Das Gläserne Tor - Seiten 278 - 409

  • Wo steckt ihr denn alle? Ich fühle mich so einsam hier in den Freds :cry


    Grazia wird vorgeführt wie eine Jahrmarkt-Attraktion und soll Wasser in rauen Mengen fließen lassen, was ihr aber nicht gelingt. Die Fähigkeit hat sie, aber sie ist nicht so ausgeprägt, wie das gewünscht wird. Ich bin gespannt, ob sie im Laufe des Buches noch in der Lage sein wird, ganze Seen zu produzieren.


    Anschar muss sich richtig unterordnen und landet in der Papierwerkstatt. Diese verlässt er, als er quasi Verrat an seinem Mitgefangenen übt. Ob ihm das in dem Moment bewusst ist? Dass er wieder rauskommt, wenn er sich auf diese Art "bewährt".


    Ihm stehe ich im Moment zwiegespalten gegenüber. Einerseits geht er quasi "über Leichen" andererseits ist er ziemlich nah am Wasser gebaut. Das er so oft weint, hat mich irgendwie überrascht.


    Die Schlafzimmer-Szene fand ich sehr authentisch. Grazia ist auch in dieser Situation um ihre Schicklichkeit bemüht :lache
    Ich war ja gespannt, wie Du das löst, Sabine. Ob sie ihre preußische Art beibehält oder sich in dieser Situation zum Raubtier entwickelt *g*


    Ich fands jedenfalls gut gelöst :-)

  • Na, Raubtier, wer hätte ihr das denn abgenommen? Aber bettszenenmäßig war das ja noch nicht Ende der Fahnenstange (wie man sich sicher denken kann).


    Ich mag es, dass du so über Anschar denkst. Hier durfte ich ja mal ohne jeden Zwang den Helden so ersinnen, wie ich ihn mag: stark, schön, fast unüberwindlich, aber gequält und eben auch manchmal heulend. Eigentlich müsste er auch noch blond sein, aber erstens hatte ich in meinem Ketzer-Roman davor einen Blonden, und zweitens fiele dann ein Gegensatz zum blonden deutschen Friedrich weg. Die Argaden sind ja eher südländische Typen. Und dass Anschar so nah am Wasser gebaut hat, liegt eben daran, dass das eine Eigenschaft seines Volkes ist. Das ist auch so ein Gegensatz zu den Preußen, die das natürlich sehr merkwürdig finden. Diese Gegensätze machen ja den Reiz aus.

  • Bouquineur


    Vielleicht muß Grazia sich einfach auf ihre Gefühle einlassen um ihre Macht richtig entfallten zu können? :gruebel

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Zitat

    Original von SabineW
    Na, Raubtier, wer hätte ihr das denn abgenommen? Aber bettszenenmäßig war das ja noch nicht Ende der Fahnenstange (wie man sich sicher denken kann).


    Na, det will ick doch hoffen :lache


    Der Friedrich ist mir zu blond. Ich mag den Anschar. Der ist genau mein Typ :-)

  • Anschar muß in die Papierwerkstätten! :cry
    Wie grässlich!
    Wobei mir Anschars Verhalten bisweilen völlig unverständlich ist.
    Ich begreife einfach nicht, wieso er sein Sklavendasein akzeptiert? ?(
    Er ist doch ein stolzer Krieger, er wurde schon seit langem nicht mehr wie ein Sklave behandelt.
    Die Einstellung entweder frei oder tot hätte ich bei ihm eher erwartet,
    als die Bereitschaft auf die Begnadigung durch seinen Herrn zu warten.


    Die "Liebesnacht" ist köstlich. :rofl Armer Anschar...

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez


  • Aber er wurde als Sklave geboren und er sieht das wohl als sein Los an, das sich auch mit Flucht oder mit dem Aufstieg zu einem der 10 nicht ändern lässt. Das ist bei ihm wohl eine "Lebenseinstellung".

  • Ich bin so einem ambivalenten Protagonisten wie Anschar einfach schon lange nicht mehr begegnet. Im Fantasy sind dem Helden oft schon von Anfang an alle für den Sieg nötigen Eigenschaften gegeben und das Ziel klar vor Augen muß er nur ein paar Bösewichte beseitigen.
    Anschar muß wohl erst "über sich selbst hinaus wachsen".
    Denn dass seine Mutter mit dieser wichtigen Mission betraut wurde,
    hat doch sicher was zu bedeuten? Sie - eine Frau,sollte die Botschaft überbringen, dann muss sie ja wohl jemand wichtiges in ihrer Welt gewesen sein? Ihr Sohn muss ihr Werk doch sicher vollenden? :gruebel

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Zitat

    Original von Saru
    Denn dass seine Mutter mit dieser wichtigen Mission betraut wurde,
    hat doch sicher was zu bedeuten? Sie - eine Frau,sollte die Botschaft überbringen, dann muss sie ja wohl jemand wichtiges in ihrer Welt gewesen sein? Ihr Sohn muss ihr Werk doch sicher vollenden? :gruebel


    *setztsichaufihrefinger*


    Auch hier gilt: schnell weiterlesen :-]

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Aber er wurde als Sklave geboren und er sieht das wohl als sein Los an, das sich auch mit Flucht oder mit dem Aufstieg zu einem der 10 nicht ändern lässt. Das ist bei ihm wohl eine "Lebenseinstellung".


