Manja saß auf ihrem Bett, sie fühlte sich einsam und weinte oft heimlich still und leise ihre Tränen.
Einzig ihre beste Freundin Corinna wusste wie es wirklich in ihr aussah.
Manja dachte über ihr Leben nach, sie war jetzt 31 Jahre jung und hatte zwei wunderbare Kinder.
War es richtig gewesen wie sie in der Vergangenheit gehandelt hatte?
Manja erinnerte sich an ihre Kindheit.
Es klingelte zur Pause. Manja stand auf und packte ihr Sachen in ihren Rucksack. In der nächsten Stunde hatte sie Mathe, dies war ihr absolutes Lieblingsfach.
Die Jungs benahmen sich mal wieder total albern, Manja war eine Außenseiterin und nicht grad beliebt in ihrer Klasse. Manja war es egal, sie wollte nur ihre Ruhe haben. Sie hasste es, wenn sie vor der Klasse stehen musste und alle sie angafften.
Auf einmal nahm einer der Jungs Manjas Schlamperrolle und warf sie zum nächsten. Manja rannte hinterher, sie wollte nur ihre Schlampermappe und ihre Ruhe.
Sie drohte: “Gib mir die Schlamperrolle oder es setzt was!“
Oliver lachte sie nur aus, er hasste sie und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie holte aus und schlug zu. Oliver sah sie total verdattert an und wusste nicht wie ihm geschah.
Da brüllte er Manja an: “ Du weißt ja nichtmal das Siegfried dein richtiger Vater ist!“
Sie schluckte und schrie nur: “ NEIN!!“
Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein, ihre Eltern würden sie doch nie anlügen. Das war sie sich absolut sicher.
Es klingelte, Manja war froh das Mathe endlich vorbei war. Die ganze Zeit kreisten ihre Gedanken um die Worte von Oliver. Konnte das wirklich wahr sein? War das der Grund das ihr Papa ihre kleine Schwester bevorzugte?
Sie ging nach Hause und schmiss wütend ihren Rucksack in die Ecke. Sie ging zu ihrer Mutter und die Küche und schrie sie an: „Ist es wahr das Siegfried mein Vater ist?“
Ihre Mutter schaute sie entsetzt an und sagte: „Ja“
Manja konnte es nicht glauben, all die Jahre hatte sie ihren Eltern vertraut und dabei hatten sie Manja so belogen.
Jetzt ergab alles einen Sinn.
Sie schaute ihr Mutter wütend an und schrie ihr ins Gesicht: “ Und wann wolltest du es mir sagen? Wieso hast du es mir all die Jahre verschwiegen? Wieso wissen alle Bescheid, nur ich nicht?“
Ihre Mutter schaute sie hilflos an und sagte nur: “Ich wollte auf den richtigen Zeitpunkt warten, aber habe ihn scheinbar verpasst.“
Manja verließ wütend die Küche und ging in ihr Zimmer und wollte nur noch alleine sein.
Sie warf sich auf ihr Bett und weinte.
Als Manja am nächsten Tag aus der Schule nach Hause kam ging sie ins Schlafzimmer ihrer Eltern und durchsuchte den Nachttisch ihrer Mutter und sie wurde fündig. Sie nahm die Scheidungspapiere und das Familienbuch in die Hand und begann zu lesen.
Ihr Vater Siegfried hatte ihre Mutter geliebt, aber als sie unterwegs war mussten die beiden heiraten da es zur damaligen Zeit nun mal ein uneheliches Kind nicht geben durfte. War vielleicht deshalb auch die Beziehung und Ehe gescheitert zwischen ihren Eltern? War das der Grund das ihre Mutter nie wieder geheiratet hatte? Ihre Mutter lebte mittlerweile 14 Jahre mit ihrem Stiefvater zusammen, aber von Heirat war scheinbar nie die Rede gewesen. Als Manja geboren wurde ließ Siegfried von anfang an deutlich spüren das er Manja nicht wollte, sie war nicht sein Wunschkind. Außerdem erfuhr sie das Siegfried bereits mit einer anderen Frau eine Tochter hatte, sie war zwei Jahre älter als sie, leider stand ihr Name nicht dabei.
Manja war enttäuscht von Siegfried. Was hatte sie ihm denn getan? Wieso hasste er sie???
