Das Tagebuch der Ellen Rimbauer "Mein Leben auf Rose Red" von Joyce Reardon herausgegeben

  • Guten Morgen Bellamissimo


    Also vorerst möchte ich noch einmal ganz klar betonen, Du kannst für dieses "Schlamassel" überhaupt nichts....
    ....und was mich jetzt eben sehr nachdenklich und auch etwas traurig stimmt, ist Deine Bemerkung, dass man ja an irgendetwas glauben muss.


    Soweit kommen wir eben....wenn wir Leser mit solchen Sachen hinters Licht geführt werden. Wir sollten doch glauben dürfen und nicht glauben müssen....
    Bei mir ist das nämlich so, wenn ich soweit bin, dass ich mich dazu zwingen muss, an etwas zu glauben, dann ist bereits irgendwann, irgendetwas in mir kaputt gegangen....das hat wohl mit dem Urvertrauen zu tun, wenn das Risse abbekommen hat, dann fängt es leicht an zu zerbröckeln.
    Das ist übrigens nicht nur mit den Büchern und dem Lesen so, dasselbe gilt bei mir für alle Lebensbereiche.


    Noch fehlen ja hier die griffigen Beweise, ob es sich wirklich um ein "Verarschung" handelt. Jedoch, der Samen der Verunsicherung und der Verwirrung ist gesät....


    Weisst Du, ich bin seit Jahrzehnten eine leidenschaftliche Biografienleserin, und ich lese auch fast ausschliesslich nur noch Biografisches. Daher denke ich, dass ich schon einige Erfahrungswerte gesammelt habe, was dieses Genre betrifft. Und somit weiss ich mittlerweile auch, dass jede Biografie immer mit einer gewissen Skepsis zu geniessen ist, auch wenn sich der Autor sehr bemüht, mit grösstmöglicher Sorgfalt und Sachlichkeit an die Lebensgeschichte seiner Person heran zu gehen um sie so auch dem Leser weiter zu vermitteln
    Noch skeptischer bin ich bei Autobiografischem. Ich lasse mich nicht mehr so leicht vom Eindruck "grösster Offenheit" verführen, denn andererseits ist manches trotzdem geschönt, und das, worüber der Verfasser nicht schreiben möchte, das lässt er einfach weg.


    Aber bei all dem glaubte ich bisher immer, dass mir keine komplett erfundene fiktive Geschichte als wahre Begebenheit aufgetischt wurde....und zudem suche ich, wenn mich eine Person wirklich zu interessieren beginnt nach allem was je über sie geschrieben wurde....so erhalte ich dann schon mit der Zeit eine vielfältigere Sicht....und ich erarbeite mir so eine "gewisse" Komplexität.


    Wenn ich nun die Geschichte um dieses Tagebuch richtig interpretiere, dann war da zuerst der Film, wie hiess er noch "Rose Red"???....der offensichtlich eine grosse begeisterte Fangemeinde fand....Dass man sich dann vielleicht überlegt hat, jetzt schreiben wir noch ein Buch dazu, und zwar in Tagebuchform, gaukeln diesen Fans vor, dass diese Tagebücher authentisch sind, dann sind da sicher wieder Millionen zu verdienen....
    Wenn nämlich von Anfang an klar und sauber informiert worden wäre, dass dieses Buch fiktiv ist, dann hätten sie wohl keinen Bruchteil davon verkaufen können.....


    Wenn das nun wirkllich so wäre, wie ich nun versucht bin mir zusammen zu reimen, dann wäre das in meinen Augen einfach eine Riesenschweinerei....
    Ich würde ja so gerne glauben, dass es nicht so ist....aber das geht jetzt einfach nicht mehr.....


    Nichts für ungut Bellamissimo....und ich hoffe sehr, dass Du uns trotz dieser unguten Geschichten um dieses Buch noch manche weitere Bücher vorstellen magst, dass Du Dich nicht abschrecken lässt von etwas, wofür Du absolut nichts kannst....


