'Professor Unrat' - Kapitel 01

  • Guten Morgen!


    Geht es los?
    Ich freu mich seit Wochen auf diese Leserunde und bedank' mich gleich einmal bei den Initiatoren - fuer mich ist das eine richtig tolle Idee, die zur rechten Zeit kommt. Ich habe das Buch als Heinrich-Mann-begeisterte Studentin gelesen (und dass das inzwischen SEHR lange her ist, will mir noch immer nicht glaubhaft scheinen), und mir ist - neben vielem, was ich mochte - in Erinnerung geblieben, dass es mich sprachlich enttaeuscht hat, dass ich es "schlampig" fand.
    Offenbar war ich damals wesentlich verwoehnter als heute! Mir fehlt naemlich schon jetzt Magali, die den Roman nicht mag (und die sich ja vielleicht doch noch ueberreden laesst, uns zu begleiten?) und mich hindert, hier Arien zu singen. Kurz und gut: beim neuerlichen Anlesen nach mehr als fuenfzehn Jahren hab ich von Abschnitt zu Abschnitt meine diebische Freude:
    "Er machte Heinesche Gedichte und liebte eine dreissigjaehrige Dame" - ist das nicht einfach unwiderstehlich ins Schwarze gelocht?
    Und dann der Schulaufsatz des Lohmann - eine bildhuebsche, kleine Glanzleistung!
    Natuerlich hat Mann es sich nicht eben schwer gemacht, indem er seine Kuebel Widerwillen ueber den Professor ausschuettet, natuerlich ist von der Erklaerlichkeit eines Diederich Hessling hier nichts zu spueren. Aber das hindert mich keinesfalls, mich an diesem Beissen und Fletschen zu ergoetzen. Die Darstellung einer Fixierung - "bei seinem Namen genannt", "gefasst" -, bei der der Schrifsteller selbst nach nur wenigen Seiten fixiert erscheint, ist nicht sonderlich differenziert, die Feinzeichnung fehlt, das gebe ich unumwunden zu - aber als grosser, lockerer Wurf trifft es geradewegs in den Korb und ist ein praechtiges Vergnuegen!


    Finde ich.


    Ich freu' mich jedenfalls sehr an meiner Wiederbegegnung mit dem alten Unrat und auf unsere Gespraeche hier.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Die Darstellung einer Fixierung - "bei seinem Namen genannt", "gefasst" -, bei der der Schrifsteller selbst nach nur wenigen Seiten fixiert erscheint, ist nicht sonderlich differenziert, die Feinzeichnung fehlt, das gebe ich unumwunden zu - aber als grosser, lockerer Wurf trifft es geradewegs in den Korb und ist ein praechtiges Vergnuegen!


    Hallo! :wave
    Da ich das Buch gerade erst lese, möchte und kann ich noch keine Bewertung des Romans abgeben. Mir sind in dem ersten Kapitel die Erzählperspektive und die Sprache des Erzählers nicht ganz klar. An einigen Stellen übernimmt meiner Wahrnehmung nach der Erzähler die Sprache von Unrat. Indem er bspw. wiederholt das Wort "gefasst" gebraucht oder auch, indem der Erzähler selbst nicht etwa von "Professor Raat" spricht, sondern ihn "Professor Unrat" oder "Unrat" nennt. Deshalb ist für mich diese mangelnde Differenzierung eher Ausdruck eines Defizits der Figur des Professors.

  • (Hurra, ich bin nicht mehr alleine)


    Ja, da hast Du zweifellos Recht - wenn man moderne Romane gewohnt ist, ist dieser Umgang mit der Erzaehlperspektive, das staendige Einschalten des allwissenden Erklaerers und Kommentierers, erst einmal ueberraschend, wenn nicht gar befremdend. (Ich habe mir vor kurzem wieder einmal die spezielle Freude eines nur wenig spaeter entstandenen Romans von Jakob Wassermann gegoennt, wo sozusagen jeder Schritt der Figur anschliessend vom Erzaehler psychologisch erklaert und haeufig auch gerechtfertigt wird.) Tatsaechlich uebertreibt es Mann fuer meinen Geschmack recht bald, indem er seinen Unrat regelrecht mit Beschimpfungen wirft und mir das Urteil offenbar abnehmen moechte.
    Ich lasse es mir aber nicht abnehmen. Je mehr der Verfasser gegen die Figur wettert, desto staerker regt sich in mir eine Art von Mitgefuehl, die der "zaertlichen Komik" der einstigen Schueler nicht unaehnlich ist. (Dies aber gehoert nicht mehr in den Ordner zu Kapitel Eins.) Und das rechne ich wiederum dem Herrn Mann an: geschickt gemacht!


