'Lebenslang ist nicht genug' - Kapitel 33 - 38

  • Der Mörder ist gefasst. Zugegeben, wenn man einige Längen des Buches betrachtet, ging das etwas schnell. Auch die Gerichtsverhandlung wurde nur kurz geschildert. Mir ist aufgefallen, dass nicht erwähnt wurde, wozu er verurteilt wurde, bzw. wie lange.
    Gail erschießt ihn, das war klar.
    Den letzten Abschnitt musste ich noch einmal lesen, weil ich dachte, ich hätte in der Eile überlesen, dass sie schon wieder träumt.
    Aber die Menge applaudiert.
    Was haltet ihr von dem Ende?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Irgendwie war uns ja klar, dass es auf Selbstjustiz hinausläuft.


    Im letzten Teil hat Frau Fielding versucht, den Leser glauben zu machen, das Gale ihrem Leben ein Ende setzt. Alles lief eigentlich daraus hinaus. Die Szenen in Florida, wo sie sich in jede Gefahr hineinstürzte. Ich glaube nicht dass sie sich wirklich umbringen wollte, sondern vielleicht wollte sie einfach nur Schmerz empfinden, fühlen, ob sie noch was fühlt.
    In dem Moment wo sie den Revolver kaufte und dann die Torte, glaube ich wieder, dass sie sich doch umbringt.


    Aber im Grunde genommen hat der Roman so geendet, wie wir es anfangs schon vermutet haben. Also eigentlich keine Überraschung.


    Viele offene Fragen bleiben. Was wird aus Jennifer.
    Was ist mit ihrer Freundin Laura? Mit ihren Eltern, mit ihrer Schwester.


    Ich muss noch mal eine Nacht drüber schlafen, mal sehen wie ich morgen über das Buch und vor allen Dingen das Ende denke.

  • Ich habe jetzt mal drüber geschlafen und mit der Selbstjustiz ansich bin ich zufrieden. Mich stört der Applaus, das passt irgendwie für mich nicht.
    Ich denke das soll als Zeichen dienen, dass sie nicht verrückt oder ein Einzelgänger ist. Wird ja auch geschrieben, dass sie sich offensichtlich doch nicht so weit von der Herde entfernt habe.
    Für mich kommt das Ende einfach zu kurz.
    Die Fragen, die offen bleiben, stören mich auch etwas. Mich hätte jetzt interessiert, wie man mit Gail verfährt. Wenn schon im ganzen Buch über milde urteile bei Verbrechen geredet wird und dass dem Täter vieles zugute gehalten wird... wie wird es Gail ergehen?
    Schade, dass man darüber nur spekulieren kann.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ich habe nun auch eine Nacht drüber geschlafen und bin immer noch enttäuscht über das Ende.


    Irgendwie ist es ein typisch amerikanisches Ende. Wild-West-Manier halt. Täter wird seiner gerechten Strafe zugeführt und die Leute applaudieren. Schon krank, oder ? :pille


    Vielleicht ist es aber mein europäisches Gewissen, was sich so gar nicht mit dem amerikanischen Gewissen anfreunden kann. :gruebel


    Ich bin auch ein wenig in der Zwickmühle, auf der einen Seite kann ich es als Mutter verstehen, wenn man den Mörder seines Kindes umbringt. Ich würde es vielleicht nicht anders handhaben. Aber auf der anderen Seite bleibt Mord Mord. Und wenn man auf einen Mord mit einem Mord antwortet, ist man doch keinen Deu besser wieder Mörder. Beweggrund hin, Beweggrund her.

  • Zitat

    Original von hestia2312


    Ich bin auch ein wenig in der Zwickmühle, auf der einen Seite kann ich es als Mutter verstehen, wenn man den Mörder seines Kindes umbringt. Ich würde es vielleicht nicht anders handhaben. Aber auf der anderen Seite bleibt Mord Mord. Und wenn man auf einen Mord mit einem Mord antwortet, ist man doch keinen Deu besser wieder Mörder. Beweggrund hin, Beweggrund her.


    Es gab in Deutschland doch auch mal einen Fall, als eine Mutter im Gerichtssaal aufstand und den Mörder ihrer Tochter niederschoss.
    Als Mutter ist das immer sehr schwierig zu sagen, man kann noch so gläubig, tolerant und friedfertig sein, wenn dem eigenen Kind so etwas zustößt, kann man auch zum Mörder werden.
    So etwas würde ich nie ausschließen.


    Ich dachte zuerst, als sie sagte, "und dann hörte sie es, ein anderes Geräusch" (S.351), ihre Waffe sein nicht losgegangen, sondern der Großvater hätte geschossen. Das wäre auch ein gutes Ende gewesen.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



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    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Ja Bachmeier hieß die Mutter, die den Mörder ihrer Töchter (Tochter) umgebracht hat.


    Ich sag ja, ich weiß nicht wie ich reagieren würde. Aber aus der Sicht der Beobachterin finde ich so eine Selbstjustiz nicht gut.


    Stimmt, wenn der Großvater geschossen hätte, wäre es zwar das gleiche Ergebnis, aber irgendwie wäre das Ende auch für mich versöhnlicher gewesen. Warum auch immer. :gruebel

  • Ich war überzeugt davon, dass Gail ihren Selbstmord durchzieht. Zwar war ich erleichtert, dass es dann nicht dazu gekommen ist, der Mörder gefasst wurde und sie sich doch psychisch weitgehend stabilisiert hatte, aber so ganz geheuer war mir das nicht.


    Schade, dass nicht gesagt wurde, wie hoch die Haftstrafe ausgefallen ist. Aber da der Täter tot ist, ist es mir egal.


    Zitat

    Original von ninnie
    Mich stört der Applaus, das passt irgendwie für mich nicht.
    Ich denke das soll als Zeichen dienen, dass sie nicht verrückt oder ein Einzelgänger ist. Wird ja auch geschrieben, dass sie sich offensichtlich doch nicht so weit von der Herde entfernt habe.


    :write


    Für mich bleiben eigentlich keine störenden offenen Fragen. Das einzige ist, dass ich gerne noch wüsste, wie viele Jahre Gail ins Gefängnis muss. Ich denke aber, dass es nur ein paar Jahre sein werden. Gerade habe ich mal bei Marianne Bachmaier recherchiert: Sie wurde hier in Deutschland zu sechs Jahren Haft verurteilt, kam aber nach drei Jahren frei.

  • Zitat

    Original von taki32


    Für mich bleiben eigentlich keine störenden offenen Fragen. Das einzige ist, dass ich gerne noch wüsste, wie viele Jahre Gail ins Gefängnis muss.


    Vielleicht soll der Applaus ein Zeichen für den Leser sein, dass sie garnicht verurteilt wird. :gruebel

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    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Wie denn das? Ich schmuggele eine Pistole in einen Gerichtssaal, erschieße jemanden (freilich einen Mörder), der Richter schüttelt mir die Hand, gratuliert und ich gehe nach Hause?


    Vielleicht applaudieren sie ihr als "Märtyrerin". Gail opfert einige Jahre ihres Lebens um der "wahren" Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Hmmm, klingt aber auch sehr pathetisch.

  • Zitat

    Original von taki32
    Wie denn das? Ich schmuggele eine Pistole in einen Gerichtssaal, erschieße jemanden (freilich einen Mörder), der Richter schüttelt mir die Hand, gratuliert und ich gehe nach Hause?


    :gruebel
    Ich schmuggele eine Pistole in den Gerichtssaal, erschiesse den Mörder und Vergewaltiger meiner Tochter, der Richter lässt ein psychologisches Gutachten erstellen, ich bin nicht schuldfähig, danach schüttelt er mir die hand, gratuliert mir, weil ich mehr Recht gesprochen habe, als er es konnte und dann gehe ich nach Hause.
    :-]

    Liebe Grüße,
    Ninnie



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    Sir Winston Churchill 1874-1965

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von ninnie ()

  • Zitat

    Original von ninnie


    :gruebel
    Ich schmuggele eine Pistole in den Gerichtssaal, erschiesse den Mörder und Vergewaltiger meiner Tochter, der Richter lässt ein psychologisches Gutachten erstellen, ich bin nicht schuldfähig, danach schüttelt er mir die hand, gratuliert mir, weil ich mehr Recht gesprochen habe, als er es konnte und dann gehe ich nach Hause.
    :-]


    Okay! :grin Aber ein Richter, der jemanden zur Selbstjustiz gratuliert, weil er oder sie mehr Recht gesprochen hat, als er es konnte. :gruebel Das ist schon ziemlich grenzwertig für mich. Aber in den USA ist ja vieles möglich...


    So sehr ich verstehen kann, dass Gail den Mörder und Vergewaltiger ihrer Tochter erschossen hat, Selbstjustiz kann m.E. nicht generell die Lösung einer "schiefen" Rechtssprechung sein.

