Ex Libris. Bekenntnisse einer Bibliomanin
von: Anne Fadiman
OT: Ex Libris. Confessions of a Common Reader
Aus dem Amerikanischen Englisch von: Melanie Walz
ISBN: 3257236468 (225 Seiten)
Irgendwann im November ist mir dieses hübsche kleine Büchlein in meiner Lieblingsbuchhandlung begegnet und nun habe ich die Zeit gefunden, es zu lesen. Ich stelle es in die Belletristik, weil ich ratlos bin, unter welches Genre es fällt. Das Buch beinhaltet Kolumnen, die sich mit dem Thema Buch befassen, aber es ist kein wirkliches Sachbuch, es ist autobiographisch, da Frau Fadiman Anekdoten über ihre Familie erzählt, und wenn man den Begriff rein zeitlich auffasst kann man es auch zur zeitgenössischen Literatur zählen...
Wer eine bessere Idee hat, es einzuordnen, möge sie gerne vorschlagen.
Da das Buch persönlich gehalten ist, kurz ein paar Details zur Autorin.
Anne Fadiman ist die Tochter von Clifton Fadiman und Annalee Jacoby Fadiman, beides schriftstellerisch veranlagte Menschen und Bücherliebhaber, und so ist es kaum verwunderlich, dass sie selbst als Autorin und Kolumnistin arbeitet und die Bücherliebe ihrer Eltern übernommen hat.
Und an dieser Bücherliebe lässt sie den Leser teilhaben. So erhält man einen Einblick in verschiedenste Bereiche ihres Lebens, ihre Familie, die sich liebend gerne damit beschäftigt, Speisekarten auf Fehler durchzusehen, ihren Ehemann, mit dem sie erst fünf Jahre nach der Heirat die getrennt stehenden Bibliotheken in einer aufwendigen Prozedur vereinte, ihre Vorliebe für Bücher über Polarexpeditionen erfolgloser Engländer, ihre Liebe für Essensschilderungen in Büchern und vieles mehr. Auch Kurioses findet sich in den Essays; wer wusste schon, dass William Gladstone ein 29-seitiges Buch über die platzsparende Unterbringung von Büchern schrieb?
Nach anfänglichen Zweifeln, hat mich dieses Buch immer mehr interessiert. Vieles mag einem, wenn auch eventuell in abgeschwächterer Form ;-), bekannt vorkommen, einiges bringt einem zum Schmunzeln ob der Exzentrik der Familie Fadiman. Sprachlich auf einem angenehm hohen Level, mit amüsanten Einschüben und durch und durch sympathisch vermittelt Anne Fadiman ihre Liebe für Bücher und erzeugt eine persönliche Atmosphäre, die einen zum Weiterlesen auffordert. Auch für das kurze Lesen zwischendurch sind die kurzen Essays von 10-15 Seiten geeignet, die sich mit den unterschiedlichsten bücherbezogenen Themen beschäftigen und einem nochmals bewusst machen, wie schön Bücher sind.
Die Übersetzung ins Deutsche ist gut gelungen, allerdings sind in dem Kapitel zur Korrekturmanie der Fadimans sämtliche Beispiele ins Deutsche übertragen, auch werden häufiger sprachliche Aspekte auf die deutsche Sprache bezogen. Das ist zwar für die Verständlichkeit sehr schön, allerdings wäre es mir lieber, man hätte dies in der Originalsprache belassen, da ich das Gefühl hatte, dass es dem Buch nicht gut getan hat.
Fazit
Ein gelungenes Buch für zwischendurch, das genau das Richtige für Bibliophile ist.
8/10 Punkten
bartimaeus