Schreibwettbewerb August - Thema "Hoffnung"

  • Vom 01. August bis zum 21. August könnt Ihr in diesem Thread Eure Beiträge zum "Schreibwettbewerb für registrierte Mitglieder" reinsetzen. Den Ablauf könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Bitte seid so gut und gebt Euren Beiträgen Titel, damit man sie später besser benennen kann.



    Das von Doc vorgeschlagene Thema lautet: "Hoffnung" 



    Wir wünschen Euch dabei wieder viel Spaß und Erfolg!



    Diesen Thread bitten wir nur und ausschließlich zum Schreiben Eurer Beiträge zum Wettbewerb zu nutzen und die Beiträge hier NICHT zu kommentieren! 

  • weil wir morgen vielleicht schon im urlaub sind schicke ich meine story jetzt schonmal ab....




    Und einer liebt dich doch...





    Peter stand am Sprossenfenster seines kleinen Zimmers und blickte hinaus in einen kalten, nassen Regentag.
    Beinahe leblos lag ein zerzauster, alter Teddybär in seinen dünnen Kinderärmchen.
    Beherzt drückte er ihn ganz fest an sich und glaubte so, fast ein wenig Wärme durch das lichte, borstige Teddyfell zu spüren.
    „Du bist genau wie ich“., sagte Peter tonlos. „Keiner will dich haben, armer, hässlicher, kleiner Bär. Aber ich, ich pass auf dich auf.“
    Wieder drückte er seinen schmuddeligen Gefährten an sich.
    Ein kleiner Regentropfen kroch langsam an der mit Tropfen übersähten Scheibe hinab, so wie die kleine salzige Träne an Peters Gesicht, die einen silbrigen Schimmer auf seiner rosigen Wange hinterlies.
    Es klopfte.
    „Ja?!, sagte Peter und führ sich hastig mit dem Teddy über Augen und Gesicht.
    Niemand sollte sehen, dass er geweint hatte. Schließlich war er schon ganze 7 Jahre alt und kein kleiner Junge mehr. Was würden die anderen lachen, wenn sie ihn so sähen!
    Eine warme, gepflegte Hand legte sich sachte auf seine Schulter und versuchte so, ihm Trost zu spenden.
    Peter wusste wem die Hand gehörte, die sich da auf seine Schulter gelegt hatte.
    Sie hatte schon einige Male dort geruht.
    Immer dann, wenn Peter nicht mehr weiter wusste, immer dann, wenn wieder ein anderes Kind mehr Glück gehabt hatte als er.
    Frau Hoffmann war die Leiterin des Kinderheims. Peters Heim.
    „Sei nicht traurig, Peter.“, sagte Frau Hoffmann und strich ihm liebevoll mit ihrer Hand über seine wieder feucht gewordene Wange.
    Peter wollte nicht weinen, er wollte es wirklich nicht.
    Schluchzend verbarg er sein Gesicht im kratzigen Fell des kleinen Plüschbären; dem einzigen, dem es genauso ging wie ihm. Dem einzigen, der nachfühlen konnte, wie es ist, so ganz allein, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Liebe.
    Frau Hoffmann standen die Tränen ebenfalls in den wimperbetuschten, braunen Augen.
    3 Jahre lang hatte sie vergeblich versucht eine nette Pflegefamilie für ihn zu finden, einen Ort, an dem er sich endlich sicher und geborgen fühlen konnte. Aber niemand wollte ein Kind, dessen Narben verrieten, woher es kam und dazu verhießen welchen Weg es wohlmöglich einschlagen könnte.
    Und heute?!- Wieder eine Absage!
    Frau Hoffmann nahm ihren Schützling in den Arm und spürte den kleinen, eigentlich viel zu dünnen Kinderkörpder an ihrer Brust auf und ab beben.
    „Es wird alles gut, du wirst sehen. Irgendwann wird alles gut! Shhht.“ Liebevoll strich sie ihm über die pechschwarzen strubbeligen Haare.
    Ein eisiger Windhauch wehte durch die Ritzen des alten Fensters und ließ beide erschaudern.
    Langsam hob er seinen Kopf von ihrer Schulter.
    Verweinte rote Kinderaugen blickten in verwischte braune Frau-Hoffmannaugen.
    Und da war er, der Gedanke, der sich schon lange in den Köpfen der beiden Heimbewohner eingenistet, sich jedoch bisher immer ein wenig vorm Entdecktwerden versteckt hatte.
    Es gab da jemanden, der ihn wirklich gern mochte, jemanden, der Peter ohne mit der Wimper zu zucken aufnehmen würde.
    Vielleicht hatte Peter keine Freunde hier im Heim.
    Vielleicht auch keine richtige Familie.
    Und bestimmt gar keine Geschwister.
    Aber eines, das hatte er gewiss:
    Einen Menschen, der ihn liebte und ihm Hoffnung spendete.

  • Der Anfang


    Die Temperatur war genau richtig. Hier, auf der ersten Ebene, war es etwas wärmer, als tief unten im Schiff, wo es rund 25 Grad Minus waren. Rahel wandte ihren Blick von den Messgeräten ab und widmete sich wieder dem Verlöten der Energiekupplung, die offen vor ihr lag. Mit feindosierten blauen Lichtblitzen verband sie die blanken Enden der beiden Drähte miteinander. Zufrieden mit dem Ergebnis schloss Rahel die kleine Wartungsöffnung unter den Schlafkammern und packte das Werkzeug ein. Sie stand auf und schaute interessiert in das Sichtfenster, dass einen Einblick in eine der zahllosen Schlafkammern gewährte. Auf der Innenseite der Scheibe hatte sich ein leicht milchiger Kondensfilm gebildet. Sie wischte mit einer sinnlosen Geste über das Fenster, obwohl wie immer das, was dahinter lag nicht zu sehen sein würde.


    Rahel war nicht nur Chefmechaniker an Bord, sondern auch ein technisches Meisterwerk. Ihr Äusseres war ansprechend, doch unverkennbar künstlich. Sie war mit gezüchteten Biochips und neuralen Netzen ausgestattet, die es ihr gestatteten bei Entscheidungen nicht nur auf Logik, sondern auch auf Intuition zurückzugreifen. Sie leitete dieses Schiff nun schon seit Tausenden von Jahren durchs All, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Vor über zweitausend Jahren Flugzeit kam es zum ersten grösseren Unfall. Sie mussten Ebene 64 komplett abschotten, weil ein Mikro-Kometenschauer die äussere Hülle durchschlug. Sie verloren dabei Zehntausende von Schlafkammern. Ein Verlust, wenn auch ein kleiner, angesichts der 225 Ebenen an Bord. Seitdem verloren sie durch die folgenden Jahrhunderte immer wieder und immer mehr Ebenen. Auch viele, der nicht so hochentwickelten Schwestermodelle von Rahel, konnten im Laufe der langen Zeit nicht mehr instandgehalten werden. Dadurch wurde die Belastung für die übriggebliebenen Mechaniker immer grösser, die Ruhephasen immer kürzer und die Ausfallquote stieg und stieg. Irgendwann blieb Rahel dann allein auf ihrer Wartungsschicht.


    Rahel ging die stummen Reihen der Schlafkammern entlang. Mit den dunklen Sichtfenstern wirkten sie, wie einäugige Zyklopen, die sie anstarrten, ihr stumme Vorwürfe machten. Ebene 1 war die einzige, die zumindest noch teilweise intakt war. Doch sie hatten es bald geschafft. Der Navigationscomputer zeigte ihr ein vielversprechendes System mit einem wahrhaft paradiesischen Planeten, der wie eine blaue verheissungsvolle Kugel in der Schwärze des Alls leuchtete. Der Kurs war gesetzt und es würde nur noch hundertzwanzig Jahre dauern, bis sie in eine Umlaufbahn einschwenken konnten.


    Rahel empfand so etwas, wie Unruhe oder gar Furcht bei dem Gedanken, was sie den letzten beiden Besatzungsmitglieder sagen sollte, wenn sie endlich am Ziel aufgeweckt wurden. Ihr Blick wanderte auf die goldenen Namensplatten, die sie fast täglich polierte. Die eine der Schlafkammern war mit "Adam" beschriftet, die andere mit "Eve". Rahel richtete ihre Aufmerksamkeit kurz auf das Monitorbild des noch fernen blauen Planeten, verband sich mit der Datenbank des Schiffes und begann voller Hoffnung aus den Quelltexten ihrer Programmsteuerung ihre Lieblingsstelle laut vorzulesen: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser....und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir..."




    Gruss,


    Doc

  • Hoffnung?



    H at nicht jeder heutzutage schon genug mit sich selbst zu tun, genug eigene Probleme und Sorgen? Familie, Arbeit – angespannte Finanzlage; Streß, Mehrfachbelastung und wachsende Armut, wohin man schaut.


    O der schauen wir schon gar nicht mehr – jedenfalls nicht viel weiter als bis zum eigenen Gartenzaun – dem eigenen kleinen Umfeld, über das eigene Brett vor dem Kopf hinweg?


    F ragen wir uns wirklich, wie es dem Verwandten, dem Freund, dem Nachbarn geht? Gar nicht zu reden von Menschen, die noch nicht einmal so dicht an uns dran sind? Die uns nur das Fernsehen durch die Nachrichten ins Haus bringt – im Sekundentakt eine neue Sensation, eine neue Katastrophe.


    F assen Gehirn und Herz das gerade Gesehene überhaupt noch als das, was es ist - Menschen und ihre Schicksale? Krieg, Folter und Verbrechen rauschen mit der Tüte Chips die Kehle herunter – weggespült durch den Schluck kühles, tröstendes Bier.


    N icht wir sind es ja, die leiden, hungern, flüchten müssen – Haus und Heimat verloren haben. Wir sehen es nur – Voyeur für den Sekundenbruchteil. Die Entrüstung und das Mitleid dauern nur bis zum Beginn des Abendkrimis, der Reality-Show, wo Menschen für uns Clown spielen…


    U nd Geld dafür bekommen, dass wir nacktes Fleisch beim Duschen sehen und Menschen, die, zusammengepfercht auf Zeit und engstem Raum, beweisen, dass sie nicht zusammenleben können – auch nicht in der hundertsten Staffel.


    N ormal das Ganze schon? Man nimmt`s so hin – auch die fünfte Nachahmung davon. Schließlich wollen wir mitreden können morgen in der Frühstücksrunde – wie blöd das Ganze ist – und diese Schuhe erst! Dann ist die Kaffeepause mit den Kollegen auch schon vorbei.


    G enug geplaudert. Schließlich hat man ja auch genug zu tun. Akten, Menschen und Produkte gilt es zu verwalten, zu verteilen und zu organisieren. Die Arbeit macht, das Leben lebt sich schließlich nicht von alleine – das Geld, es will verdient werden. Sah Kollege X heut nicht sehr blaß und übernachtigt aus? Ob er Sorgen hat? – Ein Blick zur Uhr – wo bleibt denn bloß die Zeit?


