Die Seelen der Toten - Ian Rankin

  • 10. Fall der John Rebus Reihe
    [Serienübersicht]


    OT: Dead Souls


    Kurzbeschreibung:


    Ein Fehler von Rebus führt zur Vorverurteilung eines Kindermörders in der Presse - eine heikle Situation für die Edinburgher Polizei. Doch das ist nicht das einzige Problem das Rebus beschäftigt. Der Tod eines Freundes und das Schicksal seiner gelähmten Tochter quälen ihn. Zu allem Überfluss muss er auch noch den frisch entlassenen Serienkiller Cary Oakes überwachen, damit er nicht auch ein Opfer der Öffentlichkeit wird. Cary Oakes nutzt die Gelegenheit für ein so perfides wie makaberes Versteckspiel mit dem Inspector ...


    Eigene Meinung:


    Langsam aber sicher entwickelt sich die John Rebus Reihe zu einer mittelschweren Gedächtnisübung für den Leser. Die einzelnen Bücher der Reihe werden miteinander immer mehr verwoben und so werden nicht nur aus der privaten Nebenhandlung, sondern teilweise auch aus dem Kriminalteil, Fäden aus der Vorgängerbänden mit John Rebus aufgenommen und die Geschichte weitergewoben. Vor allem die Persönlichkeitsentwicklung Rebus wird dabei immer wieder von mehreren Seiten sehr interessant weitergearbeitet und macht diese Reihe mitunter zu der Besonderheit, die sie ist.


    Leichte Kritik muss ich diesmal am Kriminalfall selbst anbringen. Nunmehr bereits wiederholt dominiert nicht mehr ein zentrales Verbrechen den Krimi, sondern drei bis vier „kleinere“ Verbrechensstränge winden sich umeinander, berühren sich manchmal zwar teilweise, können meistens aber auch für sich allein bestehen. Grundsätzlich ein spannender Zugang, da dadurch Morde nicht mehr eine derart zentrale Rolle einnehmen und Raum für andere Verbrechenskategorien entsteht.


    In diesem Fall erschienen mir diese Verbrechen aber bereits zu instrumentalisiert. Ich hatte den Eindruck, dass Rankin verschiedene Facetten des Verbrechens nebeneinander zeigen will. Da dies aber in einem Roman erfolgt wirkt dieses Zusammenspiel der einzelnen Kleinfälle schon etwas zu gewollt.


    Dennoch wieder eine geniale Fortsetzung der Reihe rund um John Rebus. 10 Punkte

  • Ich fand das mit mehr Fällen gleichzeitig einfach nur als realistischer für Polizeiarbeit- aber was wirklich schwer wird und war dann letztlich von Band zu Band schwerer ist diese Rückbeziehung. Das ist allerdings auch der Reiz der Rebus Romane, Rebus entwickelt sich und wenn man den Ausgangspunkt nicht kennt versteht man den Ablauf nicht.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich fand das mit mehr Fällen gleichzeitig einfach nur als realistischer für Polizeiarbeit-


    Das schon, nur in diesem Fall sind es mehrere Fälle mit einem ähnlichen Hintergrund und da fand ich es etwas zu gewollt, dass diese aufeinmal alle im Pakt daherkommen.

  • Inhalt
    Nachts wird Detective Inspector John Rebus von dem Geist seines toten Freundes Jack Morton heimgesucht, der im vorherigen Fall (Die Sünden der Väter) in einem Einsatz ums Leben kam. Tagsüber sorgt er sich um seine Tochter Sammy, die seit ihrem Unfall gelähmt ist und versucht, in ihr altes Leben zurückzufinden. Auch kann er nicht glauben, dass sein Kollege Jim Margolies Selbstmord begangen haben soll. Er glaubt, dass der vorbestrafte Pädophile Darren Rough sich gerächt haben könnte, denn Jim hatte ihn seinerzeit bei der Verhaftung kräftig verprügelt. Deshalb und weil er Pädophile verachtet und für nicht therapierbar hält, verrät er der Zeitung Darrens Adresse. Kurz darauf wird Darren ermordet. Zur gleichen Zeit wird der in den USA verurteilte Mörder Oakes aus dem Gefängnis entlassen und kehrt in seine alte Heimatstadt Edinburgh zurück. Rebus und seine Leute sollen ihn rund um die Uhr bewachen, zum einen, um ihn vor einem Akt der Selbstjustiz zu schützen, zum anderen, um ihn durch diese Belästigung aus der Stadt zu vertreiben. Rebus ist überzeugt, das Oakes nur in die Stadt zurückgekehrt ist, um weitere Morde zu begehen. Privat bittet ihn seine alte Schulfreundin nach ihrem vermissten neunzehnjährigen Sohn Damon zu suchen.


    Kritik
    In seinem zehnten Fall wird Rebus von verschiedenen privaten und beruflichen Problemen herausgefordert, an denen er beinahe zu scheitern droht. Wegen einer alten Jugendliebe setzt er seine Beziehung zu Patience aufs Spiel, in seinem Zynismus und aus seinen Vorurteilen heraus überschreitet er eine Grenze und bringt willentlich einen Menschen in Gefahr, darüberhinaus begeht er den Fehler, einen Serienmörder zu unterschätzen. Der mürrische, arrogante und mitunter romantische Rebus gerät ziemlich ins Schleudern, zumal die verschiedenen Fälle irgendwie alle miteinander verknotet scheinen – und dann doch wieder nicht. Am Ende gelingt es Rebus natürlich, das Geflecht zu entwirren. Ein cleverer und geschickt konstruierter Roman, temporeich erzählt mit raffiniertem Spannungsaufbau und ausgefeilten Charakteren, unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich.