The Wire - "Die ambitionierteste und aufregendste Serie aller Zeiten"

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Zitat

    Original von Grisel
    Bis 4.10.


    Und die Statistik ist nun auch der Hauptfeind in der Schule.


    PISA lässt grüßen.


    Zitat

    Aber schön, daß die Kinder für die Mathematik eine "sinnvolle" Verwendung gefunden haben.


    Motivation macht also auch Mathematik interessant. ;-)



    Das fand ich auch alles sehr interessant, und, wie ich im Januar 2009 schon mal geschrieben habe, sicherlich auch realistisch und nicht übertrieben.


    Damals habe ich den Amtsantritt von Barack Obama nach seiner "Yes, we can" Kampagne als wichtigen Zeitpunkt eines möglichen politischen Umschwungs bewusst in meine Rezi eingebracht. Aber realistisch habe ich dabei an die Szene gedacht, als Carcetti einen früheren Bürgermeister von Baltimore trifft (übrigens ein Cameo eines echten Bürgermeisters) und dessen "Silberschüssel-Metapher". Und ich konnte mir schon vorstellen, wie es bei Obama - idealistisch, aber auch karrierebedacht, das höchste Amt hat er nun erreicht - in der Realität nach den gleichen Strukturen abläuft. Alle Interessengruppen wollen was, und jeder was anderes, dazu die laufenden Kriege und auch noch die Wirtschaftskrise, da war Idealismus wahrscheinlich recht bald erschöpft oder zumindest arg beschädigt ...



    Herc ist jemand, der bei dem, was er tut, nicht nachdenkt, der mögliche Konsequenzen nicht bedenkt oder einschätzen kann. Und Bubbs Aktion hat er auch verdient.




    Und das wiederum ist ja auch ein wiederkehrendes Merkmal bei "The Wire", dass nicht alles erklärt wird, bis es auch die dümmsten Zuschauer kapiert haben. Aber auf die musste auch keine Rücksicht genommen werden, die waren nach Folge 1.1 wahrscheinlich eh schon weg ...



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  • Zitat

    Original von Uta
    McNulty kann eben nicht aus seiner Haut, schlecht für ihn, amüsant oder auch traurig für die Zuschauer.


    Hier hat er jetzt herausgefunden, daß er es offenbar doch kann, zumindest kurzfristig, obwohl ihn die Arbeit als beat cop auf Dauer offenbar doch langweilt. Jetzt müßte er nur noch einen Weg finden, den stressigen Job und das Privatleben zu jonglieren. Ich weiß ja schon, wo er am Ende steht und bin zwar gespannt auf den Weg dorthin, aber ich sehe das als gar kein so schlechtes Ende für ihn.
    Was mir vor allem abgegangen ist in Staffel 4 ist sein Grinsen. Das macht er besonders schön.


    Ich glaube, bisher am meisten ans Herz gewachsen sind mir er, Bunk und Omar. Und Landsman. Aber die sind auch besonders auffällig, dann gibt es noch die slow burner wie Carver oder Bunny.


    Danke für die Einblicke in die deutsche Realität. Man sieht das ja überall, daß Statistiken und Reports etc. das Nonplusultra sind, wobei die Hintergründe der Daten nicht immer interessieren.


    Zitat

    Und ich konnte mir schon vorstellen, wie es bei Obama - idealistisch, aber auch karrierebedacht, das höchste Amt hat er nun erreicht - in der Realität nach den gleichen Strukturen abläuft. Alle Interessengruppen wollen was, und jeder was anderes, dazu die laufenden Kriege und auch noch die Wirtschaftskrise, da war Idealismus wahrscheinlich recht bald erschöpft oder zumindest arg beschädigt ...


    Deswegen hatte ich ja die eigenartige Reaktion, als ich sein "Dreams from my father" gelesen habe, wo er mir so unglaublich sympathisch erschienen ist, daß es mir richtig leid getan hat um diesen Menschen, der einfach kaputt werden muß durch diesen Job, auch moralisch, den er sich angetan hat. Andererseits, es hat ihn ja keiner dazu gezwungen und als intelligenter Mensch muß er gewußt haben, was ihn erwartet.