    Und überhaupt……






    Gruß
    Baumbart

  • Die letzte Chance


    Vorbemerkung: Die Wesen, von denen im folgenden die Rede ist, basieren auf polykristallinen und polymorphen Strukturen, ihre Kommunikation beruht auf gequantelter Amplitudenmodulationen im Infraschallbereich. Diese Wesen sitzen auch nicht, ihre ‚Körper‘ passen sich beliebig jeder Struktur an. Der Einfachheit halber wird auf derlei im Text keine Rücksicht genommen, außerdem nennen wir die beiden ‚Horst‘ und ‚Fred‘.


    „Kein Leben?“ fragte Fred. Er sah auf die beiden Holomonitore vor sich.
    „Negativ“, antwortete Horst, der andere Bildschirme checkte. „Reichlich Kohlenstoff, noch mehr Wasser, aber überhaupt keine polykristallinen Formen. Es gibt hier und da Ansätze für frühe Strukturen, aber der Planet ist an und für sich lebensfeindlich. In der Atmosphäre befindet sich viel Stickstoff und“ - Horst hüstelte (er konterphasierte zwei Amplituden) – „sogar Sauerstoff.“
    „Ach du Scheiße“, sagte Fred. Er verzog das Gesicht (d.h., er ließ ein bläuliches Flimmern über seine oberen Strukturen wandern).
    „Ja.“ Horst wirkte traurig (er schimmerte an der Basis grünlich).
    „Wieviel Treibstoff haben wir noch?“
    „Warte“, sagte Horst. Und nach einer kleinen Pause: „Nur noch zwei Prozent. Wir schaffen keinen abermaligen Sprung. Die Reise ist hier zuende.“
    Sie seufzten beide (ein Klacken aus der Körpermitte).
    „Aber da ist so viel Bewegung“, sagte Fred. „Mehr, als wir bisher auf anderen Planeten gesehen haben.“
    „Das scheint mir klimatisch bedingt“, antwortete Horst. „Eine andere Erklärung sehe ich nicht. Jedenfalls gibt es da unten definitiv kein Leben. Völlig unmöglich. Keine nachweisbaren Cadmiumspuren in der unteren Atmosphäre, Radioaktivität gegen Null, Kohlenmonoxidanteil sehr gering, vom Stick- und Sauerstoff weit jenseits der oberen Grenzwerte nicht zu reden. Niemand könnte dort unten länger als fünf Sekunden überleben.“
    „Es war unsere letzte Hoffnung“, murmelte Horst – er verkürzte die Phasierung der Amplitudenmodulation auf die Hälfte.
    „Das war es“, sagte Fred.
    Beide klackten abermals in der Körpermitte.
    „Wollen wir es den anderen sagen?“
    Fred dachte kurz nach. „Ich fürchte, das müssen wir tun. Soll ich oder machst Du?“
    Horst kratzte sich an der Stirn (ein diffiziles Karomuster überzog seine rechte Körperhälfte). „Warte mal“, sagte er. Dann tippte er komplizierte Kommandofolgen in eine Art Tastatur (genaugenommen tat er etwas völlig anderes).
    „Wir könnten ...“ – er zögerte.
    „Wir könnten was?“
    „Nun, wenn wir das Schiff wenden, uns bis zur äußeren Stratosphäre annähern und dann sieben radiale Energieschübe im Terrajoule-Bereich ausstoßen ...“
    „Ja?“
    „Es könnte dazu führen, daß sich ein Großteil der Atmoshäre zu Treibstoff kristallisiert. Die Chance ist zwei zu zehn, aber es wäre eine Möglichkeit.“
    „Oi“, staunte Fred. „Laß uns das versuchen.“
    „Okay“, nickte Horst (gesprenkelte Strukturen in Pyramidenform erschienen an seinem vorderen Körper).


    Das Schiff wurde nur von den wenigen Menschen gesehen, die zufällig am Nordhang des Mount Helens saßen, um Picknick zu machen. Sie hatten nicht viel Zeit, um über das Ereignis zu staunen, denn kurz darauf verdampfte die Atmosphäre.

  • "Hallo, hier ist Mami, mein Kind
    wollte Dir nur kurz sagen
    wie traurig wir alle wegen Dir sind
    und dass wir uns täglich fragen
    warum bist Du nur so depressiv
    warum wurdest Du so, wie Du jetzt bist
    sagte ich schon, wie wenig ich schlief
    und wie lästig das für mich ist?


    Weißt Du Kind, eigentlich geht’s Dir doch gut
    auch Vati sagt das immer
    Du bräuchtest nur ein wenig Mut
    anderen geht’s doch viel schlimmer."


    Der Hörer zittert in des Kindes Hand
    die Mutter kann’s nicht sehen
    im Rücken spürt es die kalte Wand
    es versucht, die Mutter zu verstehen


    "Und Oma, die ist jetzt wirklich krank
    lang wird sie es wohl nicht mehr machen
    ich sage dem Herrgott trotzdem Dank
    denn immerhin kann ich noch lachen
    Kind, was bist Du denn so still
    Du hast jetzt Zeit mal auszuruhen
    was glaubst Du, wie oft Vati das mal will
    aber der hat ja soviel für uns zu tun!"


    Das Kind nickt und sagt kein Wort
    es kann sich kaum noch konzentrieren
    die Mutter redet in einem fort
    das Kind beginnt zu frieren


    "Dein Peter sagte erst gestern zu mir
    er kann Dich auch nicht ganz verstehen
    trotzdem steht er natürlich fest zu Dir
    doch warum willst Du ihn nicht sehen?
    Keiner hat Dir je etwas getan
    woher kommen nur Deine Probleme
    ach, was fange ich nur mit Dir an
    nicht, dass ich mich wegen Dir schäme
    auch wenn die Nachbarn nach Dir fragen
    und wissen wollen, was Dir fehlt
    ich kann doch nicht die Wahrheit sagen
    ich weiß doch auch nicht, was Dich quält."


    Das Kind hört zwar was die Mutter spricht
    doch seine Gedanken fliehen woanders hin
    es sucht im Dunkel nach einem Licht
    nach vielen Antworten und einen Sinn


    "Brauchst Du was, sollen wir Dich besuchen
    vielleicht spreche ich doch mal mit dem Therapeut
    morgen schicke ich Dir einen selbstgebackenen Kuchen
    ich hoffe, dass Dich das wenigstens etwas freut
    die Susie bestellt Dir einen schönen Gruß
    ja, der geht es jetzt wirklich toll
    sie sagt, dass sie nicht viel grübeln muss
    da wird ihr Kopf nur unnütz voll
    die lebt, geht täglich mit einem anderen aus
    na ja, bei den Eltern kann das sogar ich verstehen
    aber Du warst ja auch fast nie zu Haus´
    wolltest immer nur Deine eigenen Wege gehen
    Vati sagt, werde erst mal älter
    dann gibst Du uns in allem recht."


    Dem Kind wird es immer kälter
    es würgt, es wird ihm schlecht
    es wollte niemals undankbar sein
    suchte stets die sie schützende Hand
    trotzdem war es meist allein
    umgeben von Menschen mit Unverstand


    "Mami, ich muss jetzt Schluss machen,"
    flüstert es wie unter Zwang
    dann ordnet es noch seine Sachen
    und ergibt sich dem vertrauten Drang

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • 500 Schritte


    Michael stellt sein Auto ab, noch 500 Schritte bis zu den Punkt, an dem sich entscheiden wird, ob seine Hoffnung berechtigt ist oder ob er wieder in ein tiefes, sehr tiefes Loch fallen wird. 500 Schritte, er weiss es ganz genau, denn schon so oft ist er diesen Weg gegangen, immer mit viel Hoffnung und doch immer mit der unterschwelligen Angst, die Hoffnung könnte sich als trügerisch erweisen.


    Er schaut auf die Uhr, er ist wie immer pünktlich, denn insgeheim hofft er immer, dass er mal nicht warten muss, denn während des Wartens verändert sich sein Denken, die Hoffnung schwindet immer mehr und die Angst setzt sich in seinem Kopf fest, sie wird immer realer. Jetzt sind es nur noch wenige Schritte, aber er muss wieder warten. Die Angst steigt in ihm hoch.


    Wie konnte er nur so dumm sein, zu hoffen, dass es ein gutes Ende gibt? Nein, die Hoffnung ist eine Illusion, die sein Leben die letzten 3 Monate in eine rosarote Farbe getaucht hat, sie hat sein Leben in dieser Zeit nochmals lebenswert gemacht. Doch jetzt ist es vorbei, gleich wird er das Urteil hören, das Urteil, das ihn vernichten wird, das ihm jede Chance nehmen wird.


    Wird es wirklich so schlimm, Michael beginnt zu zählen, wie oft war er denn schon hier zur Urteilsverkündung, 6 mal oder war es schon 8 mal, und wie oft hat sich seine Hoffnung bestätigt für einige Tage, für einige Wochen, eigentlich war das in der Mehrzahl der Fälle so. Vielleicht auch heute? Warum eigentlich heute nicht? Ich will, dass sich heute meine Hoffnung bewahrheitet! Es darf einfach nicht sein, dass alles zu Ende ist.


    Aber immer wenn er ganz sicher war, dann kam die Ernüchterung, kam das Urteil, das sein Leben wertlos zu machen schien. Warten, wenn nur dies Warten nicht wäre. Dann endlich darf, muss er die letzten Schritte gehen, die Entscheidung steht bevor. „Alles in Ordnung“ Michael darf wieder hoffen, er darf wieder leben. Aber er weiß, in 6 Monaten wird seine Hoffnung, wird sein Leben wieder auf den Prüfstand gestellt, aber so lange darf er hoffen, hoffen weiterzuleben.


    Mike

  • Hoffnung durch den Tod
    In Erinnerung an Ofes und einen Unbekannten Spender


    Traurig stand ich am Fenster des Klinikums und schaue durch den Innenhof zur anderen Seite. Und dort in das zweite Fenster von rechts. Isolationsstation, da darf ich als Kind und mit meinen ganzen Bazillen und Viren, die aus der Schule so an mir kleben nicht rein.


    Ofes liegt da. Ich erkenne nur einen grau-schwarzen Schopf auf dem Kissen. Meine Tante steht daneben und winkt. Ich winke zurück und sehe wie sich seine Hand leicht bewegt. Gut, daß er nicht sieht, daß ich weine. Ich will nicht, daß er weiß wie traurig wir sind.


    Wir haben es ja alle kommen sehen. Immer schon hatte er Probleme mit dem Herzen. Immer schon die komische lange Narbe auf der Brust, wo sie ihm die Adern frei gepustet haben und Umleitungen zum Herzen gelegt haben, so hat Mama mir das erklärt, als ich Fünf war, jetzt bin ich 14 und weiß, daß man das Herzinfarkte und Bypässe und so nennt. Die Umleitungen finde ich trotzdem besser. Hören sich nicht so bedrohlich an.


