Und Nokia schreibt in Bochum schwarze Zahlen. So unwirtschaftlich kann der Standort dann ja wohl nicht sein.
Nokia und die Gier
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Zitat
Original von Tom
Booklooker : Wenn Du wirklich von allen vergleichbaren Fällen wüßtest, und nicht nur von denjenigen, die von den Medien gerade hochgepeitscht werden, wäre Deine Produktauswahl wahrscheinlich extrem eingeschränkt.Da könntest du Recht haben
Aber gerade bei Vorfällen, die so in den Medien aufgegriffen werden oder über die ich bestimmte Sachen höre, handel ich so... -
:grinTom:
ZitatNatürlich hat jeder Konsument das Recht, das für moralisch verwerflich zu halten und die Produkte zu boykottieren...........Ich wage aber zu bezweifeln, daß das
Nix "aber". So isses. Jeder hat das Recht, zu boykottieren. Eine andere legale Waffe bleibt dem Konsumenten nicht.
Und: Produkte mit ein bissl Moral zu beladen, sozusagen als Zusatznutzen, Eier von glücklichen Hühnern, Mais von fröhlichen Kolben, Mobiles von in Deutschland produzierenden Herstellern: Warum nicht?
Moral wir oft ein bissl zu tief gehängt und noch viel öfter ein bissl quer.
Ich kaufe seit Jahrzehnten deutsche Autos in der seligmachenden Annahme, da sei Arbeitsmarktmoral mit drin. (Opel, VW, Mercedes)
Ja, ich habe die Motorhaube schon geöffnet.
Auf dem Kühler steht BEHR (Hauptsitz ist Stuttgart).
Und klein darunter : CZECH....(Ja ich kenne Sloterdijks Kritik der zynischen Vernunft ... und praktiziere sie :grin)
Zynische Vernunft: Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewusstsein: Theaterhaftigkeit, so tun als ob; der Systemzwang des Realismus, bei dem aus Ehrgeiz oder auch aus reinemSelbsterhaltungstrieb mitgespielt wird.
Wo früher aus schierer Bleedheit und Aberglauben das Räuerkerzlein und die Glaskugel zu Ehren kamen, ist es heute so, dass gestandene Akademikerinnen (2 Tage Schnellkurs Instant-Buddhismus) zwar genau wissen, dass das alles purer Schwachsinn ist, AAAABER... "Leg mir sicherheitshalber schnell noch mal die Karten...".
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Zitat
Original von JaneDoe
Und Nokia schreibt in Bochum schwarze Zahlen. So unwirtschaftlich kann der Standort dann ja wohl nicht sein.Aber in den Ost-Ländern kann man natürlich mehr verdienen, weil die Löhne niedriger sind... Dafür hasse ich Menschen - wer viel hat, will immer noch mehr. Ist denn niemand mehr zufrieden mit dem, was er hat???
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Nokia war heute sogar Thema bei uns im Unterricht (okay in Geschichte nach der Stegreifaufgabe :lache).
Naja, auf jeden Fall bin ich froh, dass ich schon jetzt ein Sony Ericsson habe
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Zitat
Original von Tom
Es ist der ureigenste Zweck von Unternehmen, mit dem Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung Geld zu verdienen. Dafür gründet man eine Firma. Es mag Altruisten geben, die derlei ausschließlich tun, um ihren Beschäftigten einen Gefallen zu tun, aber das sind Ausnahmen. Und wenn man auf eine andere legale Art mit dem Verkauf des gleichen Produktes mehr Geld verdienen kann, zum Beispiel durch Senkung der Lohnkosten, dann entspricht das diesem Zweck einer Firma. ........Hallo Tom,
ich gebe dir in allem uneingeschränkt recht.
Auch ich bin ein Verfechter des Kapitalismus.Dieser kann jedoch auf Dauer nur funktionieren, wenn er verantwortungsbewusst eingesetzt wird.
Es ist kurzsichtig, wenn man die mittel- bis langfristigen Aussichten für kurzfristige Gewinnmaximierung um jeden Preis ausser Acht lässt.
Darin liegt das Problem der heutigen Zeit.
Die Großkonzerne haben keinen Unternehmer mehr, deren Eigentum sie sind.
Es sind Kapitalgesellschaften, die in der Regel wiederum anderen Kapitalgesellschaften gehören (dazu gibt es sehr kurzweilige Nachschlagewerke, meines habe ich z.Zt. verliehen, deshalb kann ich den Titel leider nicht einstellen - wenn ich mich recht erinnere, ist es von Prof.+Doc. der Uni Gießen?).
Dort wird Leistung nur noch nach kurzfristigen Profitsteigerungen gemessen.
Der Unternehmer von früher, der sich auch seiner sozialen Verantwortung bewusst war, ist, mit wenigen Ausnahmen, mit dieser Entwicklung ausgestorben.Das Problem ist aber in der Tat die Politik, die dieses, durch ihre für den Normalbürger unverständliche Subventionspolitik, erst ermöglicht.
Wie kann es denn sein, dass ein Unternehmen Geld erhält, um einen anderen Standort aufzubauen, damit aber gleichzeitig unzählige bestehende Arbeitsplätze abbaut?
Im vorliegendem Fall zahlt der dt. Staat de facto mehrfach:
1. Die Subvention für die Errichtung des Werkes in Bochum
2. Als größter Nettozahler der EG auch die Subventionen des neuen Werkes in Rumänien
3. Die nun arbeitssuchenden ehemaligen Beschäftigten erhalten ALG I.So ein Verhalten seitens der Politik kann ich nur als völlig hirnrissig bezeichnen.
Oder auch nicht?
Die Frage sei erlaubt, warum solche Gesetzte gemacht werden.
Hat es evtl. etwas damit zu tun, wer alles von Großkonzernen Zuwendungen für "Beratungstätigkeiten" erhält?
Wer regiert die Welt?Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Sollte das Fazit etwa lauten:
Vorbei ist die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs für alle,
das Manchester des 18. Jahrhunderts lässt grüßen?Willkommen in der harten Realität.
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Nun, die Rumänene freuen sich
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Ist es aber nicht reiner Unsinn seitens der Firmen, Leute zu entlassen oder zu minimalen Löhnen arbeiten zu lassen? Wenn das jede Firma täte, wäre die Schicht der Konsumenten nicht mehr zum Konsum fähig und wo ließe das die Firmen? Groß daher reden vom Rückgang des Profits, aber nicht bemerken, dass sie selbst zumindest teilweise Schuld daran haben. Geiz ist nicht geil, aber es bleibt bald nichts anderes mehr übrig.
Es müsste gesetztlich verankert werden, dass Firmen, die Subventionen erhalten auch eine Mindestzeit an einem Standort verweilen müssen. Aber das würde ja dem Standort Deutschland schaden, nur doof, dass dieser sowieso nur ausgenutzt wird. Ein Hoch auf den Kapitalismus -
Zitat
Original von Tom
Booklooker : Wenn Du wirklich von allen vergleichbaren Fällen wüßtest, und nicht nur von denjenigen, die von den Medien gerade hochgepeitscht werden, wäre Deine Produktauswahl wahrscheinlich extrem eingeschränkt.Tom seine obigen Aussagen!
Wenn Du dann noch Gammelfleisch und Pestizidenobst und -gemüse vom Küchenplan streichst, was hast Du noch?
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Original von Alexx61
Nun, die Rumänene freuen sichDarüber habe ich einen Bericht im Fernsehen gesehen. In diesem Kuhdorf wo das Werk gebaut wird ( es ist ja schon fast fertig ) explodieren gerade die Grundstückspreise.
Ein Arbeiter wird in diesem Werk ca. 300 Euro verdienen, das ist sehr viel für die Leute dort ( zumindest zur Zeit noch ).
War ja alles irgendwie zu erwarten.
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Was ist bei uns falsch gelaufen?
Zum einen schreien oder schrien die Bürger danach, daß große Firmen keine Steuervorteile haben sollen.
Dann haben sie keine großen Steuervorteile in Deutschland und ziehen in andere Länder.
Danach bietet man ihnen Subventionen an, damit sie wieder in unserem Land produzieren.
Nun produzieren sie wieder in unserem Land, stecken sich die Subventionen ein und wandern danach aus.
Kann man es den Firmen verdenken? Ich würde vielleicht genau so handeln, wäre ich Unternehmer und würde nur auf den Gewinn meiner eigenen Firma achten.Zu Denken gibt mir nur, daß erst jetzt, nachdem Nokia "auswandern" will, darüber nachgedacht wird, ob sie auch die Subventionsverträge eingehalten haben.
Hallo? Jeder kleine "Hartz-IV-Betrüger" wird sofort zur Rechenschaft gezogen. Warum wird es bei den großen Firmen nicht auch so gehandhabt?
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ohne mich wirklich in die Diskussion einmischen zu wollen, mal ein paar Infos zu Subventionen:
in der Regel ist es so, dass Fördermittel oder steuerfreie Investitionszulagen an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sind. Zum Beispiel wird bei den ganz Fördermitteln nach Fördermittelgebietsgesetz und bei den sogenannten Fördermitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe als Bedingung vorausgesetzt, dass eine bestimmte Zeit lang (3-5 Jahre) eine vereinbarte Anzahl an Arbeitsplätzen gehalten wird. Außerdem sind die geförderten Vermögenswerte ebenfalls zwischen 3-5 Jahren zu behalten und dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen - zB defekt - verschrottet und ausgetauscht werden.
Die Einhaltung dieser Voraussetzungen wird schon ziemlich streng überwacht und bei großen Zahlungen jedes Jahr geprüft. Das wird in der Regel durch unabhängige Wirtschaftsprüfer gemacht, die die Einhaltung dieser Voraussetzung bescheinigen.
Ich kenne das selbst zB von einem großen Berliner Unternehmen, welches immer nur das jeweils neueste Produkte der Marke in Berlin herstellt und die Maschinen für das alte Produkt in ein Werk des Konzerns nach Polen abgeben. Dort wird allein von der Konzernzentrale ganz genau überwacht, welche Maschinen wie viel Fördermittel erhalten haben und was davon ggf. zurück gezahlt werden muss. Damit wird halt kalkuliert - im Zweifel ist die Rückzahlung für die immer noch günstiger. oder man wartet eben die Haltefrist ab...
ich bin mir sicher, dass auch im Fall Nokia genau überprüft werden wird, was zurückgezahlt wird. und Nokia ist ja auch nicht blöd - die haben das mit einkalkuliert und ich vermute, trotz Rückzahlung scheint für die die Produktion in Rumänien günstiger.
edit: merkwürdige Grammatik hab ich heute...
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Zitat
Original von Queedin
Die Einhaltung dieser Voraussetzungen wird schon ziemlich streng überwacht und bei großen Zahlungen jedes Jahr geprüft. Das wird in der Regel durch unabhängige Wirtschaftsprüfer gemacht, die die Einhaltung dieser Voraussetzung bescheinigen.
Was sind schon unabhängige Wirtschaftsprüfer?
Es gibt mir bekannte Fälle, in denen die Wirtschaftsprüfer mit zur Firma gehörten... -
Ich glaube, hier werden zwei Sachen durcheinander gemischt:
1. Die Frage, ob man einer Marke Vertrauen und Sympathie entziehen sollte, wenn ihr Marktverhalten Anstand vermissen lässt und
2. die Frage, ob Anreize in Geld nicht genau dann verwerflich seien, wenn sie am Ende nicht dem Gedanken, Arbeitsplätze zu schaffen, dienen, sondern nur dem Profit des angelocken (!) Unternehmens.
Subventionen sollte man zeitweise zumindest mal mit klarem Verstand betrachten.
Wem sollen sie denn dienen?Die erste Subventions-Sünde sei, so die Zeit 2003 (endlich finde ich den Artikel wieder, den ich so oft zitiere ), sei das "Arme-Leute-Brot" 1950 gewesen .