    So isses, er hat es nie anders kennen gelernt. Gleichzeitig hat er später festgestellt, dass es sich damit ganz angenehm leben lässt, wenn man eine besondere Stellung erreicht hat. Ein goldener Käfig gewissermaßen. Wenn man da die Tür aufmachen würde, welcher Vogel fliegt da urplötzlich nach Freiheit strebend raus? Da muss der Gute erstmal drüber nachdenken.


    Zitat

    Original von SaruIch bin so einem ambivalenten Protagonisten wie Anschar einfach schon lange nicht mehr begegnet.


    Hach, sowas über einen Prota zu lesen, den man sich ausgedacht hat, ist einfach schön.

  • Anschar gibt mir Rätsel auf. Einerseits hat er seine eigene Meinung, kann für sich und andere einstehen, andererseits "erduldet" er die Sklavenbehandlung.
    Wahrscheinlich, sicher, weil er nichts anderes kennt und so erzogen wurde. Wirklich hinterfragen tut er die Sklaverei, seine Versklavung, nicht.
    Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt (ich seh schon, ich habe an den falschen Stellen geschmökert *g*).


    Bei der Behandlung in der Papierfabrik wird einem das Sprichtwort "Salz in die Wunden streuen" richtig bewusst und deutlich.


    Grazia hat sich in der Zeit, die sie in der Parallelwelt ist, ziemlich entwickelt, ohne sich selber untreu zu werden. Schicklich und "gschamig" ist sie immer noch ;-) Aber mir kommt vor, sie hat ein anderes Selbstbewusstsein, ist vielleicht realistischer, erwachsener geworden.


    Ich bin auf Seite 351 und muss nun unbedingt weiterlesen.

  • Ich finde Grazias Entwicklung richtig gelungen. Denn nun wird sie ja durch niemanden in ihrer Entwicklung aufgehalten.
    Die Szenen in der Papierfabrik kamen mir sehr reell vor, obwohl ich es komisch fand, dass Anschars 'Seilbruder' plötzlich doch flüchten möchte. Das hat er doch eigentlich von Anfang an abgelehnt :gruebel


    Die Beziehung zwischen Grazia und Henon hat mir auch sehr gut gefallen, besonders die Vorstellung, dass Grazia einen Sklaven so behandelt als wäre es ihr Großvater...


    Zu Anschar würde ich sagen, dass er seine Untergebenheit sehr gekonnt vortäuscht. Die Monate in der Papierwerkstatt werden ihn vielleicht gebogen haben, aber im Grunde hat er ja noch die selben Einstellungen wie vorher - nur besser verboregn.


    Jetzt lese ich aber weiter und es wird sicherlich eine Nachtschicht daraus. :-]

  • Ich kann mir vorstellen, dass Anschars Seilbruder Parrad bisher einfach nicht den passenden "Fluchtpartner" fand.
    Parrad hat nach der Strafaktion im Becken sehr bewusst kranker Mann gespielt, um in die Krankenstation zu kommen - alleine.


    Die Szenen in der Papierfabrik, die Folterszenen, die Beschreibung, wie die Menschen (Sklaven) gequält werden, ist eindrücklich - weil sehr real - wieder gegeben. Erschreckend... vor allem, wenn man weiss, dass Folter noch heute ein beliebtes Instrument ist, Menschen zu Aussagen zu zwingen. Aussagen, die in der Not gemacht werden und so gar nicht stimmen. In der Hoffnung, dass danach Ruhe ist...


    Die Beschreibung des freien Abends von Anschar ist gelungen beschrieben. Vor allem die Zweifel von Grazia, was da auf sie zukommen könnte, mit keiner, oder kaum einer, Ahnung, was eigentlich bei Eheleuten abläuft.


    Der Morgen beginnt dramatisch

  • Der Zweikampf. Mal wieder eine von Sabines genialen Kulissen. Die Idee mit den nackten Füßen und dem scharfkantigen Untergrund ist super.


    Diese quasi öffentlichen Geschlechtsverkehre des Herrschers und seines Bruders bilden noch einmal einen schönen Kontrast zu Grazias preussisch-schicklichem Hintergrund.


    Manchmal wundere ich mich etwas darüber, wie viel Grazia sich leisten darf dem Herrscher gegenüber, v.a. zu der Zeit, als er noch nichts von ihrer besonderen Fähigkeit weiß. Da kommt sie mir - gerade im Vergleich mit Anschar - fast zu gut weg. Büschen Strafe hätt da schon mal sein dürfen.


