Anfang+Fortsetzung

  • Zitat

    Original von fabuleuse
    Das Problem mit Deutungen... Ich ging davon aus, dass der Vater abgehauen ist (aus welchen Gründen auch immer) und sie sehen sich im Erwachsenenalter des Jungen wieder.
    Leider auch das eine Interpretation.


    Die ebenso möglich ist. Mit etwas mehr Ruhe und Abstand scheint es mir auch plausibler.


    Grad deshalb unterhält man sich doch über Texte. Bislang ist jedenfalls unklar, was mit dem Vater ist. Abgehauen scheint wie gesagt möglicher und weniger dramatisch. Unmöglich ist ein Ableben jedoch nicht. (Das war auch alles, was ich am Ende zeigen wollte, jedenfalls bin ich bedeutend von meinem Anfangsspontanverdacht zurück gegangen.)
    Und inwiefern ein Text Assoziationen und Erwartungen erzeugt, kann für den Autor doch spannend sein. Nicht nur negativ als Einfluss, sondern auch positiv als Impuls zu verstehen.

  • O-ton Fabuleuse:Was aber bei Interpretationen / Deutungen nachteilig ist: Damit wird buchi - und jede/r andere Schreibende - unter Umständen schon in eine bestimmte Richtung geschubst, wie sich die Geschichte zu entwickeln hat.


    Wie recht du hast! Die Idee , dass er sich was antun könnte, ist mir überhaupt nicht gekommen! :pille Ich hatte da was ganz anderes im Sinn und ich halte daran fest. Ach, und ja, sie sehen sich wieder, aber erst mit 14 Jahren. Müsste ich dann aber evtl. den Anfangssatz ändern?
    edit: Rechtschreibung.

    Ein gutes Buch kannst du nicht verschlingen. Es verschlingt dich.

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  • buchi : Lass dich nicht von deiner ursprünglichen Idee abbringen.
    Es ist doch auch ganz interessant zu sehen, dass die Erwartungen der Leser von dem gedachten Verlauf der Geschicht abweichen.
    Für die Leser gibts dann am Ende eine Überraschung, was oftmals sehr positiv aufgenommen wird (Ich freue micht eigentlich immer, wenn eine Geschichte eine andere Wendung nimmt, als ich dachte, weil das die Spannung erhöht).

  • Zitat

    Original von buchi
    Wenn ich die Fortsetzung reinstellen will, muss ich dann einen neuen Fred aufmachen?


    Der Übersichtlichkeit halber würde ich hier im Fred bleiben und eventuell den Titel editieren...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • uuuund weiter im Text:


    ... Wir wussten zwar nicht, wieso und was, aber irgendetwas unheimliches hielt uns davon ab, die Tür zu öffnen und das Zimmer zu betreten. Es war verboten. Von wem? Wir wussten es nicht, doch heute habe ich das Gefühl, dass meine Mutter zumindest etwas geahnt haben muss, denn sonst hätte sie mir nicht so eine schöne Party organisiert. Sogar mein Vater hatte sie nicht vergessen. Als er unter der Tür erschien, drehte ich mich überrascht um, wobei ich mich aus der Umarmung meiner Mutter löste.
    Vater wirkte müde und abgespannt. Vom vielen Reiben waren seine Augen ganz rot. Er hatte wohl die ganze Nacht nicht geschlafen. ich fiel auch ihm um den Hals. " Hey Robby, alles Gute zum Geburtstag!" Er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht überzeugend. Sein Mund lächelte, doch in seinen Augen konnte ich eine Angst lesen, die mich fast verrückt machte und Trauer, die ich nicht einzuordnen vermochte. Ich hatte so eine Ahnung, das die Ursache dieser Trauer auch die Ursache für diesen Tag war. Ich beschloss also, den Ausdruck in Vaters Augen zu vergessen und den Tag zu geniessen.
    Ich tat gut daran, denn es war der erste Tag seit langem, an dem meine Eltern vollständig anwesend waren. Es wurde ein wunderschöner Tag. Wir spielten meine Lieblingsspiele, wir assen meine Lieblingsessen und am Abend gingen wir ins Kino und schauten den Film, den ich schon lange hatte sehen wollen.
    Doch dann kam unweigerlich die Frage nach dem Warum.
    Als ich sie Vater stellte, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    " Du wirst es morgen sehen." Sagte er nur kurz angebunden.
    Diese Nacht konnte ich fast nicht schlafen. Ich wälzte mich stundenlang im Bett hin und her und als ich endlich einschlief, hatte schon die Dämmerung begonnen.
    Sie kündigte den Tag an, an dem ich meinen Vater verlor.
    Dabei fing er ganz normal an. Meine Mutter verabschiedete sich zur Arbeit und mein Vater verschwand im Dachzimmer.
    Er kam nie mehr zurück.
    Ich ahnte nicht, dass es mehr als ein halbes Jahrzehnt dauern würde, bis ich meinen Vater wiedersah.
    Die Tür zum Dachzimmer blieb sechs Jahre lang verschlossen, ohne dass dafür ein Schlüssel nötig gewesen wäre.