    Aber stimmt, das sieht man auch schön an Carcetti. Der hat ja durchaus gute Absichten, aber er wird sie nie durchsetzen können. Ein wenig gespoilt bin ich ja schon, also schätze ich mal, daß das Schulbudget den versprochenen Reformen in der Polizei das Genick brechen wird.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich glaube, bisher am meisten ans Herz gewachsen sind mir er, Bunk und Omar. Und Landsman. Aber die sind auch besonders auffällig, dann gibt es noch die slow burner wie Carver oder Bunny.


    Hast Du nicht noch wen vergessen, mit den Initialen SB? :gruebel


    Lester ist auch ein Slow Burner, der mit der Zeit immer besser wird, bzw. wir lernen ihn im Laufe der Zeit erst richtig kennen, er "war" vorher ja wohl auch schon so.


    Es gibt eine schöne Liste mit den Top 50 der besten Charaktere in "The Wire", aber in den Kurzportaits sind Spoiler. Wenn Du mit der fünften Staffel durch bist, gibt es einen Link. Top 50 hört sich für eine Serie wahrscheinlich erstmal viel an, am man kennt sie ja alle - und kennt sie auch gut.


    Alle der Top 50 sind interessant und ich bekomme auch locker eine Top 20 meiner engeren Auswahl an Lieblingscharakteren zusammen. Wir können ja zum Schluss unsere Top 10 vergleichen. ;-)



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  • Zitat

    Original von Uta
    Lester ist auch ein Slow Burner, der mit der Zeit immer besser wird, bzw. wir lernen ihn im Laufe der Zeit erst richtig kennen, er "war" vorher ja wohl auch schon so.


    Ich mag Lester schon sehr gern, ich mag sie ja fast alle irgendwie. Aber die oben erwähnten sind die, wo ich zumindest geistig in die Hände klatsche vor Freude wenn sie auftauchen, idealerweise noch in Kombination. Bin echt gespannt, ob sich das beim Rewatch dann irgendwann verschiebt, wenn ich die von Anfang an betrachten kann, die mir hier erst nach und nach ins Bewußtsein geraten sind.


    Top 10, das wäre sicher interessant. :gruebel

  • Bis 5.2.
    Konnte nicht widerstehen, gleich weiter zu machen. Da es ja die letzte Staffel ist, habe ich danach keine Wartezeit mehr zu befürchten.


    Sehen wir Randy jemals wieder? Spoil mich Uta! Michael und Dukie, jetzt offenbar Duke, haben da ja einen interessanten Haushalt, obwohl Duke nicht so glücklich darüber scheint, Bugs Nanny zu sein.


    Und ich hatte ja erwartet, daß es der Polizei dank dem üblen Schulbudget schlecht ergehen wird, aber so schlecht? Schon ironisch, Carcetti hat ihnen das Blaue vom Himmel versprochen und jetzt haben sie weniger als je zuvor.


    Trotzdem freue ich mich egoistisch, wieder mehr von Dominic West zu sehen.


    Dafür scheint Bubs den Absprung geschafft zu haben. Faszinierend wie anders er aussieht und wirkt, gekampelt und geschneuzt und normal redend. Und Herc arbeitet nun für Levy. Ausgerechnet! Keine moralischen Bedenken. Aber gut, er schuldet der Polizei ja auch nichts.


    Marlo und Avon, das war schon ein interessantes Treffen. Im Gefängnis ist Avon also noch ein Player. Und Boris ist immer noch Boris.


    Hat überhaupt nichts mit "Wire" zu tun, aber mich haben McNultys blaue Handschuhe leicht ausgefreakt, die er trägt, als er seinen Stunt beginnt.
    "Two by two, hands of blue" :wow
    Faszinierend, wie Serien einen prägen können!


    Wie auch immer. McNulty ist da jedenfalls auf keinem guten Trip. Armer Bunk.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Bis 5.2.


    Konnte nicht widerstehen, gleich weiter zu machen. Da es ja die letzte Staffel ist, habe ich danach keine Wartezeit mehr zu befürchten.


    Sehen wir Randy jemals wieder? Spoil mich Uta! Michael und Dukie, jetzt offenbar Duke, haben da ja einen interessanten Haushalt, obwohl Duke nicht so glücklich darüber scheint, Bugs Nanny zu sein.