    Aufmunternde Grüsse Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Juhuuu Bouquineur....


    my English is not so good, that I could understand what Stephen King will say me.... :cry



    Edit: wie ist das denn nun mit diesen Photos....sind die alle auch getürkt? Hat die ein guter Grafiker hergestellt? Oder wie oder was?

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  • Joan


    das Ganze war ein Presse- und Publikumsgag, ausgehend von der Fernsehserie, natürlich mit Blick auf die Verkaufszahlen.
    Es bekam sogar einen wissenschaftlichen Touch, da so getan wurde, als wäre Joyce Reardon eine Professorin für 'Übersinnliches' - es geht offenbar um ein Geisterhaus - , die im Lauf ihrer Forschungen dieses 'Tagebuch' entdeckt und ediert hätte. Sogar die Website ihrer angeblichen Universität wurde aufgebaut.
    Ein Spiel.
    ;-)


    Das Buch erschien Ende 2001, nicht lange danach 'sickerte' durch, daß das Buch ein Roman war und dann konzentrierte man sich nur noch auf die Frage der Autorschaft.
    Stephen King lag nahe, da er auch das Drehbuch für die TV-Serie geschrieben hatte. Ich nehme an, sein Name brachte dem Verlag noch einige zusätzliche Verkäufe.


    Bereits 2002 aber war überall nachzulesen, daß es sich um 'Fiction' handelt.


    Die Verwirrung hier im Forum entstand wohl deshalb, weil dieser Roman unter 'Autobiographien/Biographien' eingeordnet wurde und nicht unter Belletristik, wo er hingehört.
    Am besten also dorthin verschieben, dann ist die Sache klar.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Joan, im Text auf der Startseite lobt Stephen King die hervorragende Arbeit von Ridley Pearson. Er habe eine gute Arbeit geleistet.
    In der Einleitung schreibt King: Nun könne es ja gesagt werden...


    Und was die Bilder betrifft: Die konnte man schon vor dem digitalen Zeitalter türken. Man erinnere sich an die rot eingefärbte Wasserspur nach dem Luxorattentat...
    Oder mache mal einen Besuch in der Ausstellung "Bilder die Lügen" im Museum für Kommunikation. [klick]

  • Magali und fabuleuse....


    Danke auch Euch für Eure Aufklärungsarbeit....somit ist jetzt für mich der Groschen auch gefallen!!


    Nur frage ich mich jetzt schon die ganze Zeit, warum ich das nicht so locker sehen kann....ich sehe das weder als Spiel, noch als Gag. Es ist und bleibt für mich eine grosse Verarschung.


    King schreibt also in seiner Einleitung: Nun könne es ja gesagt werden....
    Was bitte soll das denn heissen? Für mich heisst das: die Millionen sind gescheffelt....daher: April, April!!!!!!!.....


    ....und was zurückbleibt, das sind Tausende und Abertausende von verunsichterten, vormals gutgläubigen Lesern.


    Und wie Ihr sehen könnt....auch Bellamissimo ist dieser Geschichte auf den Leim gegangen, sie hat uns dieses Buch im besten Glauben und mit bestem Gewissen als wahre Geschichte vorgestellt....


    Ja, ich gehe soweit zu fragen, ob man überhaupt noch irgendeine Biografie/Autobiografie als eine solche vorstellen soll hier im Forum.... denn persönlich kenne ich ja kaum jemanden von den Protagonisten, somit könnte ja wirklich alles erstunken und erlogen sein :rolleyes


    Ich überlege mir, ob ich meine biografischen Bücher in Zukunft nicht besser grad von Anfang an unter Belletristik einordnen soll..... ?(


    Grüessli Joan

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  • Joan, ich denke nicht, dass du das ändern musst mit den Rezensionen.


    Lesen bildet, macht aber auch neugierig. Ergo wirst du vielleicht zwischendurch auch mal Nachforschungen anstellen. Willst wissen, wie es zu dieser oder jener Zeit war und so weiter.
    Beim King-Buch kommt dazu, dass sehr viele Hinweise enthalten sind, denen man nachgehen kann. Irgendwann - früher oder später - musste es also möglich sein, das Buch als gefaked anzusehen.