    also...

  • Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Es wird grad echt spannend.


    Die Schilderung dehnt den Augenblick der Umarmung und läßt den Tag der Feier binnen Sekunden verflogen sein. Damit werden klare Prioritäten gesetzt: Was ist das, was wirklich wichtig ist. Offenbar sind die Eltern wirklich selten für Rob da gewesen und schon gar nicht gemeinsam.


    Der Vater wird verschwunden sein. Das wissen wir nun überdeutlich. Und es wird den Großteil des Lebens des Erzählers so bleiben. Das rechtfertigt den eigentlich logischen Widerspruch, nach dem einerseits der Vater verschwindet, dann aber doch wieder auftauchen wird. Der Bruch wird durch den Vorblick überwunden und damit legitim. 6 Jahre sind eine lange Zeit. Ein Verlust über einen solchen Zeitraum ist wie ein Tod.


    Die gesamte Sache hat eine Vorgeschichte, die dem Vater wundgeriebene Augen beschert hat und die vermutlich mit der Tür, die zu öffnen sich keiner getraut, zusammen hängt.
    Man möchte nun mehr erfahren.


    Dieser Abschnitt erzählt kaum, er schildert eher. Nun müssen die Figuren zu leben beginnen, sie müssten reden und handeln, agieren und reagieren..., damit die Geschichte in einem guten Fluss bleibt und an Erzählkraft gewinnt.


    Auf den Fortgang freu ich mich.
    (bitte mal überflüssige Lehrzeichen beseitigen!)

  • Zitat

    Original von buchi
    Sie kündigte den Tag an, an dem ich meinen Vater verlor.
    Dabei fing er ganz normal an. Meine Mutter verabschiedete sich zur Arbeit und mein Vater verschwand im Dachzimmer.
    Er kam nie mehr zurück.
    Ich ahnte nicht, dass es mehr als ein halbes Jahrzehnt dauern würde, bis ich meinen Vater wiedersah.


    Diese Passage erscheint mir sprachlich zum Inhalt - und deinem für mich aufklärenden Kommentar - widersprüchlich. Statt "Er kam nie mehr zurück" wäre vielleicht "Er kam nicht (mehr) zurück" (gerade in Verbindung mit dem darauf folgenden Satz) weniger missverständlich. "Verlor" irritiert mich in dem Zusammenhang aber auch (wirkt bislang zum Thema Verschwinden zu stark). Das als persönlicher Eindruck.
    Ansonsten bin ich gespannt, wie es weitergeht.

  • Ich würde statt "nie mehr" auch "nicht mehr zurück" nehmen.
    Es ist zwar die Erinnerung eines Achtjährigen; und deren Wortwahl ist noch nicht so vielfältig wie einige Jahre später oder als Erwachsene. Auch wenn er jetzt etwas älter ist und in Rückblenden erzählt.


    Auch die Aussage "an dem ich meinen Vater verlor" passt in diesem Zusammenhang. Zumal er ihn einige Jahre später, in der Pubertät, sieht. Die Vater-Kind-Beziehung erlitt einen Bruch, für Kinder unverzeihlich. Wie der mittlerweile jugendliche Sohn mit dem Vater umgeht (und umgekehrt), wird zeigen, ob er seinen Vater immer noch für verloren ansieht, auch wenn dieser wieder da ist.


    Die Geschichte macht immer neugieriger, zieht den Leser mit. Mir geht es so wie licht. Lass deine Figuren leben, lass sie aktiv werden, Gespräche führen...


    Mich nimmt auch enorm wunder, was es mit der Dachkammer auf sich hat.

  • Jetzt hat sich die Tonart verändert. Dann sehe ich da Girlanden des Mysteriösen, die du vielleicht aufdröseln könntest: z.B.

    Zitat

    Sein Mund lächelte, doch in seinen Augen konnte ich eine Angst lesen, die mich fast verrückt machte und Trauer, die ich nicht einzuordnen vermochte. Ich hatte so eine Ahnung, dass die Ursache dieser Trauer auch die Ursache für diesen Tag war. Ich beschloss also, den Ausdruck in Vaters Augen zu vergessen und den Tag zu geniessen.


    Das kommt mir fast vor, wie wenn sich Schumi in einer engen Kurve selber überholen würde. :grin Quatsch. Aber da sind Gedankensprünge drin.
    Insbesondere

    Zitat

    schauten den Film, den ich schon lange hatte sehen wollen. Doch dann kam unweigerlich die Frage nach dem Warum.
    Als ich sie Vater stellte, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    " Du wirst es morgen sehen." Sagte er nur kurz angebunden.


    Na gut. Sehen wir es morgen. Aber schreibs auf, gell!

  • Zitat

    Original von buchi
    Hey, aber dass er ihn wiedersieht, heisst nicht automatisch, dass er wieder zurückkommt! :gruebel


    nö, das heisst nur, dass er ihn wieder sehen wird. in welcher form auch immer. und dass der Vater die nächsten 6 Jahre überlebt ...

  • Zitat

    Original von buchi
    Hey, aber dass er ihn wiedersieht, heisst nicht automatisch, dass er wieder zurückkommt! :gruebel


    Also er ist nicht völlig verschwunden, sondern irgendwie nicht da, aber soweit, dass er nie mehr wiederkommt, obwohl er nicht wirklich weg war. Stichwort Dachboden. Oder er ist weg, weit weg, komm nie wieder und der Sohn geht auch weg, was dahin führt, dass ich immer noch nicht verstehe, was das dann mit dem Dachboden zu tun hat.
    Also enweder wird deine Geschichte sich sehr gut oder völlig hirnrissig entwickeln. Lass mich mal überraschen.


    Licht
    Aber ja.

  • @ humpenflug: 1. Den Schumi versteh ich nicht ganz.
    2.Aufgeschrieben hab ichs doch schon: Der Vater weiss, dass er am nächsten Tag verschwinden wird. Das war gemeint. Ist das unklar rübergekommen? Dann ists wahrscheinlich meine Schuld.

  • Ich habe im Moment einfach keine Zeit, um den Fortsetzungstext hier reinzustellen, 1. Schliesst meine Mutter das Computer zimmer ständig ab und 2. Sollt ich mich auf die Gymiprüfung vorbereiten. Die nächsten zwei Seiten existieren vorerst nur aufm Schreibblock. :-( :cry

  • Es geht endlich weiter:


    Sechs Jahre nach meinem achten Geburtstag. Sechs Jahre nach dem Verschwinden meines Vaters. Ich ging nicht zur Schule. Ich war krank. Das glaubte ich jedenfalls. Es war das Zimmer. Sechs Jahre lang konnte ich es nicht öffnen. Heute würde es so weit sein. Zum ersten Mal in meinem Leben würde ich das Zimmer unter dem Dach betreten, das so lange tabu war. Der Ort des Verschwindens meines Vaters. Ich stand auf dem Flur und hatte eine braune Wolldecke um meine Schultern geschlungen.
    Es begann.
    Das Saugen.
    Es hatte schon gestern und vorgestern stattgefunden, doch niemals so stark wie heute.
    Die Treppe hinauf.
    Ich stieg rückwärts die Treppe hoch, während die Luft um mich herum in Richtung Dachzimmertür zu wehen begann und dabei irgendwie saugende und schlürfende Geräusche machte. Er wehte mich direkt in das Zimmer hinein, dessen Tür plötzlich sperrangelweit offen stand. Ehe ich mich versah, war ich drin.
    Und staunte.
    Und blickte ungläubig in mein Zimmer. Eine perfekte Kopie.