'Lebenslang ist nicht genug' - Kapitel 25 - 32

  • Ninnie du hattest wohl recht mit dem verdeckten Ermittler. So ganz unfähig ist die Polizei ja dann wohl doch nicht. :grin


    Und es wird höchste Zeit, dass sich Gale in die Hände eines Psychologen begibt. Ich bin mir genauso wie Jack sicher, dass sie es ohne fremde Hilfe nicht schafft. Ich bezweifele aber auch dass sie diese irrsinnige und völlig nutzlose Detektivarbeit nicht angetan an, damit sie umgebracht wird. Vielleicht steckt da nur der Wunsch nach Gerechtigkeit hinter. Dieser Wunsch ist völlig normal. Besonders auf den Hinblick der milden Umständen. Ihre Tochter wird in 5 Jahren, oder 10 Jahren nicht mehr draußen rumlaufen können. Der Mörder könnte es eventuell mit ein bisschen Geschick des Strafverteidigers. Diese Beweggründe kann ich noch nachvollziehen. Aber die Art und Weise wie Gale diese Suche gestaltet, halte ich nach wie vor für naiv.



    Das die Situation mit Jennifer eskaliert war mir klar. Ich verstand nicht wirklich, warum Gale ihrer Tochter den Freund verbieten will. Sie soll doch froh sein, wenn ihre Tochter es schafft sich abzulenken. Ihre Angst um Jennifer konnte ich noch nach vollziehen. Ich denke gerade wenn man ein Kind verloren hat, hat man wahnsinnige Angst ein weiteres zu verlieren.


    Jennifer macht in meinen Augen den richtigen Schritt und zieht erst einmal aus. Ich fand das Verhalten von Gale absolut unmöglich. Klar sie ist nicht mehr sie selber. Aber Jennifer ist ein ganz normaler Teenager. Ist es nicht normal erste sexuelle Erfahrung zu sammeln. Obwohl hier in Deutschland ist es normal. In den USA sind sie ja ein wenig prüder.


    Etwas sehr sauer aufgestoßen ist mir die Bemerkung von Gale "Aids ist doch nur eine homosexuelle Krankheit" Da ist sie wieder diese Naivität. Durch die Erklärung von Jake, der es ein wenig abmilderte, aber nicht wirklich entkräftete, wurde ich ein wenig sauer auf die Autorin. Ich weiß leider nicht, wann in Amerika die Aufklärung in Bezug auf AIDS stattgefunden hat. Meine Ausgabe des Buches ist von 1994. Die amerikanische Ausgabe wohl von 1986. War es zu dieser Zeit in den USA noch nicht verbreitet, dass AIDS keine homosexuelle Krankheit ist??? Übrigens sie sagt ja Homosexuelle, aber nicht Schwule. Die Vorurteile über die Krankheit haben, aber dann sich "Political Correctnes"ausdrücken. Passt nicht.


    Aber vielleicht weiß es eine/einer von euch, wie es mit der Aufklärung in den USA aussah.


    Komisch so kleine Sachen fallen mir in dem Buch auf.

  • Sie hatte Cindys sachen für die Heilsarmee gepackt. Haben die sie abgeholt? Ich habe nichts mehr davon gelesen :gruebel


    "Wir werden dazu erzogen, Verlust zu ertragen. Freunde verlassen uns, Eltern sterben, ganze Völker werden ausgelöscht. Aber ich bin davon überzeugt, dass nichts auf der Welt einen Menschen auf den Verlust seines Kindes vorbereiten kann." (S. 271)
    Da musste ich an meine Mama denken, sie hat mal zu mir gesagt, für eine Mutter kann es nichts Schlimmeres ijm Leben geben, als wenn sie ihr Kind zu Grabe tragen muss.


    Also ich bin mit dem Abschnitt fertig (S.300), es sind noch etwa 50 Seiten und ich denke, die Gerichtsverhandlung können wir uns fast abschminken. Gail ist jetzt erst mal in Urlaub in Florida mit ihren Eltern.
    Ich frage mich die ganze Zeit, was Fielding da macht :fetch Wie will sie die Geschichte in 50 Seiten einigermaßen befriedigend enden lassen???


