Ein falscher Freund - Ellen de Wachter (ab ca. 11 J.)

  • OT: Een vout friendje 2003


    Jennifer ist knapp fünfzehn, aber von Jungen hält sie gar nichts. Das ewige Gerede ihrer Freundinnen vom Küssen geht ihr auf die Nerven. Als die Niederländischlehrerin sie mit dem Neuen, Kenneth, für eine Hausaufgabe zusammenspannt, reagiert sie mit Abwehr. Dann aber rettet Kenneth im Park einen kleinen Spatz und ehe Jennifer es sich versieht, ist sie rettungslos verliebt.
    Kenneth aber ist alles andere als ein netter Kerl. Er schwänzt die Schule, hängt mit merkwürdigen ‚Freunden’ vor dem Supermarkt herum und macht Jennifer auffällig oft Geschenke. Dann wird auch noch das Geld vom Schulfest gestohlen.
    Jennifer will darüber nicht nachdenken, sie hat genug damit zu tun, daß sie sich verändert. Die Freundinnen scheinen nicht mehr ganz die zu sein, die sie waren, die Eltern kommen ihr zu streng und ohne Verständnis vor, nur noch Kenneth zählt. Das ist eben Liebe.
    Jennifers Erwachen kommt recht plötzlich und ebenso plötzlich steht sie vor einer Entscheidung, die sie eigentlich gar nicht treffen will.


    Das sind die Grundzüge der Handlung eines Jugendbuchs, die durchaus vielversprechend klingen. Das meinten wohl auch die jungen Leserinnen und Leser der sog. Kinderjury der Niederlande, die das Buch 2005 immerhin auf die Shortlist für ihren Buchpreis setzten.
    Einen Gutteil der Qualität des Buchs macht tatsächlich die Beschreibung der Gefühlswelt Jennifers aus, die so stark von Kenneth angezogen wird, daß sie sich blind stellt gegen die Tatsache, daß er auf dem besten Weg zum professionellen Kleinkriminellen ist. Sehr gut dargestellt ist dabei die Mischung aus Emotionen und körperlichen Regungen, die Jennifer auf Kenneth ansprechen lassen. Der Körper signalisiert ihr immer etwas ganz anderes als ihr Verstand.
    Recht gut geschildert ist auch die Faszination, die für Jennifer von den ganz anders auftretenden Mädchen in Kenneth’ Gruppe ausgeht. Eifersucht, Bewunderung, das Bemühen, nicht als feige zu gelten, all das brodelt in Jennifer. Überzeugend beschrieben, gerade in der zweiten Hälfte des sehr kurzen Buchs auch spannend.


    Im Ganzen gesehen aber ist das Buch relativ einschichtig, zu knapp an den Stellen, in denen es mehr um die Freundinnen und Eltern von Jennifer gehen müßte, zu plakativ, wenn es um Fragen der Gefährdung Jugendlicher geht. Natürlich läßt sich Jennifer auf ein Piercing in Privaträumen ein, natürlich geht das schief. Das Rauchen gibt sie gleich wieder auf - gutes Mädchen; beim Trinken sind Alcopops das höchste der Gefühle und zwar sowohl in den wohlanständigen Zimmern der Freundinnen als auch bei der ziemlich wilden Truppe um Kenneth. Der allerdings darf Bier trinken. Ich gebe zu, daß ich in dieser Beziehung aus Jugendbüchern ganz anderen Stoff gewöhnt bin.


    Einiges davon erklärt sich sicher aus dem recht jugendlichen Alter der Zielgruppe, so ab 11, 12. Von daher kann man das Buch durchaus befürworten.
    Nicht gelöst allerdings ist die Sache mit Kenneth. Er wurde mehrfach beim Diebstahl erwischt und dann einfach auf die nächste Schule geschickt. Dort findet er wahrscheinlich gleich die nächste ‚Jennifer’ und die Geschichte beginnt von vorne. Anders kann man sich das nicht vorstellen. Hier hat die Autorin den Blick zu sehr auf Jennifers Rettung gerichtet und so manches darüber vernachlässigt.
    Trotzdem ist die Geschichte insgesamt gut lesbar.


    Was mir nicht gefallen hat, ist die sprachliche Umsetzung im Deutschen. Zu oft stolperte ich beim Lesen. Die Glocke ‚geht’ immer, wenn sie läutet, Lunchbox ist sicher nicht das schönste der Wörter, aber dafür Brotzeitbox zu schreiben, ist auch nicht überzeugend. Dafür rutschen Wörter wie ‚stylen’ einfach durch und einmal auch der niederländische Ausdruck für ‚Schlumpf’. Überhaupt rutscht so manches, im Satzbau z.B. oder bei der Rechtschreibung.
    Nicht gut bei einem Jugendbuch.
    Das Cover finde ich mehr als gewöhnungsbedürftig, aber das ist Geschmackssache.


    Das Buch wurde in einem sehr jungen Kleinverlag herausgebracht. Im Impressum wird sogar ein Lektorat genannt, Satz, Druck und Bindung sind einfach, aber man merkt der Gestaltung grundsätzlich die Liebe an, die dahintersteckte. Schade also, daß gerade hier soviele Fehler zu verzeichnen sind.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hi, Wilma,


    danke, klappt bei mir aber auch nicht, muß am Link liegen. :fetch


    Ja, das Originaltitelbild ist viel besser.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus