'Lebenslang ist nicht genug' - Kapitel 01 - 06

  • Ich habe den ersten Abschnitt fertiggelesen und muss sagen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann.
    Hat wahrscheinlich auch viel damit zu tun, dass ich selbst ein Kind habe und bei solchen Romanen, wenn ich sie denn doch mal lese, schnell wissen möchte, dass der Täter gefasst ist.


    Das Buch steigt direkt in die Handlung ein, keine langen Vorgeschichten. Das finde ich schon mal sehr gut. Ich mag keine Bücher in denen auf den ersten 50 Seiten erst mal alle Charaktere beleuchtet werden, bis etwas passiert.


    Dass die Tat nur kurz beschrieben wurde, fand ich sehr nett von der Autorin, ich hätte auch nicht mehr darüber lesen wollen.


    Gail hält sich meiner Meinung noch ganz tapfer, kein Wunder bei den Tonnen von medikamenten, die ihr verabreciht werden.


    Was ich besonders schlimm fand, war die Beschreibung, dass sie ihrer Tochter versprochen hatte, gemeinsam zu sterben. Da kamen dann doch ein paar Tränchen.


    Ich denke, dass das Buch sehr spannend wird, sobald gail sich gefangen hat und selbst kämpft. Auf S. 34 sagt sie ja bereits "Ich werde ihnen sechzig Tage geben". Was wohl passiert, wenn diese Frist für die Polizei endet?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich bin zwar noch nicht ganz fertig mit dem Abschnitt, aber ich kann ja trotzdem meinen Senf dazu abgeben.


    Mich schüttelt es auch immer, wenn ich sowas lese. Automatisch denkt man an sein Kind und versetzt sich sofort in die Lage der Mutter. Ich habe mich gefragt, wie ich reagieren würde, wenn man mir die Kleidungsstücke meines Kindes zeigt und somit klar ist, dass dieses Kind tot ist. Schlimm.


    Die Verdächtigungen der Polizei sind auch recht interessant. Bin mal gespannt wie es weiter geht.

  • Zu den Anfang kann man nicht viel schreiben, außer: Schlimm!


    In den USA der 80ziger und frühen 90ziger gab es eine Flut von solchen Romanen und Filmen, bei denen eine Gewalttat das Leben einer normalen, traditionellen amerikanischen Familie zerstört. Fast immer ist das Allheilmittel Rache.
    Nach meinem Gefühl ebbte diese Welle bis zum 11.September 2001 ab, so weit die USA auch sicherer wurde, besonders New York wandelte sich zu einer sicheren Stadt.
    Nach nine-eleven stand dann erst einmal die Bedrohung von außen im Mittelpunkt.


    Irgendwie liest sich „Lebenslang ist nicht genug“ deshalb etwas unzeitgemäß.


    In Kapitel 5 mit den Erinnerungen Gails an ihre Kindheit und Jugend, fühle ich mich etwas wohler im Roman.
    Opern als häusliche Privatveranstaltungen finde ich klasse, bin gleichzeitig aber froh, dass mir das erspart geblieben ist.
    Joy Fielding arbeitet in diesem sehr kurzen Rahmen gut heraus, wie unterschiedlich die Schwestern Gail und Carol veranlagt sind. Carol ist viel extrovertierter als die zurückhaltende Gail.
    Schade, dass die Kindheit mit Gails unkonventionellen Eltern so schnell abgehandelt wird.
    Schon ist sie 19 und trifft in Boston Mark Gallagher. Diese Szenen sind auch gut gemacht.
    Mark ist eher forsch.. In nur wenigen Seiten wird geheiratet, Gail wird Mutter und schon wieder geschieden, trifft Jack Walton und ist wieder verheiratet. Noch ein Kind, und schon sind wir wieder am Ausgangspunkt.


    Bei dem Begräbnis hätte sich die Polizei ruhig mehr zurückhalten können. Sie verlangen sogar von Gail, dass sie auf Unbekannte achtet.



    Die Frist von 60 Tagen steht übergroß im Raum!

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Mich schüttelt es auch immer, wenn ich sowas lese. Automatisch denkt man an sein Kind und versetzt sich sofort in die Lage der Mutter. Ich habe mich gefragt, wie ich reagieren würde, wenn man mir die Kleidungsstücke meines Kindes zeigt und somit klar ist, dass dieses Kind tot ist. Schlimm.


    Als ich das gelesen hatte, war der Kleine im Kindergarten und ich wäre am liebsten hingefahren und hätte ihn abgeholt. Als Mutter leidet man bei solchen Romanen wahrscheinlich automatisch.


    Herr Palomar : Gail will ja etwas tun und Lieutenant Cole ist inzwischen sowas wie ein Freund geworden. Vielleicht auch deshalb die Aufgabe, bei der Beerdigung die Augen aufzuhalten, sie will ja nichts sehnlicher, als den Mörder finden.


    Gails Vater hatte ja radikale Ansichten, was mit dem Mörder seines Erachtens passieren sollte...


