Der Schlachtenmaler - Arturo Perez-Reverte

  • Der Schlachtenmaler - Arturo Perez-Reverte


    Klappentext:
    Faulques, ein ehemaliger Kriegsfotograf, malt in einem alten Wehrturm an der Küste ein riesiges Schlachtengemälde. In diese Einsamkeit dringt eines Tages ein Besucher, den ein Foto Faulques’ vor vielen Jahren berühmt gemacht hat. Deswegen will er den Fotografen nun töten, denn dieser Ruhm hat sich fürchterlich gerächt. Doch Faulques verwickelt den Mann in Gespräche über das Wesen des Krieges und begreift, dass er die Schuld ganz anderer auf sich geladen hat.


    Über den Autor:
    Arturo Perez-Reverte, geboten 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der bekanntesten spanischen Autoren. Er begann seine Karriere als Journalist für die Tageszeitung El Pueblo und berichtete für das spanische Fernsehen von den Brennpunkten der Welt. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1986; berühmt wurde er mit den Abenteuerromanen des Kapitän Alatriste und dem Club Dumas. Seit 2003 ist er Mitglied der Königlichen Spanischen Akademie.


    Meine Meinung:
    Zwei Männer – zwei Schicksale, die untrennbar miteinander verwoben sind. Faulques, der gescheiterte Maler und Architekt, wendet sich der Fotografie zu und sieht die Welt nur in geometrischen Formen. Selbst kleinste Eindrücke werden von ihm in Linien und Kurven eingeteilt. Seine preisgekrönten Fotografien sind Momentaufnahmen des Schreckens. Und mehr als einen Moment Aufmerksamkeit verwendet er nicht auf die Schicksale der Menschen auf seinen Bildern. Er ist kühl und distanziert, weil ihm das hilft, den Krieg zu durchstehen.
    Doch ein Mann, der Kroate Markovich, vergisst ihn nicht und sucht nach ihm, denn er macht ihn für sein Schicksal und das seiner Familie verantwortlich. Das Foto, das den Kroaten berühmt gemacht hat, hat zu einer Katastrophe geführt. Schmetterlingseffekt nennt es der Autor, gemäß der Theorie, dass das Schlagen eines Schmetterlingsflügels am Amazonas am anderen Ende der Welt einen Wirbelsturm auslösen kann.
    Nun will sich der Kroate rächen – doch er will Faulques nicht einfach töten. Er will, dass er vorher begreift, was er mit seiner Arbeit angerichtet hat. Es folgen Gespräche über Leid, das Wesen des Krieges und den Verlust. Faulques wird mit seiner Vergangenheit und seinem persönlichen Leid konfrontiert, denn auch er hat, ähnlich wie sein Besucher, etwas Geliebtes verloren …


    Was für ein schöner Roman! Der Autor lässt in seiner Geschichte deutlich seine eigenen Erfahrungen als Kriegskorrespondent einfließen. Er erzählt vom Wesen des Krieges, seinen Schrecken und der Macht, Menschen zu verändern. Er erzählt die Schicksale der beiden Männer, die mehr Berührungspunkte haben als ein Foto, und er tut es meisterhaft! Die Sprache ist, wie bei Perez-Reverte gewohnt, wunderschön, ohne dass er sich in allzu viele Schnörkel verliert. Die Bilder, die er erschafft, sind zuweilen grausam, aber es geht ihm darum, den Krieg als das zu entlarven, was er ist: ein mittlerweile von Technik bestimmter Schrecken, ein Ungeheuer, das Menschen zu Ungeheuern macht und selbst Menschen mit Schuld belädt, deren einzige Waffe ein Fotoapparat ist.


    Ich vergebe 10 von 10 Punkten.

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von CorinaB ()

  • Vielen Dank für die tolle Rezension!
    Mich würde interessieren, ob Du "Das Geheimnis der schwarzen Dame" und "Der Club Dumas" gelesen hast und welches Roman Dir besser gefallen hat. Mir würde ein Kommentar zu den vorgenannten Büchern bei der Entscheidung helfen, das rezensierte Buch in meine Leseliste aufzunehmen (bzw. es zu lassen).