    Ich kenne 60 Stunden "The Wire" ja fast auswendig, und dachte schon, oh, wirklich nur fast :wow, aber dann fiel mir die Antwort auf Deine Frage zu Randy doch wieder ein. *Schweiß von der Stirn wisch* :grin



    Zitat

    Michael und Dukie, jetzt offenbar Duke, haben da ja einen interessanten Haushalt, obwohl Duke nicht so glücklich darüber scheint, Bugs Nanny zu sein.


    Michael und Dukie sind charakterlich ja ziemlich unterschiedlich, was persönliche Durchsetzungskraft anbelangt. Michael hat sich "Status" erarbeitet, ihm fiel es auch nicht extrem schwer, während das für Dukie unmöglich erscheint. Michael ist mit Dukie befreundet und will ihm helfen, gleichzeitig nützt ihm die Hilfe mit seinem kleinen Bruder ja auch.



    Interessant ist auch an den Jungs zu sehen, wie sie sich äußerlich und auch innerlich verändert haben im Laufe eines Jahres, von noch etwas kindlichen 13-Jährigen zu bedeutend desillusionierteren 14- bis 15-Jährigen.


    Zitat

    Dafür scheint Bubs den Absprung geschafft zu haben. Faszinierend wie anders er aussieht und wirkt, gekampelt und geschneuzt und normal redend.


    Ich will jetzt nicht weiter vorgreifen, aber es gibt zu Schluss ein schönes Bild, das zeigt, dass Bubs "es" nun geschafft hat.


    Zitat

    Und Herc arbeitet nun für Levy. Ausgerechnet! Keine moralischen Bedenken. Aber gut, er schuldet der Polizei ja auch nichts.


    Bei Levy ist Herc ja auch ganz gut aufgehoben, da bekommt er klare Ansagen.



    Zitat

    Marlo und Avon, das war schon ein interessantes Treffen. Im Gefängnis ist Avon also noch ein Player..




    Zitat

    Und Boris ist immer noch Boris.


    :grin


    Zitat

    Wie auch immer. McNulty ist da jedenfalls auf keinem guten Trip. Armer Bunk.


    Jetzt kommt die Frage auf: "Darf der Zweck die Mittel heiligen?" Und in welchem Ausmaß wäre dies hinnehmbar?


    Gibt es in der aktuellen Politik ja auch schon wieder.



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  • Zitat

    Original von Uta
    Interessant ist auch an den Jungs zu sehen, wie sie sich äußerlich und auch innerlich verändert haben im Laufe eines Jahres, von noch etwas kindlichen 13-Jährigen zu bedeutend desillusionierteren 14- bis 15-Jährigen.


    Das ist mir auch aufgefallen. Da war wohl ein wenig Drehpause. Duke hätte ich fast nicht erkannt.


    Zitat

    Jetzt kommt die Frage auf: "Darf der Zweck die Mittel heiligen?" Und in welchem Ausmaß wäre dies hinnehmbar?


  • Bis 5.4.


    Es sind gar keine moralischen Bedenken oder daß ich mir Sorgen um McNulty mache, sondern daß es mir zu abgehoben erscheint. Das war ja das nette an der Serie bislang, daß ich mir jedes Handlungselement hätte vorstellen können in der Realität. Aber das ist mir zu abgedreht. Gut, schauen wir, wie es sich entwickelt.


    Sehr schön finde ich, wie hier Bögen teilweise bis zurück zur ersten Staffel geschlagen werden. Daniels düstere Vergangenheit und die Verhaftung des Chaffeurs von Clay Davis,


    Der Teil entwickelt sich interessant, auch hier wieder anfangs ein Zweifeln, warum ich mich für die Zeitungsleute interessieren soll, bis ich jetzt doch angebissen habe. Ein bißchen kann ich mich auch mit ihnen identifizieren. Bei uns war es in der Finanzkrise zwar nicht ganz so schlimm, aber da war die Devise auch "mehr mit weniger", wenn es auch keiner so deutlich angesprochen hat.