  • Zitat

    Original von taki32
    So sehr ich verstehen kann, dass Gail den Mörder und Vergewaltiger ihrer Tochter erschossen hat, Selbstjustiz kann m.E. nicht generell die Lösung einer "schiefen" Rechtssprechung sein.


    :write


    Stimmt, das auf keinen Fall!!!
    Aber ich würde niemals die Mutter einer vergewaltigten und ermordeten Tochter verurteilen, wenn die den Mörder erschießt. Dafür bin ich zu sehr Mutter, glaube ich.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



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  • Meinst du, wenn du Richterin wärest?


    Ich finde das sehr schwierig. Wo will man da die Grenze ziehen? Selbstjustiz bei Kindervergewaltigern und -mördern erlauben, ansonsten verbieten? Das Recht, zu richten und zu bestrafen muss bei einer unabhänigen Instanz liegen und kann nicht von jedem Bürger selbst in die Hand genommen werden.

  • Zitat

    Original von taki32
    Meinst du, wenn du Richterin wärest?


    Ich finde das sehr schwierig. Wo will man da die Grenze ziehen? Selbstjustiz bei Kindervergewaltigern und -mördern erlauben, ansonsten verbieten? Das Recht, zu richten und zu bestrafen muss bei einer unabhänigen Instanz liegen und kann nicht von jedem Bürger selbst in die Hand genommen werden.


    :lache ich bin ja kein Anhänger von Selbstjustiz. Ich sag doch nur, dass ich eine Mutter, wenn sie durchknallt und schießt, nicht verurteilen würde...

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
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  • Zitat

    Original von taki32
    Meinst du mit "nicht verurteilen", dass du sie als Mitbürgerin moralisch nicht verurteilen würdest oder dass du sie als Richterin in der Rechtssprechung nicht verurteilen würdest?


    (Entschuldige bitte mein penetrantes Nachfragen.)


    Aber gerne, ich freu mich doch, wenn du fragst.
    Ich würde sie als Menschen überhaupt nicht verurteilen und als Richter wohl eher milde.
    Das Problem ist einfach, dass es hier um ein Kind geht. Dann noch das eigene Kind. Man kennt den Tathergang, man weiss, dass es unglaubliche Angst gehabt haben muss und was dieser Kerl ihm angetan hat.
    Da muss ich grad mal anmerken, dass mir ein Tränchen der Erleichterung gekullert ist, als im Prozeß gesagt wurde, dass Cindy bei der Vergewaltigung bereits bewusstlos war.
    Was soll mit so einem Ungeheuer denn passieren? Psychiatrische Anstalt mit Frühstücksbuffet? Lebenslänglich und nach 10 Jahren einfach wieder auf die Menschheit loslassen?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Moralisch würde ich sie auch nicht verurteilen. Wenn das Buch so ausgegangen wäre, dass sie in Zukunft mit ihrem Leben klar kommt, zwar ihr Kind vermisst, aber "die Zeit heilt alle Wunden", dann wäre ich wahrscheinlich enttäuscht gewesen. Also im Buch!


    Als Richterin, schwierig. Vielleicht kann man da den Spielraum ausnutzen. Oder der Verteidiger bringt ein psychologisches Gutachten.Ich weiß gar nicht, ob ich das allgemein ertragen könnte, Recht sprechen zu müssen, aber in einem vorgegebenen Spielraum nur handeln zu können, zu erleben, dass mein Rechtsgefühl mit dem, was das Rechtssystem mir einräumt, nicht übereinstimmt.

  • Sehr schwierig, ich finde es schade, dass es so offen bleibt. Ich hatte auch vorher den Eindruck, dass sie sehr gefasst war und schon wieder ein bisschen Lebensmut hatte.
    Man weiß ja nicht wie lange der Täter bekommen hat, vielleicht hat sie auch deshalb geschossen, weil es einfach so wenig war. Wurde ja vorher oft genug angesprocen, wie gering die Haftstrafen sind.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



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    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Kannst du dich noch an den Fall der Ermordung von Jakob Metzler erinnern? (Ich setze mal hier einen Link).


    Wenn ich mich recht erinnere, wusste der Kommissar damals noch nicht, dass Jakob tot ist und hat - in der Hoffnung, das Kind lebend zu finden und befreien zu können - dem Entführer Gewalt angedrohlt. Zwar hat dieser ihn dann nur zur Leiche führen können, aber wenn das Kind gelebt hätte, wäre das vielleicht dessen Rettung gewesen. Ich weiß gar nicht mehr genau, ob der Kommissar verurteilt wurde. Aber ich glaube schon. Dass es da überhaupt eine Gerichtsverhandlung gab, finde ich hart.