    Alles Liebe von Charlie

  • Was mich überrascht, ist nicht, dass es einen auktorialen Erzähler gibt, sondern dass die Erzählperspektive nicht durchgängig ist. Von einem allwissenden Erzähler würde ich erwarten, dass er (losgelöst von den Figuren) eine eigene Sprache hat. Der Erzähler hier wechselt aber seine Sprache und an einigen Stellen übernimmt er Ausdrücke von Unrat. "Fassen" ist eigentlich ein Wort, das dem Wortschatz der Figur des Unrats zuzurechnen ist. Wenn es sich hier durchgängig um einen allwissenden Erzähler handeln würde, der kommentiert und erklärt, würde er in seiner eigenen Sprache sprechen und nicht in der Sprache Unrats.


    Weißt du, warum sich hier sonst noch niemand gemeldet hat?

  • Findest Du nicht, der Erzaehler ironisiert (und das ist recht harmlos ausgedrueckt ...) die Sprache und besonders die sprachliche Fixierung und Beschraenkung Unrats? Auch dies nicht mehr in Kapitel Eins gehoerig - aber die Zahl der in Anfuehrungszeichen gesetzten Worte waechst ja staendig. Der Erzaehler - und in dem Fall damit der Verfasser - legt hoechsten Wert darauf, sich bestaendig von der Figur zu distanzieren (was ich uebrigens nicht unproblematisch finde. Mann behaelt das ja bei, geht aber selbst mit Diederich Hessling doch deutlich empathischer um. Finde ich).


    Ich hoffe, die anderen stossen bald zu uns. Vielleicht hat da einfach ein anderes Buch ein paar Tage laenger in Anspruch genommen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Da ich den Roman gerade erst lese, weiß ich natürlich nicht, wie er sich später noch entwickeln wird. Und den "Untertan" habe ich zwar gelesen, aber das ist schon einige Jahre her und ich kann nicht mehr genau an die Erzählsituation erinnern. Nur verschwommen.


    Vielleicht sind Beispiele hilfreich. Im ersten Kapitel sind Ausdrücke wie "Kabuff", "fassen" und "nichts beweisen" in Anführungszeichen gesetzt. Meiner Meinung nach, weil sie Zitate aus der Sprache des Unrats sind. Die Erzählperspektiven verwischen sich.


    Mein Eindruck ist nicht, dass der Erzähler den Unrat beschimpft, sondern dass er ihn karrikiert, grotesk, lächerlich erscheinen lässt.


    Ich finde es ganz anschaulich, wie Mann den Tyrannen (siehe Untertitel des Romans) in seinem Reich, nämlich der Schule, darstellt. Es wird deutlich, welche Machtmittel ihm zur Verfügung stehen, aber auch wie sich seine Schüler dagegen "wehren". Und wie hilflos er trotz seiner Machtposition in manchen Sitiuationen ist.

  • Oh ja!
    Und dass die Schule fuer ihn keine Grenze hat, dass er die Schule nie wirklich verlassen kann, finde ich auch sehr ueberzeugend. Das ist so eine Stelle uebrigens, wo ich als moderner Leser ploetzlich denke: das haette der Verfasser gar nicht so vehement behaupten muessen, das sehe ich auch so...


    Alles Liebe von Charlie


    P.S.: Ich hab den Untertan auch lange nicht mehr gelesen, habe ihn jetzt aber schon auf den Schreibtisch gelegt. Das finde ich besonders schoen an Leserunden - die Lese- und Wiederleseideen, auf die man kommt.

  • Ach so, ich verstehe! Ich glaube, mich stört das nicht so.


    Ein Vergleich mit dem "Untertan" ist ganz bestimmt sehr interessant und sollte auch bestimmt hier angestellt und diskutiert werden. Vielleicht bietet es sich aber eher an, das am Ende des Buches zu tun.


    Was hältst du von dem Lohmann? Von dem können wir sicherlich noch einiges erwarten.

  • Da stimme ich Dir unbedingt zu - eine dieser mit fuenf Strichen deutlich sichtbar gezeichneten Figuren, die, auch wenn Mann natuerlich typisiert, gleich leben und sichtbar werden.