    Und noch ein Gruß aus der Vergangenheit, schon angekündigt durch "Boris", der


    Ein Lichtblick ist daß Kima durch das traumatisierte Kind jetzt offenbar ihren Familiensinn entdeckt hat. Vielleicht kann sie sich ja nun entmcnultyfizieren.

  • Bis 5.6.


    Man merkt schon, daß für mich in der Staffel ein bißchen der Hype weg ist, weil ich die Staffel zwar grundsätzlich interessant finde, aber sie reißt mich nicht annähernd so mit wie die ersten vier. Gut, vielleicht reißen es die letzten 4 Folgen noch rum. Nicht, daß es schlecht wäre, brauchst mir meine Ehrenmarke nicht abnehmen Utilein. :-]
    Halt im direkten Vergleich. Bei den vorigen hätten mich so lange Pausen echt nervös gemacht.



    Das war Nick Sobotka in Folge 6, als Carcetti diesen neuen Hafenabschnitt eröffnet, nicht?
    Carcetti hat ja auch noch mal kurz sein nicht politisches Gesicht gezeigt bei der Pressekonferenz. Schöne Ironie, daß er sich für den falschen Fall engagiert. Und es bei den schönen Worten bleibt.


    McNulty hört offenbar überhaupt nur Pogues. Gut für ihn! Hier hatten wir nun "Turkish song of the damned".

  • Zitat

    Jetzt kommt die Frage auf: "Darf der Zweck die Mittel heiligen?" Und in welchem Ausmaß wäre dies hinnehmbar?


    Zitat

    Original von Grisel


    Ein sinngemäßes Zitat von Bunk, geäußert während eines Feierabends in einer Bar: "Es interessiert niemanden, wenn junge Schwarze, besonders junge männliche Schwarze, ermordet werden. Wenn eine weiße Frau oder ein weißes Kind ermordet worden wären, wäre das ein großer Fall in der Presse und es gäbe damit auch entsprechenden Druck auf die Mordkommission auf eine schnelle Aufklärung."


    Und für echte "murder police", wie unsere Freunde hier, zählen ALLE Toten, ungeachtet ihrer Hautfarbe oder ihres Status und ihre Tode haben ein Recht auf Aufklärung.




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  • Zitat

    Original von Grisel
    Bis 5.4.



    Es sind gar keine moralischen Bedenken oder daß ich mir Sorgen um McNulty mache, sondern daß es mir zu abgehoben erscheint. Das war ja das nette an der Serie bislang, daß ich mir jedes Handlungselement hätte vorstellen können in der Realität. Aber das ist mir zu abgedreht. Gut, schauen wir, wie es sich entwickelt.


    Mir ist das genauso ergangen beim ersten Schauen, eigentlich ist es ja wohl unglaublich unrealistisch, und dieser Plotstrang gefiel mir so auch nicht wirklich, wie Du sagtest, jedes Handlungselement vorher war realistisch und glaubhaft. Aber die Staffel steht unter dem Motto "Lügen und Täuschungen", und Bunk sagt zu Beginn der Staffel in der ersten Szene: "Je größer die Lüge, desto eher glauben es die Leute."


    Dieser McNulty-Plot ist eben extrem krass, weil wir sowas von den Autoren bisher nicht gewohnt waren, es würde mich mal interessieren, wie die Autoren darüber diskutiert haben diesen Plot tatsächlich zu nehmen, da es ja auf den ersten Blick eine Abkehr vom bisherigen Realismus ist. Ich sollte vielleicht nochmal den Audio-Kommentar zur fünften Staffel hören, was sie dazu gesagt haben, ich weiß es nicht mehr.


    Wie ich schon in meiner 2009er Rezi "im Vergleich" zu der McNulty-Lüge geschrieben habe, die USA haben einen Krieg begonnen aufgrund von Lügen bezüglich der angeblichen Massenvernichtungswaffen und Al Qaida-Verbindungen des Irak und zunächst Journalisten und ganze Regierungen damit eingeseift.**


    Ist das realistisch und glaubhaft? Regierungen traut man ja wegen diverser Hollywood-Action-Thriller inzwischen so einiges zu. ;-) Und in den meisten 08/15 Krimi-Serien wäre der McNulty-Plot auch irgendwie durchgegangen. Also warum nicht hier in "The Wire"? s.o.


