Das Gläserne Tor - Seiten 410 - 540

  • Grazia geht mit Friedrich zurück in ihre Welt und erst dort gesteht sie sich ein, dass sie Anschar liebt. Ich bin froh, dass sie sich nicht beugt sondern zu der Liebe steht. Benedikt folgt ihr nach um ihr mitzuteilen, dass Anschar gefangen genommen wurde.
    War das eine Überraschung, ihn im Wohnzimmer ihrer Eltern anzutreffen :lache


    Hat ihre Mutter eigentlich mitbekommen, dass sie Wasser entstehen lassen kann? Die Szene, wo wie in der Küche die Hand über der Spüle ausstreckt und ein kühler Lufthauch über ihre Hand streift. So kündigt sich das ja eigentlich an. Und ihre Mutter, die dann abrupt die Küche verlässt.


    Ich war erstaunt, dass ihre Eltern sie nicht für total verrückt erklären ob der Geschichte, die sie erzählt hat. Ich nehme aber an, dass hauptsächlich ihre körperliche Veränderung sie davon überzeugt hat, dass die Geschichte stimmt, oder?


    EDIT:


    Die letzten Seiten dieses Abschnittes brachten dann zwei Dinge:
    1. Eine faustdicke Überraschung: Parrad, den er im Papierlager "verraten" hat, ist nicht tot. Er konnte seiner Bestimmung als Futter für den Schamindar entgehen und lebt jetzt mit andern entflohenen Sklaven im Wald.


    2. Etwas, auf was ich gewartet, oder gehofft hatte. In Anschars Verhalten gegenüber den Wüstenbewohnern ändert sich etwas. Der Schalter in seinem Kopf ist zwar noch nicht völlig umgelegt, er behandelt sie noch immer nicht wirklich freundlich, aber er tut etwas für ihn sehr überraschendes: er entschuldigt sich bei Parrad, dass er ihn im Papierlager an die Wachen verraten hat. So eine Entschuldigung wäre in den vorigen Abschnitten noch völlig undenkbar gewesen.
    Mir gefällt diese Veränderung in seinem Charakter.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich war erstaunt, dass ihre Eltern sie nicht für total verrückt erklären ob der Geschichte, die sie erzählt hat. Ich nehme aber an, dass hauptsächlich ihre körperliche Veränderung sie davon überzeugt hat, dass die Geschichte stimmt, oder?


    Es gibt ja viele Beweisstücke, wobei keins davon ein richtiges ist. Das mit der Bräune noch am ehesten. Aber hier muss man echt die Augen zukneifen und sich sagen, es ist eine Geschichte. Im wirklichen Leben würde das ja keiner glauben, der noch mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Dass sie Grazia so einfach gehen lassen, ist auch eine haarige Stelle, aber es war kaum anders lösbar, es sei denn, sie wäre gegen deren Willen gegangen, aber einen im Hintergrund offengelassenen Konflikt hätte weder sie noch das Buch gebrauchen können.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Hat ihre Mutter eigentlich mitbekommen, dass sie Wasser entstehen lassen kann? Die Szene, wo wie in der Küche die Hand über der Spüle ausstreckt und ein kühler Lufthauch über ihre Hand streift. So kündigt sich das ja eigentlich an. Und ihre Mutter, die dann abrupt die Küche verlässt.


    Gerade noch rechtzeitig. Nein, es floss kein Wasser, es war ja nicht mehr nötig. Und wahrscheinlich wäre es auch für den Leser ziemlich anstrengend geworden, noch eine Szene dieser Art (sie tut es, die Zuschauer fallen vom Glauben ab) zu lesen.

  • Zitat

    Original von SabineW


    Gerade noch rechtzeitig. Nein, es floss kein Wasser, es war ja nicht mehr nötig. Und wahrscheinlich wäre es auch für den Leser ziemlich anstrengend geworden, noch eine Szene dieser Art (sie tut es, die Zuschauer fallen vom Glauben ab) zu lesen.


    Wären sie vom Glauben abgefallen? Ich hätte eher gedacht, dass sie Wasser fließen lässt, um ihre Eltern endgültig von ihrer Geschichte zu überzeugen. Für mich sind die Wasserszenen immer wieder klasse. Für mich hat diese Fähigkeit - wie soll ich das ausdrücken - etwas Ursprüngliches, Lebenspendendes.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich hätte eher gedacht, dass sie Wasser fließen lässt, um ihre Eltern endgültig von ihrer Geschichte zu überzeugen.


    Ja, das wollte sie ja auch, aber es war ja dann nicht mehr nötig.


    Ich meinte die Reaktionen: Entsetzen, Erstaunen, die üblichen Fragen, die man dann stellt und die der Leser doch schon kennt. Außerdem gibts ja noch die Fortsetzung, und da darf man sein Pulver nicht ganz verschießen. ;-)

  • achsooooo
    Ich bin wohl aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit schon etwas schwer von Begriff.


    Ja, die Fortsetzung. Ich bedauere jetzt schon, dass wir noch so lange darauf warten müssen. Anschar und Grazia werden mir nach Ende des Buches ganz fürchterlich fehlen.