    Nun ja, vor einigen Monaten ist dann halt eingetreten, wovor wir alle Angst hatten. Es ging ihm schlechter, nun ist er schon Monate im Krankenhaus, anfangs auf einer Herzstation, dann auf der Intensiv und nun ist er so geschwächt, daß man durch eine Chemikalienschleuse muß, bis man bei ihm sein darf und wir Kinder dürfen erst gar nicht hin.


    Durch die gegenüberliegenden Fenster sehe ich wie, meine Tante zu uns rüber kommt. Gemeinsam mit dem Arzt. Die Erwachsenen unterhalten sich, sie denken vermutlich ich verstehe nicht worum es geht, aber ich bin ja nicht taub, blind oder doof. Nur traurig bin ich, weil mein Lieblingsonkel da drüben ist und ich nicht zu ihm darf, obwohl es ihm schlecht geht. Ich würde ihn so gerne in den Arm nehmen.


    Ich höre den Arzt sagen: " Wir brauchen unbedingt ein Spenderherz, ohne Herz geht es nicht mehr. Wir können nichts mehr tun." Meine Tante weint, Mama nimmt sie in den Arm. Ich steh daneben und gucke meine Schuhe an.
    Wir winken noch mal zum weit entfernten Fenster und gehen.
    Abends sitze ich im Bett. Eigentlich habe ich beschlossen nicht an Gott zu glauben. Aber an diesem Abend bete ich, daß der liebe Gott einen Menschen sterben läßt, damit mein Onkel weiterleben kann und wir wieder Hoffnung haben dürfen.
    Als ich einschlafe denke ich: „Du bist ein gemeines fieses und selbstsüchtiges Kind.“
    Aber ich will doch nur meinen Onkel wieder haben.


    Kurze Zeit später wurde Ofes ein Spenderherz eingesetzt.
    Monate später breitete sich eine Pilzinfektion aus, das Herz wurde abgestoßen und mein Ofes starb.
    Dennoch hat dieses fremde Herz uns allen weitere Monate voller Hoffnung mit einem wunderbaren Menschen beschert.
    Wir werden euch nie vergessen.

  • Mandy beobachtete, wie die Sonne die Häuserfassaden in ein organgerotes Licht tauchte. Hier oben war es friedlich, nur gedämpft drang der Großstadtlärm bis zu ihrem Fluchtpunkt auf dem Dach. Hier war sie ungestört. Niemand tat ihr weh, nur die Erinnerungen schmerzten. Sie nahm noch einen Schluck aus der Flasche, die sie ihrer Mutter weggenommen hatte und dachte an die lange zurückliegende Zeit mit ihrer Großmutter.


    Bei Omi hatte sie ihre ersten 6 Lebensjahre verbracht, die glücklichsten ihres Lebens. Omi hatte sie liebgehabt und großgezogen. Dann war ihre Omi gestorben und ihre Mutter war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sie zu sich geholt. Sie hatte Mandy seit ihrer Geburt praktisch nie gesehen, bis auf die seltenen Besuche, bei denen sie versuchte, Geld für ihren Drogenkonsum zu erbetteln. Die Mutter hatte Mandy mit in die Großstadt genommen, seither lebten sie in dieser schmuddeligen Hochhaussiedlung. Mandy wurde immer stiller und trauriger, aber niemand schien es aufzufallen. Am wenigsten ihrer Mutter, die nur für ihren Stoff und dessen Beschaffung lebte.


    Vor vier Jahren war Gerd zu ihnen in die schäbige Wohnung gezogen. Anfangs hatte er Mandy nicht beachtet, aber an einem Nachmittag, als ihre Mutter nicht zuhause war, kam er zu Mandy ins Zimmer, setzte sich neben sie und erzählte ihr, dass sie jetzt alt genug für gewisse Dinge sei. Sie versuchte, seinem stinkenden Atem auszuweichen, als er sie küssen wollte. Aber er hielt sie fest und bohrte seine Zunge in ihren Mund. Mit der anderen Hand öffnete er seine Hose. Wie gelähmt vor Entsetzen starrte Mandy seinen erregierten Penis an. Gerd flüsterte ihr zu: „Fass ihn ruhig an, er ist schön. Du wirst sehen, es macht dir sicher Spaß, ihn zu streicheln.“ Mandy versuchte vergeblich, ihren Arm aus seiner Hand zu winden. „Los, fass ihn endlich an, du blöde Kuh.“ keuchte Gerd. Er presste Mandys Finger um seinen Penis und begann ihn mit rhythmischen Bewegungen ihrer und seiner Hand zu massieren. Mandy kniff die Augen zu, hörte nur seinen Atem immer schneller werden und spürte nach scheinbar endloser Zeit eine warme klebrige Flüssigkeit über ihre Finger laufen. Sie riss sich los und schloss sich im Bad ein. Seit dieser Zeit kam Gerd regelmäßig zu Mandy. Als sie 12 Jahre alt war, befand Gerd, dass sie es nun „richtig“ tun könnten und vergewaltigte sie zum ersten Mal. Diesen brennenden stechenden Schmerz spürte Mandy noch Monate später. Als Gerd sich keuchend von ihr rollte, übergab sich Mandy. Ihrer Mutter konnte sie es nicht erzählen, nur Manuela aus dem 3. Stock. Die starrte Mandy achselzuckend an: „Ja und? Das ist doch nix besonderes. Alle Väter ficken hier ihre Töchter, gewöhn dich besser dran.“


    Jetzt saß sie oben auf dem Dach in der sinkenden Sonne und erzählte ihrer Omi von ihrem Leid; auch von der ausgebliebenen Regel. Noch einen Schluck aus der fast leeren Wermutflasche. Dann stand sie auf, kletterte über die schmale Brüstung und flüsterte: „Omi gleich bin ich wieder bei dir:“ und ließ sich einfach fallen.