    ** Übrigens gibt es "dazu" auch ein schönes zynisches Zitat von Slim Charles aus Staffel 3 zu Avon : "It's what war is you know? Once you in it, you in it. If it's a lie, then we fight on that lie but we got to fight."


    In Diskussionen zu "The Wire" gibt es sogar Meinungen, dass die Szene mit der Sprengung der Sozialsiedlungshochhäuser zu Beginn von Staffel 3 eine Anspielung an die Twin Towers 9/11 ist.


    Zitat

    Der Teil entwickelt sich interessant, auch hier wieder anfangs ein Zweifeln, warum ich mich für die Zeitungsleute interessieren soll, bis ich jetzt doch angebissen habe. Ein bißchen kann ich mich auch mit ihnen identifizieren. Bei uns war es in der Finanzkrise zwar nicht ganz so schlimm, aber da war die Devise auch "mehr mit weniger", wenn es auch keiner so deutlich angesprochen hat.


    David Simon hat ja selber viele Jahre für die Baltimore Sun gearbeitet und der Zeitungsteil ist auch eine kleine Abrechnung mit dieser Institution wegen der Erfahrungen, die er selbst gemacht hat. In der Zeitungsredaktion gibt es auch diverse Cameos von echten Journalisten. Und auch hier haben wir das sich durch die ganze Staffel ziehende Motto der kleinen und der großen Unwahrheiten. Erst ist es vielleicht nur eine kleine Unwahrheit in Form einer Übertreibung, so macht der Artikel ein bisschen mehr her, es gibt Lob von den Vorgesetzten (Journalisten wollen sich ja auch einen Namen machen, um vom Lokalteil zu Höherem aufzusteigen) und irgendwann ist vielleicht ein ganzer Artikel erfunden.
    Es gibt ja tatsächlich Journalisten, die sogar Preise zurückgeben mussten, weil sie sich die preisgekrönte Reportage ausgedacht hatten.


    Und hier bei der Zeitung haben wir ja auch wieder unterschiedliche Herangehensweisen, der eine Reporter, Scott Templeton, stürzt sich auf die mögliche Serienkillergeschichte, auch um sich damit selbst zu profilieren (so sieht unsere Medienlandschaft ja auch schon größtenteils aus), während ein älterer erfahrener Zeitungsmann wie Gus erstmal fragt, was sind die tatsächlichen Fakten, die bisher vorliegen? Und dabei war die Baltimore Sun ja eigentlich vom (früheren) Anspruch eine Qualitätszeitung und kein Boulevardblatt.


    Zitat

    Und noch ein Gruß aus der Vergangenheit, schon angekündigt durch "Boris", der



    Das wäre doch sonst unrealistisch. ;-)


    Zitat

    Ein Lichtblick ist daß Kima durch das traumatisierte Kind jetzt offenbar ihren Familiensinn entdeckt hat. Vielleicht kann sie sich ja nun entmcnultyfizieren.




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  • Zitat

    Original von Grisel
    Bis 5.6.


    Man merkt schon, daß für mich in der Staffel ein bißchen der Hype weg ist, weil ich die Staffel zwar grundsätzlich interessant finde, aber sie reißt mich nicht annähernd so mit wie die ersten vier. Gut, vielleicht reißen es die letzten 4 Folgen noch rum. Nicht, daß es schlecht wäre, brauchst mir meine Ehrenmarke nicht abnehmen Utilein. :-]
    Halt im direkten Vergleich. Bei den vorigen hätten mich so lange Pausen echt nervös gemacht.


    Wie alle anderen Staffeln davor habe ich die fünfte Staffel auch in einem Rutsch durch gesehen, ich habe mich ja nie auf 2 Folgen pro Tag beschränkt. Im direkten Vergleich mit allen anderen ist die 5 Staffel auch die schwächste, aber bei mir hat die fünfte beim zweiten Schauen stark gewonnen, weil ich wusste was passiert und ich mich mehr auf die Zusammenhänge und wieder mal die Strukturen konzentrieren konnte.


