Warum sind Krimis so beliebt

  • Eine Leiche wird gefunden. Der Ermittler erscheint am Tatort, sein Team nimmt die Spuren auf. Zeugen werden befragt. Die Ermittlungen ergeben einen oder mehrere Verdächtige. Nach einigem Hin und her wird dann ein Täter entlarvt, meistens einer den man als Leser nicht auf der Rechnung gehabt haben soll.


    Nach diesem Schema laufen Seit Arthur Conan Doyle alle Krimis ab. Warum ist dieses Schema nach über 100 Jahren immer noch so erfolgreich. Was reizt EUCH daran, dieselbe Geschichte immer wieder neu erzählt zu bekommen?

  • Der Aufbau eines Menschen ist auch gleich. Aber doch ist jeder Mensch einzigartig. Vergleichbar mit einem guten Krimi/Thriller. Auch hier ist der Aufbau fast immer der selbe, aber das Innenleben doch sehr speziell.


    Ich denke ein guter Krimiautor versteht sich darin, seine Personen einzigartig zu beschreiben und schafft es den Leser in den Bann zu ziehen.


    Vielleicht fasziniert auch das Böse, Dunkle die Menschen. Geht mir zumindest so. Ich mag es einen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele zu gewinnen. Und ich mag es aber genau zu wissen, dass ich zu Hause in Sicherheit bin und mir das "Schauspiel" in sicherer Entfernung angucken kann.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Der Aufbau eines Menschen ist auch gleich. Aber doch ist jeder Mensch einzigartig. Vergleichbar mit einem guten Krimi/Thriller. Auch hier ist der Aufbau fast immer der selbe, aber das Innenleben doch sehr speziell.


    Ich muss sagen, das ist ein sehr schöner Vergleich, hestia, gefällt mir! So habe ich da noch nie drüber nachgedacht. Ich bin bisher an Krimis und Thriller immer so wie Booklooker rangegangen. Mich interessieren die Gedankengänge der Ermittler oder eben die Perspektiven der Mörder und die sind ja doch immer sehr unterschiedlich.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Krimi ist lange nicht gleich Krimi - gottlob, aber Apfelkuchen ist auch nicht gleich Apfelkuchen.
    Aber wenn ich mich anheischig mache Apfelkuchen zu essen, habe ich eine Vorstellung, was mich erwartet und ich freue mich, wenn die Erwartungen eintreffen und noch mehr freue ich mich, wenn dabei wieder neue Sinne gereizt werden, wenn zum Bekannten gute Überraschungen kommen.
    Das Moment der Wiedererkennung, des Vertrauten ist immens wichtig. Mir fällt es besonders bei Musik auf - kaum kommt irgendwo, wie auch immer verpackt eine absolut super bekannte Tonfolge, freut sich jeder ganz dolle, es erkannt zu haben... Aus dem Grund sind alle erfolgreichen Titel im Rock und Pop nach dem selben Schema gestrickt.
    Und darum mögen wir die Krimis so: Die Form ist klar und bekannt, da kennen wir uns aus und sind frei, uns durch eine gute Füllung der Form unterhalten zu lassen. Und das macht jeder Autor anders, da variiert das Schema etwas, dort steht eher der Ermittler im Zentrum des Interesses, da eher der psychologische Hintergrund des Täters... Wieder andere verpacken Milieustudien in die Krimiform. Das ist alles sooo unterschiedlich.


    Ich mag Krimis, weil sie mich sehr gut unterhalten. Der Leseanspruch ist nicht super hoch und ich muss nicht sonderlich dabei nachdenken - eben weil das Grundschema bekannt ist.
    Besonders mag ich tatsächlich Doyles Klassiker - super spannend gemacht und klasse geschrieben.
    Ich mag Mankells Wallander Reihe: Wallander ist eine sehr interessante und vielschichtige Figur, die Themata der Krimis sind wenigstens im Ansatz nachdenkenswert und interessant. (Ausserdem wegen des einen Satzes, der immer wieder kommt und für mich Kultcharakter bekommt: "Er hatte schon schlimmes erlebt, aber so schlimm wars noch nie.")
    Die Brunetti - Reihe von Donna Leon schätze ich wegen der vielen kulinarischen Anregungen, weil mir Brunetti sympatisch ist, weil ich gern beim Lesen nach Venedig fahre ...