  • ..doch Hoffnung die hatte er, keine Frage das war bei ihm das letzte was ging ,als Optimist wie immer machte er sich an die Arbeit, Arbeit so sagen seine Freunde dazu, für ihn war das Hobby oder die schönste Sache der Welt nach der allerschönsten Nebensache der Welt und diese , tja davon schwirrte ihm noch der Kopf, diese hatte ihn eigentlich fest im Griff, es war ihm ja seit Geburt klar das "er" eigentlich das beste war was ihm seine Eltern zum Geschenk machen konnten, wer sonst ist schon so von sich überzeugt das er jeden morgen glücklich aufwacht und sich darüber freut das es ihn heute wieder gibt?


    Doch dieses mal hatte es ihn getroffen eigentlich kaum zu glauben ,diese hübschen Dinger gab es ja zuhauf,das ihm jetzt sowas passiert konnte er selbst nicht fassen, rotzfrech war sie gewesen genauso frech wie die Sommersprossen in ihrem Gesicht und grüne Augen , Grün..das war schon tiefgründig, sie haben so hell geleuchtet das er fast schweißnass an den Händen nach seiner coolen Ray Ban in den unergründlichen Tefen seiner Jackettasche suchte und sie mit einem leichtem Zittern hervorzog immer noch den Coolen mimte und endlich aufsetzte.


    Was war passiert, er konnte es immer noch nicht fassen,ein hübsches etwas hatte ihn fast aus der Fassung gebracht,er sass immer noch wie betäubt bei seinem Lieblingsitaliener die Pasta war ausgezeichnet gewesen fast hätte er sich nicht getraut seinen"con leche" mit ihr zu trinken ..er wollte ihn nicht verschütten...aber nun war sie weg ,..einfach weg..im Hintergrung spielte leise Zuccero....nein die Hoffnung gab er nicht auf sie wieder zu treffen, Zeit war für ihn nicht das Thema,die Frage war würde sie sich wieder melden?

    Ich interessiere mich deshalb so sehr für dir Zukunft,weil ich den Rest meines Lebens in ihr verbringe. (Lansky ist ein Fan von Wikileaks)

  • Entschuldigung, darf ich mich zu Ihnen setzen?
    Ja, natürlich sehe ich, daß noch genug andere Tische frei sind, aber ich habe den Eindruck, als könnten Sie etwas Ablenkung brauchen, als hätten Sie ein paar aufmunternde Worte bitter nötig.
    Ich will gleich mit der Tür ins Haus fallen: Tun Sie’s nicht! Keine Frau der Welt ist es das wert.
    Was? Fragen Sie doch nicht so scheinheilig. Sie wissen genau was ich meine. Ich beobachte Sie jetzt schon eine ganze Weile und mir ist nicht entgangen, daß sie wie hypnotisiert auf das Hotel da drüben starren. Ab und zu gleitet Ihr Blick dann an den Fenstern hinauf bis zum Dach.
    Ober, bringen Sie mir bitte noch ein Jever und für den Herrn einen ... was darf ich Ihnen anbieten? .... einen Bourbon.
    Ja, ich weiß was sie vorhaben. Da oben ist eine kleine Dachterasse, mit dem Hotelaufzug kommt man da ganz einfach rauf.
    Ach, das wissen Sie, Sie waren mal dort, mit der Frau, wegen der Sie jetzt so verzweifelt sind.
    Haben Sie schon mal an die Folgen gedacht? Jemand könnte zufällig gerade unten auf der Straße vorbeigehen, jemand den Sie in den Tod mitreißen oder der dadurch körperliche oder geistige Verletzungen davonträgt.
    Glauben Sie mir, so ein Sprung ist auch nicht immer tödlich. Wenn Sie Pech haben, bleiben Sie für den Rest Ihres Lebens ein Krüppel. Das wollen Sie doch nicht, oder?
    Na also, Sie lachen! Etwas süßsauer zwar, aber immerhin!
    Jetzt nehmen Sie erst mal einen Schluck, wird Ihnen gut tun! Prost!
    Ja, ja, die Frauen!
    Erzählen Sie mir ruhig mehr, ich bin ein guter Zuhörer. Sie hat Sie also verlassen wegen einem anderen?
    Wegen einem guten Freund noch dazu, das ist bitter!
    Klar sind Sie jetzt enttäuscht, das ist doch nur menschlich.
    Wie, warum sollte sie Sie nie geliebt haben?
    Das sehe ich nicht so, das muß nicht so sein. Manchmal sterben Gefühle eben. Einer der Partner verliebt sich in einen anderen, beziehungsweise in eine andere. Das kommt schon mal vor.
    Nein, deswegen brauchen Sie sich nicht schuldig zu fühlen.
    Und ob Sie das verhindern hätten können, das bezweifle ich.
    Prost!
    Da, die junge Frau dort drüben. Sie hat schon ein paar Mal in Ihre Richtung geschaut und Sie haben es gar nicht gemerkt.
    Ja, sie sieht nett aus, finde ich auch! Und sie ist hier auch allein.
    Sehen Sie, jetzt blickt sie schon wieder her. Nun lächeln Sie doch mal zurück!
    Na, es geht doch! Sie sehen gleich viel entspannter aus, nicht mehr so verschlossen.
    Wie bitte? Ich komme Ihnen irgendwie bekannt vor. Sie haben den Eindruck, daß wir uns früher schon mal begegegnet sind?
    Das ist gut möglich.
    Oh, Entschuldigung, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.
    Gestatten, Hoffnung ist der Name.