    Die fünfte Staffel ist mit zehn Folgen auch die kürzeste, die letzte Folge dauert dafür ca. 90 Minuten. Ich glaube, dass die Staffel besser in Gang gekommen wäre, wenn sie auch 12 oder 13 Episoden gehabt hätte, sodass sich McNultys "Irrsinnsidee" etwas langsamer ihren Weg gebahnt hätte. Wir sind als Zuschauer bei "The Wire" ja jetzt dieses langsamere Tempo gewohnt und McNultys Idee kommt eigentlich zu abrupt.


    Wie schon vorher erwähnt, "The Wire" war nie ein richtiger Quotenerfolg bei der HBO Fernsehausstrahlung, und es gab schon andere gute HBO Serien, die nach zwei oder drei Staffeln abgesetzt wurden. Die HBO Verantwortlichen hatten den Mut, David Simon "The Wire" in 5 Staffeln präsentieren zu lassen, wie er sich das vorgestellt hatte. Ich meine aber, gelesen zu haben, dass die fünfte Staffel finanziell bewilligt wurde, aber mit etwas weniger Budget und somit weniger Sendezeit. Und das Ergebnis ist gut, steht weit über vielen anderen Serien, aber der Rhythmus ist nicht so perfekt wie bei den vorherigen längeren Staffeln.



    Du relativierst aber jetzt auch schon. Ist falsch immer gleich falsch, oder ist falsch bei unsympathischen Leuten falscher als bei Sympathischen?


    ;-)


    Und wie falsch darf etwas sein, dass man es hinnimmt, oder wie falsch muss etwas sein, dass man dagegen angeht?


    Zitat

    Das war Nick Sobotka in Folge 6, als Carcetti diesen neuen Hafenabschnitt eröffnet, nicht?


    Ja, er lebt ja auch noch in dieser Stadt.


    Zitat

    Carcetti hat ja auch noch mal kurz sein nicht politisches Gesicht gezeigt bei der Pressekonferenz. Schöne Ironie, daß er sich für den falschen Fall engagiert. Und es bei den schönen Worten bleibt.


    Ich glaube, es gibt mehrere Pressekonferenzen in dieser Staffel. Die letzte ist auch wieder schön böse. ;-) Und voller Ironie.



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  • Zitat

    Original von Uta
    Du relativierst aber jetzt auch schon. Ist falsch immer gleich falsch, oder ist falsch bei unsympathischen Leuten falscher als bei Sympathischen?


    ;-)


    Und wie falsch darf etwas sein, dass man es hinnimmt, oder wie falsch muss etwas sein, dass man dagegen angeht?


    Es stimmt schon, daß ich McNulty und Templeton mit etwas anderen Augen sehe, weil ich McNulty mag. Aber sein Egotrip ist eben kein vollständiger, er hilft dabei Lester dessen eigene Bemühungen zum Erfolg zu bringen, vielleicht und eben die Leute unschädlich zu machen, die die leeren Häuser mit Leichen gefüllt haben.
    Klar ist man als Zuseher die ganze Zeit auf schwierigem moralischem Terrain. Avon und String waren leichter zu "verkraften", weil sie menschlicher gewirkt haben als Marlo, der zwar genial ist, aber wie ein kalter Fisch wirkt. Marlo ist beim zweiten Durchgang sicher auch höchst interessant.


    Oder Omar, der Gangster mit Gemüt, der trotzdem ein Mörder und Dieb ist.


    Und am eigenartigsten ist es wohl, daß mich bei McNulty zur Zeit am meisten stört, daß er Bunk zum unfreiwilligen Mitwisser gemacht hat.

  • Zitat

    Original von Grisel


    Es stimmt schon, daß ich McNulty und Templeton mit etwas anderen Augen sehe, weil ich McNulty mag. Aber sein Egotrip ist eben kein vollständiger, er hilft dabei Lester dessen eigene Bemühungen zum Erfolg zu bringen, vielleicht und eben die Leute unschädlich zu machen, die die leeren Häuser mit Leichen gefüllt haben.


    Warte mal das Ende ab. ;-) Mehr kann ich jetzt nicht sagen.


    Zitat

    Klar ist man als Zuseher die ganze Zeit auf schwierigem moralischem Terrain. Avon und String waren leichter zu "verkraften", weil sie menschlicher gewirkt haben als Marlo, der zwar genial ist, aber wie ein kalter Fisch wirkt. Marlo ist beim zweiten Durchgang sicher auch höchst interessant.


