Facharbeit in Deutsch zum Thema Bildungsroman - ein paar Anregungen erwünscht ;)

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    Yakomoz Das Thema Erziehung ist gar nicht so verkehrt. Zwar besteht ein Unterschied zwischen Erziehungs - und Bildungsroman, aber auch in letzterem spielt der Einfluss der Umwelt oder sogenannter "Mentoren" eine wichtige Rolle. Würdest du denn sagen, dass Rousseau Theorie auch heute noch aktuell - eben vor allem in der Pädagogik - sind?


    Ich denke Rousseau stößt relativ schnell an Grenzen.
    Eine kindliche Sozialisation beginnt ja nicht erst mit 15 Jahren, sondern schon im Kindergartenalter. Erst ab einem gewissen Alter können Säuglinge Gesichter zu Mutter und Vater zuordnen und erst später zu Verwandten und zu Freunden. Ab dem 3.Lebensjahr kann das Kind, zumindest ist das eine allgemeine Grundregel, wirklich zwischen Personen anhand von Merkmalen wie Haarfarbe, Augenfarbe etc.pp. unterscheiden. Und erst da setzt die "umweltliche" Sozialisation ein, also sprich die Kommunikation mit anderen Kindern durch das gemeinsame Spiel. Es lernt in so einer Gruppe, vor allem mit Gleichaltrigen und auch gerne Älteren, dass es soziale Grundregeln gibt in einer Gruppe, sprich eine gewisse Form der Realität.
    Émile in Rousseaus Werk wächst nur mit seinem Lehrer auf - Folgende Frage stellt sich mir dabei: Wie reagiert dieses Kind, wenn du es mit einem gewissen Alter aus der Isolation entlässt? Wie soll es in einer Gruppe agieren bzw. in einer Rangdordnung einen Platz einnehmen, wenn er nicht einmal weiß, was das ist?
    Wie soll ein Kind selbstständig Probleme lösen lernen bzw. seine Grenzen testen, wenn es keine Gruppe hat, mit der es austesten kann, wie weit man gehen kann bei Eltern, Lehrern etc.?


    Sicherlich, das Werk hat sehr viel mehr Aspekte zu liefern, vor allem die "natürliche Entwicklung" und das Selbstbestimmungsrecht des Kindes bei den Lernaufgaben und vor allem auch das Anfassen, also wirkliche Erleben von Abläufen des Lebens hat er hervorragend umgesetzt. Nur, der obere Teil schlägt vor allem mir als angehende Pädagogin bzw. Lehrerin sehr schwer auf den Magen.


    Zitat

    Nun, die Länge der Facharbeit schwankt sehr stark zwischen den Kursen. Soviel zum Thema "fairer Wettbewerb" - es gibt Lehrer, die geben kein Limit, wobei natürlich klar ist, dass derjenige mit 70 Seiten wohl besser bewertet wird als einer mit 20.


    Dem möchte ich widersprechen.
    Der Umfang sollte bei so einer Arbeit vollkommen unbedeutend sein; du gewinnst keinen Blumentopf, wenn du 70 Seiten schreibst und nur Wikipedia z.B. kopiert hast, während sich einer anderer die Mühe gemacht hat in kurzer, prägnanter Form auf vielleicht 20 Seiten sein Thema darzustellen und sich dafür aber um viele Quellen, auch zum Vergleich, bemüht hat. Ich hoffe doch mal, eure Lehrer bewerten nicht die Quantität, sondern die Qualität ;=)

    Wenn ich ein Buch lese, ein gescheites ebenso wie ein törichtes,
    ist es mir, als lebte es und spräche mit mir. (Jonathan Swift, 1667 - 1747))


    :lesend Vladimir Nabokov - Lolita (Leserunde)

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    Original von MaryRead
    Ich finde, es sollte auch andere Wege ins Eulennest geben als den "klassischen" über Mitlesen und Vorstellen. Wer mit einer so durchdacht formulierten (Buch-)Frage herkommt wie "lyrisches Ich" und freundlich und interessiert auf (freundliche) Kommentare eingeht, die ist mir hier herzlich willkommen. Wer weiß, vielleicht gefällt's ihr ja, und sie bleibt. Wenn nicht, hatten wir immerhin eine interessante Diskussion.