  • Das Meer besteht weiter
    auch wenn in ihm schon Schiffe versunken sind


    Das Feuer besteht weiter
    auch wenn es schon Wälder verschlungen hat


    Der Wind besteht weiter
    auch wenn er schon Häuser mitgerissen hat


    Die Erde besteht weiter
    auch wenn sie schon gebebt hat


    Alles geht weiter


    P.S.: Ich schiebs mal auf die Hitze, dass ich nicht mehr zu Stande gebracht hab...

  • 6Uhr30, 00 Sekunden.



    Arbeitsbeginn der ersten Staffel des Laboratoriums S114, 2.Sektion des 24 Stockwerkes. Herein kam Dirigent S-114, unternahm einen kurzen Kontrollgang durch den Raum und widmete sich dann seinen Angestellten, die ihm kerzengerade in einer Reihe gegenüberstanden. Ein Dutzend grauer Augenpaare waren starr auf den Dirigenten gerichtet.
    „Guten Morgen, Gentlemen. An die Arbeit.“


    Kaum war der letzte Laut seiner tonlosen Stimme verklungen, löste sich die Reihe der Mitarbeiter in ihre Einzelteile auf, als jeder seiner speziellen Tätigkeit nachging.
    Wie immer war es der Neue, BLW-364, der sich um die Fütterung der Objekte kümmern musste, eine Arbeit, die er schnell und präzise erledigte.


    Nach 10 Minuten und 16 Sekunden trat ein Mitarbeiter von einem der überdimensionalen Käfige zurück und erstattete seinem Vorgesetzten folgenden Bericht:
    „Die Mäuse, Sir, sind tot. Gerade mal 12 Tage.“
    Dirigent S-114 blickte teilnahmslos auf die kleinen Mäusekörper, die überall im künstlichen Labyrinth des Käfigs herumlagen.
    „Notieren Sie, BLW-145, dass wir mit den Mäusen keinen Erfolg hatten.“
    Ein wortloses Einverständnis des Mitarbeiters, bevor ein zweiter Mann mit grauen Augen sich beim Dirigenten meldete.
    „Die Affen, Sir, machen es nicht mehr lange. Sie sitzen nur noch zusammengekauert in einer Ecke und reagieren weder auf physische noch auf psychische Stimuli.“
    „Wie lange hielten die Affen bisher, BLW-201?“, erkundigte sich Dirigent S-114 und ging einige Schritte weiter, um sich die völlig verstörten Tiere anzusehen.
    „21 Tage, 4 Stunden und 23…24 Sekunden, Sir“, erwiderte BLW-201.


    „Das ist unlogisch“, stellte Dirigent S114 fest, als er an endlosen Reihen durchsichtiger Käfige vorbeiging. „Die Affen sind ihnen doch am Ähnlichsten.“


    Ganz hinten im sterilen Raum des Laboratoriums stand ein weiterer durchsichtiger Käfig. Wortlos sahen der Vorgesetzte und die beiden Mitarbeiter dabei zu, wie einige Lebewesen darin herumirrten und verzweifelt versuchten, ihren Weg aus einem holographischen Labyrinth zu finden.


    Mitarbeiter BLW-101, der für diese Spezies verantwortlich war, stellte sich dazu, um seinen Vorgesetzten aufzuklären.
    “Wie lange schon, BLW-101?“
    „Genau 62 Tage, 15 Stunden, 4 Sekunden, Sir“, antwortete der große Mann mit leicht metallisch klingender Stimme.


    „Das ist unlogisch“, stellte Dirigent S-114 erneut fest und betrachtete die seltsamen Kreaturen. „Wie kann es sein, dass diese Spezies weiterhin durchhält, obwohl sie mathematisch nicht als Stärkste in Frage kommt?“


    Mitarbeiter BLW-101 wusste es nicht und ging daher in logischer Reihenfolge zu Punkt zwei seines Berichtes über.
    „Das ist in der Tat unlogisch, Sir. Mir ist jedoch aufgefallen, dass sie nach wie vor miteinander kommunizieren und in ihrem Vokabular ein einzelnes Wort immer wieder vorkommt.“
    „Welches Wort?“, erkundigte sich Dirigent S-114 bei seinem Mitarbeiter.
    „Hoffnung, Sir. Können Sie etwas damit anfangen?


    Vielleicht hätte Dirigent S-114 in jenem Augenblick verständnislos den Kopf geschüttelt, wenn er für diese Bewegung programmiert worden wäre. So sehr er in seiner Gigabyte schweren Datenbank auch suchte, dieses Wort „Hoffnung“ war einfach unauffindbar.
    „Welch unlogische Spezies diese Menschen doch sind“, meinte Dirigent S-114 - für seine Verhältnisse - sehr philosophisch und setzte sein Metalskelett in Bewegung, um dem Hauptcomputer die neusten erstaunlichen Resultate des Experiments zukommen zu lassen.