  • Hallo Salonlöwin :wave


    Club Dumas habe ich komplett gelesen, Die schwarze Dame nur angelesen, weil ich irgendwie nicht richtig reingekommen bin, kann sein, weil das Thema mit Schach zu tun hat, wo ich eine Komplettniete bin. ;-) aber es liegt auf meinem SUB, ich werde mich wieder ranwagen.


    Ich würde Club Dumas also bevorzugen. Es gibt sehr viele Anspielungen auf Alexandre Dumas, Corso, die Hauptfigur, ist das Musterbeispiel eines Büchernarren und allein schon die Bildtafeln im Buch regen zum Miträtseln an, welches von den Teufelsbüchern nun das richtige ist. Die Helden sind schrullig, genau das, was ich mag.


    Der Schlachtenmaler ist allerdings mit keinem der von dir genannten Bücher zu vergleichen, es ist ein sehr persönlicher Roman, genährt durch seine eigenen Erfahrungen. Es gibt keine Rätsel sindern nur das Entdecken des Innenlebens der beiden Figuren. In vielen Szenen meinte ich Perez-Reverte selbst als Held vor Augen zu haben. Club Dumas ist dagegen ein tolles Abenteuer, aber man merkt, dass Jahre zwischen diesen Veröffentlichungen liegen.
    Kennst du übrigens den Fechtmeister?


    Liebe Grüße
    Corina

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von CorinaB ()

  • Der Club Dumas uns die Schwarze Dame fand ich klasse. Club Dumas hab ich bereits min 3 mal gelesen und den Film auch öfters gesehen :grin Und das nicht nur wegen Jonny Depp.


    Die Königin des Südens hab ich abgebochen. Kommt das vielleicht dem Buch näher? Da geht es ja glaub ich auch um eine Lebensgeschichte.


    Die Seekarte war in Ordnung :-)



    Ich weiß nicht ob ich das Buch lesen soll. Aber Arturo Peres-Reverte kann wirklich super schreiben.

  • Wenn du einen kleinen Einblick in Perez-Reverte selbst haben möchtest (Autoren verraten sich manchmal) dann lies das Buch. Es ist wirklich mit kaum etwas zu vergleichen, was er bisher geschrieben hat. Die Seekarte war gut, aber doch wieder anders als der Schlachtenmaler. Es ist eine Klasse für sich. :-)


    Aber du kannst ja die Meinungen anderer Leser abwarten, vielleicht kommen hier ja noch welche, die deine Kaufentscheidung untermauern können. ;-)

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von CorinaB ()

  • Vielen Dank, für die schöne Rezension!


    Ich habe die schwarze Dame sehr geliebt und die ganze Zeit, als sie vergriffen war, laut rumgeheult, weil ich sie niemandem empfehlen konnte. :cry
    Aber jetzt gibt es sie ja wieder in einer neuen Auflage und ich kann sie uneingeschränkt empfehlen, da es sich um einen spannenden Krimi, ein Stück Schach- und Kunstgeschichte handelt.


    Der Schlachtenmaler subt bei mir noch, ist aber aufgrund dieser schönen Rezension ein Stück nach oben gerobbt.


    Abenteuerliche Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Hallo Corina,


    hmm, die Angelegenheit macht mich ratlos. Die "schwarze Dame" hat mich schwer beeindruckt, mit dem Club konnte ich nicht allzu fiel anfangen und war froh, als ich die letzte Seite beendet hatte. Deswegen habe ich mich um die weiteren Romane von Perez-Reverte auch nicht mehr gekümmert; die Themen sprachen mich einfach nicht an. Das könnte beim neuen Buch des Autors anders sein, denn die Romanidee könnte mir gefallen und dass er schreiben kann, hat der Autor mit seinem Schachroman bewiesen.
    Nochmals danke für Deine Ausführungen!

