Kurzbeschreibung:
Das Buch, das aus Gesprächen zwischen Jacques Le Goff und dem Journalisten Jean-Maurice de Montremy hervorgegangen ist, bietet einen lebendigen Zugang zu Le Goffs Werk und eröffnet gleichzeitig einen wunderbaren Einblick in die Werkstatt des großen Mediävisten. Angeregt durch die Lektüre von Walter Scott, machte sich der junge Jacques Le Goff frühzeitig auf die Suche nach dem Mittelalter. Bald schon spürte er, daß diese Welt uns zugleich sehr nah und sehr fern ist. Es war der Beginn eines Abenteuers, das ihn bis heute fesselt. In den Gesprächen, die Jacques Le Goff mit Jean-Maurice de Montremy im Jahr 2002 führte, entstand eine spannende Synthese seiner Arbeiten: Le Goff räumt mit den Legenden vom "finsteren" Mittelalter auf und erweckt statt dessen eine reiche Zivilisation zum Leben, die von der christlichen Kirche geprägt wurde. Er zeigt, wie innovationsfähig eine Kultur war, die sich eigentlich allem Neuen verweigerte, und legt schließlich überzeugend dar, daß das zukünftige Europa nur Gestalt annehmen kann, wenn es seine Vergangenheit nicht vergißt.
Über den Autor:
Jacques Le Goff, geb. 1924, einer der angesehensten und meistgelesenen Historiker unserer Zeit, hat einen ganz eigenen, "kulinarischen" Stil der Geschichtsschreibung geprägt. Er wurde unter anderem mit dem Historikerpreis der Stadt Münster und dem Hegel-Preis ausgezeichnet. Bei C.H. Beck ist von ihm erschienen: Die Geburt Europas im Mittelalter (2004). Jean-Maurice de Montremy ist freier Journalist und schreibt regelmäßig für "La Croix", "Livres Hebdo" und "Magazine Littéraire".
Eigene Meinung:
Die Aufmachung des Buches ist ein wenig irreführend. Ich habe mir durch den Klappentext und den Vermerk „Ein Gespräch“ am Cover im Grunde ein Interview über Buchlänge mit dem Thema des Mittelalters erwartet. Es ist zwar ein Gespräch, aber es ist näher bei einem Monolog mit Themeneinwurf als bei einem Dialog, was aber in keinster Weise ein Mangel des Buches ist. Allerdings sollte man sich dabei auch keinen „Plauderton“ erwarten. Jacques Le Goff hat nachdem der Journalist das Interview zu Wort gebracht hat seine Antworten noch einmal überarbeitet und ich würde die einzelnen Abschnitte daher eher als „Kurzreferate“ mit tiefen Einblicken hinter die Kulissen des Werdeganges von Jacques Le Goff bezeichnen, wenn diese Einordnung wohl auch nicht das Gelbe vom Ei ist.
Viel wichtiger ist aber auch das Thema dieses Buches. Le Goff vermittelt sein Bild vom Mittelalter. Nachdem am Beginn vor allem sein Weg zur Mediavistik geschildert wird, geht es in Medias Res. Für mich war vor allem die genauere Beschreibung von welchen Zeitraum man hier eigentlich spricht und was ihn ausmacht sehr interessant. Vor allem die Le Goffs Interpretation von der Renaissance und den unterschiedlichen Längen des Mittelalters ist dabei gut geschildert und sehr anschaulich. Daneben wird eine Vielzahl von verschiedenen Themen angesprochen: vom Kalender und Zeitmessung reicht es bis zur Erfindung des Fegefeuers und dem Verständnis des Königtums zur Zeit des Mittelalters.
Ein sehr interessantes dünnes Buch zum Mittelalter.