    Biografien werden oft (immer?) Fragen aufwerfen. Interessant ist auch, über eine Person zu lesen, über die es mehrere Biografien gibt. Die einen Autoren mögen den Porträtierten sehr, sind vielleicht sogar richtige Fans von ihm, andere mögen ihn, sind aber kritischer und hinterfragen mehr. Eine weitere Gruppe sind dann diejenigen, die generell eher kritische Biografien schreiben (wollen).


    Und auf gefälschte Tagebücher, Biografien etc. sind schon ganz andere reingefallen (was mit entsprechendem Hinterfragen und/oder recherchieren vielleicht nicht so schlimm geworden wäre). Kummers Interviews mit Promis gehören da auch dazu.


    Geniesse also weiterhin deine (Auto)Biographien und setzte sie als Rezi auch in den Biografien rein :-)

  • Gut, das ich das unter Autobiographie/ Biographie eingestellt habe ist mein fehler, Sorry. Also denken wir es unter Bellertrestik.


    An das was ich glaube, das muß ich ausmachen. Auch wenn es nur ein Buch ist also, Joan nicht traurig sein über meine Aussagen. Klar ist das sch... wenn man als leser verarscht wird bin ich jetzt auch über das Buch. Aber ich meinte mit glauben nicht unbedingt das Buch bzw.lesen sondern allgemein.


    Jetzt bin ich schlauer, dank euch ... :frieden

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Joan


    eine solche Aktion ist ganz sicher nicht 'locker' zu sehen. Das Ganze gehört eben in das Gebiet der Grenzverschiebung, die wir ja auch bei der ARG-Diskussion wegen der Lancierung eines neuen hier Thrillers angeführt hatten.
    Ich kann so etwas überhaupt nicht gutheißen.
    Hier geht Markt vor Menschen.


    Das kommt aber immer wieder vor, vor dem oben genannten Buch war es das hier, das lange als 'echt' galt.



    Was Deinen weiterführenden Rundumschlag gegen Biographien und Autobiographien betrifft, bin ich verwundert:
    weder die eine noch die andere Art Buch enthält mehr als persönliche Standpunkte, Meinungen, Ansichten.


    Bloß weil XY sagt, das Fahrrad war grün, muß das noch lange nicht so gewesen sein. Das Rad kann auch blau gewesen. Oder es war gar kein Fahrrad, sondern ein Motorrad. Oder keins von beiden und überhaupt in einem ganz anderen Jahr.
    Erinnerungen sind eine wenig verläßliche Angelegenheit, auch wenn man nicht bewußt schönfärben oder sogar lügen will.


    In einer Autobiographie ist das deutlicher, es ist der Blick auf die Welt aus den Augen von XY.
    In der Biographie ist das um eins verschoben, da haben wir den Blick auf die Welt von XY zusammengefaßt mit den Worten von YZ.


    Beide Genre verlangen vor allem eins: eine äußerst kritische Lektüre.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali....mein "Rundumschlag" wie Du das nennst, gegen Biografisches war ein zugegebenermassen zynisch gefärbter Versuch, meine Betroffenheit in dieser Angelegenheit kundzutun.


    All das andere, was Du schreibst, das kann ich nur unterschreiben. Jeder der auf sein eigenes Leben zurückschaut, weiss wie es sich verhält mit den "Sicherinnernkönnen"....ausser vielleicht, man führe ein peinlichst genaues Tagebuch....womit wir wieder bei den Tagebücher wären :grin


    Jedoch...da werden wir uns einig sein, es gibt Biografien, wo wir erfassen können, dass der Autor die bestmöglichsten Absichten hatte und äusserst sorgfältig recherchierte....was dann auch hin und wieder dazuführen kann, dass er bei jedem kleinsten Piep eine Fussnote setzt mit den Angaben zur Quellenliteratur....was dann manchmal den Lesegenuss recht stören kann....und auch dazu führt, dass 1/4 des gesammten Buches für die Fussnoten-Erklärungen draufgeht.
    Im Gegensatz dazu gibt es die schludderigen Biografien, die meistens kurz nach dem Tod eines Prominenten erscheinen. Im Sinne von, je schneller sie nach dem Ereignis auf dem Markt erscheinen, desto mehr Geld ist zu verdienen....
    Es gibt auch Biografien, da wird wegen fehlendem Wissen über die Lebensgeschichte der portraitierten Person, dasganzes Leben und Sein nur über deren Werke definiert.
    Interessant wird es vor allem dann, wenn Biografen in ihren eigenen Werken die Werke anderer Biografen korrigieren oder gar angreifen....solches habe ich in unvergesslicher Menge im Buch GARBO v. Barry Paris gefunden.