    Liebe Leseruendler, wo seid Ihr?
    Taki und ich wollen den Ordner nicht ganz alleine fuellen (zumal ich gleich in die Wanderstiefel springen muss).


    Sich auf mehr Eindruecke freuend gruesst
    Charlie

  • Ich stosse jetzt auch zu euch.
    Dies ist der Roman von Heinrich Mann, den ich als erstes von ihm gelesen habe. Jetzt lese ich ihn nach Jahren zum dritten Mal und empfinde ihn stilistisch immer noch als frisch, auf jeden Fall als amüsant.
    Es macht Spaß Heinrich Mann mal wieder zu lesen. An einigen seiner Romane habe ich kein so großes Interesse. Aber den Roman Professor Unrat finde ich ebenso gut wie Klaus Manns Mephisto oder Thomas Manns Tonio Kröger. Damit will ich die Bücher jetzt nicht vergleichen, sie haben bei mir nur ungefähr den gleichen Stellenwert.


    Zitat

    Original von Charlie
    ..., desto staerker regt sich in mir eine Art von Mitgefuehl, die der "zaertlichen Komik" der einstigen Schueler nicht unaehnlich ist.


    Unrat ist für mich eine spannendere Figur als die Schüler, die elitär auftreten und unsympathisch sind.


    Zitat

    Original von taki32
    Im ersten Kapitel sind Ausdrücke wie "Kabuff", "fassen" und "nichts beweisen" in Anführungszeichen gesetzt. Meiner Meinung nach, weil sie Zitate aus der Sprache des Unrats sind. Die Erzählperspektiven verwischen sich.


    Mein Eindruck ist nicht, dass der Erzähler den Unrat beschimpft, sondern dass er ihn karrikiert, grotesk, lächerlich erscheinen lässt.


    Heinrich Manns Absicht zu Beginn des Romans war vermutlich, dass Unrat als sehr negative Figur auftritt. Sozusagen als Rache an seine Lehrer. Bei Thomas Manns Buddenbrook gibt es ja auch die Szenen mit Hanno in der Schule, bei denen THomas Mann das Schulsystem für Individualisten als unzuträglich kennzeichnet.
    Hatte Heinrich Mann trotzdem vor, beim Leser Mitleid, sogar Sympathie für Unrat entstehen zu lassen, oder ist das ein Unfall des Autoren?
    Wäre es anders, würde das Buch vermutlich kaum noch gelesen.


    Unrats Leben besteht fast nur aus der Schulwelt. Er kennt praktisch nichts anderes und ist fast gleichwertig wie die Schüler, er befindet sich nur auf der anderen Seite. Für mich war es nicht überflüssig, dass Heinrich Mann es explizit erwähnt.
    Ansonsten verwendet Unrat teilweise sogar die gleiche Sprache wie die Schüler.
    Seine Methoden sind mehr als grenzwertig. Wenn er zum Beispiel Schüler verfolgt, nur weil deren Familienmitglieder schon vorher seine „Feinde“ waren.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Oh, ihr seid ja schon fleißig!
    Hab völlig nen Datumsvergissmeinicht gehabt und bin ab morgen dabei!


    :wave


    Hmmm, morgen war gestern. Kein Waldläufer als Leserundeninitiatorin, die meisten angemeldeten TeilnehmerInnen sind auch nicht da.


    ?(


    Vielleicht wurde die Leserunde abgesagt, nur ich weiß nicht Bescheid. :gruebel


    Für Fastnacht ist es noch zu früh, den 1. April haben wir auch noch nicht. :gruebel


    Oder habe ich irgendetwas falsch gemacht? :rolleyes Dann sage man mir das bitte.


    Da hier heute nichts gepostet wurde und Monologe ja sicherlich nicht Sinn einer Leserunde sind, werde ich das Buch nun im stillen Kämmerlein allein weiterlesen. :lesend


    :wave


    .

  • Entschuldige, ich hab grad den Arbeitsaufwand eines Projektes unterschätzt und weiß nichtmehr wo vorn und hinten ist, das war im Dezember noch nicht abzusehen. Werde aber mitmischen. Nur nicht vor Samstag, entschuldigt. Wo die anderen aber sind, frage ich mich ebenfalls.

  • Schoen, dass Du's noch schaffst, Waldlaeufer - zu viert werden wir den Heinrich schon stemmen, und vielleicht verfuehren wir ja doch noch jemanden?


