Original von Katerina
    Manchmal wundere ich mich etwas darüber, wie viel Grazia sich leisten darf dem Herrscher gegenüber, v.a. zu der Zeit, als er noch nichts von ihrer besonderen Fähigkeit weiß. Da kommt sie mir - gerade im Vergleich mit Anschar - fast zu gut weg. Büschen Strafe hätt da schon mal sein dürfen.


    Vielleicht ist noch nicht bekannt, dass sie diese Fähigkeit hat, aber "anders" ist sie trotzdem. Sie hat rote Haare, Sommersprossen und ist ziemlich blass. Wenn die Leute das so nicht kennen, ist es ja klar, dass sie vorsichtig sind und versuchen, Grazia nicht zu sehr zu verärgern. Sie könnte ja eine Halbgöttin oder sonst wer sein.


    Erst sorgt Anschar dafür, dass Henon bei Grazia (in Sicherheit) bleibt und ist wütend, dass sie ihn durch die schwebende Stadt schickt, und dann wird er umgebracht, wei Anschar nicht rechtzeitig zu Mallayur zurückgekehrt ist. Und dann hat Anschar auch noch den Riegel vorgeschoben. Aber immerhin scheint er sich ja nicht die Schuld zu geben (S. 420). Dennoch sieht man, wie sehr er Henon gemocht hat.


    (Die beiden Namen der Brüder Mallayur und Madyur habe ich auch immer verwechselt, aber langsam geht es. :grin)

  • Zitat

    Original von Anonym
    Als ich gelesen habe, dass Anschar in die Papierfabrik muss, habe ich mich erst gefragt, was daran so schlimm ist. Wahrscheinlich, weil ich mir darunter nicht wirklich was vorstellen konnte. Jetzt, nachdem ich den Abschnitt gelesen habe, kann ich verstehen, was daran schlimm ist.


    ...


    Ich habe auch erst, als ich die Stellen gelesen hab in denen es um die Papierfabrik ging (zu de Zeitpunkt, wo Anschar noch nicht dort war), überlegt warum es denn eine Strafe ist dort zu arbeiten.
    Diese Stellen finde ich sehr gu beschriben, denn dadurch wird auch die Unwissenheit der anderen Menschen klar. Zudem steigert es auch noch die Spannung, als Anschar in diese Fabrik gebracht wird. :fingerhoch

  • Zitat

    Original von Katerina
    Manchmal wundere ich mich etwas darüber, wie viel Grazia sich leisten darf dem Herrscher gegenüber, v.a. zu der Zeit, als er noch nichts von ihrer besonderen Fähigkeit weiß. Da kommt sie mir - gerade im Vergleich mit Anschar - fast zu gut weg. Büschen Strafe hätt da schon mal sein dürfen.


    Wir woll'n sie leiden sehen ... Ich kann Katerina an der Stelle zustimmen. Andererseits muss man ja bedenken, dass das Feuerköpfchen in dieser Gesellschaft mehr eine kleine Attraktion ist, die von allen bewundert und bestaunt wird. Da darf es sich schon manchmal etwas merkwürdig benehmen. Süß finde ich, wie immer wieder Bezüge zum heimischen Preußen gezogen werden. Das sind die Stellen im Buch, die ich besonders mag.


    Und Anschar weiß jetzt, was es heißt, fliehen zu müssen. Vorher war es für ihn ja nur ein Wort ...


    Abschnitt fertig, heute Nacht les' ich weiter.


    LG, Juliane

  • In diesem Abschnitt passiert ja so einiges. (Bin derzeit bis Seite 356 vorgedrungen.)


    Zunächst der Zweikampf. Das ist schon heftig; barfuß auf scharfen Felsen, und dann auch noch zwei Freunde gegeneinander. Übrigens frage ich mich schon seit längerem, warum die brutalsten und schlimmsten Zweikämpfe von Autorinnen beschrieben werden? :gruebel Der hier ging ja noch, aber der zwischen Axis und Borneheld ("Axis-Trilogie" von Sara Douglass) oder auch der zwischen Achmed und einem Dämon (habe den Namen nicht mehr genauer im Kopf) in der "Rhapsody-Saga" von Elizabeth Haydon sind erheblich schlimmer und heftiger.


    Und so langsam scheinen Anschar und Grazia sich - trotz der sehr widrigen Umstände - doch näher zu kommen. Grazia beginnt wohl auch zu ahnen, was das bedeutet.