    Überrascht war ich, als in Kapitel 6 gesagt wurde, dass der Mord erst eine Woche her ist. Hätte mit einem grösseren Zeitsprung gerechnet.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie
    [ Herr Palomar : Gail will ja etwas tun und Lieutenant Cole ist inzwischen sowas wie ein Freund geworden. Vielleicht auch deshalb die Aufgabe, bei der Beerdigung die Augen aufzuhalten, sie will ja nichts sehnlicher, als den Mörder finden.


    Stimmt schon, aber Gail hat so keine Möglichkeit, beim Begräbnis ihre Trauerarbeit aufzunehmen, was aufgrund des gewaltsamen Todes ohnehin kaum möglich ist. Gail ist wie versteinert (S.60 in meiner Goldmann-Version: sie hörte das schluchzen ringsum, doch in ihr blieb alles stumm), während ihre Schwester ihren Tränen freien Lauf lässt
    Wenn der Kommissar die Familie zu sehr in die Ermittlung einbezieht, belastet das die Familie zusätzlich. Das ist natürlich alle reine Theorie, da wir durch den Klappentext ja schon wissen, dass die Polizei keine Spur des Täters findet.


    Noch etwas anderes: Gail hat Mark an der Uni Boston kennen gelernt.
    Mark ist Kunststudent. Wurde eigentlich erwähnt, was Gail studiert hat?

  • Da hab ich euch gefunden ... :-]


    Auch ich habe den ersten Teil geschafft.
    Mir gefällt es bislang gut. Frau Fielding kommt direkt zur Sache und schreibt nicht erst 50 Seiten um den heißen Brei - das mag ich.


    Mich hat das Schicksal von Gail auch berührt, aber ich bin erstmal nur gespannt wie es weitergeht ... Bis jetzt ist ja noch nicht viel - außer dem Verbrechen selbst - passiert.

  • Ich habe erst heute Mittag mit dem Lesen angefangen und konnte erst mal nicht aufhören. Selbst beim gehen habe ich das Buch noch aufgeschlagen vor mir gehabt und konnte mich nicht davon lösen.


    Die Geschichte selber geht mir sehr nahe. Dabei bin ich froh, dass es nicht mehr Details gibt. Das Innenleben von Gail wird sehr behutsam, aber auch treffend, nachvollziehbar beschrieben.
    Bis jetzt gefällt mir die Geschichte (wenn sie auch sehr traurig ist).


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Noch etwas anderes: Gail hat Mark an der Uni Boston kennen gelernt.
    Mark ist Kunststudent. Wurde eigentlich erwähnt, was Gail studiert hat?


    Das habe ich mich auch schon gefragt. Es wird erwähnt, dass sie ein Jahr vor der Abschlussprüfung abgegangen ist um Mark zu heiraten. (Und dass sie es bedauert, keinen akademischen Grad zu haben.)
    Aber was sie studierte? Das habe ich wohl überlesen, wenn es geschrieben stand.


    Was mir aufgefallen ist: Wird irgendwo Gails aussehen beschrieben? Das von Mark und ihres Ehemannes wird ja kurz, aber klar dargestellt.


    Ich glaub, dass Gail nach den 60 Tagen selbst aktiv werden will - was das auch immer bedeuten wird. Und wie es ausgeht.

  • Ich glaube, das wurde nicht erwähnt. Habe es jedenfalls nicht gefunden. Sie hat aber in einer Bank gearbeitet, als sie Jack kennenlernte.


    Mit der Trauerarbeit bin ich mir nicht ganz sicher. Ich kann mir (als Mutter) nicht vorstellen, wie das gelingen soll. Wie man so einen Verlust, gerade nach einem Gewaltverbrechen, verarbeiten soll. Da spielt es für mich fast keine Rolle, ob sie bei der Beerdigung abgelenkt durch die Suche nach dem Mörder ist. Oder, was meinst du?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich hatte den Eindruck, dass es ihr nicht um die Ablenkung als solches ging. Eher darum, ihren Teil dazu beizutragen, dass der Mörder ihrer kleinen Tochter gefunden wird.
    Und sie ist ja im Gegensatz zu ihrer Schwester eher in sich gekehrt, verarbeitet alles mit sich selbst. Da ist es für mich glaubhaft, dass sie auf der Beerdigung keine Gefühle zeigen kann oder will.

  • Ja glaubhaft finde ich das auch.

    Zitat

    Original von ninnie
    Oder, was meinst du?


    Eigentlich nur, dass eine Beerdigung ganz den Gedanken an das getötete Kind gelten sollte. Also nicht der richtige Moment für die Jagd nach dem Mörder, die mit Sicherheit Gails Zukunft beherrschen wird.


    Wiggli, zu Gails Aussehen habe ich nicht viel gelesen, nur dass sie mit 40 ca. 10 Jahre jünger aussehen soll (S.7)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Eigentlich nur, dass eine Beerdigung ganz den Gedanken an das getötete Kind gelten sollte. Also nicht der richtige Moment für die Jagd nach dem Mörder, die mit Sicherheit Gails Zukunft beherrschen wird.