    Ich muss mich auch fuer meine Fehlzeit entschuldigen, habe mir auf Recherche ein bloedes Virus in die Mandeln gesteckt, was mich zwar nicht vom Lesen, aber vom viel Posten abgehalten hat. Jetzt schau ich wieder halbwegs geradeaus und bin an Bord. Sorry, Taki! Bitte nicht abspringen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Es ist schon einige Zeit her, dass ich den Untertan gelesen habe. Dennoch bemerke ich einige Ähnlichkeiten im Anlesen des Unrats. Irgendwie nähert man sich der Figur und deren Geschichte mit einer seltsamen Befremdlichkeit. Auf der einen Seite lässt sich eine gewisse Distanz nicht leugnen, denn Unrat wird nicht so recht sympathisch, soll es auch nicht sein, und tritt ebenfalls nicht als aktiver Träger (Handlungsursprung) der Handlung auf. (Anstösse zur Handlungsentwicklung findet über die Schüler statt, speziell Lohmann, denn Unrat selbst handelt beim zündenden Alass (von Erztum, Lohmann) nach gewohntem Muster des "Fassens" und "Reinlegens".) Einzige Ausnahme ist das Erblicken von Rosa im Heft Lohmanns. Insofern wird hier bereits ein Weg aus dem bislang restriktiven Schulrahmen, bzw. seines bisherigen Handlungsspielraumes angedeutet. Für den Wandel von einer eher passivischen Figur wird hier der der Beginn markiert. Auffallend hierbei ist auch das Auseinanderfallen der Satzstruktur (zerteilte Gedanken/Worrfetzen, getrennt und doch verbunden über die Gedankenstriche). Irgendetwas löst sich (auf), die situative Empörung ist eine andere als die beim "Nennen des Namens". Sie liegt außerhalb des bisherigen Schulrahmens.
    Auf der anderen Seite beginnt Unrat natürlich auch ein gewisses Mitgefühl auf sich zu ziehen. Nein, mögen will ihn keiner. Und mit der Zeit bekommt man auch einen Eindruck warum. Nein, mögen würde ich ihn ebenfalls nicht. Man ist als Leser wie bei Heßling gefangen zwischen fasziniertem Ekel und distanziertem Mitgefühl. Diese Ambiquität fesselt eigentlich. Und so ist es auch spannend, wie man einen Eindruck von Unrat hier einerseits lebendig, andererseits konserviert erhält. Die Worte des Erzählers sind dem Gebrauch von Unrat und der Klasse angeglichen, was auch viele ebenso bemerkenswert finden, wie ich gelesen habe. Irgendwie kommt man selbst als Leser ebenfalls nicht raus aus der Schule. Man bleibt gefangen in diesem Modus des Geschehens. Nur die Anführungszeichen geben noch eine gewisse Distanz, womit, so empfinde ich es, die unterscheidbare Rolle (von Unrat gegenüber den Schülern) als Erwachsener noch halbwegs rechtfertigt wird. Eine Distanz, etwas ironisch. Auch wenn Unrat es bitterernst meint. Aber zumindest wird so noch eine Distanz zwischen Erzähler und Geschichte kenntlich.
    Was den Wechsel der Perspektiven angeht, so war der für mich eine Art Stream of Consciousness light. Und daran angelehnte Stile mag ich, insofern bin ich mal gespannt, wie das weiter entwickelt wird.


    Einige Sätze haben es mir besonders angetan. Die finden sich an mehreren Stellen: Nicht nur der Text Lohmanns (genial!), sondern auch kleine Charakteristiken, wie die Beschreibung von Unrats Sprache. Wie er sich die "albernen kleinen Flickworte" angewöhnt hat, wegen seines Griechisch-Unterrichts. Da hab ich derart gefeiert! Gerade solche Konstruktionen wie "denn also", die nicht nur unschön, sondern völlig überflüssig sind, gewöhnt man sich beim Griechischen (was ungemein, unglaublich reich an Partikeln ist) an. Meine damalige Griechischlehrerin meinte auch mal zu mir: Machen Sie keinen Essay draus. Sie benutzen viel zu viele Füllwörter. (Nicht, dass wir eine gewisse Ähnlichkeit besaßen...) Diese Stelle hat mich einfach nochmal dran erinnert, was Altsprachen für seltsame Folgen haben, und woran man in der Regel solche Leute genuin erkennt.



