Vor dem Tod sind alle gleich - Peter Tremayne

  • 9. Fall der Schwester Fidelma Reihe
    [Serienübersicht]


    OT: Our Lady of Darkness


    Kurzbeschreibung: (von Amazon.de)


    Irland im 7. Jahrhundert: Schwester Fidelma, eine Nonne von königlichem Geblüt und Anwältin bei Gericht, mußte ihre Pilgerreise abbrechen. Ihr engster Vertrauter, Bruder Eadulf, steht unter Mordverdacht. Da man in Irland vor kurzem die Gesetze Roms eingeführt hat, die auch die Todesstrafe erlauben, droht ihm der Galgen. Doch Schwester Fidelma ist fest von Bruder Eadulfs Unschuld überzeugt. Schwester-Fidelma-Krimis werden in viele Sprachen übersetzt.


    Eigene Meinung:


    Mittlerweile dürfen wir Fidelma bei ihren neunten Fall über die Schulter schauen. Langsam kristallisieren sich in der Reihe einige Schwerpunkte in den einzelnen Romanen heraus: manche haben die innenpolitischen Spannungen der fünf irischen Königreiche als Schwerpunkt, andere die Inhalte der christlichen Kirche nach columbanischer Ausgestaltung, manche vor allem den Vergleich der irischen mit dem angelsächsichen Welt, anderen haben auch eine gewisse Entwicklung der Figuren als zentrales Thema.


    Diesmal ist der Aufhänger des Kriminalfalles der Unterschied zwischen dem irischen Recht, welches nach dem Recht der Brehon vor allem, ein dem germanischen Recht des Wergelds ähnliches, auf Schadenersatz gerichtetes (Straf-)System, und den neuen römischen Bußgesetzen, welches ein System von Leibstrafen einführt. Hier punktet Tremayne wieder mit einer sehr anschaulichen und oft detailhaften Darstellung des irischen Rechtssystems. Sehr viele interessante Themen kommen dabei zur Sprache, wie etwa auch ein Berufungssystem oder auch die Funktionen der Strafe, die auch für heute interessante Denkanstöße enthalten.


    Wiederum glänzt Tremayne mit einem perfekt komponierten Kriminalfall. Gewohnt gekonnt sammelt Fidelma Beweise und zieht ihre Schlüsse. Wie immer spannend und wie immer logisch einwandfrei aufgebaut mit einer großen Versammlung aller Beteiligten am Ende, wo Fidelma mit allen Beweisen den Fall aufrollt.


    Aus Einzelromansicht also wieder 10 Punkte. Aus der Sicht der Reihe bin ich jedoch enttäuscht. Im Vorwort erwähnt Tremayne, dass Fidelma mittlerweile die Gemeinschaft von Kildare verlassen hat, die Gründe dafür könne man in einer Kurzgeschichte nachlesen. Gerade bei dieser Reihe ein schweres Foul am Leser, da die Persönlichkeitsentwicklung der Figuren immer schon eine Schwachstelle war. Da hat Tremayne leider einiges an Potential liegen lassen, wobei hier sicher auch der Verlag gefragt gewesen wäre eine derart entscheidende Kurzgeschichte in die Veröffentlichung der Reihe einzubauen.


    Daher summa summarum 8 Punkte.

  • Das Buch gab es vor kurzem für wenig Geld bei Hofer (bzw. Aldi), also habe ich es mitgenommen ohne zu wissen, dass es sich um den 9. Teil einer Reihe handelt. Macht nichts, ich habe ein Vorgängerwissen nicht vermisst (es wurde zwar immer wieder erwähnt, dass Dieser und Jener Feinde von früher her wären, aber gut, das stand im Raum und fertig).


    Ich habe noch nie, wirklich noch nie, ein so überaus tolles Vorwort gelesen wie in diesem Buch! Der Autor war mir gleich von der ersten Seite an sympathisch und das Buch hätte echt schlecht sein müssen, um diesen Eindruck zu revidieren. Das Vorwort war gut, denn dort wurde das Rechtssystem und die Stellung der Frau im damaligen Irland kurz angerissen (ich sag nur: wow) und gewisse Begriffe wurden erklärt sowie die Aussprache mancher Wörter. - Letzteres hätte sich der Autor sparen können, denn im Text war ich dann doch völlig überfordert mit dieser komischen Buchstabenfolge. Die wichtigsten Namen habe ich mir aber doch gemerkt, in meinem Gehirn habe ich eine Aussprache zusammen gewurschtelt und fertig. Alles cool.


    Die Sprache ist sehr mitreißend und lebendig und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Inhaltlich fand ich vor allem den Unterschied zwischen dem irischen und dem römischen Recht sowie den Unterschied zwischen der römisch katholischen und der keltisch katholischen Kirche total interessant.
    Die Auflösung des Falles war super, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht allem ganz folgen konnte. Ich bezweifle aber nicht, das alles logisch einwandfrei war. Vom Ende war ich wirklich total überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet.


    Ich fand das Buch erzähltechnisch und vom Inhalt her super, bemängeln will ich aber, dass die meisten Personen ziemlich farblos blieben ... weil ich mich aber sehr gut unterhalten gefühlt habe, will ich darüber hinwegsehen!
    4 von 5 Sterne!

  • Zitat

    Original von Prombär
    Das Vorwort war gut, denn dort wurde das Rechtssystem und die Stellung der Frau im damaligen Irland kurz angerissen (ich sag nur: wow) [...]


    Wobei ich nur - ganz vorsichtig :grin - anmerken möchte, daß mir (als einem kompletten Laien) gerade etliche der historischen Thesen, die der Autor in dieser Reihe aufstellt, von Anfang an recht merkwürdig vorkamen. Auch und gerade, was die Stellung der Frau und das irische Rechtssystem sowie die damalige Gesellschaftsstruktur angeht. Peter Tremayne hat für meinen Geschmack Mythos zu oft unbesehen für Wahrheit genommen und Verhältnisse aus dem Hoch- und Spätmittelalter auf das FrüMi übertragen. Da scheint es doch eine ganze Menge Historiker zu geben, die die Dinge weit weniger überschwenglich und durch die irisch-grüne Brille sehen. ;-)


    Allerdings habe ich diesen Band der Reihe, meine ich, nicht gelesen und kann deshalb nichts dazu sagen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Josefa :
    Da ich keine Ahnung habe, hab ich es einfach mal so hingenommen. ;-) ;-)
    Wo ich mich aber sehr gewundert hatte: Unser Rechtssystem basiert ja auf dem römischen Recht, wäre das irische also so toll gewesen, warum nicht auf dem. :gruebel


    Aber egal ob Mythos oder Wahrheit: Das Buch ist toll und letztendlich ist es bloß ein Roman und kein Sachbuch. :-]