    @hestia: als sie Jennifer mit Ediie ertappt hat, das war der Knaller. So eine Überreaktion habe ich aber fast erwartet. Da kamen ja richtig derbe Worte.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie
    Also ich bin mit dem Abschnitt fertig (S.300), es sind noch etwa 50 Seiten und ich denke, die Gerichtsverhandlung können wir uns fast abschminken. Gail ist jetzt erst mal in Urlaub in Florida mit ihren Eltern.
    Ich frage mich die ganze Zeit, was Fielding da macht :fetch Wie will sie die Geschichte in 50 Seiten einigermaßen befriedigend enden lassen???


    :write


    Ich befürchte, dass es eigentlich nur in einer totalen Katastrophe enden kann.


    Jack tut mir Leid und ganz besonders auch Jennifer. Ich finde, sie hat das alles sehr, sehr lange ertragen, bevor sie ihre Sachen gepackt hat.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Das die Situation mit Jennifer eskaliert war mir klar. Ich verstand nicht wirklich, warum Gale ihrer Tochter den Freund verbieten will. Sie soll doch froh sein, wenn ihre Tochter es schafft sich abzulenken. Ihre Angst um Jennifer konnte ich noch nach vollziehen. Ich denke gerade wenn man ein Kind verloren hat, hat man wahnsinnige Angst ein weiteres zu verlieren.


    Ich glaube, Gail ist auch etwas eifersüchtig auf Jennifer. Es muss doch für sie aussehen, dass nur sie trauert und den Boden unter den Füßen verloren hat. Das es Jack und Jennifer schaffen, mit dem Alltag weiter zumachen versteht sie ja nicht so ganz. Irgendwo beschreibt sie es auch so.


    Warum ruft Gail ausgerechnet Nancy an? Sie weiß doch, dass Nancy sich nicht wirklich für sie interessiert und ihr auch nicht helfen kann und will. :bonk


    Auf Seite 255 wird klar, was Gail erreichen will: Sie will Cindys Mörder zur Strecke bringen.


    Nachdem die Polizei schon seit Wochen weiß, dass Gail auf eigene Faust versucht, den Mörder zu stellen, wird Jack das ganze Ausmaß klar. Ich teile seine Auffassung, dass Gail sich unbewusst andauernd in Gefahr begibt und damit den Tot sucht. Bewusst würde sie diesen Schritt nicht machen, sie noch zu viel Schuldgefühle ihrer Familie gegenüber. Und sie will ja noch den Mörder finden bzw. gefasst sehen. Erst danach kann sie gehen.
    Aber ein Psychiater kann Gail nur helfen, wenn sie sich helfen lassen will. Und diesen Eindruck habe ich nicht.

  • Zitat

    Original von ninnie
    Sie hatte Cindys sachen für die Heilsarmee gepackt. Haben die sie abgeholt? Ich habe nichts mehr davon gelesen :gruebel


    Davon habe ich auch nichts gelesen. :gruebel Ob Jack und Jennifer jedoch hinter diesen Schritt stehen? An Cindys Sachen hängen doch auch viele Erinnerungen.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    ...Ich weiß leider nicht, wann in Amerika die Aufklärung in Bezug auf AIDS stattgefunden hat. Meine Ausgabe des Buches ist von 1994. Die amerikanische Ausgabe wohl von 1986. War es zu dieser Zeit in den USA noch nicht verbreitet, dass AIDS keine homosexuelle Krankheit ist??? Übrigens sie sagt ja Homosexuelle, aber nicht Schwule. Die Vorurteile über die Krankheit haben, aber dann sich "Political Correctnes"ausdrücken. Passt nicht.


    Aber vielleicht weiß es eine/einer von euch, wie es mit der Aufklärung in den USA aussah.