    Stimmt genau, beim ersten Schauen ist Marlo ein kalter Fisch und beim zweiten Schauen,



    habe ich doch anders hingeschaut.


    Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob diese Szene bis 5.6 schon vorgekommen war.



    Das fand ich im ersten Moment so "bizarr", dass es mich richtig schockiert hat, denn damit war Chris plötzlich vom kaltblütigen Massenkiller derjenigen, die Marlo im Wege standen, plötzlich "menschlich" geworden, das fing ja schon damit an, dass er Michael sozusagen als Mentor unter seine Fittiche genommen hatte und seine Reaktion auf dessen Vater. Aber diese Szene, Daddy fährt morgens zur Arbeit, war einerseits typisch das, was "The Wire" ausmacht, und zeigt irgendwie "die Banalität des Bösen". Chris ist ja kein irrer Serienkiller, er macht "nur" seinen Job.





    Bodie hat sich ja offensichtlich zum "Teamleiter" hochgearbeitet und wollte im Rahmen seiner Möglichkeiten ein ordentliches Einkommen und ein gutes Leben, er hatte keine Ambitionen ein "Boss" zu sein (wie Marlo, der sich seine Position erarbeitet und erkämpft hat, wie Avon vor ihm, und Prop Joe und diverse andere davor) mit den Möglichkeiten, aber auch mit dem Risiko. Und trotzdem hat ihn das Schicksal, oder was auch immer, eingeholt.


    Wie alt war Bodie da? Wohl so um die zwanzig, aber er sagte zu McNulty, er fühlte sich "alt", die nächste Generation wäre schon da und wiederum brutaler. Tja, "nächste Generation" zeigt sich dann auch auf extreme Weise.


    Zitat

    Oder Omar, der Gangster mit Gemüt, der trotzdem ein Mörder und Dieb ist.


    Tja, Omar. :anbet


    Zitat

    Und am eigenartigsten ist es wohl, daß mich bei McNulty zur Zeit am meisten stört, daß er Bunk zum unfreiwilligen Mitwisser gemacht hat.


    Der Konflikt ist aber auch noch interessanter, WEIL die beiden Freunde sind.



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  • Fertig! :cry
    Eigentlich wollte ich gestern nur bis Folge 8 schauen, aber dann hat es mich gepackt, denn die letzten paar Folgen dieser Staffel waren dann doch wieder sehr gut.


    bis 5.8.
    Omar scheint sich schon sehr verändert zu haben. Er ist auf einem Rachefeldzug klar, aber wie er


    Sehr schön McNultys belämmerter Gesichtsausdruck, als er quasi sein eigenes Psychoprofil vorgetragen bekommt. Da soll noch mal einer sagen, daß das keine ernstzunehmende Wissenschaft ist.


    Bei Duke sah man, daß das Aussteigen nicht so einfach ist, da er keinen legalen Job findet. Dieser Typ im Schuhgeschäft, das war einer der Barksdale-Typen, nicht? Den Namen konnte ich mir nie merken. Also zumindest einer, der den Ausstieg geschafft hat.

  • 5.9.



    Nett, wie in den letzten Folgen fast jeder noch mal kurz auftaucht, vermisst habe ich nur Dennis. Namond zumindest, als einziger der vier Knaben, scheint es mit Bunnys Hilfe geschafft zu haben.


    Carcetti schwankt immer noch dazwischen, ein politisches Wesen und ein guter Mensch zu sein. Aber zweiteres geht nicht, wenn man als ersteres Karriere machen will. Im Prinzip geht das ganze Serienmörderdrama auf seine Kappe, weil er die Polizei den Schulen "geopfert" hat. Aber man sah auch schön aus seiner Sicht, warum er nicht anders konnte.
    Ein leichtes Schleudertrauma kriegt man bei Clay Davis, der auf einmal von Carcetti und Lester zum Verbündeten gemacht wird.


    Bei den Reportern ist Gus definitiv einer, dem ich beim zweiten Durchgang mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Schön gemacht sind die Parallelen zwischen Polizei und Zeitung. Gus ist quasi Kima und Templeton McNulty.

