Mal wieder inspiriert vom neuen thema habe ich *drauflosgeschrieben* und wollte euch mal meine neueste story zum lesen geben.....:-)
alles liebe und viele grüße
...Denn Hoffnung gibt es immer.....
„Der tut`s nicht mehr lange.“, sagte der alte Pelle und stricht sich den Rotz aus dem verdreckten Gesicht.
Tina erschauderte.
Joschka gab es solange sie denken konnte. Der alte Pelle durfte ihn nicht erschießen.
„Nicht Pelle!“ rief Tina und stürtzte auf den alten braungebrannten Jäger zu. Ihre blonden strubbeligen Haare verfingen sich an seiner nietenbesetzten Hose als sie sich mit flrehenden Augen an ihn hängte und verzeiwefelt um Gnade jammerte.
„Lass das sein, Tina! Weg jetzt! Es geht doch hier nicht um dich. Jetzt verschwinde endlich!“, rief der alte Pelle und zerrte sie von seinem Hosenbein weg.
Ein paar ihrer langen Zottellocken verfingen sich in seinen Nieten und prangten nun dort wie Skalpe an einer Indianerschürze.
Tina schmiss sich auf ihren Joschka und fing an zu weinen.
Der alte, schielende Löwe hatte nicht mehr die Kraft sich aufzurichten, um nach seiner liebsten Spielgefährtin zu sehen. Trotzdem schnurrte er seine leise Anteilnahme.
„Ach Joschka!“ schluchzte Tina und strich der mächtigen Großkatze über das borstige Fell.
„Früher, da waren deine Haare genauso wild wie meine.“, sagte sie traurig und schaute betroffen auf die abgefransten kurzen Stoppelhaare, die auf seinem noch immer majestätischen Haupt prankten.
Als Tinas Eltern auf die Okanti Station in Matamata gezogen waren hatten sie nicht mehr damit gerechnet, doch noch ein Kind zu bekommen. An Stelle einer Tochter hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht kleine verweiste Tierkinder aufzunehmen und vor der erbarmungslosen Hitze und den mitleidlosen Aasfressern der Afrikanischen Steppe zu bewahren.
Joschka war ihr erstes Waisenkind gewesen.
Und dann kam Tina. Unerwartet und doch noch sehnsüchtig erhofft.
Ihre Mama hatte Tina damals erzählt, dass sie niemals ganz die Hoffnung auf ein eigenes Kind aufgegeben hätte, obwohl ihr die Ärtze eine 98%ige Unfruchtbarkeit bescheinigt hatten.
Und jetz sollte Tina die Hoffnung aufgeben? Einfach so ihren liebsten und besten Freund hier draußen im Stich lassen?
Es gab immer Hoffnung.
„Halte noch ein bisschen durch, Joschka.“, flüsterte sie ihrem langjährigen Wegbegleiter in die schlappen Ohren und wetzte dann sofort los.
Richtung: Süden, Okanami Dorf.
Die noch frischen Tränen wurden vom Laufwind hinter ihre Ohren getrieben und kitzelten dort ein verheißungsvolles Lächeln hervor.
Aber würde sie es rechtzeitig schaffen?
Laufen! Immer nur laufen!, dachte sie.
Wenn sie etwas konnte dann war es laufen.
Laufen und mit Jamatao, dem Häuptling der Okanamis sprechen.
Denn wer hier, wo Paradies und Hölle, Leben und Tod, Krieg und Freiden aufeinander treffen geboren wurde, der versteht nicht nur die Tiere, sondern auch die Sprache der dort lebenden Menschen.
Am nächsten Morgen schritt der alte Pelle mit seinem Gewehr auf den großen Vorplatz der Okanti Station hinaus. Die Sonne tauchte alles in ein liebliches rosarot und ließ zur Stunde noch Erbarmen über die sonst so von Hitze geplagte Landschaft und deren Lebenwesen walten.
Der alte Pelle wollte es schnell hinter sich bringen und sich die Diskussion mit Tinas Eltern erspraren.
Nichts verriet sein heimtückisches Vorhaben. Trügerische Stille breitete sich über die Okanti Station und das gesamte umliegende Land aus.
Pelle rümpfte nachdenklich die Nase und schob seinen braunen Lederhut auf die rechte Stelle.
Das Gewehr unter dem Arm schritt er präzise und zügig auf sein Ziel zu. Er tat es nicht gern, aber es musste sein, das wusste er besser als jeder andere hier. Mitleid war in Afrika am falschen Platz.. Mitleid war etwas für die zivilisierte Welt.
Gleich würde es vorbei sein.
Doch als er an die Stelle kam, wo vor Stunden noch ein totkranker Löwe gelegen hatte, kniete nun lediglich ein dürrer schwarzer Mann im Schneidersitz.
Der alte Pelle nahm sein Gewehr zur Hand und richtete es instinktiv auf das dürre Langbein.
„Wo ist der Löwe! Raus damit! Ni tamatao singala!“
Der schwarze setzte ein breites Lächeln auf und zeigte freudig seine markelos weißen Zähne.
„N taki di bulmani ri lapoma.“, sagte der fremde und deutete noch immer breit lächenld auf die rechts befindliche Scheune.
Der alte Pelle drehte sich um und ließ mit einem mal das Gewehr sinken.
Tina und Joschka, Joschka und Tina.
Dort standen sie, vereint wie eh und je, zusammen im Eingang der morschen Scheune und grinsten mindestens ebenso breit wie der alte schwarze im Schneidersitz.
Der alte Pelle konnte es gar nicht recht glauben. Sein Mund öffnete sich und starrte den nun wieder halbwegs genesenen Löwen an.
Unmöglich!, dachte er noch und wandte seinen Blick dem schwarzen Schneidersitzmann zu, um ihm gehörig die Meinung zu sagen.
Schwarze haben hier schließlich nicht einfach freies Ein- und Ausgehrecht.
Doch da wo noch eben ein lächelnder schwarzer im Schneidersitz gehockt hatte, lag nun lediglich die eiserne alte Kette, die sich zuvor um den Hals eines kranken Löwen geschlungen hatte.
-Diesem Löwen?!, fragte sich der alte Pelle unwillkürlich und starrte noch immer auf die verweiste am Boden liegende Eisenkette.
Und wo war überhaupt der schwarze so plötzlich hin?
Pelle griff sich an die tropfnasse Schläfe und murmelte ein paar Stoßgebete zum HImmel.
„Hoffnung“ flüsterte Tina ihrem Joschka da ins Ohr „ Hoffnung gibt es immer!“