    Schließlich die Papiermühle. Da habe ich doch ein paar Mal schlucken müssen und mich gefragt, wie das wohl früher wirklich so war. „Onkel Toms Hütte“ habe ich in meiner Jugend gelesen, aber nicht mehr viele (eigentlich praktisch gar keine) Erinnerungen mehr daran. Die Sklaven werden hier ja übler behandelt als Tiere. Doch ich fürchte, das war früher wohl wirklich so.


    Bei Anschars Verhalten Parrad gegenüber fiel mir ein, was ich mal irgendwo gelesen habe. Daß nämlich auch der, der unten auf der gesellschaftlichen Stufe steht, jemanden sucht, der noch unter ihm steht und dem gegenüber er sich überlegen fühlen kann. Insofern wohl ein typisches Verhalten Anschars.


    Anschar erstaunt mich immer wieder. Einerseits lebt er im Bewußtsein, ein Sklave zu sein (und hat anscheinend sogar das System an sich akzeptiert, was mich immer wieder erstaunt), andererseits begehrt er dagegen auf, ohne groß an die Folgen zu denken. (Na ja, letztere Verhaltensweise würde ich vermutlich auch an den Tag legen. :rolleyes )


    Übrigens habe ich den Eindruck, daß sich beide - Grazia wie Anschar - verändern und weiterentwickeln. Wie Grazia sich dann jemals wieder in dem prüden Preußen zurechtfinden soll, ist mir allerdings nicht so ganz klar. Das wird wohl schwierig werden. Sehr schön immer wieder die Probleme und Gedanken von Grazia zu der für sie fremden Welt und ihre Probleme, damit zurecht zu kommen. Solche "Kultur-Konfrontationen" mag ich sehr gerne, da sie sehr schöne "Vorlagen" zum Nachdenken und Infragestellen auch der eigenen Position sind.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Schließlich die Papiermühle. Da habe ich doch ein paar Mal schlucken müssen und mich gefragt, wie das wohl früher wirklich so war. „Onkel Toms Hütte“ habe ich in meiner Jugend gelesen, aber nicht mehr viele (eigentlich praktisch gar keine) Erinnerungen mehr daran. Die Sklaven werden hier ja übler behandelt als Tiere. Doch ich fürchte, das war früher wohl wirklich so.


    Die Papierwerkstätten erinnern mich an an die Gerbereien in anderen Büchern. Die Arbeiten in solchen "Fabriken" werden i.a. von Sklaven oder Ausgestoßenen verrichtet. die dort herrschenden Arbeitsbedingungen sind so schrecklich, dass eine zusätzliche Bestrafung gar nicht nötig wäre.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Zitat

    Saru
    Ich bin so einem ambivalenten Protagonisten wie Anschar einfach schon lange nicht mehr begegnet.


    :write Das macht ihn auch so authentisch und sympathisch. (Bis zum Verlassen der Papiermühle bin ich allerdings noch nicht im Buch vorgedrungen.) Und glaubwürdig, wenngleich ich immer noch nicht so recht verstehen kann, wie er ein Sklavensystem und sein Sklavendasein so akzeptieren bzw. wenig bis kaum hinterfragen kann.


    Zitat

    Saru
    Anschar muß wohl erst "über sich selbst hinaus wachsen".


    Ich schätze, das trifft auf beide (Anschar wie Grazia) zu. Sie sind durch das „Schicksal“ aneinandergebunden und ich vermute, nur gemeinsam können sie dem Fluch abhelfen bzw. diesen aufheben (denn darauf läuft es wohl hinaus). Dazu müssen sie aber erst mal quasi über sich selbst hinauswachsen und eine „höhere Ebene“ erreichen. (Ich sollte mich doch endlich mal mit der Heldenreise nach Campbell befassen; ich vermute, deren Schema ließe sich gut auf das Buch übertragen.)


    (Wenn ich nicht jeden Morgen so sehr früh aufstehen müßte, würde ich auch mal eine Lesenacht einlegen. Aber das muß wohl noch bis zum Wochenende warten. Bis dahin gehts nur gaaaanz langsam voran, auch wenn ich es kaum erwarten kann, weiterlesen zu können.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollierÜbrigens frage ich mich schon seit längerem, warum die brutalsten und schlimmsten Zweikämpfe von Autorinnen beschrieben werden?


    Der hier ist eher klassisch, das stimmt. Was ihn davon unterscheidet, ist sicher in erster Linie diese Barfußgeschichte. (Dass der Gute hinterher mal ein bisschen hinken könnte, muss mir entfallen sein *g*) Autorinnen habens wohl nicht so mit Schlachtengemälden. Vielleicht konzentrieren sie sich eher auf zwei Personen, deren Gedanken und Gefühle ausgeleuchtet werden. Oder in dem Fall auf den, der zusieht.


