Verflixte Vorurteile

  • Hallöchen,


    ich weiß ja nicht, was ihr an Eurer Arbeit oder an Eurem bisherigen Leben am meisten schätzt, aber bei mir sind es eindeutig die Menschen selbst, mit denen ich zu tun habe und das Staunen bzw. der Aha-Moment, wenn jemand oder etwas nicht so ist, wie man eigentlich zunächst vermutete ;-)


    Zum Beispiel hatte ich mal einen Kunden in schwarzem Staubmantel, schwarzem Hut und war von der Statur her an sich schon recht martialisch anzusehen...und bat dann mit sanfter, recht leiser Stimme um eine Auskunft. Klasse, der unerwartete Gegensatz.
    An der Busstation, bei der ich immer losfahre steht oft ein über und über tätowierter und gepiercter, sehr nach "Hells Angels" gekleideter Mann...und das, wobei man ihn hauptsächlich beobachten kann, ist, lieb lächeln und freundlich und sanft älteren Damen oder Frauen mit Kinderwagen in den Bus zu helfen.


    Heute morgen saß in meiner Nähe ein Mann - von der Kleidung her (teurer Zwirn) Managertyp mit entsprechendem Lederaktenkoffer...und strickte (!) einen Fingerhandschuh.


    Ich liebe solche Situationen, wo mir meine eigenen Vorurteile klar werden und ich innerlich schmunzeln muß über mich selbst.


    :wave
    Ikarus

  • Ich erinnere mich noch sehr genau: ich muss ca. 17 gewesen sein, und mangels ÖPNV musste ich trampen, um in mein abgelegenes Kaff zu gelangen. Spät war's, und so war ich nicht sonderlich dankbar als ein goldener Manta hielt, der Fahrer ein blondierter Vokuhila, mit Totenkopf am Rückspiegel. Und eigentlich wollte ich gar nicht einsteigen. Bis der Typ das Maul aufmachte: Der hatte die angenehmste Stimme, die mir jemals begegnet ist. Wir haben uns sehr angeregt über "Homo Faber" unterhalten, und er hat mich sogar extra nachhause chauffiert.
    Und ich erinnere nur an Clemens Meier: wahrlich nicht der Typ, dem man so einen feinen Roman wie "Als wir träumten" zutrauen würde.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)