Siegfried hatte ihre Mutter mit einer anderen Frau betrogen und ihre Mutter geschlagen, er hatte sogar vor ihrem Kinderbett gestanden und sich mit der anderen Frau vor ihren Augen geküsst. Manja war entsetzt, was sie alles aus den Scheidungspapieren erfuhr über ihren Vater.
Sie beschloss das sie sich trotzdem ein eignes Bild von Siegfried machen würde. Vielleicht hat er sich ja geändert.
Schließlich war er wieder verheiratet und hatte einen kleinen Sohn.
Am Samstag war im Ort Dorffest und ihr Vater würde garantiert auch dort sein, Manja würde allen Mut zusammen nehmen und ihn ansprechen.
Am Samstag ging Manja voller Hoffnung zum Dorffest mit ihren Freunden.
Sie forderte ihren Vater zum tanzen auf und fragte ihn: “Weißt du wer ich bin?“ und er schaute sie an: „Ja du bist Manja“
Sie war geschockt, er wusste wer sie war. Wieso hatte er sich all die Jahre nicht um sie gekümmert? Sich nie bei ihr gemeldet? Das konnte doch nicht wahr sein. Er war ihr Vater, war sie ihm wirklich so egal?
„Was weißt du noch von mir?“ frug sie. „Du bist meine Tochter und wohnst gleich über die Strasse!“ antwortete Siegfried.
Das Lied war zu Ende, „Magst du was trinken?“ frug Siegfried Manja “Ja gerne“ „Und was? Ein Bier? Wein? Cola?“ „Ich nehme ein Bier!“ “Danke!”
Manja nahm ihr Bier und verabschiedete sich von ihrem Vater und ging zu ihren Freunden.
Allerdings waren die mittlerweile so betrunken das Manja beschloss nach Hause zu gehen.
Als sie am nächsten morgen erwachte, dachte sie an ihren Vater, sie quälte die Frage wieso ihr Vater sich all die Jahre nie nach ihr erkundigt hatte, wieso er sich nie bei ihr gemeldet hatte?
Nach dem Frühstück ging sie zum Fußballplatz, da heute die 1. Mannschaft des Ortes spielte und sie sich dort mit ihren Freunden treffen wollte.
Als sie ankam waren ihre Freunde schon da, Manja mochte Fußball überhaupt nicht, aber um dazu zu gehören ging sie eben auch mit hin.
Sie schaute sich die Zuschauer genauer an und was sie da sah schockierte sie zutiefst. Sie sah ihren Vater Siegfried mit ihrem Stiefvater in ein Gespräch vertieft. Die zwei Männer redeten miteinander? Wussten sie wer der andere war? Sie mussten es wissen!
Sie konnte es nicht fassen, das die zwei miteinander redeten als wäre sie die besten Freunde.
Als ihr Stiefvater nach Hause ging folgte sie ihm, schließlich war es Zeit fürs Mittagessen.
Danach packte sie ihre Schulsachen und schaute noch ein wenig fern. Nach dem Abendbrot ging sie wieder raus zu ihren Freunden.
Aber Manja war an diesem Tag nicht voll da, sie beschäftigte zu sehr die Frage wieso ihr Vater sich all die Jahre nicht bei ihr gemeldet hatte und das ihre beiden Väter sich scheinbar auch noch super verstanden.
Sie sah ihren Stiefvater nun mal als ihren Vater an, er hatte sie schließlich groß gezogen, war da gewesen, hatte sich um Manja gekümmert. Auch wenn er sie manchmal ungerecht behandelt hatte, Manja wusste ja nun warum.
Sie hatte sich das alles nie eingebildet wie ihre Mutter immer behauptet hatte.
Endlich war wieder eine Woche Schule rum, Manja war froh darüber, sie wollte lieber lesen. Ihre Freundinnen machten sich schon lustig über sie da sie immer nur las und kaum noch raus ging, Manja war es egal.
Am Samstag hatte ihre Mutter Geburtstag, also musste Manja zu Hause bleiben, obwohl sie lieber in die Disco gegangen wäre.
Sie wünschte sich für ihre Mutter das auch deren Geburtstag so schön und toll wäre wie die von ihr, aber ihre Mutter musste sich an ihrem eigenen Geburtstag immer um alles kümmern. Manja half ihr wo es ging, aber es blieb immer noch genug Arbeit an ihrer Mutter hängen.