Silvana Klein - Affenliebe

  • Wenn man den Titel liest, denkt man, naja was die wohl zu erzählen hat...


    ... danach klein daneben geschrieben - "Die Geschichte eines Entzugs" und auf der Rückseite beginnt der erste Abschnitt mit:


    "Das erste Mal kam ich mit LSD in Berührung, als ich im Fruchtwasser meiner lieben Mama schwamm."


    Eine Autobiographie, die man nicht so oft in die Hand bekommt. Erschreckend, wie wenig Gedanken sich Mütter machen, die ein ungeborenes Kind in sich tragen...


    Klappentext:
    Silvana ist ganz unten aufgewachsen. Ihre Mutter, tablettenabhängig und jeder Art von Drogen von LSD bis zu Heroin verfallen, häufig von Obdachlosigkeit bedroht und am Rande des völligen Absturzes balancierend, konnte der Tochter nicht die einfachste Geborgenheit bieten.


    Vielmehr fühlt sich schon das kleine Mädchen für die Mutter verantwortlich, versucht sie zu beschützen und vor den Schlägen der Stiefväter zu bewahren. So wächst Silvana auf, bemüht, sich einen minimalen Raum der Normalität zu bewahren und Schulfreunden gegenüber eine gewisse Fassade aufrecht zu halten. Erschütternd zum Beispiel der Moment, als dem Kind aufgeht, dass sein eigenes, zunächst doch ganz selbstverständlich angenommenes Leben wohl doch nicht so normal ist, dass die Eltern ihrer Klassenkameraden morgens keine Pillen zum Antörnen und abends keine zum Runterkommen einwerfen.


    Dann gleitet sie selbst ab, raucht zu Hause Joints und zweigt Heroin aus den für die Mutter bestimmten Lieferungen ab. Es folgen Beschaffungskriminalität, Babystrich und zunehmende Verwahrlosung. Am Ende gelingt es ihr, nach Selbstmordversuchen und vielfältigen Abstürzen, eine harte Therapie erfolgreich zu absolvieren.


    Sie ist jetzt seit zwölf Jahren clean, hat sich dem alten Milieu entzogen und eine eigene Existenz aufgebaut. Ein Wunder nach der Vorgeschichte. Doch das eigentliche Wunder ist, dass Silvana in ihrer Kindheit und Jugend so genau hingesehen hat und die Kraft besaß, die eigene Geschichte aufzuschreiben. Ein unsentimentales und anrührendes Buch, das authentisch aus einer verdrängten Welt berichtet.

  • Mensch, das hab ich auch vor gut 2 Jahren gelesen...


    War schon heftig....


    Eigentlich gehört es in die Autobiographien, oder was meinst Du, Lilli ?

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich habe das Buch gerade letzte Woche gelesen.


    Es war sehr gut geschrieben. Ich konnte es nicht wieder aus der Hand legen. Gut waren die Details bis in die früheste Kindheit und die einzelnen Schauplätze und Mitmenschen beschrieben.


    Das Buch hat mich doch sehr zum Nachdenken angeregt und oftmals tauchte für mich die Frage auf "und warum gucken die alarmierten Behörden da weg?" Toll ist auch der Beginn des Umdenkens und der Versuch des Ausstiegs bis zur Therapie.


    Für mich ist das Buch sehr lesenswert.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)