    Mein Buch ist das Copyright (c) der Originalausgabe 1984 by Joy Fielding.
    Wenn du dir bei Wikipedia (es gibt bestimmt noch andere Quellen, es war das einzige, was ich schnell gefunden habe) den Artikel über Aids und dort die Geschichte dazu durchliest wirst du lesen, dass es lange Zeit schien, dass HIV eine homosexuelle Krankheit. Zumindest war dies wohl die vorhaltende Meinung der Gesellschaft. Zudem wurde die Krankheit zuerst an fünf homosexuellen Männern festgestellt - so etwas bleibt haften.
    Jack sagt ja, dass nur sicher ist, dass die Krankheit durch Blut übertragen wird. Heute weiß man, dass es auch über ungeschützten Geschlechtsverkehr eine Ansteckung möglich ist.


    Es ist für mich nicht verwunderlich, dass Fielding nur den Stand ihrer Zeit in ihrem Buch verarbeiten kann (Autoren unterliegen als Menschen auch nur den Irrtümern ihrer Zeit). Gails Meinung ist für mich typisch für eine Mutter und Ehefrau, die sich mit dem Thema Aids nicht auseinander setzten muss.


    Herr Palomar kann bestimmt noch was dazu erzählen. Ich habe die 80er nur als Kind erlebt, und da spielte HIV keine Rolle.


    Ist euch auch aufgefallen, dass sich Gails Eltern immer zu streiten? Dass Gails Vater Dave immer was zu meckern hat? Liegt das an Cindys Tot? Oder steckt da mehr dahinter? Es geht ja im nächsten Abschnitt weiter.


    Jennifers Auszug ist konsequent, für sie das beste. Das ist wohl auch der Grund, warum Jack und Gail nach Florida zu ihren Eltern fahren.

  • Danke Wiggli.


    Dann nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil. Wenn es damals nicht mehr Aufklärung gab, war es ja nicht böse gemeint von der Autorin, sondern sie wusste halt noch nicht besser. Und das kann ich ihr nicht zum Vorwurf machen.


    Diese Streitereien kamen mir auch merkwürdig vor. Ich hatte den Eindruck, dass die Eltern eher einen harmonischen Umgang miteinander pflegen. An was es liegen mag, wird im Buch nicht wirklich beschrieben, oder doch???

  • Zitat

    Original von taki32
    Ich habe es so verstanden, dass der Tod der Enkelin daran schuld ist. Der Vater malt ja auch nicht mehr, kann nicht mehr kreativ sein.


    Das denke ich auch. Eine andere Erklärung wird im Buch ja auch nicht gegeben. Kurzfristig dachte ich ja, er hätte seine Enkelin umgebracht, habe dies aber als unlogisch verschoben.


    Zitat

    Original von hestia2312
    Dann nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil. Wenn es damals nicht mehr Aufklärung gab, war es ja nicht böse gemeint von der Autorin, sondern sie wusste halt noch nicht besser. Und das kann ich ihr nicht zum Vorwurf machen.


    Ich musste mich etwas mit der Thematik beschäftigen, weil ein Familienmitglied von mir seit vielen Jahren an HIV leidet. Daher weiß ich aus den Gesprächen recht viel davon. Auch davon, dass es sehr lange nicht klar war, woher die Krankheit kommt und wie sie übertragen wird.
    Bei alten Büchern darf man halt nie vergessen, dass sie nicht auf den Stand der heutigen Wissenschaft sein können.

  • Zitat

    Original von Wiggli


    Mein Buch ist das Copyright (c) der Originalausgabe 1984 by Joy Fielding.


    Herr Palomar kann bestimmt noch was dazu erzählen. Ich habe die 80er nur als Kind erlebt, und da spielte HIV keine Rolle.


    In Deutschland kam das Thema AIDS etwas später auf als in den USA, soweit ich mich erinnere. Es gab dann viel Unsicherheit, wie man sich anstecken konnte, war vielen nicht klar.
    Und im konservativen USA der Ronald Reagän-Ära war die Hysterie noch größer. Es gab viele Vorurteile.
    Deswegen finde ich Joy Fieldiings Ausführungen treffend und dem Zeitgeist entsprechend.


    Joy Fielding ist meiner Auffassung nach sowieso eine gute Chronistin der Zustände in den USA dieser Zeit.