  • Zitat

    Original von bartimaeus


    ¡Qué buen idea!, pero dudo que mi español sea lo suficientemente bueno :-(


    Vielleicht ist es dann wirklich eine gute Idee, es zusammen zu tun, dann können wir zusammen brüten und übersetzen... :knuddel1

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Hallo Salonlöwin,


    dass du die Schwarze Dame bevorzugst, habe ich mir beinahe gedacht, nicht ohne Grund stellt man so eine Frage, wo Club Dumas eigentlich das Bekanntere von beiden ist. ;-) Der Schlachtenmaler ist eben vom Thema her ganz anders und seine Schreibe ist wirklich sehr schön. Vielleicht leihst du es dir vor dem Kauf mal aus und siehst dann, ob du es besitzen möchtest. Alles, was du dann verlierst, ist ein bisschen Lesezeit. Aber ich denke, es wird dich fesseln. :grin


    Grüßle! :wave

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • Zitat

    Original von bartimaeus
    Gerne :-) Dein Spanisch ist allerdings sehr viel besser (wie war die Anekdote im Spanisch-Restaurant doch? :-)) Ich hab nur mein Schulspanisch.


    Sorry, ich steh grade auf dem Schlauch, ich kann zwar einige Spanisch-Anekdoten erzählen, muß aber zugeben, daß ich mich an keine in einem Restaurant erinnere.... :gruebel


    Hilf mir doch bitte mal auf die Sprünge.... Oder verwechselst Du mich hier grade? Viel mehr als mein eingerostetes Schulspanisch mit Andalusien-Einschlag hab ich nicht zu bieten....


    OK, jetzt, wo ich es schreibe, fällt es mir auch wieder ein, der Andaluz-Einschlag :lache :lache :lache Prima, wenn man seine eigenen Dönekes vergißt...


    Ich hab aber noch einen: Kennst Du den Film "Diamanten Cop"? Da war ich damals im Kino, mit ein paar Freunden, und der gute Hauptdarsteller (keine Ahnung, wie der hieß), meinte, so tun zu wollen, als ob er vom mexikanischen Geheimdienst wäre und brüllte: Tengo el gato en los pantalones


    Caia liegt brüllend unterm Kinosessel und ganz Münster wußte, daß ich Spanisch spreche, während meine Freunde alle so taten, als ob sie nicht dazugehörten....

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Caia
    Sorry, ich steh grade auf dem Schlauch, ich kann zwar einige Spanisch-Anekdoten erzählen, muß aber zugeben, daß ich mich an keine in einem Restaurant erinnere.... :gruebel


    Hilf mir doch bitte mal auf die Sprünge.... Oder verwechselst Du mich hier grade? Viel mehr als mein eingerostetes Schulspanisch mit Andalusien-Einschlag hab ich nicht zu bieten....


    OK, jetzt, wo ich es schreibe, fällt es mir auch wieder ein, der Andaluz-Einschlag :lache :lache :lache Prima, wenn man seine eigenen Dönekes vergißt...


    Genau die meint ich :-)


    Zitat

    Ich hab aber noch einen: Kennst Du den Film "Diamanten Cop"? Da war ich damals im Kino, mit ein paar Freunden, und der gute Hauptdarsteller (keine Ahnung, wie der hieß), meinte, so tun zu wollen, als ob er vom mexikanischen Geheimdienst wäre und brüllte: Tengo el gato en los pantalones


    Caia liegt brüllend unterm Kinosessel und ganz Münster wußte, daß ich Spanisch spreche, während meine Freunde alle so taten, als ob sie nicht dazugehörten....


    :lacht Armes Kätzchen :chen


    Okay, wollen wir das Buch dann im Sommer gemeinsam lesen? Wir könnten es auch mit einer Spanischleserunde versuchen...


    :wave bartimaeus

  • Zitat

    Original von bartimaeus
    :lacht Armes Kätzchen :chen


    Mir tat eher der Schauspieler leid, ein Kater dort ist doch für Euch Männer sicher eher unangenehm....



    Zitat

    Original von bartimaeus
    Okay, wollen wir das Buch dann im Sommer gemeinsam lesen? Wir könnten es auch mit einer Spanischleserunde versuchen...


