Die Himmelsgöttin, von Christopher Moore -

  • Schweinkram im rosafarbenen Learjet, stinkebesoffen, mit einer an der Hotelbar aufgerissenen Schlampe - ist das eine Männerfantasie? Das Buch jetzt bloß nicht weglegen, so geht's wirklich nicht weiter. Das Ding geht nämlich bei einem absurden Crash kaputt, Tucker Case ist am eigenen Ding bös' verletzt und seinen Pilotenjob los - samt Flugschein. Als er gar keinen Ausweg mehr sieht, wird ihm plötzlich ein Job angeboten: Im Auftrag eines Arztes soll er eine winzige Insel in Mikronesien mit Medikamenten versorgen. Als ob's nicht genügend arbeitslose Piloten gäbe, denen das Fliegen erlaubt ist und die sich ebenfalls für einen Traumjob in der Südsee interessieren dürften. Aber wie das so ist mit einem geschenkten Gaul.
    Zweifel kommen Case unter anderem, als er irgendwann aufwacht und mit dem Kopf nach unten an einem Brotfruchtbaum hängt. Er trifft auf (Ex-)Menschenfresser auf dieser Insel - der alte Kannibale Sarapul ist noch nicht so ganz vom neuen Speiseplan überzeugt -, sowie auf Eingeborene, die einen amerikanischen Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg verehren und das auf seinen Bomber gemalte Pin-up-Girl - das, so scheint es, irgendwann zu Fleisch und Blut geworden ist - als Himmelsgöttin anbeten. Daraus entwickelt sich eine haarsträbende Geschichte über ein Verbrecherpärchen, das seine Anbeter in des Wortes schlimmster Bedeutung ausbeutet.


    Beste Unterhaltung, witzig, geistreich. Vor allem aber wird eine gute Geschichte gut erzählt. Die "Himmelsgöttin" ist eine der bösartigsten, hassenswertesten Schurkinnen, die mir je ungekommen sind. Und die eigentliche Heldin, das Herzstück der Himmelsgöttin, ist eine abgedrehte Transe, die eine der letzten großen Seefahrer ihres Volkes ist und - samt ihrer Fledermaus - dem Leser viel zu sehr ans Herz wächst.
    Ach ja, eigentlich ist dies eine Geschichte über Jesus, der mit seinesgleichen eine Wette abschließt. Aber mehr zu verraten wäre blöd. Wirklich zu empfehlen.



    Der Autor stammt aus Ohio, verdiente - laut Wikipedia - Geld als Dachdecker, Nachtwächter, Diskjockey, Fotograf, Versicherungs-Vertreter, Hotelrezeptionist, Kellner und lange Jahre als Journalist. Er studierte eine Zeit lang Anthropologie, später Fotografie. Er schreibt seit er zwölf ist, aber erst mit etwa 30 Jahren schaffte er mit „Der kleine Dämonenberater“ (Im Original „Practical Demonkeeping“) den Durchbruch - ein Jahr nach der Veröffentlichung kaufte Walt Disney die Filmrechte. Moore lebt in Kauai (Hawaii) und San Francisco. Einige seiner Bücher - fast durchweg sehr, sehr amüsant - Blues für Vollmond und Koyote, Lange Zähne, Der Lustmolch, Die Bibel nach Biff, Flossen Weg!, Der törichte Engel oder Liebe auf den ersten Biss.

  • Konnte es auch gar nicht aus der Hand legen. Und als mir Dawkins` "Gotteswahn" in die Hände gefallen ist, musste ich noch mal grinsen (und ganz lange nachdenken). Es gab (gibt) diese Cargo-Kulte offenbar tatsächlich....

  • Ich kann mich den positiven Meinungen anschließen - "Himmelsgöttin" ist wieder einmal ein gelungener Roman von Moore, der mit richtig witzigen Dialogen punktet und wie gewohnt mit einer Menge skurriler Figuren aufwartet. Ich hätte mir gewünscht, daß der Autor den sprechenden Flughund Roberto stärker eingebracht hätte, aber auch so kam ich durchaus auf meine Kosten.
    Das einzig Negative: Moore ergeht sich mitunter in blumigen Beschreibungen der Landschaft oder der Szenerie, das passt für mich nicht zu seinem bitterbösen, sarkastischen und wirklich lustigen Erzählton.
    Insgesamt ist Moore fast immer ein Garant für ansprechende funny fantasy-Unterhaltung für zwischendurch, so auch diesmal wieder. 8 Punkte