Schnitzelfarce - Pierre Emme

  • 2. Fall der Mario Palinski-Reihe
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    Kurzbeschreibung:


    Den Samstag im September, an dem das traditionelle Döblinger Hauptstrassenfest stattfindet, wird Palinski nicht so schnell vergessen. Eigentlich will er sich nur den Preis für seinen 2. Platz im Schnitzelwettbewerb einer Fast-Food-Kette abholen, an dem er aus Jux teilgenommen hat. Stattdessen wird in seiner unmittelbaren Nähe eine Frau im Rollstuhl erschossen. Der anscheinend von einem Terroristen abgegebene Schuss hat allerdings dem Stadtrat für Tourismus gegolten, der die Siegerehrung vornehmen sollte. Eine Aufgabe, zu der sich der Politiker im gerade herrschenden Wahlkampf nur zu gerne bereit erklärt hatte. Dass am selben Tag auch der linke Ringfinger des entführten Kommerzialrats Eugen Filzmayer mit einer Lösegeldforderung bei der Familie aufgetaucht ist, geht im Trubel der Ereignisse auf dem Fest fast unter …



    Über den Autor:


    Der unter dem Pseudonym Pierre Emme schreibende Autor ist 61 Jahre und lebt in Wien. Der promovierte Jurist kann auf ein abwechslungsreiches Berufsleben zurückblicken und aus den unterschiedlichsten Quellen an Erfahrungen und Erlebnissen schöpfen. Mit dem Kriminalroman „Schnitzelfarce“ setzt er seine im Frühjahr 2005 gestartete „Palinski“-Serie fort.



    Eigene Meinung:


    Wow. Mit seinem zweiten Fall rund um den Wiener Mario Palinski ist Pierre Emme ein wahrer Knüller gelungen. Von der ersten Seite bis zum letzten Wort der Epilogs fesselt dieser Krimi und überrascht einen von einer Seite zur nächsten, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.


    Vor kurzem ist es erst Ian Rankin gelungen Henning Mankell auf meiner persönlichen Krimibestenliste vom Thron zu stoßen, aber jetzt bekommt der Schotte ernsthafte Konkurrenz, wenn es Pierre Emme gelingt dieses Niveau in seinen weiteren Fällen zu halten.


    Seit Mario Palinski an der Lösung seines ersten richtigen Falles beteiligt war, hat sich in den letzten fünf Monaten einiges getan. Er hat ein Institut für „Krimiliteranalogie“ gegründet, welches vom Innenministerium subventioniert wird und wird von der Polizei nun offiziell als Sachverständiger herangezogen. So bekommt Palinski im Wiener Landtagswahlkampf gleich wieder neue Arbeit. Während ein bekannter wohlhabender Unternehmer entführt wurde und die Entführer nach bereits gezahlten Lösegeld ein zweites Lösegeld stellen, ereignet sich mitten im Wahlkampf ein Attentat und sofort hängt das Gespenst Terrorismus über Wien.


    Daraus strickt Pierre Emme einen fantastischen Krimi. Der Fall ist super erdacht und von vorne bis hinten logisch aufgebaut und mit vielen Raffinessen ausgestattet, die immer wieder neue Erkenntnisse bringen und so dem Leser in Atem halten.


    Hinzu kommt ein überaus gelungener Hintergrund. Pierre Emme lasst einen Wiener Schmäh laufen, dass man oft laut lachen muss – ohne die ganze Geschichte ins Lächerliche zu ziehen, wohl dosiert aber gnadenlos witzig. Dazu hat sich Pierre Emme ein Ensemble aufgebaut, das sich sehen lassen kann. Seine Figuren leben. Vom Innenminister über Mario Palinski bis zur kleinsten Nebenfigur. Man trifft bekannte Gesichter aus dem Vorgänger Pastetenlust, erlebt deren Entwicklung – und bei manchen Figuren hat man den Verdacht, dass hier eine reale Figur des öffentlichen Lebens karikiert wird. Dazu kommt noch ein Schuss Sozialkritik und fertig ist einer der besten Krimis, die ich bisher gelesen habe.


    Als zusätzliches Zuckerl hört der Krimi nicht mit der Lösung auf, sondern in Zeitungsberichten und Briefen etc. erfährt man auch noch in groben Zügen den weiteren Fortgang der Geschehnisse.


    Ich vergebe 10 Punkte und würde mehr vergeben, wenn es mehr gäbe.

  • Ha, der liegt hier schon irgendwo herum, dieser zweite Teil, nachdem mir "Heurigenpassion" gut gefallen hat. Super, vielen Dank für die Rezi und damit einhergende Erinnerung an diese Krimireihe. :-) Klingt jedenfalls noch interessanter als "Heurigenpassion".