    :wave bartimaeus


    Ist gebont, ich mach mal einen Fred auf...


    Edit: Leserundeninteressierte búhos bitte hierlang

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Caia ()

  • Interessante Idee, aber ich glaube, da muss ich noch ein wenig an meinem Spanisch feilen, um Reverte zu lesen.
    Da ich ihn literarisch interessant finde, wäre es schade, wenn ich an einer Übersetzung herummuckelte und dabei meine literarischen Ambitionen verdursten lasse .
    Ich lese lieber die vorgekaute Übersetzung :-]


    unfähige Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Hallo,


    ich wollte als großer Fan des Autors auch mal etwas zum Thema beitragen. "Der Schlachtenmaler" ist an sich keineswegs schlecht, aber wirklich ganz anders konzipiert als alle bisherigen Romane von Perez.
    Die persönliche Komponente springt förmlich ins Auge, wenn man einige Details seiner Biographie kennt. Und diese machen die Wirkung des Werks insgesamt wahrscheinlich umso beeindruckender. Ich tue mich persönlich noch schwer mit der Interpretation des Endes, muss aber sagen, dass mich die philosophischen Aspekte in den Gesprächen zwischen dem Schlachtenmaler und seinen Mitmenschen doch stark beeindruckt haben. Auch in diesem Punkt hebt sich der Roman doch stark von den Vorgängerwerken ab.


    Die Meinungen zu den jeweils persönlichen Favoriten unter seinen Romanen gehen an dieser Stelle ja weit auseinander, wie ich bereits feststellen konnte. Persönlich war bisher auch "Club Dumas" mein Favorit, allein durch die Verquickung der aktuellen Handlung mit Bezügen zu Alexandre Dumas. "Jagd auf Matutin" war ganz nett, "Das Geheimnis der schwarzen Dame" infolge seiner Vielschichtigkeit ein Treffer, ebenso "Der Fechtmeister".
    Bei der "Seekarte" habe ich hingegen mindestens schon 36mal angefangen, quäle mich aber nur durch, weil die Handlung keinen Schritt weiterkommt. Naja, vielleicht schaffe ichs doch nochmal irgendwann.


    "Königin des Südens" und "Alatriste" habe ich noch vor mir, mal gespannt.


    So viel vielleicht mal für den Moment.


    Gruß,
    Thorsten

  • Ich habe es am Strand beendet, obwohl es aufgrund der nicht locker leichten und flockigen, sondern sehr tiefgehenden und eindringlichen Thematik ganz und gar keine Strandlektüre ist.
    Es ist hinreißend, es ist wundervoll, es ist sprachlich einfach unheimlich gut.
    Allerdings sollte ich anmerken, daß ich die Englische Übersetzung gelesen habe, da ich es mir auf Spanisch nicht zugetraut habe, aber auch nicht auf Deutsch lesen wollte, aus Angst es käme mir selbst zu nahe...
    Das Buch ist grausam, es ist hart in seiner Sprache und geht mit seinen Protagonisten hart ins Gericht, aber es ist trotzdem eins der schönsten und einfühlsamsten Bücher, die mir in meinem bisherigen Leserleben über den Weg gelaufen sind.
    Es gibt wenige Bücher, von denen ich behaupten würde, daß man sie gelesen haben sollte, dieses gehört auf jeden Fall jedoch dazu.
    Der Autor hat auf wenigen Seiten so viele essentielle Beobachtungen, Erfahrungen und Empfindungen zusammen gefaßt und dennoch in eine authentische Geschichte eingebettet, daß man diese Kunst zu schreiben einfach nur bewundern kann.
    Dazu kommt eine unvergleichliche Liebesgeschichte und ein Blick in den Zwischenmenschlichen Abgrund, den man sonst nur ungern wagt.....


    Absolut lesenswert und Frau Salonlöwin, ich wage zu behaupten, daß dieses Buch auch ihnen enorm gefallen wird.... LIES! :schlaeger