    Ansonsten mag ich Agentenkrimis, unter denen mein absoluter Favorit: Es muss nicht immer Kaviar sein ist (selbstverständlich auch wegen der absolut genialen Rezepte).


    Fazit: Krimis sind wie guter Apfelkuchen. Immer anders, fast immer sehr lecker, nie ausschließlich zu genießen, aber bestens für zwischendurch geeignet.


    (Macht ihr den Apfelkuchen eigentlich auf Hefe- oder auf Mürbteig??)

  • Zitat

    Original von licht


    (Macht ihr den Apfelkuchen eigentlich auf Hefe- oder auf Mürbteig??)


    Ich muss mal meinen Bäcker fragen :lache


    Was bedeutet eigentlich anheischig??? Das Wort hab ich noch nie gehört.

  • Zur Frage 2: ich hasse Apfelkuchen aus Hefeteig. Das war mein erstes traumatisches Erlebnis bei meiner Ankunft in Leipzig: der sächsische Blechkuchen auf Hefe :uebel. Die Antwort lautet also: Mürbteig :anbet


    Ich mag die amerikanischen Thriller nicht, wo ständig irgendwelche Serienkiller meucheln, weil sie Mutti mal mit einem anderen Mann erwischt haben. Und auch keine skandinavischen Finsterkrimis, bei denen man den Eindruck gewinnt, Schweden habe die höchste Psycopathendichte gleich nach Haiti.
    Eigentlich mag ich am liebsten Krimis auf Tatortniveau: eine Kulisse, die mir prinzipiell bekannt ist, aber dennoch neue Aspekte dieses Bekannten liefert. Und vor dieser Kulisse wird mir ein Rätsel aufgeführt, dessen Auflösung mich überrascht. Ein schlechter Schluss kann mir einen bis dahin spannenden Krimi absolut vermiesen (Die purpurnen Flüsse :yikes).


    Fazit: der ideale Krimi ist für mich ein spannendes Rätsel, das mich emotional nicht allzu sehr fordert, sondern einfach nur gut unterhält

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich habe diese Frage gestellt, weil es für mich beinahe ein Ausschlusskriterium darstellt, wenn ich im Klappentext auch nur die Wörter "Leiche", "Kommissar" oder "Ermittlungen" lese. Der Grund ist aber nicht, dass ich das kriminalistische Genre von vornherein ablehne, sondern weil mir dieses stereotype Schema einfach zu eindimensional ist.


    Meiner Meinung nach grenzt das den Thriller vom Krimi ab. Im Thriller muss die Hauptperson nicht der Kommissar sein und es muss nicht zwangsweise in erster Linie um die Frage gehen "Wer ist der Mörder?". Dies lässt viel mehr Spielraum für interessante Plots, überraschende Wendungen. Deshalb lese ich gerne mal einen Thriller aber Krimis eher selten.


    Also wenn ich mal zusammenfassen darf, warum dieses Schema so beliebt ist


    - Man fühlt sich "geborgen" - durch das Krimi-Schema hat man eine gewisse Distanz zu den teilweise schrecklichen Ereignissen (hestia2312)
    - Es stellt auch einen gewissen Reiz dar, ein und dasselbe Thema immer wieder in unterschiedlichen Variationen zu erleben (licht)


    Wer hat vielleicht noch andere Gründe?

  • An Krimis reizt mich einmal, wie gehen die ermittelnden Kommissare an den Fall heran.
    Dabei erfährt man auch immer einiges über den Charakter der Kommissare.


    Zum anderen rate ich auch mit, wer wohl als Täter in Frage kommt. Dabei gerate ich immer wieder auf eine falsche Spur und muss mich korrigieren.


    Oder, falls der Täter bekannt ist, ist es spannend mitzuverfolgen, wie er sich während der Ermittlungen verhält. Versucht er Spuren zu verwischen?


    Aber ansonsten geht es mir vorallem so, wie schon andere schrieben: ich lese das zur Entspannung, ohne einen höheren Anspruch. Und durch das Vertraute, das sich wiederholende Schema, kann ich mich schnell in diese für mich andere Welt einfühlen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

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    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Oh, für meine Krimi-Vorliebe habe ich diverse Gründe:


    1.: Ein Krimi bedient den einfach strukturierten Gerechtigkeitssinn: Ein Übeltäter muss erwischt und der gerechten Strafe zugeführt werden. Meistens kriegen sie ihn ja am Schluss. Im richtigen Leben kriegen die allergrößten Bazillen nicht etwa 'ne Haftstrafe, sondern oft eine Millionenabfindung ... oder sie regieren Länder.