    ((P.S: Edit wegen eines **** HTML Fehlers!))

  • Martin lehnt an dem Mauervorsprung und schaut den drei Mädchen nach, die mit wippenden Pos an vorbeiziehen und die Nasen in die Luft recken. Lissi in der Mitte. Lissi, immer nur Lissi. Das Wort geht ihm im Kopf um wie ein Zwingerhund. Wenn er sie sieht, stößt er die Hände in die Taschen seiner Jeans und läßt den Kopf vornüberkippen, damit niemand seine heißen Backen bemerkt. Lissi. Weißes Top, hellblauer Minirock, aus dem der Tanga lugt. Nur ein bißchen. Und unter dem Top hüpfen lustig die Brüste. Verdammt noch mal, daß die Weiber sich anziehen müssen, als wären sie lieber nackt. Aber wehe, du guckst hin oder quatschst sie an!
    Der Gong röhrt über den Hof. Martin wischt sich über die Nase und greift sich die die Schultasche. Keine Lust. Absolut keine Lust. Und ausgerechnet Mathe. Er kann Mathe, das ist nicht das Problem. Auch Lissi kann Mathe. Verdammt gut sogar. Dabei ist sie ein Mädchen, und der Seifert nimmt sie nie dran, der alte Chauvi. Martin schneuzt sich ins Gebüsch. Typisch Lehrer.
    Der Gong tönt zum zweiten Mal. Martin nimmt die Brille ab und wischt sie am Hemdzipfel ab. Die meisten Schüler hat der graue Kasten schon verschluckt. Neben der Schultür ein Fleck, ein Schemen, oben weiß, in der Mitte jeansblau, darunter rosa, wie Haut eben ist. O nein. Er fährt sich durchs Haar, läßt die Tasche schaukeln. Cool bleiben. Im Näherkommen setzt er die Brille auf. Und stutzt. Das ist Lissis Gesicht, und sie lächelt.
    „Was ist? Meinst du, wir könnten einmal auf den Seifert verzichten?“ sagt sie und legt den Kopf schief.
    Wir schreiben am Montag die Arbeit! gellt es in ihm, und er schaut sie an. Blaue Augen. Sommersprossen. Eine kleine vorwitzige Nase -- alles möchte er sich einprägen, also schaut er sie an. Bis sie sich von der Mauer abstößt. Ihre Finger schieben sich zwischen seine. Warme Finger. Schließen sich um seine Hand. „Gehn wir!“
    Als sie ihn herumdreht, glaubt Martin zu schweben.

  • Es ertönt wie ein Klopfen an eine Tür. Jedesmal, wenn jemand aus meiner ICQ-Liste online geht, bekomme ich ein akustisches Signal. Manchmal löst es Emotionen in mir aus und ich zucke zusammen. Zucke zusammen, wenn ich mir eine bestimmte Person online wünsche. Dann bin ich nur eine winzige Handbewegung und einen Klick von der Realität entfernt.


    Bilder schießen mir durch den Kopf. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich endlich wieder deinen Namen aufblinken sehen würde. Aber nichts.
    An dem Tag, als ich es erfahren habe, saß ich stundenlang vor meinem PC. Und habe gehofft.


    Es hat oft geklopft. Jedesmal wieder diese Aufruhr in mir, wollte doch nur ein Lebenszeichen wahrnehmen. Aufregung und kurz darauf bittere Ernüchterung. Enttäuschung. Ein Spiel, das meine Gefühle mit mir spielten, und mich beinahe wahnsinnig machte.


    Je länger ich saß und betete, endlich „Di“ in meinem Fenster zu sehen, desto schmerzlicher wurde alles. Meine Hoffnung, mein Wunsch, dass alles anders war, als es meine Mutter mir berichtete, war der einzige Antrieb.


    Tränen der kurzweiligen Verzweiflung weinte ich. Ich war zu feige, deine Eltern anzurufen. Oder jemanden, der besser Bescheid wußte. Und ich bin mir jetzt auch gar nicht mehr sicher, ob ich wirklich Gewissheit wollte.


    Nils schritt durch meine Tür. Ich sah ihn nur kurz an, da ich nicht vom Monitor lassen wollte. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob und was er gesagt hat. Nach einigen Momenten vernahm ich erst leises, dann heftiges Schluchzen an meiner Seite. Kurz darauf vereinte es sich mit meinem. Ich glaube, das ganze Haus hat uns gehört.


    Tränen der Trauer weinten wir. Das war der Augenblick, als Gewissheit kam. Aber Hoffnung? Die verschwand nicht. Sie wurde kleiner. Und wenn ich ehrlich bin, ist sie bis heute nicht verschwunden.


    Deine Beerdigung, Maus, war das Schlimmste, was ich bis jetzt erlebt habe. Die Musik, die Menschen, der Sarg.
    Du bist tot? Nein, du bist nur nicht mehr hier. Deine Seele ist doch da. Ich kann sie fühlen. Wer will mir denn weis machen, dass du dich umgebracht hast? Ich spür dich doch. Und ich sehe deinen Namen in meiner Liste.


    Gelöscht habe ich dich nie. Du kannst jederzeit online gehen. Und jedesmal, wenn es „klopf klopf“ macht, denk ich an dich. Weil ich hoffe, dass du hier irgendwo bist.... ... ich weiß es ... ...



    o.l.



    [In Erinnerung an Diana.
    Ich denk an dich, Maus.]

    nicht jede holzart kann uns dienen, zur konstruktion von violinen

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