  • Zitat

    Original von SabineW


    Es gibt ja viele Beweisstücke, wobei keins davon ein richtiges ist. Das mit der Bräune noch am ehesten. Aber hier muss man echt die Augen zukneifen und sich sagen, es ist eine Geschichte. Im wirklichen Leben würde das ja keiner glauben, der noch mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Dass sie Grazia so einfach gehen lassen, ist auch eine haarige Stelle, aber es war kaum anders lösbar, es sei denn, sie wäre gegen deren Willen gegangen, aber einen im Hintergrund offengelassenen Konflikt hätte weder sie noch das Buch gebrauchen können.


    Dass die Eltern sie freiwillig gehen lassen hat mich wirklich etwas gestört.
    Ich selbst habe eine Tochter, wenn auch wesentlich kleinere. Würde sie mit so einer Geschichte ankommen und dann noch in den Fluß springen wollen, um einen Sklaven vor bösen bewaffneten Männern retten zu wollen - die würde unter Schloss und Riegel kommen! ;-)
    Ein offengelassener Konflikt ist nicht schön, aber Anschar ist nun wirklich keine gute Partie. Dass die Eltern das hinnehmen erscheint mir zumindest schon zu gleichgültig. :-(

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Als gleichgültig hab ich das nicht empfunden (die Mutter schnallt es nicht so richtig, und der Vater lässt sich von Grazias Entschlusskraft überrollen - so ist es zumindest gedacht). Eher als haarsträubend. Diese Stelle ist wirklich die hakeligste von allen.


    Tante Charlotte als Vorbild sollte das etwas abmildern, denn Afrika war ja zu großen Teilen ebenfalls unbekannt (weshalb Autoren wie Edgar R. Burroughs oder Henry Rider Haggard ihre Fantasygeschichten dort ansiedelten). Auch der "Beweis" mit dem Seil. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es eine Fortsetzung gibt, wo sich diese Entscheidung nochmal beleuchten lässt.

  • Ich bin auch froh, dass es eine Fortsetzung gibt. :grin

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Grazias Mutter kommt mir ein wenig "unterbelichtet" vor. Und der Ehemann hat gemäss ihr wahrscheinlich immer recht, Frau passt sich an.


    Schön, dass die Eltern, vor allem der Vater, ihrer Geschichte Glauben schenken. Erst recht, als auch der Mönch plötzlich in Berlin auftaucht. Er hat die Situation und den Ernst der Lage, was Anschar betrifft, sehr schnell erfasst.


    Der Vergleich mit der Tante in Ostafrika finde ich gut, das passt zur Geschichte. Denn auch nach Ostafrika ging man nicht mal so eben für zwei Wochen. Man musste sich für länger von einem Familienmitglied verabschieden und wusste nicht, ob es wieder gesund zurückkam.


    Die Wendung ist erstaunlich und genau richtig. Und doch... Auch mir ging es so: Wäre es mein eigenes Kind, das mal so eben ins Wasser will, um ein sozusagen nicht reales, nicht vorhandenes, Land zu bereisen, ich hätte denkbar Mühe.


    Die weitere Entwicklung der Protagonisten gefällt mir sehr gut.

  • Die Wasserszenen haben mir in diesem Buch auch besonders gut gefallen. Das ist mal etwas komplett anderes.
    Ich fand es sehr interessant zu wissen, dass die Wüstenleute in diesem Wald lebten und Opfer des Schamidars retten. Eine tolle Idee! Gut gefallen mir auch die Baumhäuser. So ist das Problem von einem Angriff auf diese Menschen auch gelöst.


    Parrad ist mir seit seinem Fluchversuch ziemlich unsympathisch geworden. Sein Behnehmen wirk sehr hochnäsig für einen ehemaligen Sklaven, der wohl länger verklavt wurde als Anschar.


    Das Problem mit der Rückreise nach Heria war meiner Meinung nach gut gelöst, denn eine Flucht von ihrn Eltern, ohne Versöhnung wäre Grazia bestimmt sher schwer gefallen.


    Grazias Mutter ist sehr überrunpelt, da sie in dem Mädchen, dass zurückkehrt nicht mehr ihre Tochter erkennt. Zudem sind die Frauen in der damaligen Zeit ja auch sehr behütet aufgewachsen und somit zarter besaitet als die Menschen aus Heria, zu denen Grazia jetzt wahrschienlich auch gehört.


    Ich bin auch äußerst froh, dass es ein Fortsetzung gibt :rofl

  • Anschar und Grazia sind nun also gemeinsam auf der Flucht.
    Auf S. 420 sagt er bezüglich Henons Tod: ´Trotzdem haben wir beide keine Schuld.´ Da gehört menschlich schon wirklich viel dazu nicht sich selbt oder auch Grazia dafür die Schuld zu geben. Fast ein bißchen zu gut um wahr zu sein...


