Jonathan Tropper: Enthüllt

  • Troppermüde


    Zack hat einen wirklich total blöden Job, aber immerhin hat er eine tolle Verlobte, eine, die so toll ist, dass er eigentlich kaum glauben kann, dass sie ihn heiraten will. Zack hat außerdem einen coolen, etwas nihilistischen Freund, der sehr reich ist und ihn in seiner Villa wohnen lässt. Und einen Bruder, der behindert ist. Und noch einen Bruder, der ein verspäteter Punk ist. Und einen verschollenen Vater, der verantwortungslos ist. Und eine Freundin, die er eigentlich liebt, aber das ist nicht die, mit der er verlobt ist.
    Ach ja, und seit ein paar Tagen pinkelt Zack morgens Blut.


    Die Fragen lauten also: Hat Zack Krebs? Wird er Hope, die tolle Freundin heiraten? Wird er seinen Job aufgeben? Und wird er sich des Kindes annehmen, das der verantwortungslose Vater kürzlich fremdvögelnd in die Welt gesetzt hat?


    Die Antworten hierauf stehen bereits nach wenigen Seiten fest (bis auf die Sache mit dem Kind, weil das erst im letzten Viertel auftaucht), denn Tropper ist sich in seinem dritten Roman treu geblieben. Alles wird gut. Natürlich wird es das. Zack muss gegen einige, allerdings nicht nennenswerte Widerstände ankämpfen, die in der Hauptsache in ihm selbst zu suchen sind, einige anstrengende Situationen durchleben, von denen ein, zwei die Peinlichkeits- und Klischeegrenze weit hinter sich lassen, und dann können sich alle schmachtend in den Armen liegen. Hach, wie schön. Das ist es zuweilen tatsächlich. Und humorvoll und all das. Aber langsam reicht's. Tropper wiederholt in "Enthüllt" alles, was er zuvor bereits in "Zeit für Plan B." und "Der Stadtfeind Nr. 1" und nach "Enthüllt" in "Mein fast perfektes Leben" getan hat. Freunde und Familie, mehr braucht es nicht zum Glücklichsein. Trautes Heim undsoweiter. Beschaulich, possierlich und irgendwie humorig-gemütlich. Allerdings auch ermüdend. Jedes der vier Bücher für sich genommen macht sicherlich großen Spaß. Schade aber, wenn jemand so viel Schreibtalent damit vergeudet, immer wieder die genau gleiche Geschichte zu erzählen.

  • Autsch! :grin


    Schade eigentlich. Manche Autoren schreiben wirklich witzige Bücher... aber von Mal zu Mal verpufft ihr Esprit mehr. Mit Nick Hornby ging es mir auch so. Das erste, das ich las, war gut gemacht. Das letzte nur noch gut gemeint.


    Mit Deinen Büchern ging es mir bislang aber nicht so. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Huhu, Batty.


    Der Vergleich mit Hornby paßt schon irgendwie. Wobei ich - obwohl ich Troppers Stil lieber mag - Hornby attestieren muß, daß er wenigstens noch versucht hat, irgendwie unterschiedliche Geschichten zu erzählen.


    Zitat

    Mit Deinen Büchern ging es mir bislang aber nicht so.


    Warten wir's mal ab. :grin
    (Aber Du kennst ja jemanden, der das nächste als frühe Rohfassung kennt, kannst Dir also schonmal eine Vorabmeinung holen. ;-))

  • Ich lese das Buch auch gerade und auch ich finde es nicht so gut. Leider wiederholen sich viele Dinge, welche er in diesem Buch auch nicht so witzig rüber bringt!


    Aber kann es sein das das Buch vor den anderen Erschienen ist?

  • Hallo, Elmar.


    Meines Erachtens ist "Enthüllt" (bescheuerter deutscher Titel übrigens) der vorletzte Tropper, also ergibt sich folgende Reihenfolge:


    Zeit für Plan B.
    Der Stadtfeind Nr. 1
    Enthüllt
    Mein fast perfektes Leben

  • Hallo Tom
    ja ich habe noch mal nachgeschaut und habe es dann auch gefunden. Wobei ich es nicht glauben kann!


    Wahrscheinlich hatte Tropper das Skript in der Schublade und als er noch unbekannt war wollte es keiner haben. Nach 2 Bestsellern kann man dann alles auf den Markt werfen!


    Gruß
    Elmar

  • Ist Belletristik. Unter "Humor und Satire" gehören Dinge wie Evers' "Die Welt ist nicht immer Freitag" oder Schmidts "Sex ist dem Jakobsweg sein Genitiv". Obwohl Tropper zeitweise lustig ist, sind es doch lupenreine belletristische Romane, die er schreibt. Und von Satire kann keine Rede sein.


    BTW, "Enthüllt" ist nicht nachgeschoben worden.

  • Also mein Fazit aus Euren Kommentaren:


    wenn ich "Mein fast perfektes Leben" (was mir übrigens sehr gut gefiel) gelesen habe und "Der Stadtfeind Nr. 1" noch bei mir subbt, kann ich mir dieses Buch schenken.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • ...ich werds trotzdem zumindest kaufen. Dann happich ale vier. Der Stadtfeind und Mein fast perfektes Leben haben mich begeistert, bin gerade bei "Ziet für Plan B", das ich auf einem Ramschtisch entdeckt habe.
    Warum Tropper immer das selbe schreibt? Ich denke, das liegt (zum großen Teil auch) am US-amerikanischen Markt. Das hat sich bewährt, Tropper wird auf dieses Thema bzw. ähnliche Figuren festgelegt, das erwarten Verlag, Agent und Leserschaft.
    Er ist aber bei weitem nicht der einzige Autor, der immer wieder die selben Geschichten mit anderen Figuren erzählt. Wobei es einige wenige gibt, die auch dieses so meisterlich beherrscht haben, dass es stimmig war. John Fante z.B., dessen literarisches alter ego Alberto Bandini sich wie ein roter Faden durch seine Romane zieht.

  • Tom, deine Rezi erinnerte mich spontan an Ildiko von Kürthy. Da ist es ja genauso. 5 Bücher und immer die gleiche Geschichte. Verkauft sich trotzdem prima :gruebel
    Ich werde diesem Tropper eine Chance geben, da ich bisher nur "Mein fast perfektes Leben" kenne.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Mir hat das Buch ganz gut gefallen, ich fand es kurzweilig und unterhaltsam, ich mag diese perfekte Balance zwischen Humor und Gefühlsduseligkeit ganz gern. Die Handlung und die Personen fand ich originell, den Erzählton leicht und angenehm. Und ich liebe Happy Ends - noch schlimmer, ich brauche sie!


    Allerdings ist es mein erstes Buch von Tropper, weshalb ich nichts darüber sagen kann, inwieweit sich dieses Buch von seinen anderen unterscheidet. Ich habe sie immer vom Verlag geschenkt bekommen und ohne zu lesen weiterverschenkt, weil gerade Weihnachten oder Geburtstag war. Jetzt werde ich mir den Stadtfeind doch kaufen müssen, weil "Enthüllt" mir vom Stil sehr lag. Oder lieber Zeit für Plan B?
    Liebe Grüße


    Birnbaum

  • Für mich war es das 1. Buch von ihm, das ich in Händen hielt und mir hat es gut gefallen, andere Werke werde ich mir auch noch bei Gelegenheit zu Gemüte führen, weil mir hat sein Schreibstil gefallen...und wenn ihr sagt, dass die vorigen Bücher noch besser waren, dann erst recht :rofl


    LG Petra