    Ähm....wie ist denn jetzt diese Geschichte über das Tagebuch dieses verhungerte Mädchens letztlich ausgegangen??? ....der Thread bricht nach wenigen Postings ab, leider.


    Grüessli Joan

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  • Zitat

    Original von Joan


    Ähm....wie ist denn jetzt diese Geschichte über das Tagebuch dieses verhungerte Mädchens letztlich ausgegangen??? ....der Thread bricht nach wenigen Postings ab, leider.


    Grüessli Joan


    Das hat mich auch interessiert :-)


    Selbst dazu gibt es einen Artikel bei Wiki:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Idilia_Dubb


    Obwohl da nicht ganz draus hervorgeht, ob es echt oder eine Fiktion ist.

  • Joan


    klar gibt es Biographien, deren VerfasserInnen die bestmöglichen Absichten hatten - bleibt die Frage, was 'bestmöglich' ist.
    Kein einfaches Genre.


    Die Tagebuch-Geschichte?
    Bouquineur hat schon verlinkt.


    Ich fürchte, wir müssen uns die Frage stellen, ob es Miss Idilia überhaupt je gegeben hat. Und ich fürchte, die Antwort geht in Richtung: nein.


    Ergo: eine schöne Grusel-Geschichte.




    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist zwar schon eine Weile her, das ich es gelesen habe, aber ich denke noch oft daran.


    Mir gefällt besonders, das es sich bei dem Buch um Tagebucheinträge handelt, die man schnell und flüssig lesen kann. Es gibt einige ziemlich große Zeitsprünge zwischen den Einträgen, manchmal liegen Wochen oder Monate dazwischen. Trotzdem kann man dem Geschehen sehr gut folgen. Ich finde es trotzdem hilfreich, wenn man sich auch die Verfilmungen zum Buch anguckt. " Das Haus der Verdammnis " von Stephen King erzählt die Geschichte von Rose Red und seinen Bewohnern im Nachhinein. Eine Professorin, Joyce Reardon, besucht das Haus mit einer Gruppe Menschen, die telephatische und telekinetische Fähigkeiten haben. Sie werden von Steven Rimbauer, dem Urenkel von Ellen, begleitet. Dabei wird auch einiges über die Geschichte von Rose Red erzählt, zB den Selbstmord von Douglas Posey. In der Verfilmung " Das Tagebuch der Ellen Rimbauer " wird die Geschichte von Ellen Rimbauer und Rose Red erzählt. Sie kommt dem Buch schon ziemlich nah. Obwohl viele Menschen meinen, das man erst ein Buch lesen und dann den Film gucken sollte, sehe ich das als relativ egal an. Ich kannte beide Filme vor dem Buch und habe es so empfunden, das noch ein paar Fragen, die beide Filme offen ließen oder nicht ganz klar darstellten, durch das Buch beantwortet werden konnten. Für mich ist die Geschichte jetzt abgerundet.

  • Zitat

    Original von Faraday
    Ich zieh mal den Thread hoch:


    Ich bin seit längerem auf der Suche nach dem Tagebuch der Ellen Rimbauer. Hat es eine Eule bei sich rumstehen und möchte es loswerden? :grin


    Ich auch, ich auch :freude

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

  • Also ich habe das Buch nun auch fertig gelesen und na ja.. Es war in Ordnung aber man hat definitiv nichts verpasst wenn man es nicht liest..
    Ich konnte mich gar nicht in Ellen reinversetzen und sie wurde mir auch nicht symphatisch.. Die Geschichte selbst fand ich auch ziemlich abstrus..


    Ich würde hier 5 von 10 Punkten vergeben.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.