    Die Sache mit Friedrich und Bruder Benedikt war wirklich eine Überraschung. Ich muß gestehen, daß ich bei der Erklärung der genaueren Funktionsweise des Tores schon ein bißchen ins Schwimmen gekommen bin. Aber mittlerweile ist soweit für mich alles klar- die Tatsache aber, daß die Götter (jetzt außer dem Wassergott) dieses Tor bereits früher benutzt haben (SiCollier deutet soetwas in einem anderen Thread an, wenn ich ihn richtig verstanden habe) hatte ich gar nicht bewusst wahrgenommen.


    Ich mag Grazias Vater wirklich sehr. Ich denke, er hat seine Tochter gehen lassen, weil er ihr glaubt und weil er wirklich möchte, daß sie glücklich ist. Die Widmung, die er Anschar schreibt, ist wirklich eine große Geste und da freut es mich natürlich sehr, daß die Zwei sich im zweiten Teil wahrscheinlich kennenlernen werden. Ich denke, die würden sich mögen.
    Ein anderes Thema ist ihre Mutter. Sie erkennt ihre Tochter kaum wieder und auch wenn sie sicherlich die strengere von beiden Elternteilen ist und mehr in den gesellschaftlichen Konventionen verhaftet, so war sie für Grazi während ihres gesamten Aufenthaltes in Argadye ein Verhaltensvorbild- da ist es nur verständlich, daß Grazia nicht im Streit gehen möchte.
    Im Übrigen habe ich mich sehr über den neuerlichen Ausflug nach Berlin gefreut. Ich mag es langsam in eine Geschichte hinein zu finden und wollte mich schon beschweren, daß die Einleitung in Berlin so kurz war- durch die Heimkehr Grazias und auch durch die Fortsetzung bin ich aber wieder besänftigt. :-]


    Ach ja, und daß Parrad wieder auftaucht, war mir irgendwie fast klar. Verraten hat ihn folgender Satz auf S. 381: `Dafür würde ich dich töten, wenn ich es könnte.´ Wofür solch eine haßerfüllte Drohung, wenn er danach hingerichtet und im Buch nie wieder erwähnt wird? :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    und da freut es mich natürlich sehr, daß die Zwei sich im zweiten Teil wahrscheinlich kennenlernen werden.


    Das wird passieren, so viel darf ja ruhig verraten werden.


    Zitat


    Ach ja, und daß Parrad wieder auftaucht, war mir irgendwie fast klar. Verraten hat ihn folgender Satz auf S. 381: `Dafür würde ich dich töten, wenn ich es könnte.´ Wofür solch eine haßerfüllte Drohung, wenn er danach hingerichtet und im Buch nie wieder erwähnt wird? :grin


    Pöh, das muss ich mir merken. So deutlich hätte das nicht sein sollen. Aber klar, jetzt wo du's sagst. *g*

  • SabineW :
    Da freue ich mich aber, daß mein Spürsinn mich auf die richtige Fährte gebracht hat. Jetzt kann ich es ja zugeben: das war reines Glück. Ich bin, glaube ich, kein allzu repräsentativer Leser: Manche Dinge rieche ich auf 100 km Entfernung und von anderen Dingen, die total auf der Hand liegen bin ich dann wirklich überrascht. :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • In diesem Abschnitt folgt ja eine Überraschung nach der anderen!


    Schön, dass Grazia noch mal in Berlin war und ihrer Familie erzählt hat, was los ist. Ein wenig merkwürdig fand ich es aber auch, dass ihre Eltern sie so einfach wieder gehen lassen. Vor allem, da sie ja wissen, was in der anderen Welt für eine Gefahr lauert.


    Hm, ich verstehe nicht, warum der Mönch nicht einfach schwimmen gelernt hat?
    Er meint ja, dass es Gottes Wille sein könnte, dass er dort gelandet ist, aber seltsam finde ich es trotzdem. Nach so langer Zeit versucht man doch alles, um zurück nach Hause zu kommen? Ich hatte auch nicht wirklich das Gefühl, dass es ihm in der anderen Welt gefallen hat.
    Oder hat er es einfach nicht geschafft, das Schwimmen zu erlernen? Da ich schon sehr, sehr früh schwimmen gelernt habe, habe ich da keine Vorstellung, wie schwer das für einen erwachsenen Menschen ist.
    Aber was mir gerade einfällt: Wenn er vorher nicht schwimmen konnte, wieso konnte er dann plötzlich doch schwimmen (Seite 493)? Habe ich da was überlesen?


    Ich bin gespannt, wie lange Anschar es zwischen den Wüstenmenschen aushält.

  • Huch! Nein, du hast nichts überlesen, du hast nur einen fiesen kleinen Fehler aufgedeckt. Kann ich mich damit rausreden, dass Benedikt in diesen Jahren vielleicht doch irgendwann schwimmen gelernt, er es bloß nicht erzählt hat?


    Zu vermuten, etwas ist Gottes Wille, halte ich schon für einen ausreichenden Grund, etwas zu tun, was einem selber nicht so schmeckt. Jedenfalls für einen Mönch. Aber das kommt dann auch auf die "Muss noch vertieft werden"-Liste. ;-)