  • 5.10




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    Feine, feine Serie. Und ein Ende, das eines ist und gleichzeitig auch wieder nicht, denn alles bleibt beim alten, nur die Gesichter wechseln.


    Edit: Auf Wunsch von Mrs. Wire doch Spoiler gesetzt.

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    Zitat


    Die Synchronisation scheint mit hohem Anspruch gemacht zu sein....





    Ich bin vor vier Tagen eingestiegen und mit der ersten Staffel (bis auf die beiden letzten Episoden) fast durch - alles im US-Originalton und mit englischen Untertiteln. In einzelnen Szenen hab' ich zwischendurch mit der deutschen Synchro verglichen.


    Inhaltlich wird schon das meiste korrekt wiedergegeben, auch die Übereinstimmung mit den Lippenbewegungen ist hoch.



    Dennoch verliert die Serie im Deutschen - und vermutlich ebenso in jeder anderen Fremdsprache - meiner Ansicht nach ungemein an Atmosphäre.


    Der entspannte Slang, der auf den Straßen von Baltimore unter den halbwüchsigen Drogenkurieren gesprochen wird, aber auch die teils derben Sprüche unter den Polizeibeamten sind ein wesentliches Markenzeichen der Serie. Selbst die druckreifen englischen Untertitel verfälschen hier einiges.


    Nicht nur klingen viele Dialoge im Deutschen (naturgemäß) etwas gestelzt und blutarm. Auch passen die amerikanischen Originalstimmen meist besser zu den Charakteren. Zum Beispiel der beleibte Proposition Joe, der mit seiner Gang die Eastside kontrolliert:

    ................................... http://www.hbo.com/#/the-wire/…on-joe-stewart/index.html




    Seinem deutschen Sprecher fehlt im Vergleich schlicht dessen lakonische Coolheit. Nehmen wir eine Szene in Folge # 10 ('The Cost') : Dort treffen sich Omar Little, Stringer Bell und Proposition Joe auf einem öffentlichen Marktplatz zum Verhandeln. Nachdem ich mir die Gespräche in diesen knapp drei Minuten zuerst im Original und danach in der deutschen Fassung angehört habe, war für mich klar, dass 'The Wire' nur auf US-Englisch dem Status und dem Anspruch der Serie gerecht wird - und auf Alemannisch massiv verliert....



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    Eine Übertragung in einen einigermaßen derben regionalen Dialekt wäre für manche US-Serien sicherlich passender als eine Synchronisation ins Hochdeutsche. Kurpfälzisch/Monnemerisch käme dem Baltimore-Slang womöglich klanglich am nächsten.



    Doch es sind nicht nur die nuschelnden Schwarzen auf den Straßen. Wenn sich einige höherrangige Beamten stellenweise - für US-Verhältnisse - einigermaßen akzentfrei ausdrücken, so sollte man dies ebenfalls bevorzugt im Original hören. Da kommen die Stimmen und Worte einfach markanter und eindringlicher rüber.



    Ein prägnantes Beispiel - und für mich eine der stärksten Szenen aus der ersten Wire-Staffel überhaupt - findet sich in der Episode # 11 - 'The Hunt':



    Dort wurde ein Lockvogel bei einem fingierten und geplatzten Drogendeal im Auto erschossen und eine Inspektorin auf dem Rücksitz bei diesem Undercover-Einsatz lebensgefährlich verletzt. Sie wird in die Klinik eingeliefert und notoperiert, währenddessen besprechen und rekonstruieren Kollegen und Vorgesetzte im Krankenhaus die Ereignisse.


    Dabei wird auch eine Bandaufzeichnung abgespielt, welche die letzten Worte im Auto vor und während des Schusswechsels wiedergibt. Der diensteifrige Officer James McNulty, der die gewagte Undercoveraktion im Vorfeld mit anregte, muss sich beim Abspielen des Bandes übergeben und wird von seinem Dezernatsleiter, dem wenig zimperlichen Major Rawls, in unnachahmlicher Manier getröstet....




    Diese denkwürdigen 90 Sekunden sind bei Youtube hinterlegt und auch in Europa abrufbar:



    -> Youtube


    -> The Wire - Rawls consoles McNulty



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