Um für arme Leute was Gutes zu tun, wurde eine Subventionsmühle von gnadenlos-barbarischer Bürokratie erschaffen, alle Hinter- und Vordertüren für Subentionsbetrug sperrangelweit offen.
Unvorstellbare Summen wurden verblasen, am wenigsten kam bei den Armen an.
Dieses BROTPREIS-Beispiel ist bei neoliberalen (z.B. Westerwelle & Co.) in die Polit-Rhetorik mit eingegangen: "Der Benzinpreis ist heute der Brotpreis....", "Energiepreise sind die Brotpreise...".
Nichts ist politischer als der "jeweilige" Brotpreis.
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Die Pro und Contras sind mir klar,
doch: es geht um die Menschen , das haben die mit AEG (Elektrolux)
getrieben, die bringen kein Bein mehr auf den Boden ,ihre Zahlen sind total
im Keller,
wenn sich die Kunden dagegen stellen wird sich der nächste Konzern das zweimal überlegen ob er Familien in Harz 4 treibt,
die haben dort Kinder, Häuser Wohnungen, Autos ,Verpflichtungen,jeden Monat müssen sie das Geld heranschaffen,
das bezahlt keine Globalisierung,
nochmal gebt die Addy weiter und machten Feuer in anderen Foren, die
schreiben schwarze Zahlen , und irgendein Manager will sich dort mit
seiner Idee (das Werk zu schließen) profilieren, sein Chef (Vorstand) schmeißt den Typ raus wenn das nicht klappt, sogrt dafür das nur einer geht.
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ein Kollege hat die Fa. mit einem Heuschreckenschwarm verglichen sie kommen, grasen alles ab was zu kriegen ist und ziehen dann weiter um dort alles abzugrasen.
Rumänien wird auch in ein paar Jahren wieder verlassen werden, dann ziehen sie weiter in den Osten.
Firmenpolitik hat nur etwas mit Profit zutun.
Ich verstehe da unsere Politiker auch nicht ganz, tun so als hätten sie nix bemerkt, dabei steht das Werk in Rumänien, so wie die Infrastruktur, das ging ja nicht über Nacht
bno -
Zitat
Original von JaneDoe
Und Nokia schreibt in Bochum schwarze Zahlen. So unwirtschaftlich kann der Standort dann ja wohl nicht sein.Mein Nokia vom letzten Sommer ist bereits "made in Hungary". Die Fabrik in Bochum ist bereits 5 Jahre alt, für Mikroelektronik ist das eine Ewigkeit. Sobald das neue Werk fertig ist, werden die Anlagen in Bochum hoffnungslos veraltet sein.
Nokia hatte keine Wahl, die mußten eine komplett neue Fabrik bauen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Der Standort war dabei nebensächlich - von Finnland aus ist Deutschland genauso weit weg wie Rumänien. Und solange die EU neue Ansiedlungen "in strukturschwachen Regionen" subventioniert, wäre man schön blöd, dies nicht zu nutzen.
Industrie zu subventionieren ist nunmal prinzipbedingter Blödsinn. Das Geld fehlt dann den kleinen Handwerksbetrieben, von deren Steuergeldern man die Subventionen bezahlt hat, die naturgemäß standorttreu sind, die keine Subventionen bekommen und die im Verhältnis zum Betriebskapital die meisten Arbeitskräfte beschäftigen. Möllemann hatte schon recht, wenn er gegen Subventionismus gewettert hat.
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Der öffentliche Aufschrei um dieses Thema ist für mich -wie auch im Fall BMW- unnachvollziehbar.
Was lernt man in den ersten VWL-Unterrichtsstunden? Das Kapitel zieht es Richtung Rendite. Wie schon ein Vorredner erwähnte, eine Unternehmung hat nicht das Ziel Beschäftigungsstatiskien aufzubessern, sondern, die Gewinnmaximierung steht im Fokus, schließlich wollen die Anteilseigner eine Entlohnung für ihre eingesetzten Mittel sehen.
So weit, so gut. Dies müsste jeder verstanden haben, deshalb die Frage, was macht diesen Fall so außergewöhnlich?