    Zitat

    Anschar erstaunt mich immer wieder. Einerseits lebt er im Bewußtsein, ein Sklave zu sein (und hat anscheinend sogar das System an sich akzeptiert, was mich immer wieder erstaunt), andererseits begehrt er dagegen auf, ohne groß an die Folgen zu denken.


    Er lernt zum ersten Mal die üblen Zustände am eigenen Leib kennen. Aber sie deshalb in Frage zu stellen - was Hänschen gelernt hat, und als Sahnehäubchen obendrauf wird er auf eine Stufe mit Wüstenmenschen gestellt ... Anschar ist zwar bigger than life, aber durch Weisheit zeichnet er sich nicht unbedingt aus. Dieser Lernprozess wird sich noch lange hinziehen.


    Es könnte auch einfach daran liegen, dass mir die klugen Helden nicht liegen. Dieser Hauch von Einfalt, ich mag es. Wie etwa in Dagmar Trodlers "Rose von Salerno", da ist der Held ein Ritter, gut mit dem Schwert, ansonsten eher schlicht und brutal gestrickt, saufen tut er auch noch ... Der gefiel weiß Gott nicht jedem. Ich fand ihn hinreißend.

  • Bisschen off-topic:
    Du hast ja in dem, der als naechstes von Dir erscheint, auch so einen - und den finde ich auch ganz reizend. Vor allem weil er glaubhaft und lebendig ist, weil er da, wo du ihn hingestellt hast, ganz genau passt. Und eben nicht larger than life ist. Sondern einfach nur ein sympathischer Typ, mit dem man gern einen trinken gehen wuerde - und der mehr oder weniger ohne Begreifen bedingt durch aeussere Umstaende in einen Strudel geraet.


    Das sind die "Helden", die mich mitnehmen, die "mittleren", die, bei denen die Frage: Wachsen sie ueber sich hinaus oder nicht? spannend bleibt - und denen man abnimmt, wenn sie's tun, und verzeiht, wenn sie's nicht tun.
    Die lachen, wenn man sie kitzelt, und schreien, wenn man sie schlaegt.


    Auf das Buch freu ich mich sehr.


    Alles Liebe von Charlie

  • Als Grazia bei Madyur um Erlaubnis fragt (S. 364ff), ob sie den heiligen Mann besuchen darf, war die Antwort ja schon vorauszusehen.


    Dann die versuchte Flucht Parrads. Das hätte ich dem gar nicht zugetraut, wie er vorher immer gesprochen hat. Anscheinend ist in ihm durch Anschars Verhalten etwas wach geworden, was ihn einen Versuch wagen ließ. Zu Anschars Verhalten in dieser Sache: ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Es wurde ja schon öfters erwähnt, daß er ein Sklave ist und dieses System akzeptiert und sich fügt, weil er nichts anderes kennt. (Später, im nächsten Abschnitt, kommt das nochmals sehr drastisch zum Ausdruck.) Unter dieser Prämisse ist sein Verhalten nachvollziehbar; es paßt zu ihm und zur Situation (und zu dem, was Parrad früher zum Überleben in der Wüste und zur Flucht gesagt hat). Aus unserer heutigen Sicht heraus mag es falsch sein, doch aus seiner (Anschars) Sicht gesehen, war es vermutlich „richtig“. Auf jeden Fall empfand ich es folgerichtig sich aus dem Bisherigen ergebend (was für eine umständliche Ausdrucksweise). Anschar macht zwar durchaus eine Entwicklung durch, aber - verständlicherweise - langsam und allmählich. „Wunder“ kann man da nicht erwarten. (Zum Ende des Buches hin dann aber hoffentlich doch.)


    Dann die Nacht, die Anschar bei Grazia verbringt. Das ist einer der wenigen Fälle, die mir im Buch (oder Film) begegnet sind, in denen sich die Protagonisten den Verhältnissen ihrer (und nicht unserer) Zeit entsprechend verhalten haben; hier vor allem auf Grazia bezogen (und Anschar, der dies akzeptiert). Da die Frauen, wie ich jetzt schon mehrfach in Büchern gelesen habe, so gar nicht wußten, was des Nachts zwischen Männern und Frauen passiert, die Männer wohl auch nicht im heutigen Sinne „aufgeklärt“ wurden, frage ich mich allerdings, woher die das eigentlich wußten?


    Henon :cry


    Zum Ende des Abschnitts erhält Egnasch das, was er verdient (an die Folgen denke ich jetzt lieber noch nicht).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Da die Frauen, wie ich jetzt schon mehrfach in Büchern gelesen habe, so gar nicht wußten, was des Nachts zwischen Männern und Frauen passiert, die Männer wohl auch nicht im heutigen Sinne „aufgeklärt“ wurden, frage ich mich allerdings, woher die das eigentlich wußten?