    Ich sehe da durchaus einen deutlichen Unterschied zu den üblichen "Wer macht meine Hausaufgaben?"-Threads, die mich auch sehr nerven.


    :write :write :write


    Mary, das sehe ich auch so, die Anfrage ist fundiert, freundlich und sachlich, warum sollte man das nicht fragen? Das Thema finde ich super interessant, hab aber überhaupt keine Ahnung davon. Ich glaube, ich geh mal bei Frau Zschirnt über den einen oder anderen Bildungsroman stöbern... Und wenn jemand sowas schafft, daß ich versuche, meine Bildung aufzupolieren, dann finde ich das super!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von lyrisches_ich
    Nun, die Länge der Facharbeit schwankt sehr stark zwischen den Kursen. Soviel zum Thema "fairer Wettbewerb" - es gibt Lehrer, die geben kein Limit, wobei natürlich klar ist, dass derjenige mit 70 Seiten wohl besser bewertet wird als einer mit 20. Dann widerrum sind in manchen Kursen 15 Seiten inkl. Quellenverzeichnis und Gliederung die Vorgabe, dann sind die Themen auch dementsprechend weniger umfangreich. Normal sind um die 20 Seiten reiner Text (mit Zeilenabstand, mind. Schriftgröße 12, breiter Rand für die Heftung ... praktisch natürlich für all die Leute, die im Prinzip zu wenig Text habe ... rechts und links 1cm mehr, et voila) Nun ja, ich hab's geschafft, 25-27 Seiten durchzusetzen, da mein Thema eben sehr sehr umfangreich ist. Ich darf gar nicht laut sagen, dass auch das im Prinzip für mich zu wenig ist ...


    Also, da ich das irgendwie echt unglaublich finde, hab ich das heute direkt mal nachgeguckt. Immerhin will ich ja auch in nicht allzu ferner Zukunft (hoffen wirs mal ;-)) Lehrerin werden und da hat es mir keine Ruhe gelassen ;-). Jedenfalls ist es in NRW so, dass die Facharbeit zwischen 8 und 12 Seiten lang sein darf. Das war auch ungefähr das, was ich im Kopf hatte. Da gibt es, soweit ich weiß, auch gar keinen Spielraum der einzelnen Lehrer. Denn sonst ist die Vergleichbarkeit nun wirklich nicht mehr gegeben (wobei das auch so angezweifelt werden darf oder zumindest ist es diskussionswürdig). Dass man mit 70 Seiten bessere Chancen auf ne gute Note hat, glaub ich auch nicht zwingend. Mehr ist in den meisten Fällen nicht besser.


    Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass es ne gute Note wird.


    Liebe Grüße
    Groupie :trippel

  • Caia


    Freut mich, dass ich dir einen Anreiz zum Nachschlagen geben konnte. ;)


    @all


    Nun, bei uns ist es eben bspw. so, dass der Kursleiter des LKs Geschichte kein Seitenlimit gibt. Soll heißen, in seinen früheren LKs gab es Leute, die an die 70 Seiten geschrieben haben und dabei wirklich wissenschaftlich gearbeitet bzw. sehr viel fundiertes geschrieben haben. Daneben hat ein anderer mit 20 Seiten vielleicht auch sauber gearbeitet, aber eben nicht so umfangreich bzw. weniger Aufwand betrieben. Ist ja das gleiche wie bspw. im Deutsch-Aufsatz - wer in der vorgegebenen Zeit 10 gute Argumente bringt, wird natürlich besser bewertet als einer, der nur 5 - ebenso gute - hat.


    Groupie


    Dass Facharbeiten vergleichbar sein sollen ist sowieso eine Idealvorstellung (s. das Geschichts-LK-Beispiel ... oder im Bio-LK gibt es teilweise Leute, die lediglich ein Herbarium mit Blümchen vor ihrer Haustüre basteln müssen, das höchste der Gefühle wäre noch ein kurzer Text, natürlich aus dem Pflanzenlexikon abgeschrieben ... gibt's alles). Aber das ist genauso wie in der Schule generell, es ist eben nicht immer fair.