    Ich stelle mir dann immer vor, wie ich handeln würde. Schwer zu sagen... Mir scheint, als ob sie sich mit dem Tod ihrer Tochter nicht wirklich auseinandersetzten kann. Sie hat enorme Schuldgefühle, dass sie nicht erreichbar war und kann mit dem Schmerz ansich noch garnicht umgehen. Das zeigt ja auch das Gespräch mit ihrer Mutter, als sie ihren Gedanken, sich umzubringen, freien Lauf lässt.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Eigentlich nur, dass eine Beerdigung ganz den Gedanken an das getötete Kind gelten sollte. Also nicht der richtige Moment für die Jagd nach dem Mörder, die mit Sicherheit Gails Zukunft beherrschen wird.


    Ja, das ist wirklich traurig.
    Mir ist aber auch aufgefallen, dass viele von Gails Mitmenschen nicht gerne über ihre tote Tochter reden wollen. Da ist es wirklich schwierig, die Trauer zu zeigen bzw. ansatzweise zu verarbeiten. Selbst ihre Freundin Nancy redet nur, wie es ihr damit geht.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Wiggli, zu Gails Aussehen habe ich nicht viel gelesen, nur dass sie mit 40 ca. 10 Jahre jünger aussehen soll (S.7)


    Danke. Ich dachte schon, ich hätte die Beschreibung von ihr verpasst. Ich stelle mir gerne die Personen vor, um die es im Buch geht. Die anderen (Haupt-) Personen werden ja schon beschrieben.

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Mir ist aber auch aufgefallen, dass viele von Gails Mitmenschen nicht gerne über ihre tote Tochter reden wollen.


    "Viele" ist gut, am Ende des ersten Abschnitts läuft es doch darauf hinaus, dass sie resigniert, weil niemand mit ihr darüber reden will. Sie sagt, jedesmal, wenn sie etwas über ihre tote Tochter sagt, wechseln die Leute das Thema oder sind ganz irritiert.
    Unterhaltungen mit ihrem Mann sind garnicht vorhanden.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich vergesse mal wieder, dass die Romanpersonen nicht real sind und ich ihnen so nicht zu nahe treten kann (und auch nicht Joy Fielding selbst als Schöpferin dieser Personen). :rolleyes


    Stimmt. Fremde reagieren aber doch häufiger so. Aber ihre Familie steht doch zu ihr, oder? Ihre Schwester und auch ihr Vater wollen den Mörder am liebsten töten. Ihre Schwester ist am Boden zerstört, obwohl sie der Kleinen nicht so nahe stand. Und ihre Mutter ist aufmerksam genug, um Gails Selbstmordgedanken zu erkennen und dies anzusprechen.
    Ändert sich das Verhalten nach der Beerdigung?


    Und mit ihren Mann kann sie gar nicht darüber reden? Stimmt, Gail sagt ja, dass jeder in seiner Trauer alleine ist. Aber als sie schreiend aus ihren Albtraum erwacht, ist er für sie da (las sich für mich so). Ich werde wohl mal schnell weiter lesen, damit ich mir das mal näher anschauen kann.

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Ihre Schwester und auch ihr Vater wollen den Mörder am liebsten töten.


    Mir ist aufgefallen, dass sie sich dazu noch nicht geäussert hat, was sie machen würde, wenn der Mörder gefasst wäre.


    Ich finde es auch schwer, bei so einem Thema distanziert zu lesen, da stehst du nicht alleine da. Ist auch wirklich gut geschrieben, finde ich!

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich habe den ersten Abschnitt auch gelesen, komme aber jetzt erst zum Posten.


    Ich finde, dass das Erleben der ganzen Situation von Gail psychologisch gut und nachvollziehbar beschrieben ist. Mir ging es auch so, dass ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen konnte.


    Zwar kann ich verstehen, dass es Gail verletzt, wenn sie mit ihren Freunden und Bekannten nicht reden kann, aber andererseits frage ich mich, ob ich an ihrer Stelle anders reagieren könnte. Was sagt man da? Mit Ausnahme vielleicht von Nancy, die ja wirklich hauptsächlich ihr "Leid" in den Vordergrund stellt.


    Ich finde, dass Jack relativ "blass" bleibt als Figur. Irgendwie kann ich ihn mir nicht so richtig vorstellen.


    .

  • Zitat

    Original von taki32
    Ich finde, dass Jack relativ "blass" bleibt als Figur. Irgendwie kann ich ihn mir nicht so richtig vorstellen.


    Für mich hat er irgendwie auch nicht viel. Er wurde ja relativ ausgiebig beschrieben, aber Taten hab ich noch nicht viele erkannt. Redet wenig und macht auch nicht viel. Vielleicht wird das ja noch.
    Ob er wohl auch den Mörder suchen wird, oder wird die Suche Gails der Trennungsgrund?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich glaube, dass er ganz anders trauert als Gail. Mehr nach innen.


    Den "Typ" Mark Gallagher kennen wir schon aus den beiden anderen Romanen, oder?


    Bei der Beerdigung hatte ich den Eindruck, dass Gail die Rede des Pfarrers nicht mehr ertragen konnte und deshalb ganz froh war, einen "Beobachtungsauftrag" zu haben, der sie ablenkt.