    Die Papierwerkstätten hatte Sabine schon vorher erwähnt und uns in Sicherheit gewiegt durch Grazias Überlegung, das sei ja wohl nicht so eine strenge Strafe. Damit hat sie uns schön eingelullt...
    Ich finde es schwer auszuhalten, dass Anschar so viel leiden muss. Und natürlich muss er sich immer wieder wehren, denn es muss ja gezeigt werden, dass er eben keine "Sklavenseele" hat. Aber manchmal nervt das auch, wenn man weiß, dass er sich damit immer wieder neue Probleme schafft.


    Auf S. 381 wird Anschar durch seinen Verrat an Parrad nachhaltig beschädigt. Das funktioniert m.E. nur, wenn er es später irgendwann ordentlich bereut. Oder wenn es in anderer Weise nochmal Thema wird.


    Und wer geglaubt hatte, nun würden für Anschar endlich friedlichere Zeiten anbrechen, der sieht sich am Ende dieses Abschnitts auf das Brutalste getäuscht. Au weia.

  • Zitat

    Original von Katerina


    Auf S. 381 wird Anschar durch seinen Verrat an Parrad nachhaltig beschädigt. Das funktioniert m.E. nur, wenn er es später irgendwann ordentlich bereut. Oder wenn es in anderer Weise nochmal Thema wird.


    Ich hatte eigentlich eher das Gefühl, dass Anschar sich um Parrad sorgen macht, weil er eine Flucht als absolut unrealistisch einstuft. Dass er sich von ihm lossagt, als sie ergriffen werden, passt doch sehr zu seinem bis jetzt üblichen "überleben-ist-alles" - Verhalten. Für mich kommt an dieser Stelle wieder stark seine "Sklavenerziehung" durch. Denn Sklaven werden ja nicht zu Helden erzogen.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Zitat

    Original von Saru


    Ich hatte eigentlich eher das Gefühl, dass Anschar sich um Parrad sorgen macht, weil er eine Flucht als absolut unrealistisch einstuft. Dass er sich von ihm lossagt, als sie ergriffen werden, passt doch sehr zu seinem bis jetzt üblichen "überleben-ist-alles" - Verhalten. Für mich kommt an dieser Stelle wieder stark seine "Sklavenerziehung" durch. Denn Sklaven werden ja nicht zu Helden erzogen.


  • Gelesen hatte ich "Das gläserne Tor" innerhalb von 2 Tagen... nur mit dem Schreiben komme ich nicht hinterher. Mich hat nämlich eine ganz böse Erkältung erwischt. :krank
    Aber hier zumindest einige meiner Leseeindrücke:


    Zitat

    Original von Katerina:
    Der Zweikampf. Mal wieder eine von Sabines genialen Kulissen. Die Idee mit den nackten Füßen und dem scharfkantigen Untergrund ist super.


    :write


    Zitat

    Original von Bouquineur:
    Aber er wurde als Sklave geboren und er sieht das wohl als sein Los an, das sich auch mit Flucht oder mit dem Aufstieg zu einem der 10 nicht ändern lässt. Das ist bei ihm wohl eine "Lebenseinstellung".


    Und auch das kann ich nur :write


    Die Szenen in der Papierfabrik sind wieder sehr eindrücklich geschildert.

    Zitat

    Original von Saru:
    Ich hatte eigentlich eher das Gefühl, dass Anschar sich um Parrad sorgen macht, weil er eine Flucht als absolut unrealistisch einstuft. Dass er sich von ihm lossagt, als sie ergriffen werden, passt doch sehr zu seinem bis jetzt üblichen "überleben-ist-alles" - Verhalten.


    Auf S. 380 sagt er das so auch: "Was scherte es ihn, wenn ein Wüstenmann flüchtete und dabei zu Tode kam? (...) ´Ich wollte dich retten.`(...)
    Schließlich konnte er ja nicht wissen, daß Mallayur ihn deshalb zurückholt. Klar, die Tatsache, daß er Parrad aufgehalten hat, kann man als Zeichen der Unterwerfung deuten- ich glaube aber nicht, daß Anschar das so eingeplant hatte. Und ich kann mich ehrlich gesagt auch an keine Stelle erinnern, an der er das so gesagt hat :gruebel Mallayur unterstellt ihm zwar auf S.384ff diese Absicht, aber Anschar tut das weder bejahen noch verneinen, sondern überläßt die Interpretation Mallayur


    Das Ende dieses Teils ist wirklich spannend: Anschar darf auf eine Liebesnacht nach Hause, die natürlich nichts wird und

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Auf S. 380 sagt er das so auch: "Was scherte es ihn, wenn ein Wüstenmann flüchtete und dabei zu Tode kam? (...) ´Ich wollte dich retten.`(...)
    Schließlich konnte er ja nicht wissen, daß Mallayur ihn deshalb zurückholt. Klar, die Tatsache, daß er Parrad aufgehalten hat, kann man als Zeichen der Unterwerfung deuten- ich glaube aber nicht, daß Anschar das so eingeplant hatte.


    Der Gute ist sich selber nicht darüber im Klaren, was er davon halten soll, dass er Mitgefühle für Wüstenmenschen entwickeln kann. Dieser Prozess wird sich auch noch lange hinziehen. Was man mal gelernt hat ...