    ?( Was meinst du denn? :help

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • @ Saru
    Bin mir nicht sicher, ob ich Deine Frage richtig verstanden habe. Ich meine die Sache mit dem Sex. Grazia hatte ja wohl überhaupt keine Ahnung und Vorstellung davon. (Genau diese Unkenntnis ist mir auch schon in anderen, in der Vergangenheit spielenden, Büchern begegnet.) Und immer gehen die (jungen) Frauen davon aus, daß die Männer alles wissen. Aber eine richtige "Aufklärung" gab es wohl auch für die weder von den Eltern noch in der Schule, vermute ich mal. Und nun frage ich mich halt schlicht und einfach, woher die um die sexuellen Dinge wußten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier
    Deine Frage bezieht sich gar nicht auf das Buch.
    Du meinst also die "gewöhnlichen Sterblichen" vor 100 Jahren. ;-)
    So alt bin ich nicht um dir das beantworten zu können,
    aber angesichts der Tatsache dass wir nicht ausgestorben sind,
    müssen sie die Sache mit dem Sex doch irgendwie rausgefunden haben. :grin
    Dass Anschar kein "Unschuldslamm" ist, wird mehrfach erwähnt.
    Ich finde es wirklich bewundernswert, dass Anschar Grazia so viel Zeit lässt.
    Angesichts der Sitten in Argad muß ihr Verhalten für ihn vollkommen unverständlich sein.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Zitat

    Original von Saru
    Du meinst also die "gewöhnlichen Sterblichen" vor 100 Jahren. ;-)
    So alt bin ich nicht um dir das beantworten zu können,
    aber angesichts der Tatsache dass wir nicht ausgestorben sind,
    müssen sie die Sache mit dem Sex doch irgendwie rausgefunden haben. :grin


    Richtig, die "gewöhnlichen Sterblichen" damals meinte ich.


    Den Schluß, daß sie es irgendwie herausgefunden haben, habe ich auch aus der Tatsache gezogen, daß die Menschheit noch nicht ausgestorben ist. ;-)


    Und in der "anderen Welt" herrschen in dieser Hinsicht ja ganz andere Sitten. Daß Anschar sich an Grazia und ihre Bedürfnisse und Vorstellungen anpaßt, finde ich auch erstaunlich und rechne es ihm hoch an.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Charlie
    Bisschen off-topic:


    Macht gar nichts, ich bin immer ganz hingerissen, wenn du über den Ketzer redest.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Aber eine richtige "Aufklärung" gab es wohl auch für die weder von den Eltern noch in der Schule, vermute ich mal. Und nun frage ich mich halt schlicht und einfach, woher die um die sexuellen Dinge wußten.


    Learning by doing, jedenfalls was die Männer betraf. Aufklärung gab es nicht, aber um die Jahrhundertwende 50.000 Prostutierte in Berlin. Männer durften "ran", wo sich Gelegenheiten boten, also auch bei Dienstmädchen, Arbeiterinnen usw. Die Frauen in diesen Gesellschaftsschichten wussten auch eher Bescheid, was sich schon allein durch das enge Zusammenleben ergab. Üblich war auch ein größerer Altersunterschied zwischen Eheleuten (ist bei Grazia und Friedrich auch der Fall), da hatte der Mann mitunter reichlich Gelegenheiten, Erfahrungen zu sammeln. Wie er die dann an die Ehefrau weitergab, stand auf einem anderen Blatt. "Nicht wenigen erging es wie der Mutter der Sozialistin und Feministin Lily Braun, die, wie sie ihrer Tochter oft erzählte, in den ersten acht Tagen ihres Zusammenlebens mit ihrem Mann am liebsten davongelaufen wäre, wenn sie sich nicht vor ihren Eltern geschämt hätte. Erst ganz allmählich kam ihr die Erkenntnis, dass ihr Gatte kein Verbrecher, ihr Schicksal kein abnormes war." (Volker Ulrich, die nervöse Großmacht)

  • Heute habe ich endlich mal wieder Zeit zum Lesen. :-]
    Diesen Abschnitt habe ich eben beendet und ich bin weiterhin begeistert.


    Die Szenen in der Papierwerkstatt - einfach gruselig.


    Und dann die "Fast-Liebesnacht" von Grazia und Anschar: sehr gut gemacht, Sabine. Jede andere Reaktion hätte irgendwie nicht zu Grazia gepasst.


    Schliesslich das traurige Ende von Henon. :cry
    Und nun die Flucht.....


    Ich bin sooo gespannt. :-]