    Interessant fand ich auch die Namenswahl. Angst für den strebsamen, autoritätsängstlichen Primus. Was irgendwie fast zu deutlich ist. Kieselack für denjenigen, der gerne mitstänkert und anstiftet, aber nicht dazu steht/ gerade steht. Der Name gefällt mir! Klingt irgendwie kleingeistig und piesackend (Kiesel) sowie Fassade (Lack). Mit der Wahl von "von Erztum" und "Lohmann" hab ich noch nicht so recht den Zugang gefunden. Was war eure Assoziation bisher?


    Ehrlich gesagt, habe ich aber eine Beschreibung nicht ganz verstanden: er sprach mit einer "begrabenen Stimme". Hat jemand eine Erklärung für mich? Noch kann ich mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Wobei es irgendwie eine bemerkenswerte Formulierung ist.


    So, das als erster Eindruck zum ersten Kapitel. Morgen les ich das zweite.
    Entschuldigt nochmal die Verspätung.


    Taki

    Entschuldige. Hatte die Tage rinks von lechts nicht mehr trennen können.

  • Das Obst esse ich lieber auf, Waldläufer. :grin


    Ich war irritiert, weil du in anderen Threads noch gepostet hast (Anfänger-Autoren). :nono


    Toll, was du zum ersten Kapitel geschrieben hast! Bitte, bitte verlass uns nicht gleich wieder!!! Es gibt ja noch 14 Threads zu diesem Buch, die noch völlig verwaist sind.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    er sprach mit einer "begrabenen Stimme".


    Unrats Stimme ist ein Fall für sich. Und sehr variabel.


    Mal zischt er (Setzen!), er faucht (S.17), schrie erstickt, dann schwoll seine Stimme unterirdisch an, dann wenn er die Klasse im Griff hat, bemerkt er etwas gleichmütig, während er innerlich jubelierte, seine Stimme bebt (S.23). Unrat ist immer emotional beteiligt, immerhin!
    Somit hat Unrat etwas von einem Schauspieler. Das finde ich für einen Lehrer, der sich auf verschiedene Situationen einstellen muss, schon realistisch.

  • Taki
    Erwischt. Den Tag hätt (und hab) ich aber auch nur Unrat verfassst.
    Nur das Obst hättest du mir dennoch gönnen können. Nun muss ich doch noch in die Küche. Mist, aber auch. Ansonsten bin ich nun regelmäßig dabei. Das hatte letzte Woche wirklich nicht recht hinhauen wollen.


    Herr Palomar
    Danke, stimmt. Ich frage mich nur, weshalb er speziell "begrabene Stimme" schreibt. Die Variabilität ist ja trotzdem was anderes. (Wobei die wirklich toll zum Ausdruck kommt, wie du nochmal gezeigt hast. Wie expressiv sein Sprechen charakterisiert wird, ist echt toll.)
    Der Ausdruck begraben ist irgendwie für mich nur seltsam. Wobei der Satz "Unrats Brust arbeitete heftig" erstmal andeutet, dass sie vielleicht wegen des Luftmangels begraben und somit durch irgendetwas verdeckt, erstickt ist. Unter dem Atmen/Prusten eben begraben. Andererseits geht es weiter mit "schließlich sagte er mit seiner (!) begrabenen Stimme". Durch das "seiner" wird irgendwie eine Verbindung angedeutet, die permanenter ist. Das Attribut begraben scheint der Stimme nicht nur akzidentiell und zufällig zuzukommen, sondern wirklich eine feste Eigenschaft zu sein. Und da ist das begaben irgendwie... ach, irgendwie... seltsam.
    Könnte mit begraben sowas wie "belegte Stimme" gemeint sein?


    So, und gut Nacht für heute. Mich haut es gleich aus den Socken.
    :wave

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Interessant fand ich auch die Namenswahl.
    ...
    Mit der Wahl von "von Erztum" und "Lohmann" hab ich noch nicht so recht den Zugang gefunden. Was war eure Assoziation bisher?


    Bei Lohmann denke ich an Heinrich mann in einer jungen Ausgabe, also ein wenig schmeichelndes Selbstportrait, da Lohmann "statt Schulbildung durch die Erwerbung einer literarischen Bildung in Anspruch genommen ist".


    Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Ich frage mich nur, weshalb er speziell "begrabene Stimme" schreibt.
    ...
    Könnte mit begraben sowas wie "belegte Stimme" gemeint sein?


    Begrabene Stimme klingt für mich wie „getragen“, nur nicht so pathetisch und langweilig.
    Sehr gefasst und „wie aus einem Grab“ ruhig und bedrohlich.
    Ich denke da an die Stimme des Schauspielers Vincent Price.