    2.: Ein Krimi ist in gewisser Weise auch eine "Denksportaufgabe", die man vielleicht mit Krimi- und Lebens-Erfahrung sowie gesundem Menschenverstand lösen kann. Ich bin immer drauf aus, auf den richtigen Täter zu tippen, noch vor dem Kommissar. Leider bin ich meist nur dann schlauer als der Ermittler, wenn ich hinten nachgucke, wer der Mörder war.


    3.: Befreundete Autoren schicken mir ihre Krimis. Ist natürrrlich ein doppeltes Vergnügen, Bücher von Leuten zu lesen, die man persönlich kennt. Und den einen oder anderen gemeinsamen Bekannten darin als stark verfremdete Nebenfigur verwurschtet zu sehen. :grin Wer den Autor ärgert, muss als Romanfigur manchmal schlimm leiden.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    [i]Original von Vandam[/]


    2.: Ein Krimi ist in gewisser Weise auch eine "Denksportaufgabe", die man vielleicht mit Krimi- und Lebens-Erfahrung sowie gesundem Menschenverstand lösen kann. Ich bin immer drauf aus, auf den richtigen Täter zu tippen, noch vor dem Kommissar. Leider bin ich meist nur dann schlauer als der Ermittler, wenn ich hinten nachgucke, wer der Mörder war.


    Tztztz, sowas tut man doch nicht :nono.


    Nein, im Ernst - man nimmt sich dadurch doch die ganze Spannung. Also ich würde nie vorher hinten reinlinsen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich gestehe, dass ich das recht oft mache ... mal kurz am Ende spicken ("Hoffentlich wird die nette Studentin nicht umgebracht! Kommt sie am Schluss vom Buch noch vor?"). Menschliche Schwäche - ich halte es sonst vor Neugier nicht aus und kann, wenn ich Bescheid weiß, die Lektüre entspannt angehen. Eine Marotte, von der mich wohl nix mehr kuriert.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich gestehe, dass ich das recht oft mache ... mal kurz am Ende spicken ("Hoffentlich wird die nette Studentin nicht umgebracht! Kommt sie am Schluss vom Buch noch vor?"). Menschliche Schwäche - ich halte es sonst vor Neugier nicht aus und kann, wenn ich Bescheid weiß, die Lektüre entspannt angehen. Eine Marotte, von der mich wohl nix mehr kuriert.


    Das ist ja nun keine wirklich schlimme Marotte :-). Wenn Dir das Buch dann noch weiter Freude macht, ist es doch okay.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

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  • Also ich finde Krimis nach diesem Schema F total grausam... mich langweilen Krimis meistens, vorallem di teilweise ewigen Zeugenbefragungen!
    Demnach ich auch nicht so ganz nachvollziehen, warum viele einen Krimi nach dem anderen verschlingen...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich gestehe, dass ich das recht oft mache ... mal kurz am Ende spicken ("Hoffentlich wird die nette Studentin nicht umgebracht! Kommt sie am Schluss vom Buch noch vor?"). Menschliche Schwäche - ich halte es sonst vor Neugier nicht aus und kann, wenn ich Bescheid weiß, die Lektüre entspannt angehen. Eine Marotte, von der mich wohl nix mehr kuriert.


    Und ich gestehe, dass ich das ganz genau so mache ;-)


    Was mich richtig nervt: wenn in einem Krimi eine Liebesgeschichte vorkommt, die mehr als 10% der Story ausmacht. So was hat in einem Krimi nichts zu suchen :fetch

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Was mich richtig nervt: wenn in einem Krimi eine Liebesgeschichte vorkommt, die mehr als 10% der Story ausmacht. So was hat in einem Krimi nichts zu suchen :fetch


    Am schlimmsten ist eine Liebesgeschichte zwischen zwei Ermittlern... wie ich es hasse und auch da läuft dann die Beziehung immer nach dem gleichen Schema ab!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Krimis reizen mich weniger, gerade weil es dieses,
    schon erwähnte Schema:
    "Kommissar", "Ermittlung", " Mord", gibt.
    Psychothriller oder auch untypische Krimi (wo ein besonderer
    Fall vorliegt, oder neben dem Kommissar,
    vielleicht ein Hellseher vermittelt :grin) finde ich spannender.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume